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Gesa Krause und ihr Jahr zwischen Wettkampf- und Mama-Modus

© ISTAF / Lukas Schulze
Als wäre sie nie weg gewesen: Mit starken Zeiten, EM-Silber und dem Einzug in ihr viertes Olympiafinale hat Gesa Krause als junge Mutter ein beeindruckendes Comeback hingelegt. Hinter ihr liegt "emotional eines der schönsten Jahre". Nicht alles ist perfekt gelaufen, aber vieles sehr gut. Die Lehren nimmt sie in die Saisonvorbereitung und in das WM-Jahr 2025, in dem sie nach zahlreichen Bestzeiten auf den Unterdistanzen vermehrt auch wieder längere Rennen bestreiten will.
Jane Sichting

Kontinuität, Disziplin und Ehrgeiz – kaum eine andere Athletin steht für diese drei Schlagwörter mehr als Gesa Krause (Silversterlauf Trier). Seit der Jugend mit nationalen wie internationalen Medaillen geschmückt, angefangen mit EM-Gold 2011 in der U20 über zwölf DM-Titel bis hin zu zwei WM-Bronzemedaillen sowie zwei EM-Titeln, liefert die 32-Jährige Jahr um Jahr Spitzenleistung ab. Neben dem sportlichen Können überzeugt sie seit Anbeginn auch mit ihrer sympathischen Art und Professionalität gegenüber den Medien.

Was sich in all den Jahren verändert hat? Gesa Krause ist seit seit knapp anderthalb Jahren nicht mehr nur Athletin, sondern auch Mutter einer Tochter. Diese Rolle bringt nicht nur zusätzliche Herausforderungen mit sich, sondern verlangt manchmal eine gewisse Flexibilität, wenn Strukturen und Pläne nicht exakt eingehalten werden können. Etwas, das die Hindernis-Spezialistin erst lernen musste.

Zugleich scheint ihr das Muttersein auch eine innere Ruhe und Resilienz zu verleihen. Denn wichtig ist nicht mehr nur der sportliche Erfolg, sondern auch die kleine Lola. Im Gespräch zum Saisonende wirkt Gesa Krause sehr reflektiert und zugleich dankbar, beides miteinander vereinen zu können: einerseits mitzuerleben, wie ihre Tochter aufwächst und für sie da zu sein, und andererseits ihrer Leidenschaft für den Sport nachzugehen und sich in diesem ihre Träume zu erfüllen.

Eigene Grenzen akzeptieren und weiter kämpfen

Rückblickend auf ihr erstes Jahr als Mutter gibt ihr der Erfolg recht, dass sie beiden Rollen gewachsen ist und den für sich optimalen Weg gefunden hat. Nicht nur gewann sie in ihrer Comeback-Saison bei der EM in Rom Silber über 3.000 Meter Hindernis, sondern sie zog in Paris auch in ihr viertes olympisches Finale ein. Zudem überzeugte sie auch auf den Unterdistanzen mehrfach mit persönlichen Bestzeiten – zuletzt etwa über 800 Meter (2:00,98 min) in Trier oder im Mai in Rehlingen über 1.500 Meter (4:06,71 min).

Nach einem für sie enttäuschenden 14. Platz bei den Olympischen Spielen waren auch die 5:56,71 Minuten beim ISTAF über 2.000 Meter Hindernis noch einmal wichtig für Krause. „Rückblickend hatte ich in der Saison einen Tag, der nicht so gut lief, und das war das Olympiafinale. Ich glaube, dass die zwei Rennen in so kurzer Zeit noch sehr schwierig für mich sind. Da fehlt es einfach noch an Training“, sagt sie über den 6. August 2024. „Das ist in dem Moment sehr hart und ich war sehr traurig darüber. Aber das gehört auch zum Sport dazu“, gibt sie zu und zeigt sich zugleich zuversichtlich: „Trotz allem sind das gute Voraussetzungen für das nächste Jahr“.

Experiment am eigenen Körper

Eine weitere Erkenntnis, die sie aus ihrem ersten Jahr als Mutter und Profi-Athletin gezogen hat: „Es ist wahrscheinlich die größte Herausforderung, die ich je hatte, beides unter einen Hut zu bekommen. Aber meine Familie steht da voll und ganz hinter mir und hat mich auf diesem Weg unterstützt. Das ist mittlerweile Teamwork“, sagt sie. Und führt mit einem glücklichen Lächeln fort: „Es war aber auch emotional eines der schönsten Jahre, so hart es auch war. Dementsprechend war es eine ganz besondere Zeit in meinem Leben, die ich auch sehr genieße.“

Gewünscht hätte sie sich für diese mehr Lektüre oder wissenschaftliche Studien darüber, was junge Mütter wann und wie am besten wieder machen können. „Obwohl ich mich vor allem mit Läuferinnen aus anderen Ländern ausgetauscht habe, die ebenfalls Mutter geworden sind und weiter laufen, ist jeder Weg sehr individuell. Im Endeffekt war es ein Experiment am eigenen Körper, was geht. Es gab Vieles, an das wir uns herangetastet haben. Vieles davon hat sehr gut funktioniert, auch wenn es nicht perfekt war. Daraus kann ich nur Lehren ziehen und das optimieren, was in diesem Jahr noch gefehlt hat“, sagt Gesa Krause.

