| Hallen-DM 2025

Robin Ganter: Mit Sprint-Double aus dem Verletzungstief

© Theo Kiefner
Vergangenes Jahr schien Robin Ganter richtig durchzustarten. Doch nach der EM in Rom bremste den Sprinter eine Verletzung aus, die ihn auch die mögliche Olympia-Teilnahme kostete. Nun ist der Mannheimer in Bestform zurück: In Dortmund holte er sich am zurückliegenden Wochenende beide Sprint-Titel – und will bei der Hallen-EM da anknüpfen, wo er in Rom aufgehört hat.
Svenja Sapper

Robin Ganter zählte am Wochenende zu den großen Gewinnern der Hallen-DM in Dortmund. Angereist als Nummer zehn der Meldeliste (6,66 sec), steigerte sich der Mannheimer am Samstag im 60-Meter-Halbfinale auf 6,63 Sekunden, im Finale gewann er mit 6,56 Sekunden überraschend den Titel – vor höher eingeschätzten Sprintern wie etwa dem Deutschen Hallenrekordler Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar), der Zweiter wurde. Am Sonntag folgte in Hallen-Bestzeit von 20,85 Sekunden der dritte 200-Meter-Sieg bei einer Hallen-DM in Folge.

"Für mich war klar, dass der Titel über 200 Meter der ist, den ich unbedingt holen wollte", sagte Robin Ganter. "Aber dass es über beide Strecken so geklappt hat, ist unglaublich. Über 60 Meter hatte ich gehofft, dass ich unter der Hallen-EM-Norm von 6,60 Sekunden bleibe. Aber mit dem Titel habe ich überhaupt nicht gerechnet." Ein unverhoffter Doppel-Erfolg, der Mut machte. Denn das zurückliegende Jahr hatte für den Sprinter eine unglückliche Wendung genommen. 

Vom Pechvogel...

Dabei hätte 2024 das Jahr von Robin Ganter werden können. Schon früh in der Saison präsentierte sich der Sprinter in Topform: In Wetzlar schraubte er Mitte Mai seine 200-Meter-Bestzeit auf 20,60 Sekunden, eine Woche später war bei den #TrueAthletes Classics in Leverkusen mit 10,13 Sekunden auch die 100-Meter-Bestzeit fällig. Damit machte der Mannheimer den EM-Start in Rom (Italien) klar. Und dort schien es zunächst geradewegs so weiterzugehen: Mit 10,21 Sekunden qualifizierte sich Robin Ganter als Halbfinal-Dritter für das 100-Meter-Finale.

Doch schon beim Überqueren der Ziellinie im Halbfinale ereignete sich das, was den Aufstieg des Sprinters jäh stoppen sollte. „Ich habe den Beuger gespürt, es fühlte sich an wie ein Krampf“, sagte Robin Ganter damals. Das medizinische Team versuchte, ihn für den Endlauf wieder fit zu bekommen – vergeblich. Der damals 23-Jährige musste auf sein erstes internationales Finale verzichten. Noch bestand damals Hoffnung, dass die Verletzungsprobleme bis zu den Olympischen Spielen in Paris (Frankreich) ausgestanden sein würden.

Ein Sehnenlängsriss an der Oberschenkel-Rückseite warf ihn jedoch längere Zeit aus der Bahn. Das Olympia-Aus war für Robin Ganter, der sich sowohl Chancen auf einen Staffelplatz als auch auf einen Einzelstart über 100 Meter ausgerechnet hatte, besonders schwer zu verkraften. "Ich glaube, es ist schlimmer, wegen einer Verletzung oder Krankheit die Olympischen Spiele zu verpassen, als es über die Leistung nicht zu schaffen. Wenn die Leistung nicht reicht, kann man das akzeptieren. Aber zu wissen, dass es gereicht hätte, hat es für mich sehr schwer gemacht. Olympische Spiele sind nun mal nur alle vier Jahre."

... zum Sprintkönig von Dortmund

So war auch der Weg zurück zu alter Stärke für den Sprinter kein leichter. "Beim ersten Training nach der Verletzung war ich schon echt träge", erinnert sich Robin Ganter. "Ich habe mich überhaupt nicht schnell gefühlt." Bis zu einer Einheit. "Es war im November oder Dezember, da bin ich im Training zum ersten Mal wieder eine Top-Zeit gelaufen. Da habe ich gespürt, das geht wieder in die Richtung, wo ich schon mal war. Und dass ich den Körper jetzt einfach nur fit halten muss."

Das gelang bis zur Hallen-DM optimal. Mit Zeiten von 6,71 Sekunden und 21,06 Sekunden stieg Robin Ganter Ende Januar in Chemnitz in die Hallensaison ein. Von da an ging es stetig bergauf. Beim ISTAF Indoor in Düsseldorf steigerte sich der 24-Jährige auf 6,69 Sekunden, fünf Tage später in Berlin auf 6,66 Sekunden. Damit fehlten bereits vor der Hallen-DM nur noch vier Hundertstel zur Hallen-Bestzeit. "Jetzt bin ich wohl da, wo ich war, bevor ich mich verletzt habe."

Einen besonderen Dank sprach der Mannheimer nach dem doppelten Coup von Dortmund für seine medizinische Betreuung aus. Das Physiotherapie-Team von Sportomed in seiner Heimatstadt begleitete ihn im vergangenen Jahr durch seine Reha, Physiotherapeutin Mandy Höher machte ihn auch zwischen den insgesamt fünf Sprints bei der Hallen-DM wieder fit. "Sie hat einen super Job gemacht. Meine Beine haben sich über 200 Meter trotz der drei Sprints gestern schon wieder ganz gut angefühlt. Ohne all diese Leute geht's nicht!"

In Apeldoorn vollenden, was in Rom begann

Ebenfalls an der Seite von Robin Ganter war während der Verletzungszeit sein Trainerteam. Die täglichen Einheiten absolviert er nach wie vor mit seinem Vater Harald Ganter, der ihn seit vielen Jahren betreut. Mit "im Boot" ist jedoch auch ein Trainer-Trio aus den USA, darunter der ehemalige Hürden-Bundestrainer Marlon Odom. "Es ist nicht immer ganz einfach, wenn ein Elternteil auch der Trainer ist", findet der 24-Jährige. "Daher ist es ganz gut, dass ich noch weitere Trainer habe, die oft genau das Gleiche sagen wie mein Vater." Und mit einem Schmunzeln: "Da höre ich dann eher drauf." 

Seine weiteren Trainer wird Robin Ganter im Frühjahr in einem Trainingslager in den USA wiedertreffen. Vorher steht dem Sprinter jedoch in Apeldoorn (Niederlande) seine zweite Hallen-EM-Teilnahme bevor. Vor zwei Jahren in Istanbul (Türkei) erreichte er das Halbfinale. Das ist auch diesmal sein „Minimalziel“. Robin Ganter träumt vom EM-Finale. Der 60-Meter-Endlauf findet in Apeldoorn am 8. März statt – auf den Tag genau neun Monate nach dem EM-Finale von Rom, in dem der Mannheimer nicht antreten konnte. So würde sich in den Niederlanden ein Kreis schließen und Robin Ganter ein spätes EM-Happy-End bescheren. 

Hallen-DM 2025 Dortmund

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