Die Hallen-Europameisterschaften in Apeldoorn (6. bis 9. März) starten am Donnerstagabend mit einer Reihe von Vorrunden und dem Finallauf der 4x400-Meter-Mixed-Staffel. In sechs der Qualifikationen und Vorläufe gehen DLV-Athletinnen und -Athleten an den Start. Hier erfahren Sie, wie sie sich geschlagen haben und wie sie ihre Auftritte selbst bewerten.
Hallen-EM 2025 Apeldoorn Livestreams Live-Ergebnisse
Frauen
60 Meter Hürden Vorlauf
DLV-Hürdensprinterinnen bereiten Freude
Zwei starke Vorlauf-Auftritte – zwei große Qs! Die beiden jungen deutschen Hürdensprinterinnen haben sich bei ihrem Hallen-EM-Debüt einmal mehr in dieser Saison glänzend präsentiert. Den Auftakt machte die Jüngste im deutschen Team: die erst 20 Jahre alte Deutsche Hallen-Vizemeisterin Rosina Schneider (TV Sulz). Sie musste in ihrem Vorlauf nur der Schweizerin Ditaji Kambundji den Vortritt lassen. Kambundji, mit 7,80 Sekunden die Nummer zwei der Jahresbestenliste, siegte in 7,92 Sekunden, der DLV-Athletin fehlte in 7,97 Sekunden, der fünftbesten Zeit der Vorrunde, nur eine Hundertstel zur Bestleistung.
Kurz darauf folgte Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen) ihrer Teamkollegin ins Halbfinale. Nach einem nicht optimalen Start kam die Deutsche Hallenmeisterin in der zweiten Hälfte des Rennens immer besser ins Rollen und holte sich mit 8,01 Sekunden souverän Rang drei. Unangefochten war in diesem Rennen die Europameisterin von 2022 Pia Skrzyszowska in 7,88 Sekunden, die Polin war damit vor der zweimaligen Hallen-Europameisterin Nadine Visser (Niederlande; 7,89 sec), die den ersten Lauf gewonnen hatte, die Vorlaufschnellste.
Stimmen zum Wettkampf
Rosina Schneider (TV Sulz):
"In Rom war ich noch voll das Küken. Jetzt bin ich zwar immer noch die Jüngste im deutschen Team, aber man geht cooler auf die Sache ran, wenn man weiß, was auf einen zukommt. Die letzten Wochen bin ich ja auch schon internationale Rennen gelaufen, kenne also die eine oder andere Athletin schon, gegen die ich jetzt gelaufen bin. So kann ich mit weniger Aufregung an die Sache rangehen, auch wenn ein bisschen Aufregung immer ganz gut ist. Ich bin froh, dass ich heute wieder unter acht Sekunden laufen konnte. Nach den Deutschen war ich leider ein bisschen krank, aber die Zeit beweist mir, dass ich das kann – und es ist noch mehr drin. Im Halbfinale ist der Druck noch mal größer, vielleicht pusht dann auch die Aufregung noch zu schnelleren Zeiten. Und wenn nicht, bin ich megahappy, mich EM-Halbfinalistin nennen zu können."
Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen):
"Das war ein typischer Marlene-Start, würde ich sagen. Den erwische ich einfach nicht jedes Mal, das ist eine Sache der Übung. Morgen ist ein neuer Tag, ein neues Rennen, da kann ich das noch mal probieren. In Berlin habe ich gesehen, dass es möglich ist. Ich habe diesen Winter viel auf meine Individualität geachtet, was das Training angeht, wie wir das gestalten. Nicht immer das machen, was alle machen. Alle sind ins Trainingslager gefahren, ich wusste, das passt mir mit der Uni nicht, das ist mir zu viel. Ich reagiere stark auf Stress, deshalb habe ich das sein gelassen. Ich bin meinen Weg gegangen und das scheint funktioniert zu haben. Ich wusste, dass ich es auf jeden Fall ins Halbfinale schaffen will, wenn nicht sogar weiter. Ich weiß genau, wo ich ansetzen muss, um da hinzukommen. Super Voraussetzungen für morgen."
Stabhochsprung Qualifikation
Anjuli Knäsche verpasst das Finale
Die Hallensaison war für Anjuli Knäsche zuletzt recht turbulent verlaufen. Beim Indoor-Meeting in Karlsruhe hatte sich die Stuttgarterin eine Fersenprellung zugezogen, bei der Hallen-DM dann aber wieder 4,50 Meter überquert. An dieses Ergebnis konnte die 31-Jährige in Apeldoorn leider nicht anknüpfen. Nachdem sie die 4,30 Meter im zweiten Versuch gemeistert hatte, scheiterte sie dreimal an 4,45 Meter – Platz 14 in der Qualifikation.
