Packende Entscheidungen im Diskuswurf: Henrik Janssen und Kristin Pudenz sicherten sich am zweiten Tag der Deutschen Meisterschaften in Halle/Saale am Sonntag ihre ersten Meistertitel im Winterwurf. Speerwerfer Max Dehning näherte sich den 80 Metern. Bei den U20-Diskuswerferinnen demonstrierte Curly Brown ihre Klasse.
Spannend, spannender, Diskuswurf: Bei den Männern kämpfte am Sonntag ein Quartett um den Meistertitel bei der Winterwurf-DM in Halle/Saale. Eine gute Ausgangsposition hatte sich Steven Richter (LV 90 Erzgebirge) im zweiten Versuch mit 63,32 Metern geschaffen. Ihm folgte Clemens Prüfer (OSC Potsdam), der sich auf 63,55 Meter steigern konnte. Auch wenn er damit schon fast wie der sichere Sieger aussah, warf in der sechsten und letzten Runde mit Henrik Janssen (SC Magdeburg) doch noch ein Konkurrent weiter. Der 26-Jährige holte sich mit 64,43 Metern seinen ersten Titel im Winterwurf. Wie eng das Feld beisammen war, zeigte sich am viertplatzierten Marius Karges (Eintracht Frankfurt), der auf 62,16 Meter kam.
Trotz seiner großen Weite lief bei Henrik Janssen zum Saisoneinstieg erwartungsgemäß noch nicht alles rund: „Es war technisch nicht das, was ich mir so vorgestellt habe. Am Ende sind wir immer noch im Winter und tasten uns langsam heran, dafür sind die 64 Meter recht solide. Der Wurf hat sich trotzdem noch nicht so super angefühlt. Da fehlt noch ganz schön Länge. Ich habe auch noch nicht viel draußen geworfen, fange jetzt erst damit an“, resümierte der Diskus-Hüne.
Spätestens im anstehenden Trainingslager auf Zypern steht das Gros der Würfe an. „Dort geht es dann richtig in die Wurfspitze. Danach kommt das Gefühl, glaube ich, nochmal besser wieder.“ Dennoch wecken die 64 Meter eine gewisse Vorfreude auf den Sommer: „Ich habe einen guten Aufbau gemacht, gut geballert und bin verletzungsfrei geblieben. Das wird dann hoffentlich fruchten, dass das Ding auch gut weit fliegt und ich eine gute Saison habe.“
Kristin Pudenz bei kalter Witterung zufrieden
Marike Steinacker oder Kristin Pudenz – welche Diskuswerferin holt sich ihren ersten deutschen Winterwurftitel? Um eins vorwegzunehmen, beide lieferten sich einen spannenden Zweikampf. Zunächst hatte Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit einer neuen Winterwurf-Bestleistung von 61,36 Metern ordentlich vorgelegt. Der Konter von Kristin Pudenz (OSC Potsdam) folgte in der fünften Runde mit einer Steigerung auf 61,59 Meter.
„Hut ab auch vor Marike. Gerade bei diesen Temperaturen war es nicht so einfach, diese Weiten so abzurufen. Ich denke, das haben wir beide ganz gut hinbekommen“, sagte Kristin Pudenz, deren Wettkampf zum Auftakt noch nicht ganz rund lief. „Heute wäre auch ein bisschen mehr drin gewesen. Ich hatte gehofft, dass es ein bisschen wärmer ist und alles vielleicht ein bisschen besser funktioniert. Dennoch bin ich damit erstmal zufrieden“, resümierte die 32-Jährige. Dritte wurde Leia Braunagel (Eintracht Frankfurt; 56,83 m).
Stemmbein von Max Dehning wieder voll im Einsatz
Speerwerfer Max Dehning (LG Offenburg) pirschte sich weiter an die 80 Meter heran: Nachdem der 24-Jährige vor einer Woche in Offenburg mit 77 Metern in die Saison eingestiegen war, folgte nun ein Wurf auf 79,61 Meter und damit die erfolgreiche Titelverteidigung. Seine Leistung ist angesichts seiner bisherigen Vorbereitung umso höher einzuschätzen. „Ich hatte im September die einmonatige Grundausbildung bei der Bundeswehr, danach im Oktober die Fuß-OP. Ich hatte ein Überbein. Daran anknüpfend ein fünfwöchiges Reha-Programm, das sich fast bis Weihnachten hingezogen hat. Nach dem Umzug blieben mir knapp fünf Wochen bis zu den Deutschen Winterwurf-Meisterschaften“, erklärte der Olympia-Teilnehmer, der vergangenes Jahr an selber Stelle erstmals über 90 Meter geworfen hatte.
Im Training feile er momentan relativ viel an der Technik mit seinem Stemmbein. „Ich habe die letzten drei Jahre gefühlt ohne geworfen, weil es durch die Verletzung nicht ging.“ Nun näherte er sich wieder den 80 Metern, die beim Winterwurf-Europacup in Nikosia (Zypern; 15./16. März) das ausgegebene Ziel sind. Hinter dem Winterwurf-Sieger kamen Nick Thumm (VfB Stuttgart; 75,00 m) und Lokalmatador Maurice Voigt (SV Halle; 72,83 m) auf die Plätze zwei und drei.
Oskar Jänicke übertrifft die 70 Meter
„Auf einer Skala von 1 bis 10 wäre ich bei 7 hinsichtlich der Zufriedenheit“, sagte Oskar Jänicke (MSC Magdeburg) nach seinem Sieg in der Konkurrenz der U20-Speerwerfer. Trotz seiner 71,22 Meter sah er noch viel Potenzial: „Ich hatte heute viele technische Probleme und im Training waren auch noch ein paar Defizite.“ Silber und Bronze sicherten sich Elias Fischer (TV Haslach; 69,91 m) und Oskar Nauck (LV 90 Erzgebirge; 67,58 m).
