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Das Marathon-Jahr 2017 der Männer: Eliud Kipchoge bleibt das Maß der Dinge

Von den Frühjahrs-Marathons über die internationalen Meisterschaften bis hin zu den Klassikern im Herbst: Die großen Straßenläufe begeistern im Jahresverlauf immer wieder die Massen sowohl als Aktive im Feld als auch auf den Beobachter-Posten. Lauf-Experte Jörg Wenig blickt in einer zweiteiligen Serie auf die Marathon-Saison 2017 zurück. Heute: die Marathon-Bilanz der Männer.
Jörg Wenig

Eliud Kipchoge bleibt das Maß der Dinge in der Marathon-Weltelite. Der kenianische Olympiasieger gewann im September in Berlin mit der Jahresweltbestzeit von 2:03:32 Stunden. Zudem bewies Kipchoge, dass das Erreichen der Marathon-Traumzeit von unter zwei Stunden wesentlich realistischer ist, als viele noch vor einem Jahr vermutet hätten. Auf einer Auto-Rennstrecke in Monza (Italien) lief er bei allerdings irregulären Bedingungen 2:00:25 Stunden.

Wechselhaft fällt die nationale Bilanz des Jahres 2017 aus. Bei den Männern meldete sich Arne Gabius (TherapieReha Bottwartal) in Frankfurt eindrucksvoll zurück, schnellste Frau war einmal mehr Fate Tola (bisher LG Braunschweig, jetzt Hannover Athletics). Während die Leistungsbreite in der Spitze bei den Männern sehr dünn ist, erzielten neben Tola immerhin noch drei weitere Läuferinnen Zeiten von unter 2:30 Stunden.

Deutsche Marathons sind Weltspitze

International hervorragend positioniert sind weiterhin die deutschen Top-Marathon-Veranstaltungen. An der Spitze stehen dabei nach wie vor die Rennen in Berlin, Frankfurt und Hamburg. Nunmehr schon zum siebten Mal in Folge wurde die Jahresweltbestzeit der Männer über die 42,195 Kilometer in der deutschen Hauptstadt aufgestellt. Der BMW Berlin-Marathon hat seine Position als Nummer eins in der Liste der schnellsten Männerrennen der Welt klar verteidigt.

Ebenfalls in den Top Ten vertreten ist der Mainova Frankfurt-Marathon. In Hamburg und Berlin ging 2017 jeweils ein Marathon-Olympiasieger an den Start (Stephen Kiprotich und Eliud Kipchoge gewannen 2012 beziehungsweise 2016 Gold): Während Eliud Kipchoge gewann, belegte Kiprotich (Uganda) Platz zwei hinter dem Äthiopier Tsegaye Mekonnen.

Eliud Kipchoge seit mehr als vier Jahren ungeschlagen

Zählt man das aufgrund der Vielzahl von wechselnden Tempomachern nicht reguläre Rennen in Monza hinzu, hat Eliud Kipchoge neun seiner zehn Marathonrennen gewonnen. Lediglich im September 2013 musste sich der Kenianer in Berlin seinem Landsmann Wilson Kipsang geschlagen geben, der damals mit 2:03:23 Stunden Weltrekord lief. Es ist selten, dass im Marathon ein Läufer derart lange dominieren kann. Doch einem großen Ziel läuft Eliud Kipchoge noch vergeblich hinterher: Den Weltrekord seines Landsmannes Dennis Kimetto (2:02:57 h) konnte er bisher nicht brechen.

Das Ziel Weltrekord haben auch Wilson Kipsang, der 2017 in Tokio (Japan) den Streckenrekord auf 2:03:58 Stunden verbesserte, und Kenenisa Bekele. Äthiopiens Superstar erlebt in seiner Marathonkarriere weiterhin eine „Achterbahnfahrt“. 2017 kam er weder in Dubai (Vereinigte Arabische Emiarte) noch in Berlin ins Ziel und wurde dazwischen aber immerhin Zweiter in London (Großbritannien), obwohl er dort nicht in Topform war.

Kenenisa Bekele trotz Aufs und Abs weiter auf Weltrekord-Jagd

2018 wird Kenenisa Bekele einen neuen Anlauf nehmen, nachdem sogar zwei Landsleute im vergangenen Jahr schneller waren: Tamirat Tola lief in Dubai mit 2:04:11 Stunden einen Streckenrekord und gewann dann hinter Geoffrey Kirui (Kenia) bei der WM die Silbermedaille. Der Debütant Guye Adola überraschte in Berlin als Zweiter mit der zweitschnellsten Zeit des Jahres (2:03:46 h).

Abgesehen vom irregulären Rennen in Monza gab es im vergangenen Jahr in der absoluten Weltspitze nicht ganz so schnelle Zeiten wie noch 2016. Viermal wurden Zeiten von unter 2:05 Stunden erreicht, 2016 waren es noch sieben. Im Dezember folgte aber noch eine europäische Sensation: Der Norweger Sondre Moen gewann in Fukuoka (Japan) mit einem Europarekord von 2:05:48 Stunden.

