In fünf Wettbewerben wurden am Samstag in der Helmut-Körnig-Halle von Dortmund die neuen Deutschen Jugend-Hallenmeisterinnen des Jahres 2025 gekürt. Hier lesen Sie von Disziplin zu Disziplin, wer sich im Kampf um die Medaillen durchsetzen konnte.
Dortmund am Samstag | Die Entscheidungen der männlichen Jugend
60 Meter
Sherin Kimuanga zündet den Turbo
Auf dem Papier waren die 60 Meter eine knappe Angelegenheit. In der Realität wurde es aber doch recht deutlich. Titelverteidigerin Sherin Kimuanga konnte sich klar von den Verfolgerinnen lösen und stürmte in einer Klasse-Zeit durchs Ziel: 7,28 Sekunden wurden angezeigt und später noch auf 7,27 Sekunden korrigiert. Damit bewiesen die 18-Jährige und ihre Vereinskolleginnen übrigens nahezu hellseherische Fähigkeiten: "Wir haben gesagt, ich laufe dieses Jahr 7,27 Sekunden, und ich habe es geschafft!", jubelte die Leipzigerin.
Sie war im Vorfeld zuversichtlich gewesen, dass sie ihren Titel verteidigen würde. "Ich habe mich im letzten Jahr sportlich und mental total weiterentwickelt." In der Vorbereitung hatte sie einige Mankos im Startbereich ausgebessert. Den Rückenwind des Sieges wird sie nun mitnehmen in Tag drei der Meisterschaften, wenn sie die 200 Meter und die 4x200-Meter-Staffel angehen wird. Schon in der kommenden Woche wird Sherin Kimuanga wieder in der Helmut-Körnig-Halle zu Gast sein, denn dann stehen die Deutschen Meisterschaften der Erwachsenen auf dem Plan. Mit ihrer starken Zeit befindet sie sich nunmehr mitten im Kreis der schnellsten Frauen Deutschlands – will sich aber nicht unter Druck setzen: "Das lasse ich ganz auf mich zukommen."
Als Silbermedaillengewinnerin machte Lena Anochili (Hamburger SV), die sich noch im ersten U20-Jahr befindet, ihrem Trainer Mario Kral mit neuer Bestzeit von 7,33 Sekunden ein schönes Geburtstagsgeschenk. Dritte wurde, ebenfalls in Bestzeit (7,36 sec), U18-Athletin Hannah Kaczmarek (SC Magdeburg). Damit egalisierte sie die neun Jahre alte deutsche U18-Bestzeit, die Keshia Kwadwo einst im Trikot des TV Wattenscheid 01 erzielt hatte
60 Meter Hürden
Helene Hoffmann überwindet mentale und reale Hürden
Als nach einem engen Hürdenfinale der Name der Siegerin auf der Anzeigetafel eingeblendet wurde, sank Helene Hoffmann (Dresdner SC 1898) mit Tränen in den Augen zu Boden. Die 18-Jährige hatte soeben in neuer Bestzeit von 8,40 Sekunden den nationalen Titel gewonnen. Doch geleistet hatte sie noch sehr viel mehr als das.
"Ich kann es kaum in Worte fassen", lautete ihr erster Satz nach dem Titelgewinn. Vor einem Jahr war ihr im Finale der Jugend-Hallen-DM ein Fehlstart unterlaufen, der ihr schwer zu schaffen gemacht hatte. "Ich stand vor einem Jahr genau hier, und dieser Fehlstart hat mir wirklich das Herz gebrochen. Und dann ging es im Sommer genau so weiter, ich bin als Schnellste zur Jugend-DM gefahren und habe es dann als Fünfte nicht zur U20-WM geschafft." Und so war der Sieg für sie auch eine absolute mentale Meisterleistung. "Das bedeutet mir so viel mehr als 'nur' der Titel. Ich habe es heute geschafft, ganz bei mir zu bleiben, obwohl ich wusste, dass die anderen Mädels super stark sind."
Freudentränen vergossen auch die weiteren Medaillengewinnerinnen. Samita Schatz (Pulheimer SC) jubelte mit 8,41 Sekunden über Silber. Und Bronze ergatterte die jüngste Athletin im Feld: Svea Funck (TV Jahn Walsrode), die im ersten U18-Jahr ihre Bestzeit über die 83,8 Zentimeter hohen Hürden auf 8,43 Sekunden steigerte und damit, wenn man so will, für den zweiten Paukenschlag binnen einer Woche sorgte: Vergangenen Samstag hatte sie in Frankfurt die deutsche U18-Bestleistung im Hallen-Fünfkampf verbessert.
Ihre Hürden-Bestzeit über die 76,2 Zentimeter hohen Hürden lief die 15-Jährige exakt auf die Hundertstel nur eine Woche später über die höheren Hindernisse. Ein Talent, das sie sicher von Mutter Annette Funck, mit einer Hallen-Bestzeit von 8,18 Sekunden einst selbst eine hervorragende Hürdensprinterin, geerbt hat.