Gleich vier U20-Diskuswerfer übertrafen die 50 Meter: Am weitesten segelte die 1,75-Kilo-Scheibe von William Wolzenburg (TV Wattenscheid 01), der nach einem ungültigen Versuch im zweiten seine Tagesbestweite von 52,70 Metern erreichte. Allerdings haderte er etwas, denn in seinem ersten Aufwärmversuch landete der Diskus etwa bei 55 Metern: „Schade, dass ich keinen Versuch im Wettkampf hatte, der so weit war.“ Dennoch war er nicht ganz unzufrieden mit seiner gezeigten Leistung: „Grundsätzlich war es ein guter Einstieg. Zumal die letzte Saison für mich sehr kurz und schlecht verlief, weil ich mich am Fuß verletzt habe.“ Auf den weiteren Rängen folgten Konstantinos Pindonis (TSV Frickenhausen; 51,29 m) und Leon Michaelmann (TSV Asendorf; 50,53 m).
Curly Brown überrascht sich selbst
Sie ist eine Klasse für sich: die Frankfurter Diskuswerferin Curly Brown. Ihren Saisoneinstieg in die deutsche U20-Konkurrenz veredelte sie mit der Titelverteidigung und einer Topweite von 55,23 Metern. Bereits im ersten Durchgang deutete die Vierte der U20-WM mit 53,97 Metern ihr Potenzial an. „Nach dem ersten Versuch ist man angesichts der Weite erstmal erleichtert, dass man einen ersten guten stabilen wie gültigen Wurf hat. Daraufhin kommt man wirklich in so einen Flow und will mehr“, sagte Curly Brown.
Der Flow folgte im dritten Versuch mit 55,23 Metern. Nach ihrem Saisonauftakt zeigte sich die 19-Jährige mehr als glücklich: „Ich fand den Wettkampf überraschend gut. Ich bin wirklich sehr zufrieden. Das kommt nicht so oft vor. Schon allein, dass der erste Versuch knapp 54 Meter war, das fand ich stark und darüber habe ich mich sehr gefreut.“ Richtig stark präsentierte sich die zweitplatzierte Anna-Maria Weber (VfB Stuttgart 1893), die ihre Bestmarke auf 48,65 Meter verbesserte. Am Freitagabend holte Emily Scherf (SC Neubrandenburg) den Kugelstoß-Titel bei der Jugend-Hallen-DM in Dortmund, zwei Tage später Diskus-Bronze mit 48,30 Metern.
Der Start in die U18-Konkurrenz der Speerwerfer entwickelte sich für Oliver Zeno Ispan (LG Stadtwerke München) zunächst zur Zitterpartie. Nach zwei ungültigen Versuchen brachte er sich mit 64,95 Metern zurück ins Spiel. Danach war der Knoten geplatzt: Im fünften Durchgang kam er auf 68,88 Meter. „Ich wusste, dass im sechsten Versuch noch ein bisschen mehr gegangen wäre, aber mir ging dann einfach die Kraft aus“, erklärte er. „Der Meistertitel bedeutet mir sehr viel. Für mich war es absolut überraschend, dass ich im ersten U18-Jahr schon Winterwurf-Meister geworden bin und so weit geworfen habe. Das ist ein schöner Meilenstein“, freute sich Oliver Zeno Ispan. Silber und Bronze gingen an Max Sven Ferber (SV Halle; 63,67 m) und Quentin Albers (SC Potsdam; 62,27 m).
Zwei Zentimeter entscheiden zu Gunsten von Philipp Hartmann
U18-Hammerwerfer Philipp Hartmann (DJK Aschaffenburg) erging es an diesem Wochenende wie so einigen Athleten, die nur schwer in den Wettkampf fanden und zum Ende hin ordentlich aufdrehten. „Im dritten Versuch habe ich mich auf 54 Meter gesteigert. Danach ging es sehr gut weiter“, zeigte er sich erleichtert. Mit sehr gut meinte er Weiten um die 60 Meter. Seine Tagesbestweite wurde mit 60,26 Metern im vierten Durchgang vermessen. Zugleich seine Siegerweite. Allerdings nur zwei Zentimeter vor dem zweitplatzierten Valentin Metschl (LG Stadtwerke München; 60,24 m). Auf Rang drei kam Bruno Wedemann (Erfurter LAC; 58,29 m).
Die U18-Hammerwerferinnen lieferten sich einen packenden Wettkampf. Gleich sechs Athletinnen übertrafen die 50 Meter und lagen sehr eng beieinander im Kampf im Gold, Silber und Bronze. Nach dem vierten Versuch hatte Rike Brandl (LV 90 Erzgebirge) mit 55,39 Metern geführt, dann zog Fabienne Schäfer (LG Nord Berlin) mit 55,58 Metern vorbei, und schließlich setzte sich Magdalena Melzer (LG Limes-Rems) mit neuer Bestmarke von 58,06 Metern an die Spitze. Mit einer Steigerung auf 55,88 Meter sicherte sich Rike Brandl noch den zweiten Platz. „Ich konnte im fünften Versuch einen raushauen“, zeigte sich Magdalena Melzer erleichtert. Der Meistertitel bedeutet ihr sehr viel. „Damit habe ich nicht gerechnet und bin unfassbar stolz. Bei der DM im letzten Sommer war ich noch Siebte.“
Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik…
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