Arne Gabius und Hendrik Pfeiffer melden sich zurück

Die erfreulichste Nachricht im deutschen Männer-Marathon war 2017 die erfolgreiche Rückkehr zweier Läufer, die lange mit Verletzungen zu kämpfen hatten: Eine Kette von Problemen plagten Arne Gabius. Zwei Jahre nach seinem deutschen Rekord in Frankfurt (2:08:33 h) erreichte er im Oktober an gleicher Stelle erstmals wieder das Ziel eines Marathons. Mit 2:09:59 Stunden gelang ihm ein starkes Comeback, das Hoffnung machen sollte für 2018.

Bei der EM in Berlin wird er allerdings nicht im Marathon starten. Dieses Ziel hat aber Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid 01), der sich nach einer schweren Verletzung im Bereich der Achillessehne im Oktober mit einem Sieg in Köln (2:13:42 h) zurückmeldete.

Doch in der Spitze sieht es insgesamt dünn aus. Schaut man nur auf die Jahresbestenliste, besteht die zweite Reihe hinter Arne Gabius zurzeit ausschließlich aus Hendrik Pfeiffer. Während abzuwarten bleibt, ob die stärker beruflich orientierten Julian Flügel (ART Düsseldorf) und Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) noch einmal in diese Leistungsbereiche kommen können, bleibt zu hoffen, dass sich Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) nach dem Aus beim Berlin-Marathon im Frühjahr in Hamburg zurückmelden kann.

Marathon-Statistik der Männer

Die schnellsten Marathon-Zeiten des Jahres
2:03:32Eliud KipchogeKENBerlin24.9.
2:03:46Guye AdolaETHBerlin24.9.
2:03:58Wilson KipsangKENTokio26.2.
2:04:11Tamirat TolaETHDubai20.1.
2:05:09Lawrence CheronoKENAmsterdam15.10.
2:05:13 Nobert KigenKENAmsterdam15.10.
2:05:15Sammy KitwaraKENValencia19.11.
2:05:39Mule WasihunETHAmsterdam15.10.
2:05:43Amos KiprutoKENAmsterdam15.10.
2:05:48Daniel WanjiruKENLondon23.4.
2:05:48Sondre MoenNORFukuoka3.12.
2:05:40Shura KitataETHFrankfurt29.10.
2:05:51Gideon KipketerKENTokio26.2.
2:05:54Amos KiprutoETHSeoul19.3.
2:05:57Kenenisa BekeleETHLondon23.4.
Die schnellsten deutschen Männer 2017
2:09:59Arne GabiusTherapieReha BottwartalFrankfurt29.10.
2:13:42 Hendrik PfeifferTV Wattenscheid 01Köln1.10.
2:16:03Jonas KollerLG Telis Finanz RegensburgFrankfurt29.10.
2:16:30Frank SchauerTangermünder ElbdeichmarathonFrankfurt29.10.
2:17:06Marcin BlazinskiLG farbtex NordschwarzwaldDüsseldorf30.4.
Die besten Marathon-Resultate aller Zeiten
2:02:57Dennis KimettoKENBerlin28.9.2014
2:03:03Kenenisa BekeleETHBerlin26.9.2016
2:03:05Eliud KipchogeKENLondon24.4.2016
2:03:13Emmanuel MutaiKENBerlin28.9.2014
2:03:13 Wilson KipsangKENBerlin26.9.2016
2:03:23Wilson KipsangKENBerlin29.9.2013
2:03:32Eliud KipchogeETHBerlin24.9.2017
2:03:38Patrick MakauKENBerlin25.9.2011
2:03:42Wilson KipsangKENFrankfurt30.10.2011
2:03:45 Dennis KimettoKENChicago13.10.2013
2:03:46Guye AdolaETHBerlin24.9.2017
2:03:51Stanley BiwottKENLondon24.4.2016
2:03:52Emmanuel MutaiKENChicago13.10.2013
2:03:58Wilson KipsangKENTokio26.2.2017
2:03:59Haile GebrselassieETHBerlin28.9.2008

(Auf der nicht rekord-konformen Strecke des Boston-Marathons (Punkt-zu-Punkt-Kurs) lief am 18. April 2011 Geoffrey Mutai (KEN) 2:03:02 Stunden, sein Landsmann Moses Mosop war Zweiter mit 2:03:06 Stunden.)

Die besten Deutschen aller Zeiten
2:08:33Arne Gabius (Stuttgart) Frankfurt25.10.2015
2:08:47Jörg Peter (Dresden) Tokio14.2.1988
2:09:03Michael Heilmann (Berlin)Hiroshima14.4.1985
2:09:23Christoph Herle (Waldkraiburg)London21.4.1985
2:09:45Stephan Freigang (Cottbus) Berlin30.9.1990
2:09:55Waldemar Cierpinski (Halle)Montreal31.7.1976
Die schnellsten City-Marathons
1.Berlin2:03:28,4
2.London2:04:33,8
3.Dubai2:04:36,1
4.Chicago2:04:39,8
5.Rotterdam2:04:51,5
6.Amsterdam2:05:31,7
7Frankfurt2:05:37,0
8.Boston2:05:38,6
9.Seoul (Frühjahr)2:05:53,6
10.Paris2:05:55,2

(Gewertet wird der Durchschnitt der jeweils zehn schnellsten je erzielten Zeiten des Rennens.)

 

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