Stolz auf das Erreichte

Danach gefragt, ob sie alles noch einmal genauso machen würde, antwortet sie: „Ja. Mein Leben hat sich so zum Positiven verändert. Lola ist unser größtes Glück und wir sind alle sehr glücklich, sie zu haben. Deswegen würde ich nichts in meinem Leben anders machen. Ich habe alles gegeben für diese Saison. Im Nachhinein gibt es immer ein paar Dinge, die man hätte besser machen können. Aber am Ende dieses Jahres habe ich eine Silbermedaille bei der EM geholt und mein Ziel erreicht, im Olympiafinale zu stehen. Das zweite Rennen war dann einfach einen Ticken zu viel für den Körper. So weit war ich noch nicht. Das ist einfach ein Fakt, denn mir fehlt ein Jahr Training. Aber ich weiß, dass ich viel geschafft habe, und darauf bin ich stolz.“

Zur Belohnung für den Kraftakt, wieder dort zu stehen, wo sie steht, ging es nach den letzten Rennen eine Woche mit der Familie in den Urlaub. Doch sie freut sich auch darüber, anschließend mit der Familie einmal länger zu Hause sein zu können. „Wir waren dieses Jahr wirklich sehr viel unterwegs. Daher freue ich mich auf ein bisschen mehr Ruhe und weniger Stresspensum. Denn sich mit Kind und Familie auf mehrere Saison-Höhepunkte vorzubereiten bedeutet auch immer mentalen Stress. Auch wenn ich viel trainieren werde, freue ich mich auf die Momente, in denen der Fokus mehr auf der Familie liegen kann“, verrät sie. Und betont noch einmal: „Ich habe nicht das Gefühl, dass mir dieses Jahr etwas gefehlt hat. Deswegen ist es nicht so, dass ich sage, dass ich mich auf zwei Wochen ohne Sport freue.“

Bahn oder Straße – beides eine Option

Wie sehr Gesa Krause es beherrscht, Muttersein und Profisport zu vereinen, zeigt auch, dass es für sie kein Problem darstellt, von einem Modus in den anderen zu wechseln: „Der Switch vom Mama- in den Wettkampfmodus geht ganz schnell. Man ist immer Athletin, wenn man das einmal war. In dem Moment, wo man auf der Bahn steht oder Training hat, geht es einfach los. Als Mutter merkt man, dass man seine Zeit effizient einsetzen muss. Entsprechend wird der Schalter schnell umgelegt und dann kommt man in seinen Racemode.“

In diesen Rennmodus wird Gesa Krause zukünftig nicht nur über 3.000 Meter Hindernis schalten. Nach ersten Ankündigungen, auch vermehrt bei Straßenrennen teilzunehmen, sagt sie: „Ich werde nie Läuferin sein, die dann nur noch eins macht – Bahn oder Straße. Aber ich bin auch schon mal einen Halbmarathon gelaufen und das hat mir Spaß gemacht. Fest steht, dass ich auch das eine oder andere Straßenrennen einbauen werde. Der Fokus in diesem Jahr lag auf der Mittelstrecke, da bin ich fünf Bestzeiten gelaufen – auf allen Distanzen zwischen 400 und 1.500 Metern. Mich triggert es aber auch, vermehrt wieder die längeren Distanzen zu laufen. Es ist jedoch kein kompletter Wechsel von jetzt auf gleich nur noch auf die Straße geplant.“

Instagram als willkommener Bonus

Ohnehin stehe für sie in diesem Jahr kein Wettkampf mehr an – einzige Ausnahme ist traditionell der Silvesterlauf ihres Heimatvereins. Erst im Frühjahr stellt sich Gesa Krause wieder der Wettkampf-Konkurrenz. Bis dahin auf sie verzichten müssen ihre Fans jedoch nicht ganz. Auf ihrem Instagram-Account gibt Gesa Krause regelmäßig Einblicke in ihren Alltag und ihr Training.

„Mir hat es schon immer Spaß gemacht, meine Community und Follower mitzunehmen. Das habe ich noch nie als Zwang angesehen, sondern als etwas, das mich auch erfüllt. Entsprechend gab es auch immer mal wieder Phasen, in denen ich weniger Content hochlade. Das ist einfach der Situation geschuldet, dass ich viel um die Ohren habe und mein Fokus auf der Familie und dem Sport liegt“, sagt sie.

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