Die Hallen-Weltmeisterschaften in Nanjing haben für das DLV-Team mit zwei Top-Acht-Platzierungen begonnen. Die 17-Meter-Serie von Dreispringer Max Heß hielt auch im fünften Wettkampf der Hallensaison an. Der Chemnitzer landete am Freitag mit 17,03 Metern auf Platz sechs. Sogar Rang vier gab es für Mehrkämpferin Vanessa Grimm, die sich nach Verletzungspause mit einem Resultat dicht an ihrer Bestleistung zurückmeldete.
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Das beste deutsche Ergebnis am ersten Tag der Hallen-WM in Nanjing (China) ging am Freitag auf das Konto von Vanessa Grimm (Königsteiner LV): Die Hessin wurde mit 4.481 Punkten Vierte im Fünfkampf. Mit 8,54 Sekunden sprintete sie zum Auftakt Bestzeit über 60 Meter Hürden, bevor sie im Hochsprung mit 1,75 Metern das nächste solide Ergebnis folgen ließ. Im Kugelstoßen ging es zwar diesmal nicht über die 15-Meter-Marke hinaus, doch mit drei Stößen zwischen 14,51 und 14,63 Metern untermauerte sie in dieser Disziplin eindrucksvoll ihre Klasse.
"Mit dem Hürdensprint bin ich sehr zufrieden. Der erste Start nach meiner Verletzung im September und direkt Bestleistung – besser geht es nicht!", fiel Vanessa Grimms kurzes Fazit vor der Session-Pause aus. Beim Mehrkampf-Meeting in Talence (Frankreich) hatte sie sich im Herbst eine Muskelverletzung am Beuger zugezogen.
"Hochsprung war auch sehr erfreulich, so hoch bin ich in der Halle noch nicht gesprungen. Kugel war ein kleiner Dämpfer. Es ist keine Vollkatastrophe, aber nachdem ich bei den Deutschen Hallenmeisterschaften 15,31 Meter gestoßen habe, habe ich doch gehofft, dass die 15 vorne steht." In die Mittagspause ging sie als Fünfte mit 2.760 Punkten, 30 mehr als bei ihrer Siebenkampf-Bestleistung.
Vanessa Grimm läuft vor auf Platz vier
Im Weitsprung musste Vanessa Grimm dann Nervenstärke beweisen: Der erste Sprung misslang völlig, im zweiten Durchgang gingen nur 5,74 Meter in die Wertung ein. Doch als nach dem dritten Versuch die Weite eingeblendet wurde, riss die Hessin jubelnd die Arme in die Höhe und klatschte sich mit Bundestrainer Jörg Roos ab. 6,09 Meter, nur neun Zentimeter kürzer als in ihrem besten Hallen-Fünfkampf und nach der Verletzungspause ein großer Erfolg. Damit wahrte Vanessa Grimm vor den 800 Metern ihre Top-Fünf-Platzierung.
Das 800-Meter-Rennen entpuppte sich dann als Herausforderung, denn mit 13 Athletinnen auf der Bahn wurde es ganz schön eng, Überhol-Vorgänge gestalteten sich daher nicht ganz einfach. Doch Vanessa Grimm behauptete sich im Feld gut und lief nach 2:18,50 Minuten über die Ziellinie. Damit überholte sie noch Timara Chapman (USA; 4.476 pt), die vor dem Rennen knapp vor ihr gelegen hatte. Mit 4.481 Punkten fehlten der DLV-Athletin auf Platz vier nur 13 Punkte zur Bestleistung, zugleich stellte sie eine neue DLV-Jahresbesleistung auf.
"Das Optimum rausgeholt"
"Vierter Platz bei einer Weltmeisterschaft, das ist unglaublich!", freute sich Vanessa Grimm. "Ich habe das Optimum rausgeholt, davon hätte ich im Vorfeld nicht geträumt." Mit ihren Einzel-Ergebnissen war sie rundum zufrieden. "Der Weitsprung war irgendwie wie immer, ich habe noch nie in einem Mehrkampf in den ersten zwei Sprüngen eine gute Weite geschafft. Ich muss immer Nervenstärke zeigen – und das klappt meistens auch", erklärte sie. "Die 800 wollte ich eigentlich schneller laufen, aber es war super hart. Diese Platzierung ist das absolute Highlight meiner Karriere und ein riesiger Schritt nach vorn."
