| Olympische Spiele

DLV-Sprinterinnen stürmen zu Staffel-Bronze!

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Alexandra Burghardt, Lisa Mayer, Gina Lückenkemper und Rebekka Haase haben am Freitag bei den Olympischen Spielen in Paris die Bronzemedaille über 4x100 Meter gewonnen. Die Sprinterinnen, die sich nur den USA und Großbritannien geschlagen geben musste, vergossen anschließend Freudentränen.
Svenja Sapper

PARIS 2024  TV-Zeiten & Livestreams  Live-Ergebnisse

Im Regen von Paris (Frankreich) haben sich die deutschen Sprinterinnen ihren Traum von der olympischen Medaille erfüllt. Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen), Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar), Gina Lückenkemper (SCC Berlin) und Rebekka Haase stürmten am Freitag im Stade de France zu Bronze. In 41,97 Sekunden gewannen sie die erste deutsche 4x100-Meter-Staffel-Medaille bei Olympischen Spielen seit der Wiedervereinigung, nur die USA (41,78 sec) und Großbritannien (41,85 sec) waren schneller.

Zudem war es das erste Mal seit der EM 1990 in Split (Kroatien), dass eine deutsche 4x100-Meter-Staffel bei einem internationalen Großereignis unter 42 Sekunden blieb. Dass das Quartett um die Deutsche Meisterin Gina Lückenkemper das Potenzial dazu hat, zeigten sie schon in den Jahren 2016 und 2019, als deutsche Staffeln im Saisonverlauf die 42 Sekunden knackten. Nun gelang ihnen das in ähnlicher Aufstellung wie damals auf der größten Bühne des Sports erneut.

Das deutsche Quartett lief in derselben Besetzung, in der sie 2022 den EM-Titel geholt hatten – und doch fehlte eine. Sophia Junk (LG Rhein-Wied), im Vorlauf eingesetzt, verzichtete schweren Herzens aufgrund von muskulären Problemen im Finale auf den Start, um kein Risiko einzugehen. Ihre Teamkolleginnen dankten ihr für die Fairness mit einer Olympia-Medaille, an der die 25-Jährige mit ihrem Vorlauf-Einsatz einen großen Anteil hat und sich daher ebenfalls Edelmetall um den Hals hängen darf. 

Freudentränen im Ziel

So übernahm die erfahrene Staffelläuferin Alexandra Burghardt die Position der Startläuferin. Beim ersten Wechsel mussten die DLV-Sprinterinnen einen heiklen Moment überstehen: Es dauerte, bis Lisa Mayer das Staffelholz zu fassen bekam. Das Quartett löste die Aufgabe jedoch gut und Gina Lückenkemper rannte wie gewohnt auf Position drei eine pfeilschnelle Kurve. Sie wechselte in Führung liegend auf Rebekka Haase, die nur die Olympia-Zweite über 100 Meter Sha'Carri Richardson und die Vierte im Einzel Daryll Neita ziehen lassen musste. 

Zu viert hüllten sich die Athletinnen in die Deutschlandfahne und lagen sich überglücklich in den Armen. Nach Platz vier 2016 und Platz fünf 2021 gelang ihnen nun wie bereits bei der WM 2022, als sie ebenfalls Bronze errungen hatten, der Sprung aufs globale Podest, diesmal bei den Olympischen Spielen. Die Sprinterinnen bedankten sich im Interview auch bei Sophia Junk und Ersatzläuferin Lisa Marie Kwayie (Neuköllner Sportfreunde). "Wir haben unser Herz auf der Bahn gelassen", fasste Gina Lückenkemper im ZDF-Interview die allgemeine Gemütslage zusammen. 

Stimmen zum Wettbewerb:

Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen):
Dann hat vor dem Start auf einmal der Himmel geweint, das war die perfekte Dramatik. Wir haben das Herz auf der Bahn gelassen und haben das vollendet, was die Mannschaft gestern begonnen hat, mit Sophia Junk, die ja leider heute nicht mehr dabei war, weil sie sich verletzt hatte und für die ich dann eingesprungen bin. Und auch Lisa-Marie Kwayie als Ersatzläuferin hat uns super unterstützt. Wir waren einfach ein super Team, alle Läuferinnen, aber auch das Physio-Team. Sophia Junk hatte gestern nach dem Lauf Probleme, wir haben abends eine Teamsitzung gehabt und sie hat dann selbst entschieden, dass sie heute nicht zur Verfügung stehen kann. Und dann wurde entschieden, dass ich heute einspringe. Die Kommunikation, das war alles 1a, das könnte man nicht besser machen. Das hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir als Einheit auf dem Platz standen. Meine zwei Medaillen bei drei Olympischen Spielen, ja, das ist ein Hammer – das war jetzt nicht das primäre Ziel, aber…

Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar):
… doch! Medaille war schon das Ziel (alle lachen). Ich wusste, dass unser erster Wechsel drin war, knapp drin war, aber dass er nicht ganz sauber war. Und habe mir gedacht, dass wir das läuferisch wieder gutmachen muss. Daher habe ich alles gegeben und war froh, als ich Gina auf die Reise geschickt habe. Und dann habe ich nur noch Becky am Stream verfolgt. Wir haben heute keine Sekunde gezweifelt. Danach in so einem Stadion das alles mitzuerleben, es waren so viele deutsche Fans im Stadion – so sollen Olympische Spiele sein, das sind Emotionen pur. Eine schönere Medaille kann man nicht feiern.

Gina Lückenkemper (SCC Berlin):
Lauf, Becky, lauf – das war alles, was in meinem Kopf noch abging. Ich hatte so viel Adrenalin in meinem Körper, ich glaube, wenn ich voll hinterhergerannt wäre, wäre ich nicht als Letzte ins Ziel gekommen. Es war noch schneller als gestern: 9,89. Ich bin die schnellste Zeit meiner Karriere durch die Kurve gerannt, ich bin noch nie fliegend unter zehn Sekunden geblieben. Es war „all or nothing“. Ich habe ja gesagt: Die Beine haben’s drauf! Es hat so viel Spaß gemacht und ich habe es einfach nur genossen. Ich möchte auch noch mal sagen, was für eine krasse Vorbild-Funktion von Sophia es war, dass sie sich selbst hintenangestellt hat, wenn es um ein olympisches Finale geht, und zu sagen: Wir brauchen das beste Team auf der Bahn, und ich werde da morgen nicht dazu zählen. Davor ziehen wir alle unseren Hut. Das Teammeeting war sehr emotional. Auch Lisa-Marie Kwayie hat uns heute auf dem Warm-up unterstützt.

Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar):
Ich bin um mein Leben gerannt. Denn ich weiß, dass Gina mir sonst wirklich in den Arsch getreten hätte. Ich wusste nach dem Wechselraum nicht so wirklich, wo wir stehen. Nach der Ziellinie habe ich es dann begriffen und nicht wirklich fassen können. Sonst ist der Wechsel bei uns relativ zeitig zu Ende, dieses Mal nicht. Ich war mehr damit beschäftigt zu gucken, wo die Linie vom Ende des Wechselraums ist, daher habe ich nicht nach links und rechts geschaut. Und dann war es nur noch: Rennen, alles was geht. Alex, Gina und ich laufen seit 2015 zusammen, Lisa ist seit 2016 dabei, da stecken acht, neun Jahre Arbeit drin. Und dafür geht auch ein riesengroßer Dank an Ronald Stein, der nicht mehr hier bei uns sein kann, aber wir wissen, dass er uns über die Bahn mitgetragen hat. Das war für uns ganz wichtig.
 

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