Sieben Springerinnen schwangen sich über 4,55 Meter. Vier von ihnen, darunter Europameisterin Angelica Moser (Schweiz) und die starke Slowenin Tina Sutej, blieben dabei ohne Fehlversuch. Die glückliche Achte, die noch ein Finalticket erhielt, war Elisa Molinarolo aus Italien, die alle Höhen bis einschließlich 4,45 Meter im ersten Anlauf bewältigt hatte.
Stimme zum Wettkampf
Anjuli Knäsche (VfB Stuttgart)
"Ich weiß noch gar nicht genau, wie meine Gefühlslage dazu jetzt ist. Es war auf jeden Fall nicht gut. Das braucht man auch nicht schönreden. Ich habe mich gut gefühlt, es war auch so weit alles okay, die Stäbe haben sich besser bewegt als in den vergangenen Wettkämpfen. Den Rest muss ich mir erstmal anschauen, bevor ich dazu was sage. Die Fersenprellung war heute kein Thema, ich hatte ein bisschen eine feste Wade, aber nichts, was beim Springen stört."
Dreisprung Qualifikation
Kein Finalplatz für deutsche Dreispringerinnen
Als erster technischer Wettbewerb ging in der Omnisport-Arena Apeldoorn der Dreisprung der Frauen zu Ende. Und das mit zwei deutschen Teilnehmerinnen, die am Donnerstagabend nicht das abrufen konnten, was sie eigentlich draufhaben. Für Kira Wittmann (Hannover 96) ging mit 13,63 Metern in ihrem dritten Versuch eine ähnliche Weite in die Ergebnislisten ein wie zuletzt bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund, wo sie mit 13,67 Metern Dritte geworden war. Bei ihrer zweiten Hallen-EM bedeutete das Platz zehn, vor zwei Jahren in Istanbul (Türkei) war sie Siebte geworden.
Auch die Finalhoffnungen der Deutschen Hallenmeisterin Jessie Maduka (Cologne Athletics) erfüllten sich nicht. Die 28-Jährige erwischte keinen Sprung optimal und musste sich mit 13,50 Metern begnügen – Platz 13. Die 14-Meter-Marke, die sie zuletzt bei den Deutschen Hallenmeisterschaften übertroffen hatte und die ihr in Apeldoorn den direkten Finaleinzug beschert hätte, blieb diesmal unerreicht.
Drei Athletinnen sicherten sich das große Q: neben Freiluft-Europameisterin Ana Peleteiro-Compaoré (Spanien; 14,14 m) und Titelverteidigerin Tugba Danismaz (Türkei; 14,10 m) auch die Finnin Senni Salminen (14,02 m). Platz acht und damit das letzte kleine q wurde an Dovile Kilty (Litauen; 13,86 m) vergeben.
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Jessie Maduka (Cologne Athletics):
"Die Anlaufkontrollen waren alle gut und am Brett. Dann habe ich im ersten Versuch zu viel Gas gegeben, war viel zu nah dran, musste trippeln und abstoppen. Anschließend bin ich zurück gegangen und dann lief es nicht mehr zusammen. Eigentlich geht’s mir gut, ich habe keine Beschwerden, ich konnte das im Wettkampf einfach nicht umsetzen. Ich hoffe, dass ich jetzt noch bei der Hallen-WM starten kann."
Kira Wittmann (Hannover 96):
"Das Finale war auf jeden Fall das Ziel. Das Einspringen und auch die Anlaufkontrollen haben sich mega gut angefühlt. Aber momentan habe ich viele 60er Sprünge, der Ausrutscher nach oben fehlt. Nach der Verletzung bin ich mega happy, hier zu sein, aber mit dem Resultat bin ich jetzt trotzdem enttäuscht. Das war mein letzter Wettkampf der Hallensaison, ich werde jetzt ein paar Tage ruhiger machen und dann geht’s schon ins erste Trainingslager."
Männer
1.500 Meter Vorlauf
Robert Farken mit Mut und dem Quäntchen Glück
Robert Farken (SG Motor Gohlis-Nord Leipzig) ist mit einer gehörigen Portion Selbstvertrauen nach Apeldoorn gereist. Das demonstrierte er in seinem Vorlauf von Anfang an. Der Leipziger setzte sich mutig an die Spitze und kontrollierte das Feld. Auch die Tempoverschärfung des Spaniers Mohamed Attaoui, immerhin Fünfter der Olympischen Spiele, konnte er mitgehen. Gemeinsam mit dem Portugiesen Isaac Nader und besagtem Spanier schien Robert Farken, der die Deutschen Hallenmeisterschaften erkältet verpasst hatte, der Konkurrenz bereits enteilt zu sein.
