| Apeldoorn 2025

Bronze und deutscher Hallenrekord: Till Steinforth in Rekord-Siebenkampf phänomenal

© Stefan Mayer
An der Spitze der neue Hallen-Europarekordler Sander Skotheim aus Norwegen, in Lauerstellung Hallen-Weltmeister Simon Ehammer aus der Schweiz und im Feld ein DLV-Trio angeführt von Europas aktueller Nummer zwei Till Steinforth: Hier lesen Sie von Disziplin zu Disziplin, wie sich der Siebenkampf der Hallen-EM von Apeldoorn entwickelt.
Silke Bernhart

Hallen-EM 2025 Apeldoorn  Livestreams  Live-Ergebnisse

Tag 2


1.000 Meter

Till Steinforth macht Bronze und Rekord perfekt

Über sechs Disziplinen hatte sich der Siebenkampf auf Rekordniveau zugespitzt, über 1.000 Meter folgte der Showdown: Mit sechs Athleten unter 2:37 Minuten brachte das Rennen ein Feuerwerk an Topleistungen. Und an der Spitze einen neuen Hallen-Europarekord! Sander Skotheim packte im Vergleich zu Tallinn (6.484 pt.) in Summe und auch in der abschließenden Disziplin noch eine ordentliche Schippe drauf, stellte in 2:32,72 Minuten einen neuen Meisterschaftsrekord auf und krönte sich mit 6.558 Punkten zum neuen Hallen-Europameister. Mit neuer Bestleistung von 2:41,76 Minuten überbot dahinter auch Simon Ehammer (6.506 pt) die 6.500-Punkte-Marke und damit den alten Hallen-Europarekord.

Und dann? Ging es um Zehntel und Pünktchen. Mit dem Happy End für Till Steinforth: Auch er rannte in 2:36,69 Minuten schnell wie nie, auch er war auf Rekordniveau unterwegs: Mit 6.388 Punkten überbot er den deutschen Hallenrekord von Leo Neugebauer um 41 Zähler und holte sich die Bronzemedaille der Hallen-EM. Die Augen hatte er dabei stets auf die Fersen von Johannes Erm geheftet. Dieser gab alles, um sich noch auf den Bronzerang zu schieben, 2:33,09 Minuten brachten ihm schließlich ebenfalls einen pfeilschnellen Hausrekord und Siebenkampf-Bestleistung von 6.380 Punkten, aber acht Zähler zu wenig für das Podium. Bronze durch Till Steinforth war die erste deutsche Hallen-EM-Medaille seit Silber durch Arthur Abele (6.279 pt.) vor zehn Jahren in Prag.

Auf den Plätzen zehn und elf beendeten Tim Nowak und Marcel Meyer den Siebenkampf. Auch sie konnten am Ende der zwei Tage noch einmal über zwei Einzelbestleistungen von 2:35,77 und 2:36,69 Minuten jubeln. Unterm Strich gingen sie mit zwei neuen Saison-Bestleistungen von 5.913 und 5.882 Punkten aus dem Siebenkampf der Hallen-EM, bei dem beide sich durch Höhen und Tiefen kämpfen mussten.

Stimmen zum Wettbewerb:

Till Steinforth (SV Halle):
"Wie ich jetzt am Ende noch eine 2:36 laufen konnte, weiß ich auch nicht. Ich bin sprachlos. Die Beine wollten nicht mehr, der Kopf tat gar nicht so doll weh, muss ich sagen – der war schon halb im Ziel, die Beine waren ein bisschen hintendran. Aber ich habe einfach auf Johannes geschaut, und dann kam Tim an mir vorbei, das hat mir auch noch mal einen Schub gegeben. Der deutsche Rekord war auf jeden Fall das Ziel! Ich wusste, dass so eine Punktzahl fallen muss, wenn ich vorne mitspielen will. Daher habe ich immer ein bisschen dran gedacht, aber zugleich habe ich mich auf jede Disziplin konzentriert. Beim Mehrkampf ist es immer ein Auf und Ab, da gibt es immer Leistungen, die besser sind und Leistungen, die schlechter sind. An diesem Wochenende war der Weitsprung besonders wichtig, da bin ich in diesem Jahr noch nicht so weit gesprungen."

