Die Wiederwahl von DOSB-Präsident Alfons Hörmann war diesmal keine "One-Man-Show". Kurzfristig musste sich der 58-Jährige einer Kampfabstimmung stellen.
Es war eine kleine Palastrevolution, doch der Amtsinhaber stürzte nicht: Alfons Hörmann bleibt Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) – musste sich aber kurzfristig einem Herausforderer stellen. Am Ende war die Wiederwahl des 58-Jährigen trotz des Gegenkandidaten Martin Engelhardt, Präsident der Deutschen Triathlon-Union (DTU), aber nicht gefährdet. Es war dennoch ein Novum: Noch nie musste sich ein DOSB-Präsident in einer Kampfabstimmung beweisen.
"Ich danke für den großartigen Vertrauensbeweis und werde mit einem schlagkräftigen Team für Sportdeutschland weiterarbeiten", sagte Hörmann, der seit 2013 dem DOSB vorsteht und für vier Jahre wiedergewählt wurde: "Ich werde einen Stil pflegen, der von Transparenz und Offenheit geprägt ist."
Hörmann bekam in der geheimen Abstimmung 383 der 450 abgegebenen Stimmen, Engelhardt 61, sechs waren ungültig. Im Vorfeld hatte Hörmann offen gelassen, ob er sich im Falle eines Konkurrenten zur Wiederwahl stellen würde, am Samstag erklärte er aber umgehend, für eine weitere Amtszeit zur Verfügung zu stehen.
Gegenkandidatur als Symbol für Demokratie im Sport
Engelhardt gehört spätestens seit einer offenen Konfrontation im Rahmen des Parlamentarischen Abends in Berlin im Juni zu den stärksten Kritikern Hörmanns innerhalb des DOSB. "Ich halte Herrn Hörmann nicht für einen guten Präsidenten. Die Olympiabewerbungen waren unprofessionell, über die Reform des Leistungssports kann man streiten, aber das Umgangsverhalten hat nicht dazu beigetragen, weitere Personen zu motivieren, für die Sache einzutreten", sagte Engelhardt nach der Wahl: "Wir brauchen nicht nur eine Leistungssportreform, sondern einen gesamtgesellschaftlichen Sportplan, auf den sich Verbände und Landessportbünde mit der Politik verständigen. Das kostet viel Zeit und Geld, um dem Sport gesamtgesellschaftlich eine größere Bedeutung zu verschaffen."
Der DTU-Präsident hatte vor der Wahl den eher symbolischen Wert seiner Kandidatur betont. "Ich weiß, dass diese Kandidatur die Wiederwahl des Präsidenten nicht verhindern wird. Die Kandidatur soll dazu beitragen, dass mehrere Kandidaten auch im Sport in einer Demokratie selbstverständlich sein sollten", sagte er und ergänzte nach der Niederlage: "In einer Demokratie müssen Gegenkandidaten selbstverständlich sein. Kandidaturen dürfen nicht von Angst geprägt sein, dass derjenige, der es wagt, gegen einen gewünschten Kandidaten anzutreten, dass die Person oder der Verband, dem er angehört, anschließend bestraft wird. Ein Athletenvertreter hat mich letztendlich vorgeschlagen, weil die anderen alle Angst gehabt haben, dass sie anschließend bestraft werden könnten."
Neue Ämter für Uschi Schmitz und Thomas de Mazière
Zur Vizepräsidentin Leistungssport wurde die ehemalige Hockey-Nationalspielerin Uschi Schmitz gewählt. Sie ist Nachfolgerin von Judo-Olympiasieger Ole Bischof, der aus privaten Gründen ausscheidet. Neuer Vizepräsident für Finanzen ist Kaweh Niroomand, Geschäftsführer beim deutschen Volleyball-Meister Berlin Recycling Volleys.
Die Mitgliederversammlung hatte zuvor einer Satzungsänderung zugestimmt und damit den Weg für eine neue Ethikkommission frei gemacht. Zum Vorsitzenden des neuen Gremiums wurde der ehemalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière gewählt. Die weiteren Mitglieder sind Hansjörg Geiger, der bisherige Vorsitzende der DOSB-Stasi-Kommission, und Biathlon-Olympiasiegerin Kati Wilhelm.
Der aktuelle für Sport zuständige Bundesinnenminister Horst Seehofer hatte sich in seinem Grußwort offen für eine erneute Olympiabewerbung gezeigt – allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. "Deutschland würde es gut zu Gesicht stehen, wieder einmal Olympia auszurichten. Allerdings mit einem umsichtigen, einem maßvollen Konzept", sagte der CSU-Politiker bei seiner Rede.