Doch da kam Paul Anselmini aus Frankreich auf der Zielgeraden angeflogen und warf sich für das bloße Auge zeitgleich mit Farken und Attaoui ins Ziel. Als Laufsieger war Nader in 3:42,32 Minuten im Ziel. Dahinter hieß es kurz zittern, denn nur drei Athleten pro Lauf qualifizierten sich direkt fürs Finale. Robert Farken konnte schließlich aufatmen: In 3:42,53 Minuten, sechs Hundertstel hinter dem Franzosen und zwei vor dem Spanier, kann der Leipziger für das Finale planen.
Der Endlauf wird am Freitag leider ohne den zweiten DLV-Teilnehmer Marius Probst stattfinden. Der Wattenscheider positionierte sich in seinem Rennen anfangs günstig, blieb in Schlagdistanz zur Führungsgruppe. Doch während Titelverteidiger und Topfavorit Jakob Ingebrigtsen (Norwegen), der die meiste Zeit auf der letzten Position gelauert hatte, sich in den letzten Runden auf der Innenbahn nach vorne schob, musste der Deutsche Hallenmeister immer mehr abreißen lassen. In 3:37,49 Minuten hatte Ingebrigtsen leichtes Spiel, für Probst gab's in 3:41,32 Minuten Rang sieben.
Stimmen zum Wettkampf
Robert Farken (SG Motor Gohlis-Nord Leipzig)
"Ich bin sehr zufrieden! Man kann es im Nachhinein sagen: Es war mit Abstand der schwerste Vorlauf. Der Spanier steht nur mit 3:36 in der Liste, ich kenne den aber aus dem Training und weiß, was er eigentlich kann. Er war ja Fünfter bei den Olympischen Spielen. Ich bin froh, dass es so geklappt hat und dass ich es von vorne einigermaßen kontrollieren konnte. In der Halle kann man besser von vorne laufen, da ist es nicht wie draußen, wo du dich müde und mürbe machst. Gerade in so einer Halle, wo die Kurven so lang und die Geraden so kurz sind. In schnellen Rennen fehlt mir der schnelle Kick momentan. Deshalb bin ich froh, dass ich auf der Zielgeraden noch eine Position gutmachen konnte. Da ging es zumindest noch mal einen halben Gang hoch. Mit Zielen fürs Finale beschäftige ich mich morgen früh."
Marius Probst (TV Wattenscheid 01)
"Ich hatte eigentlich die ganze Zeit eine gute Position. Ich habe mich auch gut gefühlt, aber ich konnte einfach nicht schneller laufen. Ich habe am Montag gemerkt, dass ich ziemliche Sprunggelenksschmerzen im linken Fuß habe. Ich war gestern und vorgestern hier noch beim Physio. Die haben auch gesagt, das ist ganz schön zu, und haben noch versucht, es frei zu machen. Heute Morgen beim Auftakt hat sich das nicht ganz so geil angefühlt, aber das blendet man aus. Ich habe beim Laufen gemerkt, dass ich nicht den harten Schritt gehen kann, weil ich mich links nicht gut abdrücken kann. Ab dem Moment, als Jakob an mir vorbei ist, hat mein Fuß gar nicht mehr mitgemacht. Ab dem Moment bist du mental so gebrochen, dass gar nichts mehr geht. Das ist jetzt ärgerlich beim Saisonhöhepunkt. Ich weiß nicht genau, warum das jetzt losging, vielleicht habe ich zu viele Hallen-Wettkämpfe gemacht. Jetzt gilt es, sich auszuruhen und das Gelenk in den Griff bekommen."
60 Meter Hürden Vorlauf
Gregory Minoué bei Debüt auf Anhieb im Halbfinale
Gelungenes EM-Debüt für Gregory Minoué (TV Kalkum-Wittlaer): Der 23-Jährige konnte sich mit 7,69 Sekunden in seinem Lauf das dritte große Q sichern. Klarer Laufsieger war mit 7,53 Sekunden der Spanier Enrique Llopis. Knapp vor Gregory Minoué warf sich noch der erst 19 Jahre alte Franzose Theo Pedre (7,68 sec) ins Ziel, der Pole Damian Czykier hingegen, WM-Vierter von 2022, hatte in 7,70 Sekunden das Nachsehen.
