Nach dem überraschenden Nach-Corona-Melderekord ist die Premiere der Deutschen Hallenmeisterschaften der Masters in Frankfurt Geschichte. Erfolgreiche Geschichte. Einige Ausnahmekönnerinnen und -könner zeigen sich beim nationalen Hallen-Highlight in guter Form. Am Ende stehen neben dem M50-Kugelstoß-Weltrekord vom Samstag drei weitere zu Buche.
Dr. Eberhard Linke, M80, LG Kindelsberg-Kreuztal, zählte am Wochenende bei den Deutschen Masters-Hallenmeisterschaften in Frankfurt zu den erfolgreichsten Athleten. Mit 8,66 Metern im Dreisprung egalisierte er am Sonntag seinen eigenen Hallen-Weltrekord. Zur Meisterschaft brachte er es auch in 9,08 Sekunden im 60 Meter-Sprint, schon am Samstag hatte er sich mit 4,35 Meter im Weitsprung den Titel geholt.
Und wie blickt er drei Wochen nach vorne, wenn die Hallen-Weltmeisterschaften der Masters in Alachua County, Florida (USA; 23. bis 30 März), beginnen? "Den Weit- und Dreisprung-Weltmeistertitel will ich mir holen. Im 60 Meter-Sprint deutet alles auf ein Duell mit einem US-Amerikaner hin, der fünf Hunderstelsekunden schneller gemeldet hat. Und wenn ich gebraucht werde, bin ich gerne auch Teil der DLV-Männer- und vielleicht auch Mixed-Staffel.“
Frauke Viebahn packt einen Zentimeter drauf
Für den zweiten Paukenschlag des zweiten Meisterschaftstages sorgte stimmungsvoll Frauke Viebahn, W65, die ihren gerade erst Anfang Februar in Dortmund aufgestellten Hochsprung-Weltrekord um einen weiteren Zentimeter nach oben auf neuerdings 1,43 Meter schraubte. Die 1,45 Meter, die sie danach auflegen ließ, sollten noch einen Tick zu hoch für die zurückhaltende Sympathieträgerin von der DJK Blau-Weiß Annen sein.
Für die dritte Rekordleistung des zweiten Wettkampf-Tages sorgte ebenfalls im Hochsprung Manfred Ziegler: Der M65-Athlet von der TB Weiden schwang sich über 1,68 Meter und kam damit ebenso hoch wie im Jahr 2015 der Slowene Dušan Prezelj, mit dem gemeinsam er nun den Hallen-Weltrekord der M65 hält. Manfred Ziegler gelang dabei am Sonntag eine erstklassige Serie mit sechs gültigen Versuchen, sein Vorsprung auf die Konkurrenz war mit 23 Zentimetern enorm – seine 1,68 Meter hätten auch in der M50, M55 und M60 den Sieg bedeutet.
Tosenden Applaus und Jubelschreie waren auch nach dem gelungenen 1,52 Meter-Sprung von der für die LG Nord startende Berlinerin Caroline Loewenthal, W50, zu hören, die noch dazu mit herausragenden 5,00 Metern im Weitsprung ihren zweiten Meistertitel unter Dach und Fach brachte.
Schilling, Prada und Hänßler-Hug sammeln Titel
Ihr drittes Gold machte nach dem Gewinn über 60 und 400 Meter Tatjana Schilling (W55; TSV 1850/09 Korbach) über die 200 Meter-Hallenrunde in 28,49 Sekunden klar. Mit Dana Prada (LG OVAG Friedberg-Fauerbach) glänzte eine andere Hessin mit Vierfach-Gold. Den Vortages-Siegen über 60 und 60 Meter Hürden ließ am Sonntag 26,89 Sekunden über 200 Meter und 5,24 Meter im Weitsprung folgen.
Sprinterin Sinah Hänssler-Hug (LG Walldorf Astoria 1902) war abermals in der W40 das Maß aller Dinge. Die Uhr blieb nach absolvierter 200 Meter-Runde bereits bei 25,63 Sekunden stehen, sie war damit mehr als eine Sekunde schneller als die Mitkonkurrentinnen ihrer Altersklasse.
