Von Braunschweig nach Schönebeck: Mit einer beeindruckenden Team-Leistung hat die deutsche Leichtathletik-Mannschaft bei der Team-EM für reichlich Furore gesorgt und sich den Titel geholt. Verschnaufen können Fünf von ihnen nur kurz, denn bereits am Freitag (27. Juni) gehen Team-Kapitän und Diskushüne Robert Harting, die beiden Kugelstoßer David Storl und Christina Schwanitz sowie Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler und Diskus-Nachwuchshoffnung Shanice Craft beim Sole-Cup in Schönebeck an den Start.
Im vergangenen Jahr fiel der Sole-Cup dem Hochwasser an der Elbe zum Opfer. Jetzt gab das Organisationsteam erneut richtig Gas, um bei der neusten Auflage wieder ein exklusives Starterfeld aufzubieten. Und es ist das Beste, was die deutsche Leichtathletik im Werfen und Stoßen derzeit zu bieten hat.
Die Vorfreude ist dementsprechend riesig. Unter die nationale Weltklasse in den Disziplinen Hammer, Diskus und Kugel mischen sich auch einige internationale Stars wie die beiden Hammwerfer Frederick Pouzy aus Frankreich und der Amerikaner Garland Porter sowie Diskuswerferin Lijiao Gong aus China.
Weltjahresbeste Heidler führt das Hammer-Feld an
Den Auftakt bestreiten die Hammerwerfer. Nach der weibliche Jugend U20, sie startet um 14 Uhr, gehen die Männer in den Ring. Angeführt wird das Feld von Alexander Ziegler (LG Staufen), der mit einer Saisonbestleistung von 75,53 Meter anreisen wird. Viele Meter fehlen dem 26-Jährigen nicht mehr, um die Norm für die Europameisterschaften in Zürich (Schweiz, 12. bis 17. August) zu erfüllen. Angegeben ist sie mit 77,50 Meter.
Die Weltjahresbeste kommt: Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt) sorgte erst vor wenigen Tagen beim World-Challenge-Meeting in Ostrava (Tschechische Republik) für eine Hammer-Weite. Sie jagte den Hammer auf 78 Meter und setzte sich an die Weltspitze. Ebenfalls in einer bestechenden Form präsentiert sich Kathrin Klaas (LG Eintracht Frankfurt), die sich in Ostrava mit einer Weite von 74,61 Meter auf Rang sieben der Weltjahresbestenliste schob. Während die beiden die EM-Norm bereits abgehackt haben, fehlen Carolin Paesler (LG Eintracht Frankfurt) lediglich 87 Zentimeter an 70,80 Meter. In Schönebeck nimmt sie nun erneut Anlauf.
Storl und Schwanitz eine Klasse für sich
Einsam zieht David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) seine Kreise im Kugelstoßring. Der Doppel-Weltmeister stieß bei der Team-EM die Kugel am weitesten. Ihm reichten 21,20 Meter zum Sieg. Die deutsche Konkurrenz schaut von außen mit Bewunderung zu. Zwischen ihr und dem 23-Jährigen liegen fast schon Welten. Fast 1,50 Meter sind es, die David Storl und den aktuell zweitbesten Deutschen trennen. Das ist Christian Jagusch (SC Neubrandenburg), der sich in dieser Saison schon auf 19,74 Meter steigerte. Dicht gefolgt von Tobias Dahm (VfL Sindelfingen), der mit 19,46 Meter noch lange nicht am Leistungslimit angekommen ist.
Bei den Frauen ein ähnliches Bild. Sie ist einfach eine Klasse für sich - und das zeigte Kugelstoßerin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) auch am Wochenende in Braunschweig. Die 20-Meter-Marke fiel zwar nicht, die übertraf die Zweite der Weltjahresbestenliste aber schon zweimal in dieser Saison mit 20,22 Meter, aber mit einem euphorischen Publikum im Rücken könnte das vielleicht am Freitag erneut klappen. Herausgefordert wird sie von Josephine Terlecki (Hallesche Leichtathletik-Freunde), der zur EM-Norm noch 54 Zentimeter fehlen. Ganz langsam rückt von hinten Shanice Craft (MTG Mannheim) auf, die Junioren-Weltmeisterin belegt aktuell mit 17,47 Meter Rang zwei in der deutschen Bestenliste.
Abschluss mit Diskus-Kracher
Kugelstoßen allein reicht Shanice Craft nicht. In Braunschweig sprang die U23-Athletin nach der verletzungsbedingten Absage von Nadine Müller (Hallesche Leichtathletik-Freunde) beim Diskuswerfen ein und erfüllte ihre Aufgabe mit Bravour, sie holte elf Zähler für das Team. In ihrer momentan bestechenden Form winkt sogar das Ticket für die EM in Zürich, die Norm (61,00 m) hat sie bereits locker in der Tasche. Zuvor kommt die 21-Jährige nach Schönebeck und misst sich mit Nadine Müller sowie einer ebenfalls bisher gut aufgelegten Julia Fischer (SCC Berlin). Alle drei haben in dieser Saison schon Weiten jenseits der 65-Meter-Marke angeboten.
Wie heißt es doch so schön: „Das Beste kommt zum Schluss.“ Nicht anders ist es beim Meeting in Schönebeck. Der frischgebackene Team-Europameister Robert Harting (SCC Berlin) trifft auf seinen deutschen Dauerrivalen Martin Wierig (SC Magdeburg). Nach den beiden Wettkämpfen in Halle und Dessau steht es 2:0 für Robert Harting, der nun seinen dritten Streich vollenden und, wie er selbst betonte, der beste Diskuswerfer Sachsen-Anhalts werden will. Das dürfte ein schwieriges Unterfangen werden, denn ein Martin Wierig lässt sich aus seinem Wohnzimmer nur schwer verdrängen. Vor allem nicht mit dem Publikum, dass ihn schon im Olympiajahr 2012 zu einer neuen Bestleistung getragen hatte. Es ist nun erneut gefragt.