Mit den beiden Titelverteidigern Lemi Berhanu Hayle und Atsede Baysa wird am Ostermontag die 121. Auflage des Boston-Marathons gestartet. Die zwei Äthiopier treffen an der US-Ostküste auf hochkarätige Konkurrenz, so dass es nicht einfach wird, das prestigeträchtige Rennen zum zweiten Mal in Folge zu gewinnen.
Es ist lange her, dass einem Athleten in Boston eine Titelverteidigung gelang. Zuletzt schafften dies die Kenianer Robert Kipkoech Cheruiyot (Sieger 2006 bis 2008) und Catherine Ndereba (2004 und 2005). Die US-Amerikaner hoffen am Montag auf den Marathon-Olympia-Dritten Galen Rupp, der allerdings zuletzt nicht überzeugen konnte. Boston ist in diesem Jahr auch das finale Rennen der aktuellen Abbott World Marathon Majors (WMM)-Serie.
Titelverteidiger Lemi Berhanu Hayle ist mit seiner Weltklasse-Bestzeit von 2:04:33 Stunden lediglich der viertschnellste Läufer auf der Startliste und einer von acht Läufern mit persönlichen Rekorden von unter 2:06 Stunden. Die Kenianer Emmanuel Mutai (2:03:13 h), der ehemalige Weltrekordler Patrick Makau (2:03:38 h) und Sammy Kitwara (2:04:28h) stehen vor ihm in der Liste.
US-Hoffnungen ruhen auf Galen Rupp
Viel mehr im Fokus steht in Boston allerdings ein anderer Läufer: Galen Rupp. Im Februar 2016 lief der 10.000-Meter-Olympia-Zweite von London 2012 sein Marathon-Debüt. Dabei siegte er bei den US-Trials für die Olympischen Spiele. In Rio gewann er dann sensationell die Bronzemedaille und steigerte sich auf 2:10:05 Stunden.
Diese Leistung hätte ihn zu einem der Favoriten in Boston gemacht, wenn seine Vorbereitung auf das Rennen problemlos verlaufen wäre. Das war aber nicht der Fall. Bei seinem Halbmarathon-Testrennen in Prag kam er Anfang April nicht über Rang elf hinaus, erreichte aber immerhin noch 61:59 Minuten. Auf der Strecke mit Kopfsteinpflaster-Passagen behinderten ihn Schmerzen im Fuß. Dass er jenes Rennen in der Tschechischen Republik als Boston-Test gewählt hatte, war schwer nachzuvollziehen.
Trotz der Fragezeichen, die hinter seiner tatsächlichen Verfassung stehen, sind die Amerikaner offenbar zuversichtlich. Auf der US-Internetseite „Let’s Run“ tippen gut 40 Prozent von bisher gut 1.800 Umfrage-Teilnehmern, dass Galen Rupp unter die ersten Drei kommt. 17 Prozent glauben sogar, dass er am Montag den Boston-Marathon gewinnt. Allerdings rechnen auch 20 Prozent damit, dass er aussteigt. Und sieben Prozent der Befragten gehen davon aus, dass er kurzfristig auf seinen Start verzichten wird.
Frauen-Trio im Kampf um den Sieg favorisiert
Für Titelverteidigerin Atsede Baysa, die mit einer persönlichen Bestzeit von 2:22:03 Stunden ins Rennen geht, dürften voraussichtlich Gladys Cherono (Kenia) und Streckenrekordlerin Buzunesh Deba (Äthiopien) die stärksten Konkurrentinnen sein. Deba lief vor drei Jahren in Boston 2:19:59 Stunden. Cherono hatte 2015 mit einer bemerkenswerten Leistung den Berlin-Marathon in 2:19:25 Stunden gewonnen. Verletzungsbedingt konnte sie dann im vergangenen Jahr keinen Marathon laufen. Wenn sie mit der hügeligen Strecke in Boston zurecht kommt, dürfte sie ganz vorne dabei sein.
Die neuen Abbott World Marathon Majors-Serien (WMM) erstrecken sich nicht mehr wie zuvor über zwei Jahre, sondern nur noch über rund zwölf Monate. Die aktuelle Serie hatte 2016 in Boston begonnen und endet nun auch dort. Aufgrund der kürzeren Zeitspanne können die Athleten nur zwei Rennen in eine Wertung bringen. Bei den Männern würde Lemi Berhanu Hayle im Falle eines Sieges mit dem führenden Kenianer Eliud Kipchoge, der in Boston nicht startet, gleichziehen. Allerdings steht Kipchoge trotzdem als Sieger des Jackpots von einer halben Million US-Dollar fest, denn er liegt im direkten Vergleich vorne. Beim einzigen Zusammentreffen der beiden Läufer im vergangenen Jahr wurde Kipchoge in Rio Olympiasieger.
Bei den Frauen werden die WMM am Montag keine Siegerin benennen können. Denn nach zwei Siegen (London und Olympia in Rio) führt Jemima Sumgong mit 50 Punkten. Die Kenianerin wurde jedoch im Februar bei einer Dopingprobe positiv getestet. Bevor das Verfahren nicht abgeschlossen ist, wird es keine WMM-Siegerin der Serie 2016-2017 geben. Boston-Titelverteidigerin Atsede Baysa könnte mit einem Triumpf am Ostermontag nach Punkten mit Jemima Sumgong gleichziehen.