Mario Büchter bezwingt Bernd Lachmann
Bei den 55-jährigen Männern siegte 60 Meter-Meister Mario Büchter (SV Teuto Riesenbeck) abermals in einem knappen Duell. Dieses Mal war er über 200 Meter in 24,57 Sekunden exakt eine Hundertstel schneller als der mitfavorisierte Bernd Lachmann, (LG OVAG Friedberg-Fauerbach). Beide unterboten dabei sogar die M50-Siegerleistung (25,51 sec). Bei den 80-Jährigen bestimmte Friedhelm Adorf (LG Rhein-Wied) ein weiteres Mal den Ausgang des Geschehens nach Belieben, mit einer Zeit von 30,11 Sekunden brachte er mehr als vier Sekunden zwischen sich und die gleichaltrige nationale Konkurrenz.
Ebenso in guter WM-Form zeigte sich 3.000 Meter-Geher Steffen Borsch (M50; SV Halle), der bereits nach 13:32,35 Minuten das Ziel erreichte. Auffällig insbesondere die erzielten Mittelstrecken-Leistungen in der M45 und M70: Während 1.500 Meter-Sieger Björn Dollmann (TV Waldstraße-Wiesbaden) dieses Mal das Rennen über die vier Hallenrunden in 2:03,88 Minuten vor Peter Fräßdorf (Laufclub Braunschweig; 2:04,57) gewann, erreichte Wolfgang Kreemke (ESV Lok Potsdam) das Ziel mit vier Sekunden Vorsprung bereits nach 2:35,05 Minuten.
Württemberger Stabhochspringer setzt sich gegen Vize-Weltmeister durch
Zum besonderen Highlight geriet der Wettstreit mit dem Stabhochsprungstab in der Altersklasse M50. Zwar mit vergleichsweise mehr Fehlversuchen, doch am Ende mit dem größeren Geschick über die 3,80 Meter hochliegende Querlatte setzte schließlich Hubert Kaltenegger (SSV Ulm 1846) ein Achtungszeichen. Als amtierender Vize-Weltmeister musste sich Tilmann Colberg (Möllner SV) dieses Mal national mit 3,70 Metern denkbar knapp geschlagen geben.
Einen Tag nach ihrer deutschen Hallenbestleistung im Stabhochsprung der W65 ließ Sprung-Allrounderin Petra Herrmann (SG Vorwärts Frankenberg) im Weit- und Dreisprung (4,17 m und 9,66 m) Titel Nummer zwei und drei folgen. Mit ihrer Weite im Dreisprung überbot sie den W65-Hallen-Europarekord der Belgierin Edith Graff deutlich. Nennenswert auch die Vorstellung von Aurica Gründer (W40; Leichlinger Turnverein), die ihrerseits diese beiden Disziplinen mit 5,34 und 11,87 Metern dominierte.
"Tolle Meisterschaftspremiere"
Bestens eingestellt auf die Masters-Weltmeisterschaften in der Halle sind die beiden Kugelstoß-Titelträgerinnen in der W50 und W60. Während Jeannette Denz (Greifenpower e.V.) mit 13,52 Metern den Sieg klarmachte, gewann Jana Müller-Schmidt mit ebendiesem Drei-Kilo-Gerät mit überzeugenden 12,85 Meter. Es fehlten fehlten nur drei Zentimeter zur deutsche Bestleistung der Leverkusenerin Birgit Plifke.
„Der Hessische Leichtathletik-Verband (HLV) hat eine tolle Masters-Meisterschaftspremiere hingelegt und bestens performt. Ohne seine kompetenten hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen und die etwa 70 ehrenamtlich engagierten Kampfrichter:innen und Helfer:innen wäre diese kombinierte Deutsche Meisterschaft in der Halle und im Winterwurf gar nicht zu schultern gewesen“, zeigt sich Matthias Ströher, DLV-Projektmanager Events, dankbar für die Zusammenarbeit und sichtlich erfreut.
Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...