Tim Nowak (SSV Ulm 1846):
So richtig gut war mein zweiter Tag auch nicht. Über die Hürden hatte ich einen Black-Out-Lauf. In die dritte Hürde gerannt, nicht spritzig… Das ist nicht das, was ich im Training oder auch im Warm-up mache. Stabhochsprung war schade. Da habe ich eigentlich gerade die Form meines Lebens, aber heute war es das nicht. Mir hat bei 5,00 Metern so der Kopf gedröhnt, ich war seit drei Stunden in der Arena, es ist laut, überall passiert was, da hatte ich es total verloren. Der 1.000er war dann jetzt geil. Drei Sekunden Bestleistung! Damit bin ich super happy. Aber in Summe bin ich total enttäuscht, weil alle Disziplinen außer den 1.000 Metern nicht das waren, was ich wollte. Mit dem Wettkampf kann ich gar nicht zufrieden sein."

Marcel Meyer (Hannover 96):
"Ich bin erstmal super, super zufrieden, dass ich hier bei meiner ersten Meisterschaft der Erwachsenen dabei gewesen bin. Ich habe es von der ersten Disziplin an genossen, vor allem hier bei der Atmosphäre, mit den Zuschauern, das hat Spaß gemacht. Beim Weitsprung habe ich es gestern noch mal spannend gemacht, aber es hat dann ja geklappt. Kugelstoßen: absolutes Highlight! Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Beim Hochsprung war schon die ganze Zeit in dieser Saison der Wurm drin. Ich habe es so hingenommen und nicht viel mehr erwartet. Hürde war dann gut heute Morgen, im Stabhochsprung bin ich mich super eingesprungen, da lief es im Training hervorragend und ich habe mir viel vorgenommen. Dann leider nur 4,70 Meter, gute 100 Punkte verloren. Aber ich bin einfach happy, den Siebenkampf mit einer PB über 1.000 Meter zu beenden."
 


Stabhochsprung

Johannes Erm fordert Till Steinforth

Mit jeweils Sprüngen über 5,10 Meter wahrten die Führenden Simon Ehammer (5.652 pt) und Sander Skotheim (5.602 pt) ihre Poleposition und auch ihre etwa 50 Punkte Abstand zueinander. Als besserer Läufer hat der Norweger über 1.000 Meter noch die Chance, am Schweizer vorbeizuziehen, eine Zeit im Bereich von 2:37 Minuten – so schnell war er zuletzt in Tallinn gewesen – bringt auch die 6.500 Punkte in Reichweite, für die Ehammer jetzt schon erstmals in Richtung 2:40-Minuten-Marke laufen müsste.

Hochspannend wird es dahinter im Kampf um Bronze, denn im Stabhochsprung meldete sich Johannes Erm (Estland) mit Hallen-Bestleistung zu Wort. Mit 5,30 Metern flog er 20 Zentimeter höher als der Rest der Konkurrenz und 30 Zentimeter höher als Till Steinforth, dem zu seinem Resultat seiner Siebenkampf-Bestleistung fünf Zentimeter fehlten. So pirschte sich Erm vor den 1.000 Metern mit 5.428 Punkten bis auf 49 Zähler an Steinforth heran. 2:42,84 Minuten ist Steinforth zuletzt in Lincoln, Nebraska (USA) gelaufen, bei 2:36,02 Minuten steht die fünf Jahre alte Bestzeit von Erm. So rennen am Abend um 20:45 Uhr beide um Bronze.

Um einen Platz in den Top Ten geht es für Tim Nowak und Marcel Meyer. Mit 4,90 Metern zog Nowak (4.992 pt) im Gesamtklassement wieder an Meyer (4.985 pt) vorbei – der Hannoveraner konnte mit einem starken Sprung über 4,60 Meter nur andeuten, was in ihm steckt, höher als 4,70 Meter ging es aber nicht hinaus. Das DLV-Duo geht auf Platz zehn und elf in die letzte Disziplin.
 


60 m Hürden

Top-Duell spitzt sich zu, Steinforth weiter auf Kurs

Sander Skotheim zu früh aus den Blöcken beim ersten Startversuch – das war der einzige Wackler, den sich die Protagonisten des Hallen-EM-Siebenkampfs am Samstagmorgen leisteten. Dann ging der Wettbewerb auf Rekordniveau weiter: Simon Ehammer stürmte erwartungsgemäß in 7,68 Sekunden vorweg und eroberte mit 4.711 Punkten die Spitze von Sander Skotheim (4.661 pt) zurück, der in 8,04 Sekunden ebenso schnell war wie im Februar bei seinem Hallen-Europarekord in Tallinn. Beide könnten am Ende des Tages als erste Siebenkämpfer Europas die 6.500-Punkte-Marke übertreffen. Till Steinforth (4.567 pt) wahrte in 7,90 Sekunden seine Bronze-Chancen und seinen Kurs auf sein erstes 6.300-Punkte-Ergebnis.

