| 400 Meter Hürden

Felix Franz will die Seuchenjahre hinter sich lassen

Dass Felix Franz die 400 Meter Hürden wieder unter 50 Sekunden gelaufen ist, grenzt an ein Wunder. An seinem großen Ziel hält der Hürdenläufer der LG Neckar-Enz fest: 2018 würde er gerne eine EM-Medaille gewinnen.
Christian Fuchs

Die Geschichte ist kaum zu glauben: Sechs Wochen lang war Felix Franz im April und Mai krank. Er lag sogar im Krankenhaus. Nach zwei Wochen Training lief er am Sonntag in Regensburg die 400 Meter Hürden in 49,88 Sekunden, zum ersten Mal seit drei Jahren wieder eine Zeit unter 50 Sekunden: „Das war ganz wichtig.“

Doch genau diese drei vergangenen Jahre haben es in sich: Als 21-Jähriger stürmte Felix Franz 2014 bei den Europameisterschaften in Zürich (Schweiz) in das Finale und wurde dort Fünfter. Im Halbfinale war er eine famose Bestzeit von 48,96 Sekunden gelaufen.

Zwei Seuchenjahre erwischt

Was danach kam, konnte niemand erahnen: „Ich habe zwei richtige Seuchenjahre erwischt.“ Eine tückische Magen-Darm-Krankheit zwang ihn 2015 zum Saisonabbruch. „Ich lag damals wie jetzt lange Zeit im Krankenhaus und durfte drei Monate lang gar keinen Sport machen. Ich musste sehr starke Medikamente nehmen.“

Mit diesen Vorzeichen bereitete er dann „mit aller Kraft“ die Olympiasaison vor. Er nahm an der Uni zwei Urlaubssemester, trainierte richtig hart und bekam die nächste Quittung mit einem schweren Muskelfaserriss, den er sich im Trainingslager zuzog: „Das waren wieder sechs Wochen Ausfall.“

Danach wurde er nach nur zwei Wochen Training Deutscher Meister. Er schaffte es zwar zur EM nach Amsterdam (Niederlande), auf die Olympianorm hatte er nach dem Trainingsausfall aber „keine Chance“. Die Olympia-Teilnahme abzuhaken, sei für ihn „richtig hart“ gewesen.

„Viele Eingriffe und Untersuchungen“

Und jetzt? „Die gleiche Krankheit wie 2015. Ich hatte viele Eingriffe und Untersuchungen. Ich muss schwere Medikamente nehmen. Deshalb schlafe ich am Tag gefühlt 15 Stunden, weil mich das so fertig macht.“

Das Problem ist, dass es keine genaue Diagnose gibt: „Man hat einen Grundverdacht, aber immer noch nicht ganz herausgefunden, was es ist. Man vermutet, dass es eine Krankheit ist, gegen die man nichts machen kann. Das ist schon etwas, das mental sehr an einem nagt.“

Frischer Auftrieb

Aufgeben war für Felix Franz keine Option, auch wenn er sagt: „Die dritte Saison in Folge mit Problemen, das ist ein hartes Ding. Gerade bei den 400 Meter Hürden, wenn es einem im Mai die Beine wegzieht, nachdem man im Training die ganze Arbeit gemacht hat.“

Umso mehr gibt ihm die Leistung von Regensburg frischen Auftrieb: „Ich bin jetzt mega happy, dass ich mit nur zwei Wochen Training eine Zeit von 49,88 Sekunden gelaufen bin. Es fehlt noch einiges, das merkt man schon. Aber man sieht, wo das eigentliche Potenzial liegt.“ Auf dieses Potenzial, verbunden mit seinem Talent, kann Felix Franz vertrauen. Mit seinem Sieg in Regensburg vor dem Frankfurter Luke Campbell (49,96 sec) empfahl er sich für die Team-EM in Lille (Frankreich; 24./25. Juni) und dürfte sich wohl bald über den nächsten Start im Nationaltrikot freuen.

Felix Franz weiß mit Blick auf die nächsten Wochen aber auch: „Man muss sehr, sehr vorsichtig sein. Ich habe wenig Grundlage. Wir haben sehr viele Wettkämpfe abgesagt, um dem Körper genug Zeit zum Regenerieren zu geben.“ Er legt das Hauptaugenmerk jetzt auf qualitativ hochwertiges Training und das einmal am Tag. „Die Wettkämpfe muss ich aber momentan aus dem vollen Training heraus bestreiten, das ist schon schwer.“

EM-Medaille ist das Ziel

Für diese Freiluftsaison hat er sich vor allem die Qualifikation für die Universiade in Taipeh (Taiwan; 19. bis 30 August) zum Ziel gesetzt. „Die WM lasse ich mir offen. Wenn die Norm von 49,35 Sekunden kommt, wäre es geil. Wenn eine Zeit von 49,5 kommt, wäre das auch schon wieder gut.“

Unmöglich ist das nicht, wenn er jetzt gesund bleibt. Denn auch in seiner besten Saison lief er 2014 ähnliche Zeiten zu Saisonbeginn wie jetzt. „Da war aber diese Krankheitsgeschichte nicht davor. Ich weiß jetzt noch nicht, wie viel Substanz es gekostet hat. Wir werden uns die Zeit nehmen, um das wieder aufzubauen.“

Diese Zeit will er sich auch für das nächste Jahr nehmen. Sein Blick geht nämlich bereits Richtung Heim-EM 2018 in Berlin: „Nach 2014 hatte ich mir eine Medaille vorgenommen. Das Ziel steht immer noch.“

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