Die Omnisport-Arena in Apeldoorn ist seit Wochen ausverkauft, jetzt wird es ernst: Bei den Hallen-Europameisterschaften 2025 werden von Donnerstag bis Sonntag 27 kontinentale Hallentitel vergeben. Zu den Stars der Veranstaltung zählen vier Olympiasieger:innen von Paris, unter ihnen Europas aktuelle Nummer eins im Kugelstoßen Yemisi Ogunleye.
Mit 37 Athletinnen und Athleten ist der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) am Wochenende bei der Hallen-EM in Apeldoorn (Niederlande; 6. bis 9. März) vertreten, sie starten in 19 der 27 Entscheidungen. Den Auftakt machen am Donnerstag Hochspringer Tobias Potye und die Dreispringerinnen Jessie Maduka (beide Cologne Athletics) und Kira Wittmann (Hannover 96). Acht Vorentscheidungen stehen am ersten Abend der Hallen-EM auf dem Programm, bevor in der 4x400-Meter-Mixed-Staffel die erste Goldmedaille der Titelkämpfe vergeben wird.
Hoffnungen auf das EM-Podium können sich auch einige DLV-Asse machen, allen voran jene, die sich mit starken Leistungen in der bisherigen Hallensaison schon in Topform präsentiert haben. Unter anderem Kugelstoß-Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim): Mit Bestleistung von 20,27 Metern liegt sie in Europas Jahresrangliste knapp vor Europameisterin und Lokalmatadorin Jessica Schilder (Niederlande; 20,19 m). Dieses Kugelstoß-Duell könnte zu einem der stimmungsvollen Höhepunkte der Titelkämpfe werden, beide Athletinnen haben ihre Jahresbestleistungen bei den nationalen Meisterschaften zwei Wochen vor der Hallen-EM erzielt und das Potenzial für noch weitere Stöße.
Sieben in den Top Drei
Yemisi Ogunleye ist eine von sieben DLV-Athlet:innen, die sich in den finalen Meldelisten für Apeldoorn in den Top Drei positioniert haben. Ebenfalls Platz eins hat sich nach seinem Satz auf 17,41 Meter Dreispringer Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) erkämpft. Nach vier Hallen-EM-Bronzemedaillen in Folge ist er bereit für den ganz großen Sprung – was bei der Hallen-DM in Dortmund bei einer Siegesweite von 17,00 Metern besonders seine ungültigen Versuche unterstrichen. In Reichweite: sein eigener deutscher Hallenrekord (17,52 m). Auch Weitspringerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) hat mit 7,07 Metern in Karlsruhe schon gezeigt, was in ihr steckt, auch ihr fehlt in ihrer großen Medaillensammlung noch ein internationaler Titel unter dem Hallendach.
Hoffnungsvoll reisen darüber hinaus nach ihrer Steigerung auf 2:00,53 Minuten Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler; 800 m), die beiden Viertplatzierten der letztjährigen Hallen-WM Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden; Weitsprung) und Christina Honsel (TV Wattenscheid 01; Hochsprung) sowie Siebenkämpfer Till Steinforth (SV Halle) nach Apeldoorn. Auf Platz zwei der Final Entries hat sich Till Steinforth mit Bestleistung von 6.255 Punkten noch vor Hallen-Weltmeister Simon Ehammer (Schweiz) positioniert, an der Spitze thront der neue Hallen-Europarekordler Sander Skotheim (Norwegen; 6.484 pt) – ein Wettbewerb, der am Freitag und Samstag die Zuschauer fesseln dürfte.
Spannung auf der Bahn
Hochspannung versprechen aus deutscher Sicht auch viele Bahn-Wettbewerbe – zum Beispiel die Sprints mit und ohne Hürden. Über 60 Meter Hürden sind die vier deutschen Starter:innen um die Deutsche Hallenmeisterin Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen) und den Deutschen Hallenmeister Manuel Mordi (Hamburger SV) auf Rängen zwischen fünf und zwölf positioniert. In einer Disziplinen, in der schon ein Fehler entscheidend sein kann, heißt es für die Hallen-EM-Debütanten: cool bleiben und die Chance aufs Finale ergreifen.
Cool geblieben ist zuletzt Sprinterin Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen), als ihre ersten Hallenrennen noch nicht nach Wunsch verlaufen waren. Jetzt sitzt sie in Apeldoorn als Deutsche Hallenmeisterin mit neuer Bestleistung von 7,13 Sekunden im Startblock – und auf Platz fünf der Meldeliste. Dasselbe gilt für Robin Ganter (MTG Mannheim), der in Dortmund in 6,56 Sekunden der nationalen Konkurrenz voraus war. Gar bis auf Platz vier Europas nach vorne ging es bei der Hallen-DM für Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge; 19,11 m) nach ihrem ersten 19-Meter-Stoß.
In den Lauf-Wettbewerben ragt im DLV-Team der Name Robert Farken (SG Motor Gohlis-Nord Leipzig) heraus: Nach zwei Auftritten in den USA hatte er sowohl den deutschen Hallenrekord über 1.500 Meter* als auch die deutsche Hallen-Bestleistung über die Meile in der Tasche. Er ist in Apeldoorn einer von fünf Läufern, die über 1.500 Meter in dieser Saison schon unter 3:34 Minuten geblieben sind.
Jakob Ingebrigtsen plant das Double
Platz eins über 1.500 Meter scheint allerdings bereits vor dem Startschuss reserviert. Und zwar für den alten und neuen Hallen-Weltrekordler Jakob Ingebrigtsen. Der Ausnahmeläufer aus Norwegen hat sich das Double über 1.500 und 3.000 Meter vorgenommen, es wäre bereits das dritte Mal in Folge, dass er bei einer Hallen-EM Gold auf diesen beiden Strecken gewinnt.
Neben dem 5.000-Meter-Olympiasieger zählt eine weitere Olympiasiegerin und Weltrekordlerin zu den großen Favoritinnen der Hallen-EM: Im Hochsprung geht der Sieg nur über Yaroslava Mahuchikh (Ukraine), die im vergangenen Jahr als erste Athletin der Geschichte über 2,10 Meter geflogen war, allerdings im Freien. In der Halle steht ihre Bestleistung bei 2,06 Metern, mit 2,01 Metern führt sie in diesem Jahr die Weltjahresbestenliste an.
Schwer getan hat sich dagegen bisher Weitsprung-Olympiasieger Miltiadis Tentoglou. Der Grieche musste sich zu Saisonbeginn gleich dreimal mit Weiten knapp oberhalb der Acht-Meter-Marke geschlagen geben, zuletzt ging es bei den nationalen Meisterschaften in Piräus nur bis auf 7,92 Meter. Und ein starker Herausforderer lauert nur auf seine Chance: Vorgelegt hat mit 8,23 und 8,37 Metern der Olympia-Dritte Mattia Furlani (Italien). Europas Seriensieger, mit sechs kontinentalen Titeln in Folge, gegen Europas Supertalent – auch das ganz sicher eines der Highlights von Apeldoorn.
*vorbehaltlich Ratifizierung