3.000 Meter Bahngehen
Liv Minzenmay mit Start-Ziel-Sieg
Bereits Ende Januar hatte Liv Minzenmay in der heimischen Halle von Frankfurt mit 14:05,68 Minuten ein kleines Ausrufezeichen gesetzt. So lautete die Taktik der 18-Jährigen: Von Anfang an Druck machen. Und das gelang der jungen Frankfurterin, die mutig vorneweg marschierte. Die weiteren Medaillenkandidatinnen versuchten nicht lang, ihr zu folgen, sondern fochten die weiteren Podiumsplätze unter sich aus.
An der Spitze ging Liv Minzenmay souverän mit der nächsten Bestzeit zu Gold, in 14:00,70 Minuten wäre beinahe sogar die 14-Minuten-Marke gefallen. "Ich bin sehr happy!", strahlte sie. "Man kann ja nie hundertprozentig davon ausgehen, dass es klappt – man hat ja auch mal einen schlechten Tag. Aber ich habe eigentlich kaum gezweifelt." Auch die Vorbereitung sei nahezu reibungslos verlaufen. Besonders happy war die Frankfurterin damit, dass sie nach Platz vier im Vorjahr nun ganz nach oben aufs Treppchen klettern durfte.
Der Kampf um Silber und Bronze spielte sich zwischen Maria-Lena Carniel (Eisenacher LV), Mia Bandoly (SCC Berlin) und Nika Helene Illing (LSV 1971 Ilmenau) ab. Etwas überraschend sicherte sich Nika Helene Illing in 14:23,84 Minuten Platz zwei, knapp dahinter folgte Maria-Lena Carniel (14:23,95 min). Ein wenig abreißen lassen musste die Berlinerin, die in 14:31,74 Minuten auf Rang vier ging. Eine neue Bestzeit in der Halle gab es für alle vier Geherinnen.
Stabhochsprung
Anna Hiesinger souveräne Titelverteidigerin
Zu Beginn fand Anna Hiesinger (LAZ Ludwigsburg) noch eher schwer in den Wettkampf. Sowohl bei der Einstiegshöhe von 3,80 Metern als auch bei 3,90 Metern benötigte sie zwei Versuche. Doch dann meisterte sie die vier Meter im ersten Anlauf. Und bei diesem Sprung wurde schon ersichtlich, welch großes Potenzial in der immer noch erst 17-Jährigen steckt. 4,05 Meter überquerte sie anschließend im zweiten Versuch und überwand anschließend auf Anhieb 4,10 Meter. Erst bei 4,25 Metern war etwas "die Luft raus".
"Das war technisch nicht so gut", meinte sie selbstkritisch. "Ich wäre gern höher gesprungen, und besser. Aber ich bin froh, dass ich gewinnen konnte, das war ja das Hauptziel." So betrachtete sie die Jugend-Hallen-DM als "Generalprobe" für die Hallen-DM der Aktiven in der kommenden Woche, bei der es dann höher hinausgehen soll. Zweite wurde Lotte Gretzler (USC Mainz), die erst in der vergangenen Woche Dritte der Deutschen U20-Meisterschaften im Fünfkampf geworden war. Auch für sie blieb die Latte bei 4,00 Metern liegen. Damit schob sie sich an Naya Füllers (TSV Bayer 04 Leverkusen) vorbei, die als Einzige 3,90 Meter im ersten Versuch überquert hatte.
Dreisprung
Lotta Edzards nähert sich den 13 Metern
Wie es ist, bei Deutschen Meisterschaften ganz oben zu stehen, weiß Lotta Edzards bereits: Die Berlinerin hatte vergangenen Sommer bei der U18-DM in Mönchengladbach den nationalen Titel im Dreisprung gewonnen. Und am Samstag in Dortmund stand sie bereits eine Altersklasse höher auf dem obersten Treppchen. Mit 12,70 Metern im zweiten Versuch hatte sie sich die Führung geschnappt und ihre Bestweite von eben dieser U18-DM in Mönchengladbach eingestellt. Im fünften Durchgang wurde die 18-Jährige jedoch noch einmal kräftig herausgefordert: Charlotte Grimm vom SV Eintracht Nordhorn flog bis auf 12,74 Meter.
Doch dieser Konter spornte Lotta Edzards an, noch einmal alles in ihren fünften Versuch zu legen. Mit 12,89 Metern gelang ihr erneut der weiteste Satz ihrer Karriere, den sie mit 12,86 Metern in Runde sechs noch einmal bestätigte. "Der Sprung hat sich eigentlich gar nicht so gut angefühlt", staunte sie. "Ich dachte, dass man den noch besser springen kann." Vor allem an der "Jump"- und der "Step"-Phase gebe es noch viel zu verbessern. "Aber man kann ja immer an allem noch feilen." Nur das Feiern muss vorerst warten: "So richtig feiern kann man ja nicht, wenn man morgen noch mal startet", gestand die Siegerin lachend. Immerhin steht am Sonntag noch der Weitsprung an. "Aber ich denke, morgen Abend fahren wir dann zu McDonalds."
Die Top Sechs im Dreisprung erzielten allesamt neue Bestleistungen, so auch die Bronzemedaillengewinnerin Edna Eze (TSV Bayer 04 Leverkusen), die nach 12,62 Metern im Sand landete. Die Top Acht übertrafen geschlossen die Zwölf-Meter-Marke. Die bisherige Jahresbeste Lotta-Henrike Wasser (LG Weserbergland) zählte leider nicht dazu, für sie gingen als Neunte 11,97 Meter in die Wertung ein.