| EM Straßenlauf

Jimmy Gressier und Chloé Herbiet holen sich die Halbmarathon-Titel von Brüssel

© Jens Priedemuth
Mit einer dominanten Vorstellung des Franzosen Jimmy Gressier und einem Überraschungssieg der Belgierin Chloé Herbiet ist am Samstag das erste Rennen der ersten Europameisterschaften im Straßenlauf zu Ende gegangen. Esther Pfeiffer kam im Halbmarathon von Brüssel eine Woche nach ihrer Bestzeit von Berlin nicht ins Ziel.
Silke Bernhart

Die Premiere der Straßenlauf-EM in Brüssel/Löwen (Belgien) hat am Samstag im Halbmarathon der Frauen eine Überraschungs-Europameisterin hervorgebracht: Die 26 Jahre alte Belgierin Chloé Herbiet, die bisher als größten Erfolg Platz zehn der EM 2024 über 10.000 Meter feiern konnte, lief vor Heimpublikum in 71:39 Minuten zur Goldmedaille. Sie war im gesamten Rennverlauf gemeinsam mit ihrer Landsfrau Juliette Thomas (71:53 min), die Silber holte, in der Spitzengruppe unterwegs – favorisiert waren jedoch andere Läuferinnen gewesen.

So zum Beispiel die Vize-Europameisterin über 10.000 Meter Diane van Es (Niederlande), die sich im März im Halbmarathon auf 68:03 Minuten gesteigert hatte. Bis etwa fünf Kilometer vor dem Ziel lief sie noch als Teil des Spitzen-Trios um den Sieg, bei Kilometer 20 lag sie auf dem Bronzerang. Das Ziel erreichte die 26-Jährige jedoch nicht. So eröffnete sich für die Verfolgerinnen die Chance aufs Podest, und hier hatte die Italienerin Sara Nestola (72:22 min) die schnellsten Beine. Auf dem letzten Kilometer stürmte sie noch an der Spanierin Meritxell Soler (72:35 min) vorbei, die lange hinter dem Führungs-Trio auf Platz vier gelaufen war.

Esther Pfeiffer steigt aus

Zu diesem Zeitpunkt schon eine ganze Weile nicht mehr im Rennen war Esther Pfeiffer (Düsseldorf Athletics). Auch sie hatte im Vorfeld zu den Medaillenkandidatinnen gezählt, mit ihrer neuen Bestzeit von 69:15 Minuten war sie auf Platz zwei der Meldeliste gestartet. Dass dieser Halbmarathon von Berlin nur eine Woche zurücklag, bekam sie jedoch schon früh im Rennen zu spüren: Bis etwa Kilometer acht lief Esther Pfeiffer in der Spitzengruppe mit, dann musste sie abreißen lassen. Bei Kilometer zehn (33:35 min) hatte sie auf Platz vier 20 Sekunden Rückstand auf die Führenden – bei Kilometer zwölf stieg sie aus dem Rennen aus.

"Das ist schade, denn das Streckenprofil gegen Ende wäre ihr entgegengekommen", stellte Marathon-Bundestrainer Alexander Fromm fest. "Aber Esther Pfeiffer hatte mit muskulären Problemen zu kämpfen, es ging einfach nicht mehr, sie musste zu früh abreißen lassen, und das ist dann auch für den Kopf brutal schwer." – "Das Rennen war dann doch zu dicht dran an Berlin, die Beine waren einfach noch nicht frisch, das hat sie schon beim Aufwärmen gemerkt", erklärte auch ihr Mann Hendrik Pfeiffer, der sie nach Brüssel begleitet hatte. "Hier war die Devise: Alles oder nichts, hopp oder top. Es ging um die Medaillen. Wäre sie weitergelaufen, wäre sie durchgereicht worden – und das wäre dann unter Wert gewesen. Aber sie wird zurückkommen. Und in diesem Jahr noch unter 69 Minuten laufen!"

Jimmy Gressier dominant

Das Rennen der Männer war vom ersten Schritt an fest in der Hand von Jimmy Gressier. Der Franzose setzte sich direkt nach dem Startschuss an die Spitze, hatte schon nach einem Kilometer das Feld gesprengt und nur noch Efrem Gidey (Irland) und Awet Nftalem Kibrab (Norwegen) an seinen Fersen. Erst fiel der Ire zurück, dann auch der Norweger, und ab Kilometer acht rannte Jimmy Gressier mit einem eindrucksvollen Solo dem Sieg entgegen.

Ein letzter, selbst gewählter Kraftakt wartete auf der Zielgeraden: Wild mit den Armen fuchtelnd, wies Jimmy Gressier die Helfer an, das Zielband weiter nach unten zu halten. Dann sprang er drüber. Und machte in 59:45 Minuten den Europameistertitel im Halbmarathon perfekt. Es war sein erster Halbmarathon-Start seit Oktober 2023. Damals hatte der Franzose in Bestzeit von 59:46 Minuten Platz fünf der Halbmarathon-WM belegt. In der Zwischenzeit holte er sich den Europarekord über 10 Kilometer auf der Straße (27:07 min) – im Januar verbessert vom Schweden Andreas Algrem (26:53 min) – sowie zwei weitere Europarekorde über 5.000 Meter in der Halle (12:54,92 min) und 5 Kilometer auf der Straße (12:57 min).

Awet Nftalem Kibrab (61:08 min) war auf den Straßen in und um Brüssel ebenso einsam und unangefochten auf dem Silberrang unterwegs. Efrem Gidey hatte der Versuch, mit der Spitze mitzuhalten, vielleicht die entscheidenden Körner gekostet: Etwa fünf Kilometer vor dem Ziel schloss der Franzose Valentin Gondouin zu ihm auf, dann belauerten sie sich im Kampf um Bronze. Das letzte Wort hatte der Franzose (61:54 min), der kurz vor dem Ziel noch am Iren (61:55 min) vorbeispurtete.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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