Als Sieger des ersten Laufs konnte auch Marcel Meyer wieder die Fäuste ballen: Er war nach 8,03 Sekunden im Ziel und stellte damit eine neue Saison-Bestleistung auf. Mit in Summe 4.166 Punkten schob sich der Hannoveraner in die Top Ten nach vorne und geht als Neunter in den Stabhochsprung – auch weil mit Téo Bastien (Aus über die Hürden) und Luc Brewin (nicht angetreten) zwei Franzosen den Wettbewerb frühzeitig beenden mussten. Tim Nowak (8,24 sec) blieb im Rahmen seines Siebenkampfs von Aubière, er ist mit 4.112 Punkten Zwölfter.

 

Tag 1

60 Meter

Till Steinforth stürmt vorweg

6,77 Sekunden zum Einstieg in seinen bisher besten Siebenkampf (6.255 pt), 6,80 Sekunden am Freitag zum Auftakt der Hallen-EM: Till Steinforth (SV Halle) hat die Reise über den großen Teich aus den USA nach Apeldoorn gut weggesteckt – und direkt die schnellste Zeit aller Teilnehmer auf die Bahn gebracht. Eine Hundertstel hinter ihm folgte im zweiten von zwei Rennen Hallen-Weltmeister Simon Ehammer (Schweiz), der damit acht Hundertstel schneller war als bei seinem ersten Siebenkampf des Jahres in Aubière (Frankreich).

Eine Schippe draufgepackt hat auch Sander Skotheim: Der Norweger, der in Tallinn (Estland) den Hallen-Europarekord auf 6.484 Punkte geschraubt hatte, war im ersten Rennen in 6,93 Sekunden als Erster im Ziel. In Tallinn war er in 7,04 Sekunden noch über der Sieben-Sekunden-Marke geblieben. Mit 7,13 und 7,28 Sekunden blieben Marcel Meyer (Hannover 96) und Tim Nowak (SSV Ulm 1846) in einer ihrer schwächeren Disziplinen im Soll und sortierten sich zunächst auf den Plätzen zwölf und 13 des 14 Teilnehmer großen Feldes ein.
 


Weitsprung

Die Top Drei in Topform

Simon Ehammer machte es dieses Mal mit einem ersten ungültigen Versuch nur kurz spannend. Dann hob er ab – und landete erst bei 8,20 Metern. Mit neuem Meisterschaftsrekord innerhalb eines Siebenkampfs eroberte der Schweizer, der in dieser Disziplin als Olympia-Vierter auch im Einzel Weltspitze ist, die Führung der Gesamtwertung (2.063 pt). Seine ärgsten Kontrahenten im Kampf um die Medaillen aber schockte er nicht: Mit 7,89 Metern flog Till Steinforth (1.988 pt) bis auf zehn Zentimeter an seine Hallen-Bestleistung heran und 28 Zentimeter weiter als zuletzt in seiner Wahlheimat Lincoln, Nebraska (USA). Zwar nicht wie in Tallinn bis auf 8,19 Meter, aber in Runde drei bis auf 7,95 Meter hinaus ging's für Sander Skotheim (1.955 pt). Damit hat das Spitzen-Trio bereits eine Lücke von fast 100 Punkten Vorsprung auf die Verfolger gerissen.

Tim Nowak und Marcel Meyer taten sich dagegen schwer: Drei Sprünge knapp unterhalb der Sieben-Meter-Marke ließen Tim Nowak (6,98 m; 1.594 pt) ratlos und mit einem Kopfschütteln zurück, er sortierte sich zunächst auf Platz 13 ein. Marcel Meyer musste bis zum dritten Versuch zittern, dann endlich stand ein gültiger Versuch in den Ergebnislisten. 7,04 Meter waren unter diesen Umständen noch ein glimpfliches Resultat, nur zehn Zentimeter fehlten zu seinen zwei Siebenkämpfen in diesem Jahr, die er allerdings beide nach dem ersten Tag abgebrochen hatte. Platz elf mit 1.660 Punkten.
 


