| Olympia-Abschneiden

Vier Medaillen und neue Gesichter geben Rückenwind für große Aufgaben

Am Sonntag sind die XXXIII. Olympischen Sommerspiele in Paris zu Ende gegangen. Die deutschen Leichtathletinnen und Leichtathleten bringen vier Medaillen und 51 Nationenpunkte mit nach Hause – ein erfreulicheres Ergebnis als bei den zurückliegenden Höhepunkten, aber weiterhin kein Grund zur Euphorie.
Silke Bernhart

Die überraschende Goldmedaille von Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) im Kugelstoßen, das hart erkämpfte Silber von Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) im Weitsprung, die versilberte Zehnkampf-Show von Leo Neugebauer (VfB Stuttgart) und die emotionale Bronzemedaille der deutschen Sprinterinnen über 4x100 Meter: Diese Momente der Olympischen Spiele von Paris 2024 haben Eindruck hinterlassen, und sie verleihen der deutschen Leichtathletik nach der medaillenlosen WM von Budapest (Ungarn) Rückenwind für die anstehenden Aufgaben.

„Wir stellen einen kleinen Aufwärtstrend fest, aber es gibt noch lange keinen Grund zur Euphorie“, bilanziert DLV-Vorstand Leistungssport Dr. Jörg Bügner nach den elf Leichtathletik-Tagen von Paris. „Unsere Leistungsträger:innen haben hier in Paris abgeliefert, aber wir wissen auch, dass das schnell wieder anders aussehen kann, wenn sie ausfallen oder wenn ein Wettkampf nicht optimal verläuft.“

Differenzierung zwischen Disziplingruppen

Die nackten Zahlen von vier Medaillen und 51 Nationenpunkten für weitere Platzierungen in den Top Acht bedeuten für die DLV-Auswahl Platz elf im Medaillenspiegel von Paris und Platz neun in der Nationenwertung. So gab es zwar mehr Medaillen als in Athen (2004), Peking (2008), Rio (2016) und Tokio (2021), aber angesichts der Top-Acht-Platzierungen noch keinen Anstieg der Leistungsdichte, die die Chance auf zukünftige Erfolge vergrößern würde.

Aus einer Gesamtperspektive fällt auf, dass sich ein Trend der zurückliegenden Jahre fortgesetzt hat: Zunehmend bröckeln die klassischen nationalen oder regionalen Vormachtstellungen in einzelnen Disziplinen. So gingen einige der Medaillen im Diskuswurf und Speerwurf der Männer an Athleten aus Jamaika, Iran, Indien und Grenada.

Dr. Jörg Bügner wirft in seiner Einordnung einen differenzierten Blick auf die Disziplingruppen und erklärt: „In den technischen Wettbewerben, das heißt im Bereich Sprung, Wurf/Stoß und auch im Mehrkampf sowie in den Staffeln können wir in vielen Disziplinen in der Weltspitze mithalten. Im Sprint sieht das zurzeit mit Ausnahme der Staffeln anders aus, und auch im Laufbereich ist der Abstand zur Weltspitze außer im Hindernislauf und im Marathon sehr groß.“

Weg von den Excel-Listen

Tatsächlich waren es neben den Medaillen-Gewinner:innen die Springer:innen wie Christina Honsel (TV Wattenscheid 01; Hochsprung), Simon Batz (MTG Mannheim; Weitsprung) und Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz; Dreisprung), die Werfer:innen um Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen; Diskus), Claudine Vita (SC Neubrandenburg; Diskus), Julian Weber (USC Mainz; Speerwurf) und Clemens Prüfer (SC Potsdam; Diskuswurf) und Zehnkämpfer Niklas Kaul (USC Mainz), die mit ihren Top-Acht-Platzierungen die deutsche Bilanz aufbesserten. 

Die in Paris erzielten Bestleistungen zum Beispiel von Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler; 800 m) oder Lea Meyer (TSV Bayer 04 Leverkusen; 3.000 m Hindernis) stehen für positive Entwicklungen und eine Leistungssteuerung auf den Punkt. Zu erkennen waren bei vielen Athlet:innen ein großer Kampfgeist sowie große gegenseitige Unterstützung, sodass die Zusammenarbeit im Team allen Beteiligten viel Freude bereitet hat.

Nun gilt es weiterhin, den eingeschlagenen Weg der Reformen und Optimierungen im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) voranzutreiben. Und auch auf übergeordneter Ebene, im Prozess der Leistungssportreform die Weichen für Spitzenleistungen besser zu stellen. „Wir schreiben Excel-Liste, die anderen trainieren“, hatte Dr. Jörg Bügner im Rahmen der DOSB-Pressekonferenz die Herausforderungen im Rahmen der derzeitigen Leistungssport-Strukturen in Deutschland prägnant zusammengefasst. „Wir müssen die Bürokratie ein bisschen abbauen und uns mehr um Training kümmern. Wir beschäftigen uns seit zehn Jahren mit diesen Prozessen, wir müssen jetzt ins Tun und Handeln kommen.“

Paris 2024

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