Hindernisläuferin Winfred Yavi und Hürdensprinterin Ackera Nugent haben am Freitag beim Diamond League Meeting in Rom mit Zeiten nahe am jeweiligen Weltrekord für die internationalen Highlights gesorgt. Auch die DLV-Starter:innen zeigten sich zum Saison-Ende noch einmal in guter Verfassung, allen voran Dreispringer Max Heß – und das nach einer Anreise, die alles andere als optimal verlaufen war.
Der nächste 17-Meter-Sprung, Platz zwei im starken Feld der "Golden Gala Pietro Mennea" – und damit jetzt auch ganz sicher das Ticket für das Diamond League-Finale am 13./14. September in Brüssel (Belgien): Die zweite Reise des Jahres nach Rom (Italien) hat sich für Dreispringer Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) ganz sicher gelohnt. Einfach war sie jedoch nicht, und das lag nicht nur daran, dass ihm am Freitag die besten Sprünge auf 16,92 und 17,01 Meter erst im fünften und sechsten Versuch gelangen.
Der Fünftplatzierte der Europameisterschaften im Juni an selber Stelle hatte bei seinem Wettkampf im Stadio Olimpico schon eine kleine Odysee in den Knochen. Sein Flug wurde über Bologna umgelenkt, weil in Rom die Landebahn blockiert war. Eigentlich sollte dort nur getankt werden – dann aber hieß es aussteigen, Gepäck schnappen und mit dem Zug weiter nach Rom fahren. Umso bemerkenswerter, dass Max Heß am Abend Hallen-Weltrekordler Hugues Fabrice Zango (Burkina Faso; 16,87 m) und den einstigen Hallen-Weltmeister Lázaro Martínez (Kuba; 16,69 m) hinter sich lassen konnte. Nur der Olympia-Dritte Andy Díaz Hernández (Italien; 17,32 m) kam weiter hinaus.
Lea Meyer und Olivia Gürth überzeugen im Höllentempo
Weiter in starker Form präsentierten sich auch Lea Meyer (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier). In einem Hindernisrennen, das kaum weniger stark besetzt war als das Olympia-Finale von Paris (Frankreich), liefen sie in 9:11,37 und 9:15,17 Minuten auf die Plätze acht und elf. Für Meyer war es das zweitschnellste Rennen der Karriere, für Gürth gar eine neue Bestzeit.
Vorne mitmischen konnten sie damit jedoch nicht, denn die Top Drei der Olympischen Spiele schlugen ein Höllentempo an. Die Olympiasiegerin von 2021 und Olympia-Zweite von 2024 Peruth Chemutai stürmte in 8:48,03 Minuten zu einem neuen Landesrekord für Uganda – und musste sich doch erneut recht deutlich Winfred Yavi (Bahrain) geschlagen geben. Die Olympiasiegerin von Paris verfehlte in neuem Asien-Rekord von 8:44,39 Minuten nur um sieben Hundertstel den Weltrekord der Kenianerin Beatrice Chebet. Als Dritte des Rennens blieb auch die Olympia-Dritte Faith Cherotich (Kenia; 8:57,65 min) noch unter neun Minuten.
Kristjan Ceh kann kontern
Im Diskuswurf der Männer sah es lange nach dem ersten Sieg im ersten Diamond League-Auftritt von Olympiasieger Roje Stona (Jamaika) aus. Mit 67,85 Metern hatte er schon in Runde zwei eine Weite hingelegt, an der sich die hochklassige Konkurrenz lange vergeblich mühte. Aber wie schon bei den Europameisterschaften war es Kristjan Ceh, der mit dem besten Wurf aus dem Stadion gehen sollte: In Runde sechs holte sich der Slowene mit 68,61 Metern die Führung und den Sieg. Auf den Plätzen sechs und sieben sortierten sich die DLV-Starter Henrik Janssen (SC Magdeburg; 64,11 m) und Clemens Prüfer (SC Potsdam; 64,09 m) ein.
Die zweite Wurf-Entscheidung des Abends war dagegen fest in der Hand des Olympiasiegers: Nachdem er zuletzt in Chorzów (Polen) noch eine Niederlage einstecken musste, war Ryan Crouser (USA) am Freitagabend klar der Beste. Gleich sechsmal ließ er die Kugel jenseits der 22-Meter-Marke landen, alle diese Stößen hätten zum Sieg vor Europameister Leonardo Fabbri (Italien; 21,70 m) gereicht. Sein weitester Versuch flog bis auf 22,49 Meter – Meetingrekord.
Ackera Nugent immer schneller
Mit der viertschnellsten Zeit der Geschichte überragte über 100 Meter Hürden die Jamaikanerin Ackera Nugent. Nach dem Stolperer im Olympia-Finale, der sie aus dem Rennen um die Medaille warf, dreht die 22-Jährige jetzt erst so richtig auf. In Chorzów (Polen) wenige Tage zuvor nach 12,29 Sekunden im Ziel, rannte sie in Rom in 12,24 Sekunden vorneweg. Allein Weltrekordlerin Tobi Amusan (Nigeria; 12,12 sec) konnte bisher die 12,20-Grenze unterbieten. Das Nachsehen hatte da trotz ebenfalls rasanter 12,31 Sekunden Olympiasiegerin Masai Russell (USA).
Im Weitsprung war am Freitag nur eine Athletin in Sieben-Meter-Laune, und das war Olympiasiegerin Tara Davis-Woodhall: Die US-Amerikanerin setzte sich klar mit 7,02 Metern durch. Einen "Äthiopien-Express" über 5.000 Meter der Männer mit fünf Äthiopiern in den Top Sechs führte der Olympia-Fünfte Hagos Gebrhiwet in 12:51,07 Minuten an. Der Sieg über 1.500 Meter der Frauen ging nach Kenia: Nimmermüde präsentierte sich hier ein weiteres Mal Weltrekordlerin und Olympiasiegerin Faith Kipegon (3:52,89 min).
Im Hochsprung der Männer blieb die erhoffte Gianmarco Tamberi-Show aus: Der Europameister musste sich vor seinem Heimpublikum dieses Mal mit 2,27 Metern und Rang drei zufrieden geben, es siegte der einstige Hallen-Weltmeister aus Südkorea Sanghyeok Woo (2,30 m). So setzte 200-Meter-Olympiasieger Letsile Tebogo (Botswana) den stimmungsvollen Schlusspunkt unter das Meeting: In 9,87 Sekunden holte er sich über 100 Meter vor Christian Coleman (9,92 sec) und Fred Kerley (beide USA; 9,95 sec) den letzten Sieg der "Golden Gala Pietro Mennea" 2024.
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