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Felix Franz setzt sich nach Virusinfekt hohe Ziele

Er wollte seinen Deutschen Meistertitel erfolgreich verteidigen, U23-Europameister werden und bei der WM in Peking (China) mehr sein als nur Tourist. Doch aus alldem wurde nichts. Eine Virusinfektion warf den vorjährigen EM-Fünften über 400 Meter Hürden in diesem Sommer völlig aus der Bahn. Inzwischen schaut der 22-Jährige wieder nach vorn und arbeitet auf Olympia hin. Dazu hat er ein Urlaubssemester eingelegt und die Zuständigkeiten im Trainer-Team neu geordnet.
Harald Koken

Im Vorjahr sorgte Felix Franz (LG Neckar-Enz) bei der EM in Zürich (Schweiz) mit Platz fünf für das beste Resultat eines deutschen Langhürdlers seit 1994. Seine persönliche Bestzeit steigerte er auf starke 48,96 Sekunden. Daran sollte in diesem Sommer angeknüpft werden. Die Ziele: Gold bei der U23-EM und die Teilnahme an der WM in Peking (China). Doch es kam anders. Unter dem Strich bleibt allenfalls der Sieg bei der U23-DM Mitte Juni.

Mit seinen 51,57 Sekunden durfte der erfolgreiche Titelverteidiger aber ebenso wenig zufrieden sein wie mit dem zuvor in Regensburg erzielten Saisonrekord von 50,85 Sekunden. Schon die Vorbereitung sei wenig optimal gelaufen, nach mehreren Erkrankungen sei er zu früh wieder ins Training eingestiegen und habe seinem Körper nicht die nötige Ruhe gegönnt, erklärte Felix Franz schon in Wetzlar. Nicht ahnend, dass der ganz große Knall noch kommen sollte.

In vier Tagen sieben Kilo verloren

Wenige Tage nach dem Titelgewinn in Wetzlar folgte der körperliche Zusammenbruch. Es habe ihm „absolut die Füße weggezogen“, schildert Felix Franz die Folgen eines verschleppten Virusinfekts. „Ich habe innerhalb von vier Tagen fast sieben Kilo abgenommen“, berichtet der Bietigheimer. „Zwei bis drei Wochen lag ich nur im Bett, da ging gar nichts.“

Und danach auch noch nicht viel. „Treppen hoch, da war ich sofort außer Atem.“
Einstweilen verhängten die Ärzte absolutes Sportverbot. Acht Wochen dauerte es, bis leichtes Bewegen möglich war - ein bisschen Fahrradfahren, ein bisschen Schwimmen, entspanntes Joggen. Nunmehr scheint wieder alles im Lot. „Die medizinischen Tests haben gezeigt, dass ich keine bleibenden Schäden davongetragen habe“, sagt Felix Franz.

Zurzeit in Italien

Nach sechs Wochen mit schwerpunktmäßig regenerativen Waldläufen, Grundlagentraining und Übungen zur Stabilisierung der Bauch- und Rückenmuskulatur gönnt Felix Franz sich zurzeit eine Urlaubswoche in Italien. Kommenden Montag (28. September) kehrt der Trainingsalltag wieder ein. „Die Eckdaten haben meine beiden Trainer und Bundestrainer Volker Beck bereits abgestimmt“, verrät der Extraklasse-Viertelmeiler.

Neuerung: Wesentlich mehr Einheiten werden am Olympiastützpunkt Stuttgart absolviert. Marlon Odom zeichnet dort nunmehr als Trainer hauptverantwortlich. Der 32-Jährige hat über 110 Meter Hürden eine Bestzeit von 13,50 Sekunden und sein Handwerk als Coach unter anderem in den USA bei Curtis Frye, dem langjährigen Trainer des viermaligen Weltmeisters Allen Johnson erlernt. Bisher absolvierte Felix Franz bei ihm nur zwei Technik- und zwei Kraft-Einheiten pro Woche – teils zusammen mit Gregor Traber (VfB Stuttgart), der sich seit Oktober 2013 unter den Fittichen von Marlon Odom befindet.

Thomas Riegraf bleibt im Boot

Heimtrainer Thomas Riegraf bleibt für die rein läuferischen Elemente zuständig. „Bisher hat er die Komplettplanung gemacht. Die Rollen haben wir getauscht, weil er noch halbtags als Maler arbeitet und auch sehr stark im Verein eingespannt ist“, erklärt Felix Franz. „Außerdem möchte ich nach 18 Jahren einen neuen Input haben.“ Nichts soll dem Zufall überlassen bleiben, zumal Rio (Brasilien) ruft.

„Olympia war immer mein großes Ziel. Und deshalb habe ich gesagt: Jetzt setze ich vorübergehend ganz auf den Sport“, meldet Felix Franz Ansprüche auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen an. „Die Norm von 49,20 Sekunden konnte ich ja schließlich schon einmal unterbieten.“ Noch ein Pflichttermin im nächsten Sommer: die Europameisterschaften in Amsterdam (Niederlande). „Ich war bei der letzten EM Fünfter. Da ist jetzt wieder das Finale das Ziel.“

Pauk-Pause an der Uni

Das Studium der Verfahrenstechnik an der Uni Stuttgart lässt Felix Franz einstweilen ruhen. „Die Doppelbelastung war nicht mehr zu schaffen. Wenn man durch Pflichttermine permanent eingespannt ist und Klausuren immer in den Trainingslagerphasen liegen oder vor internationalen Meisterschaften, dann ist man platt vom Lernen“, so die Begründung für den nicht unerheblichen Einschnitt nach bereits acht erfolgreich absolvierten Semestern.

EM und Olympia in einer Saison – darin sieht der Hürdenläufer eine besondere Herausforderung und kein Hindernis. „Ich muss natürlich schauen, wie ich die diesjährige Situation verkraftet habe. Meistens ist es bei mir aber so, dass ich ein starkes Jahr habe und dann im nächsten Jahr ein Durchhänger kam. Von daher denke ich, dass 2016 ein richtig gutes Jahr wird“, richtet Felix Franz den Blick nach vorn. Und das überaus optimistisch.

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