In den 50er und 60er-Jahren zählte Manfred Germar zu den besten Sprintern der Welt, gewann internationale Medaillen und stellte über 200 Meter einen Weltrekord auf. Am Montag vollendet der Kölner sein 90. Lebensjahr.
Der einst schnellste 200-Meter-Sprinter der Welt wird am Montag 90 Jahre alt. Manfred Germar, am 10. März 1935 geboren, war in den 1950er-Jahren gleich mehrfach auf großer Bühne erfolgreich. Seinen internationalen Durchbruch feierte der Kölner bei den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne (Australien): Als einziger Europäer im 100-Meter-Finale sprintete er auf Rang fünf und gewann anschließend mit der deutschen 4x100-Meter-Staffel Bronze – seine einzige olympische Medaille.
Danach brillierte Germar vor allem über 200 Meter, gewann 74 Rennen nacheinander und rannte am 1. Oktober 1958 in Wuppertal mit 20,6 Sekunden Weltrekord. Auch mit der 4x100-Meter-Staffel (in der Besetzung mit Manfred Steinbach, Martin Lauer und Heinz Fütterer) stellte er im Sommer 1958 mit 39,5 Sekunden einen neuen Weltrekord auf.
In diesem Jahr wurde der Kölner auch Europameister über 200 Meter und mit der 4x100-Meter-Staffel. Über 100 Meter musste er sich lediglich dem legendären Armin Hary geschlagen geben, mit dem er sich "blendend" verstand. "[Wir] sehen uns noch immer zwei- bis dreimal im Jahr", erzählte Manfred Germar im Jahr 2015 anlässlich seines 80. Geburtstages der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Erst Sportler, dann Funktionär
Bei den Sommerspielen 1960 in Rom (Italien) ging Germar nach diversen Verletzungen und einer Kieferoperation jedoch nicht in Topform an den Start. Über 100 und 200 Meter schied er im Vorlauf aus und gehörte nicht dem Quartett an, das Staffel-Gold holte. "Rom sollte der Höhepunkt werden. Das war einfach Pech", sagte Germar. "Hary hätte ich in Rom nicht geschlagen, aber ich wäre Olympiasieger mit der Staffel geworden und hätte über 200 Meter eine Chance gehabt."
1962 holte Manfred Germar bei den Europameisterschaften in Belgrad (Serbien) noch einmal Bronze über 200 Meter und Gold mit der Staffel. Insgesamt errang er 23 deutsche Meistertitel. Nach seiner aktiven Karriere blieb er dem Sport weiterhin verbunden, unter anderem als Geschäftsführender Vorstand und später Präsident seines Vereins ASV Köln, 1997 wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt. Viele Jahre organisierte er zudem das Sportfest "Weltklasse in Köln". Von 1973 an war er auch persönliches NOK-Mitglied.
Germar, der als Diplom-Kaufmann und studierter Betriebswirt unter anderem als Abteilungsleiter eines Kaufhauses in Köln und später als Bezirksleiter der Westdeutschen Lotterie arbeitete, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem das Silberne Lorbeerblatt, 1960 den Rudolf-Harbig-Gedächtnispreis, 1985 das Bundesverdienstkreuz und 2001 den Olympischen Orden des IOC. Zudem wurde er in die "Hall of Fame" des deutschen Sports aufgenommen.