Kugelstoßen

DLV-Athleten lassen die Muskeln spielen

Das Kugelstoßen war eine Disziplin, nach der alle drei DLV-Mehrkämpfer zufrieden die Omnisport-Arena von Apeldoorn in Richtung Mittagspause verlassen konnten. Am lautesten war der Jubel nach dem ersten Versuch von Marcel Meyer, der eine phänomenale Steigerung hinlegte: Bei 14,89 Metern stand seine Hallen-Bestleistung bisher, am Freitag flog die Kugel bis auf 15,61 Meter. Till Steinforth stieß mit 14,95 Metern so nah an die 15-Meter-Marke heran wie nie zuvor. 60 Zentimeter weiter als zuletzt in Aubière kam mit 14,89 Metern Tim Nowak.

Mit einer 15-Meter-Weite lieferte Simon Ehammer (15,15 m; 2.862 pt) die nächste Kampfansage an Sander Skotheim (2.707 pt), für den’s mit 14,39 Metern einen kleinen Dämpfer gab – in Tallinn hatte er 15,00 Meter gestoßen, Ehammer hatte sich in dieser Saison bisher vergeblich an der 14-Meter-Marke abgemüht. Zwischen beiden platziert ist nach wie vor Till Steinforth (2.775 pt), der durchaus auch in den Kampf um Silber eingreifen kann. Die beste Weite des Tages beförderten den Esten Rasmus Roosleht (16,17 m; 2.639 pt) nach dem Kugelstoßen auf PLatz vier. Marcel Meyer (2.487 pt) und Tim Nowak (2.377 pt) liegen weiter auf den Plätzen elf und 13.
 


Hochsprung

Sander Skotheim hebt ab, Steinforth greift nach Bronze

Das letzte Wort des Tages hatte Sander Skotheim. In der Disziplin, in der er bei seinem Hallen-Europarekord mit 2,06 Metern unter seinen Möglichkeiten geblieben war, schwang er sich über phänomenale 2,19 Meter. Im Gesamtklassement (3.689 pt) eroberte er damit die Spitze von Simon Ehammer (3.647 pt), der mit 1,98 Metern eine solide Leistung zeigte. Ebenfalls über 1,98 Meter und damit genauso hoch wie bei seiner Siebenkampf-Bestleistung kam Till Steinforth (3.560 pt). So ist an Tag zwei nicht nur das Podium in Reichweite, sondern sogar ein Resultat jenseits der 6.300 Punkte und damit der deutsche Hallenrekord von Leo Neugbauer (6.347 pt).

Zufrieden sein konnte mit seinem Tagesabschluss Tim Nowak, der mit 2,01 Metern zu den besten Hochspringern unter den Mehrkämpfern zählte. Mit 3.190 Punkten konnte er sich auf Platz zwölf nach vorne schieben, zwei Zähler hinter Marcel Meyer. Der Hannoveraner ließ mit 1,89 Metern – seine Bestleistung in der Halle steht bei 1,99 Metern – einige Zähler liegen und geht auf Platz elf in den zweiten Tag.

Stimmen zum Wettbewerb:

Tim Nowak (SSV Ulm 1846)
"Die schlechteren Disziplinen haben leider schon ordentlich Punkte gekostet. Ich bin gar nicht in den Wettkampf reingekommen. Der 60er hat sich so schlecht nicht angefühlt, aber ich bin wohl hinten ordentlich fest geworden. Das große Fragezeichen ist der Weitsprung. Da bin ich gar nicht wach geworden, gar nicht reingekommen. Ich bin im Warm-up 70 Zentimeter nach vorne gegangen, weil ich gar nicht rankam. Der dritte Versuch war gefühlt der erste richtige Anlauf und da musste ich dann trippeln. Dreimal unter sieben Meter – Katastrophe. Das nervt auch, das ist mental dann schwierig. Kugelstoßen war auch nicht der große Befreiungsschlag. Nach zwei schlechten Disziplinen kamen zwei, die okay bis gut waren, aber damit reißt du nichts raus. Deshalb bin ich schon enttäuscht über die Leistung, aber auch nicht am Boden zerstört. Ich habe Bock auf morgen und freue mich besonders auf den Stabhochsprung." 

Till Steinforth (SV Halle)
"Es ist noch ein langer Weg, im Mehrkampf gibt es immer noch einen zweiten Tag. Jetzt gilt es, gut zu regenerieren und dann sehen wir morgen, was geht. Mit der Vorleistung kann man nicht überrascht sein. Ich denke, beim Hochsprung habe ich ein bisschen was liegen gelassen, aber das war trotzdem keine schlechte Leistung. Ich habe ein gutes Gefühl für morgen. Hürde und Stabhochsprung liefen zuletzt immer gut und über 1.000 Meter bin ich ja erst Bestleistung gelaufen, ich denke, da geht auf jeden Fall was."

 

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