Ungefährdete Hallen-Weltmeisterin wurde Saga Vanninen (Finnland), die mit 4.821 Punkten ihrer Rolle als Favoritin vollauf gerecht wurde. Nach Hallen-EM-Bronze gab es auf Weltebene diesmal Silber für Kate O'Connor, die Irin erzielte 4.742 Punkte. Das Podium komplettierte Taliyah Brooks (USA; 4.649 pt).
Max Heß setzt 17-Meter-Serie fort
In allen vier Hallen-Wettkämpfen vor der Hallen-WM hatte Dreispringer Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) die 17-Meter-Marke geknackt. Und in Nanjing gelang ihm das am Freitag zum fünften Mal. Mit 17,03 Metern wurde sein bester Sprung gemessen, den er im fünften Durchgang zeigte. Das brachte ihm erst Rang sieben (nachträglich Platz sechs) ein. Es war für ihn zugleich der letzte Sprung, denn in dem 15-köpfigen Dreisprung-Feld erhielten die Top Ten vier, die Top Acht fünf und nur die Top Sechs alle sechs Versuche. Für die Athleten auf den Plätzen elf bis 15 war wie üblich nach drei Durchgängen Endstation.
Mit 16,91 Metern sicherte Max Heß gleich im ersten Versuch die Top-Acht-Platzierung ab. In den nächsten drei Runden unterliefen ihm jedoch ungültige oder völlig missglückte Sprünge. Anschließend ließ er seine Tagesbestweite folgen, erhielt jedoch aufgrund des Wettkampf-Modus in Nanjing als ursprünglich Siebter nicht mehr die Chance, sich im letzten Durchgang weiter seiner Saison-Bestmarke von Apeldoorn (17,43 m) anzunähern. Zum Bronzerang, den Hallen-Weltrekordler Hugues Fabrice Zango (Burkina Faso) eroberte, fehlten nur zwölf Zentimeter. Der ursprüngliche Bronzemedaillen-Gewinner Almir dos Santos (Brasilien) wurde nachträglich disqualifiziert, er hatte Schuhe getragen, die nicht für den Wettkampf zugelassen sind.
Silber gewann mit 17,33 Metern Chinas Lokalmatador Yaming Zhu. Unangefochten war Hallen-Europameister Andy Díaz Hernández aus Italien, der sich knapp zwei Wochen nach seinem Triumph in Apeldoorn (Niederlande) auch zum Hallen-Weltmeister krönte. Er machte schon in der ersten Runde mit 17,80 Metern den Titel klar und steigerte seine eigene Weltjahresbestleistung aus Apeldoorn um neun Zentimeter. Eng war der Wettkampf hingegen zwischen den Plätzen zwei und sechs, die nur 30 Zentimeter trennten, während Max Heß auf den siebtplatzierten Chengetayi Mataya (Simbabwe) 29 Zentimeter Vorsprung hatte.
Max Heß hadert mit der Technik
"Ich habe heute ein bisschen mit meiner Technik gehadert", gestand Max Heß nach seinem Wettkampf. "Ich habe den Hop-Step-Übergang nicht ganz getroffen, dadurch waren die Sprünge nicht so weit wie in den vergangenen Wettkämpfen. Da muss ich ein bisschen Kritik an mir selber üben, dass ich es heute nicht ganz auf die Bahn gebracht habe."
Jedoch hatte der Wettkampftag für die Dreispringer turbulent begonnen. "Wir hatten das Einspringen parallel zum Fünfkampf, das hat für reichlich Chaos gesorgt. Das war schon das zweite Mal, dass unser Dreisprung-Wettkampf mit dem Mehrkampf kollidierte, letztes Jahr in Glasgow war das ähnlich, das ist natürlich schade", bedauerte der Chemnitzer. Auch von der Stimmung in der Halle hatte sich der 28-Jährige mehr erhofft.
Mit seinem Leistungsniveau in dieser Hallensaison war er dennoch sehr zufrieden. "Insgesamt würde ich die Hallensaison als sehr gelungen bezeichnen, auch wenn der Abschluss nicht ganz so war wie erhofft. Fünf Wettkämpfe über 17 Meter, so gut war mein Saison-Durchschnitt noch nie. Ich freue mich schon, das im Sommer fortsetzen zu können."