| Vorschau Hallen-WM

Kleines DLV-Team schließt die Hallensaison in Nanjing ab

© Gladys Chai von der Laage
Die Hallensaison geht am kommenden Wochenende mit den Hallen-Weltmeisterschaften zu Ende. Acht DLV-Athletinnen und -Athleten reisen dafür in dieser Woche ins chinesische Nanjing. Sie treffen dort in einigen Disziplinen auf die absolute Weltspitze, wenngleich auch viele internationale Stars fehlen.
Svenja Sapper

Einige Stars haben die Hallensaison nach der EM in Apeldoorn (Niederlande) beendet, viele Sprinter befinden sich schon in der Vorbereitung auf die World Relays, andere Top-Athlet:innen bestreiten im nacholympischen Jahr gar keine Wettkämpfe unter dem Hallendach. Und dennoch sind die Felder für die Hallen-WM in Nanjing (China) am kommenden Wochenende (21. bis 23. März) vor allem in den technischen Disziplinen und auf der Langstrecke mit Stars gespickt. Immerhin elf Titelverteidigerinnen und -verteidiger wollen sich das globale Highlight der Hallensaison nicht entgehen lassen.

Aus dem deutschen Team sind sieben Starter:innen von Apeldoorn noch einmal im Einsatz, hinzu kommt Fünfkämpferin Vanessa Grimm (Königsteiner LV), die auf die Teilnahme an der Hallen-EM verzichtet hat. Als Erster aus dem achtköpfigen Aufgebot ist am Freitag ein Athlet im Einsatz, der mit jeder Menge Selbstvertrauen nach Nanjing gereist ist. "Noch mal ein ähnliches Ergebnis wie in Apeldoorn" hat sich der frischgebackene Hallen-Vize-Europameister im Dreisprung Max Heß vorgenommen.

Der Chemnitzer sinnt auf Revanche gegen den Hallen-Europameister Andy Díaz Hernández aus Italien. Dessen Landsmann und Hallen-EM-Dritter Andrea Dallavalle muss diesmal passen. Mit Hallen-Weltrekordler Hugues Fabrice Zango (Burkina Faso), dem erfahrenen US-Amerikaner Will Claye und weiteren 17-Meter-Springern ist die Konkurrenz trotzdem stark besetzt. Gut möglich, dass eine Weite im Bereich des deutschen Rekordes (17,52 m) gefragt sein wird, um in den Medaillenkampf einzugreifen. Max Heß traut sich zu, diese acht Jahre alte Bestmarke in Nanjing aus den Rekordlisten zu löschen. 

Max Heß und Till Steinforth mit Rückenwind aus Apeldoorn

Der zweite deutsche Medaillengewinner von Apeldoorn, der in Nanjing erneut mit von der Partie ist: Mehrkämpfer Till Steinforth (SV Halle). Bei der Hallen-EM gab's in einem hochklassigen Siebenkampf mit deutschem Rekord von 6.388 Punkten Bronze. Für den in Nebraska trainierenden Allrounder kommt es zum Wiedersehen mit dem Hallen-Europameister und -Europarekordler Sander Skotheim (Norwegen) und dem viertplatzierten Johannes Erm (Estland), den er in Apeldoorn mit acht Pünktchen Vorsprung in Schach halten konnte. Man darf gespannt sein, ob der nächste spannende Showdown bevorsteht. 

Auch Tim Nowak (SSV Ulm 1846) hat sich für einen Start bei beiden Höhepunkten entschieden. Vanessa Grimm hingegen bestreitet in Nanjing den ersten kompletten Fünfkampf dieser Hallensaison. Selbstvertrauen hat sie unter anderem mit Kugelstoß-Bestleistung bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund getankt. Auch im Fünfkampf sind die Siegerin und die Drittplatzierte von Apeldoorn gemeldet, Saga Vanninen (Finnland) und Kate O'Connor (Irland) sind bei der Hallen-WM ebenfalls die großen Favoritinnen, sofern sie ihre starke Form konservieren konnten. 

DLV-Springer:innen gegen Weltstars

In den Sprüngen ist der DLV mit drei Assen vertreten, jedoch sind diese Disziplinen auch international herausragend besetzt. Stabhochspringer Bo Kanda Lita Baehre (Düsseldorf Athletics) bekommt es mit keinem Geringeren als Weltrekordler Armand Duplantis (Schweden) zu tun. Bei einem Blick in die Meldeliste ist klar: Gegen die Europameister Emmanouil Karalis (Griechenland) und Menno Vloon (Niederlande), den Hallen-EM-Dritten Sondre Guttormsen (Norwegen) und US-Star Sam Kendricks muss eine Saisonbestleistung her, wenn der Düsseldorfer vorn mitmischen will. 