Einen gebrauchten Tag erwischte hingegen der zweite DLV-Starter Manuel Mordi. Der Hamburger kam schlecht aus den Blöcken und auch danach nicht ins Fliegen in einem unruhigen Rennen, in dem der Österreicher Enzo Diessl auf der Bahn neben dem Deutschen Hallenmeister bereits am Start leicht zuckte und anschließend strauchelte und stürzte. Jakub Szymanski (Polen) ließ sich davon nicht beirren und gewann das Rennen in 7,51 Sekunden. Für Manuel Mordi wurden 7,80 Sekunden gestoppt – zu wenig fürs Halbfinale.
Stimmen zum Wettkampf
Manuel Mordi (Hamburger SV):
"Am meisten hat mich der Zucker rausgebracht: Der rechts neben mir hat gezuckt, und gerade als ich das gemerkt habe, wurde geschossen. Dann bin ich sitzengeblieben. Da musste ich ziehen, ziehen, ziehen. Die erste Hürde war dann nicht mehr so gut. Dann kracht es neben mir und es wird immer schwerer, ins Rennen zu finden. Dann fällt der noch… Es ist einfach blöd gelaufen. Aber das ist Hürdenlauf. Das kann keiner beeinflussen. Es ist ärgerlich, aber ich mache mir nicht so einen großen Kopf. Ich will mich draußen beweisen, das ist das große Ziel, und das ist jetzt wieder eine Erfahrung."
Gregory Minoué (TV Kalkum-Wittlaer):
"Der erste Schritt ist getan! Bei den ersten vier Schritten bin ich ein bisschen draufgefallen, die ersten zwei Hürden waren nichts. Dann bin ich gut auf Speed gekommen. Ab da war es ein Aufholrennen. Dass da noch eine 69 rausgekommen ist, finde ich super. Da spricht schon viel dafür, dass es im Halbfinale Richtung Finale gehen kann. Im Halbfinale will ich den Start auf jeden Fall besser machen, hinten raus läuft es bei mir eigentlich immer. Wenn alles passt, ist eine 50er-Zeit drin. Das Training ist so gut gelaufen, dass ich mich schon darauf eingestellt hatte, dass ich mich für die Hallen-EM qualifiziere. Der Trainerwechsel zu Alex John hat super angeschlagen letztes Jahr."
Hochsprung Qualifikation
Tobias Potye als Achter weiter
Die Einstiegshöhe von 2,08 Metern meisterte Tobias Potye (Cologne Athletics) noch problemlos im ersten Versuch, bei 2,13 Metern musste der Deutsche Hallenmeister Nervenstärke beweisen. Erst im dritten Anlauf blieb die Latte liegen. Anschließend floppte der 29-Jährige, der vor zwei Jahren in Istanbul Vierter geworden war, auf Anhieb über 2,18 Meter. Und dieser Sprung sollte sich als wertvoll erweisen. Die 2,23 Meter waren für Tobias Potye am Donnerstagabend zu hoch. Die im ersten Versuch überquerten 2,18 Meter brachten ihm aber das letzte von acht Finaltickets ein.
Den besten Eindruck hinterließ in der Qualifikation Manuel Lando aus Italien, der bis einschließlich 2,23 Meter eine blütenreine Weste wahrte. Auch der Jahresbeste aus der Ukraine Oleh Doroshchuk gab sich keine Blöße. Titelverteidiger und Lokalmatador Douwe Amels musste hingegen frühzeitig die Segel streichen, er meisterte nur 2,13 Meter. Gleiches galt auch für den mit 2,31 Metern angereisten Jonathan Kapitolnik (Israel).
Stimme zum Wettkampf
Tobias Potye (Cologne Athletics)
"Ich habe mich ein bisschen selbst darin verloren: Warum muss ich immer irgendwelche Schwierigkeiten haben? Das haben wahrscheinlich alle, das muss man beiseitelegen und zusehen, dass man hochspringt. Bei 2,18 Metern war ich mental wieder so weit, dass ich es hingekriegt habe. 2,23 Meter waren Pech – und zugleich Glück, dass ich es doch geschafft habe. Leider zwickt bei mir nie nichts. Jetzt muss ich mit meinem Team zusammenarbeiten, damit es am Samstag geschmeidiger wird. Es ist ein schneller Boden, ich bin ein schneller Springer, aber das macht es auch schwer. Ich musste langsamer laufen, und aus dem langsamer Laufen heraus war es dann fast gar kein Hochsprung mehr. Es steckt viel in mir, aber die Kunst wird es sein, den Tobi wiederzufinden, der hier zu einer Meisterschaft hergehört. Es ist leichter gesagt als getan. Ich muss einfach kämpfen – für jeden Sprung."