Auch Hochspringerin Imke Onnen tritt gegen die Weltrekordlerin an, Yaroslava Mahuchikh (Ukraine) wird außer von Hallen-Vize-Europameisterin Angelina Topic aus Serbien auch vom australischen Duo Nicola Olyslagers und Eleanor Patterson gefordert, gegen die sie bei großen Meisterschaften schon das Nachsehen hatte. Für die DLV-Hochspringerin wäre ein weiteres Ergebnis rund um die 1,90-Meter-Marke sicher ein Erfolg, diese Höhe haben neben der Deutschen Hallen-Vizemeisterin auch alle weiteren gemeldeten Athletinnen schon überquert. 

Auf Wiedergutmachungskurs ist im Dreisprung Jessie Maduka (beide Cologne Athletics) unterwegs. Vielleicht geht es in Nanjing, anders als zuletzt in Apeldoorn, wieder näher an die 14 Meter heran. Favorisiert sind aber andere Athletinnen, neben Hallen-Europameisterin Ana Peleteiro-Compaoré (Spanien) vor allem die Kubanerinnen Leyanis Pérez Hernández und Liadagmis Povea und sicher auch Olympiasiegerin und Titelverteidigerin Thea Lafond aus Dominica. Sie ist jedoch noch ohne Resultat in dieser Freiluftsaison. 

Kugelstoßen mit Stars, aber ohne DLV-Beteiligung

Die deutschen Paradedisziplinen Weitsprung und Kugelstoßen gehen dagegen ohne DLV-Beteiligung über die Bühne. Vor allem im Kugelstoßen sind trotz Abwesenheit von Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim), die nach Hallen-EM-Silber erst im Sommer wieder angreifen will, zahlreiche Favoritinnen um Hallen-Europameisterin Jessica Schilder (Niederlande), Titelverteidigerin Sarah Mitton (Kanada), Weltmeisterin Chase Jackson (USA) und die Olympia-Zweite Maddison-Lee Wesche (Neuseeland) gemeldet. 

Bei den Männern wird es Freiluft-Europameister Leonardo Fabbri (Italien) sicher besser machen wollen als bei der Hallen-EM, wo schon in der Qualifikation Schluss war. Der Hallen-Vize-Europameister im Siebenkampf Simon Ehammer (Schweiz) zählt wie Italiens Supertalent Mattia Furlani zu den Favoriten im Weitsprung, bei den Frauen rechnet sich seine Landsfrau Annik Kälin, auch sie eigentlich Mehrkämpferin, nach Hallen-EM-Silber Chancen aus. Eine weitere starke Schweizerin ist Stabhochsprung-Europameisterin Angelica Moser, jedoch ist diesmal Titelverteidigerin Molly Caudery (Großbritannien) wieder dabei. 

Sam Parsons hält Fahne der DLV-Läufer hoch

Einziger DLV-Läufer in Nanjing ist Sam Parsons (SCC Berlin). Er läuft über 3.000 Meter unter anderem gegen Norwegens Star Jakob Ingebrigtsen und den äthiopischen 5-Kilometer-Weltrekordler Berihu Aregawi – und das direkt im Finale, denn Vorläufe über diese Distanz gibt es in Nanjing nicht. So wird es darum gehen, sich in einem Weltklasse-Feld möglichst teuer zu verkaufen, die Plätze ganz vorne werden wohl außer Reichweite sein, wenngleich mit dem Hallen-EM-Zweiten George Mills (Großbritannien) ein Favorit krankheitsbedingt fehlt. Bei den Frauen ist 10.000-Meter-Weltmeisterin Gudaf Tsegay (Äthiopien) die Favoritin.

Über 60 Meter flach und mit Hürden stehen spannende Wettkämpfe bevor. Auf der Flachstrecke fehlen die ganz großen Namen, sodass bei den Frauen die EM-Medaillengewinnerinnen Zaynab Dosso (Italien), Mujinga Kambundji (Schweiz) und Patrizia von der Weken (Luxemburg) die Meldeliste anführen. Über die Hürden ist Weltrekordlerin Devynne Charlton (Bahamas) voraussichtlich schärfste Widersacherin von Hallen-Europameisterin Ditaji Kambundji (Schweiz). Bei den Männern hat Europameister Jakub Szymanski (Polen) angekündigt, Weltrekordler Grant Holloway (USA) fordern zu wollen.  

Hallen-WM 2025 Nanjing

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets