Drei Leichtathletik-Vorentscheidungen mit deutscher Beteiligung finden am Donnerstag bei den Olympischen Spielen in Paris im Stade de France statt. Wie die DLV-Athletinnen und -Athleten in den Vorrunden abgeschnitten haben, lesen Sie hier.
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Frauen
4x100 Meter Vorlauf
DLV-Quartett stürmt mit Saisonbestzeit ins Finale
Der erste Olympia-Auftritt der deutschen 4x100-Meter-Staffel ist am Donnerstagvormittag geglückt: In 42,15 Sekunden stürmten Sophia Junk (LG Rhein-Wied), Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar), Gina Lückenkemper (SCC Berlin) und Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) auf Rang zwei in ihrem Vorlauf. Es war die viertschnellste Zeit der ersten Runde.
Erst kurz vor dem Ziel musste Rebekka Haase die USA – angetreten mit 200-Meter-Olympiasiegerin Gabrielle Thomas auf Position drei und der Zweiten über 100 Meter Sha'Carri Richardson als Schlussläuferin – ziehen lassen, die in 41,94 Sekunden die beste Zeit der Vorläufe sprinteten. Das DLV-Quartett unterbot seine bisherige Saisonbestzeit von 42,47 Sekunden, aufgestellt im EM-Vorlauf von Rom (Italien), deutlich.
Im zweiten Lauf stürmten die Britinnen, noch ohne ihre zwei Stärksten Dina Asher-Smith und Daryll Neita, in 42,03 Sekunden vorneweg. Für die zweitplatzierten Französinnen (42,13 sec) brandete im Stade de France lauter Jubel auf. Die Jamaikanerinnen, die in der Staffel auf ihre Superstars Shelly-Ann Fraser-Pryce und Shericka Jackson verzichten mussten, wurden in 42,35 Sekunden Dritte. Die Schweiz, Kanada und die Niederlande komplettieren das Feld der Finalistinnen.
Stimmen zum Wettbewerb
Sophia Junk (LG Rhein-Wied):
Die Atmosphäre ist wirklich einzigartig. Ich habe versucht, mich auf den Job zu konzentrieren, den ich zu erledigen habe. Nach dem Lauf habe ich die Möglichkeit gehabt, die Atmosphäre zu genießen, das war bombastisch.
Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar):
Ich habe das Publikum ab Sekunde eins auf diesem Track mitgenommen. Sobald ich aus dem Call Room rausgekommen bin, habe ich alles aufgesogen. Unfassbar: Morning Session, ausverkauftes Stadion, und die machen für alle Stimmung, nicht nur für die Franzosen, sondern für alle Nationen. Das macht so unglaublich viel Spaß, hier zu laufen, und das ist ja auch das, was Olympische Spiele sein sollen. Die Ansage für morgen ist klar: Wir wollen alles geben und um die Medaillen mitrennen!
Gina Lückenkemper (SCC Berlin):
Es war einfach geil. Ich habe mich in den letzten Tagen generell gut gefühlt, auch über die 100 Meter. Da habe ich schon gesagt: Es ist ärgerlich, dass ich nicht geschafft habe zu zeigen, was eigentlich in den Beinen drin steckt. Das hat man dann, glaube ich, hier gerade in der Kurve erahnen können. Umso schöner, dass ich das hier in der Staffel zeigen kann und dass die Staffel davon profitieren kann. Wer uns im Vorfeld nicht auf dem Zettel gehabt hat: Für die tut es mir leid, wir hatten uns auf dem Zettel. Ich glaube, nicht viele Leute hätten uns im Vorfeld zugetraut, dass wir den Amis in Bestbesetzung so nahekommen können. Obwohl unsere Wechsel nicht perfekt waren, da haben wir immer noch Potenzial. Da kann immer noch was gehen, auch läuferisch können wir alle im Finale noch eine Schippe draufpacken. Vielleicht könnte ich Becky morgen noch ein, zwei Schritte mehr beschleunigen lassen, damit wir mit noch mehr Speed aus dem Wechsel rausgehen, das gleiche beim Wechsel zwischen Lisa und mir. Ein bisschen was geht auf jeden Fall noch!
Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar):
Ich war kurz ein bisschen überrascht, dass wir als Erste den Stab haben. Wie Gina es schon gesagt hat: Die Amis standen hier mit Bestbesetzung, drei Olympiamedaillen kombiniert. Dass wir als Erste aus dem Wechselraum rausgehen, war so nicht zu erwarten. Dann macht es einfach Bock zu rennen.
Kugelstoßen Qualifikation
Yemisi Ogunleye explodiert im dritten Versuch, auch Kenzel weiter
Die Deutsche Meisterin Yemisi Ogunleye machte es in der Qualifikation spannender, als es ihr selbst wohl lieb gewesen wäre. Der erste Stoß landete knapp hinter der 18-Meter-Marke, der zweite sogar davor. So hieß es im dritten Durchgang: Alles oder nichts! Und da hielt die Mannheimerin dem Druck stand. Ihr Arbeitsgerät schlug erst nach 19,24 Metern ein – damit war ein großes Q ihr sicher. Es war die drittbeste Weite der Qualifikation hinter Hallen-Weltmeisterin Sarah Mitton (Kanada; 19,77 m) und der Neuseeländerin Maddison-Lee Wesche (19,25 m).
Das kleine q gab es für Alina Kenzel (VfB Stuttgart). 18,16 Meter aus dem ersten Versuch reichten, um als Elfte ins Finale einzuziehen, ebenso wie die weitengleiche Schwedin Axelina Johansson. Mit vier Zentimetern weniger schied die einstige WM-Zweite Danniel Thomas-Dodd aus Jamaika aus, ebenso wie einige weitere Mitfavoritinnen: Weltmeisterin Chase Jackson traf beim ersten Stoß mit ihrer Kugel die Markierung für die Qualifikation statt den Rasen daneben. Der zweite Versuch war ebenfalls ungültig, im dritten brachte es die US-Amerikanerin nur auf 17,60 Meter.
Die EM-Zweite Jorinde van Klinken (Niederlande) kam nicht über 16,35 Meter hinaus. Sie ereilte damit ebenso das Aus wie die dritte DLV-Athletin Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge; 17,86 m), die 16. der beiden Qualifikationsgruppen wurde.
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Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim):
Ich stand in den letzten Tagen vor dem Fernseher und habe den anderen zugeguckt. Wenn die in der Quali standen und die ersten Versuche vermurkst haben, habe ich auch gedacht: Oh Gott, bitte kriegt es noch hin! Jetzt war ich in der gleichen Situation, habe mich aber durch das Zuschauen auch darauf eingestellt: Wie würdest du reagieren? Im letzten Versuch habe ich mir vor Augen gehalten: Deine Familie ist hier, die haben schon Finaltickets, du kannst jetzt nicht rausfliegen! Im Stoß habe ich dann nicht mehr nachgedacht, wenn man nachdenkt, hat man verloren. Ich habe einfach losgelassen und gemacht. Im Wettkampf bin ich bei mir, versuche, bei niemand anderem bei den Stößen zuzugucken. Außer bei den deutschen Mädels, da fiebere ich mit und versuche auch, so gut wie möglich anzufeuern. Ich habe mir vorgenommen, beim Reinlaufen die Atmosphäre wahrzunehmen und aufzunehmen, aber nicht davon überfordert zu sein. Im Wettkampf selbst habe ich gesagt: Ausschalten und dein Ding machen!
Alina Kenzel (VfB Stuttgart):
Mir geht es super! Ich bin froh, dass ich es geschafft habe und dass ich es morgen noch mal besser machen kann. Man merkt schon den Druck, in dem Moment, in dem man ins Stadion reinkommt. Ich habe es mir vorher nicht angeschaut und mir gesagt, ich lasse es in der Quali auf mich wirken. Die Atmosphäre war krass, es war ja auch schon komplett ausverkauft. Das muss man erstmal verarbeiten, dann kann man morgen ganz anders rangehen. Ich bin so zufrieden, nach den ganzen Jahren, in denen ich weg war, das ist jetzt hier mein Comeback, mit Olympia-Finale. Eigentlich habe ich alles erreicht, was ich mir vorgenommen hatte, mit Platz vier in Rom und hier mindestens Platz zwölf, das ist der Wahnsinn. Ich muss einfach ruhig bleiben im Finale und das machen, was ich im Training gemacht habe. Besser auf die Kugel draufkommen. Mich mehr auf mich selbst fokussieren. Und ich denke, dann wird es gut.
Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge):
Es war ein Auf und Ab. Ich habe auf den letzten Drücker die Norm gestoßen, aber ich wusste, dass ich es hier drin habe, eine 18,16 hätte man schon stoßen müssen. Ich bin daher einfach mega enttäuscht, aber ich freue mich, dass es die zwei anderen Mädels geschafft haben. Ich habe gemerkt, dass ich am Ende etwas fest geworden bin. Ich habe genau den Fehler gemacht, den ich nicht machen sollte: Auf die Weiten schauen. Wenn man sieht, dass man immer weiter nach hinten rutscht, das hat mir, in Anführungszeichen, „das Genick gebrochen“. Dass ich nicht bei der EM in Rom war, hat mich schon getroffen, mein Ziel war immer Paris, dass ich das schaffen kann, hatte sich angedeutet. Das Training vor Braunschweig lief super, wir haben noch mal eine Wurfspitze gemacht, ein Trainingslager in Latsch – eigentlich war alles da.
Männer
4x100 Meter Vorlauf
DLV-Sprinter verpassen den Endlauf
Das olympische Finale hatten sich Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar), Owen Ansah (Hamburger SV), Yannick Wolf (LG Stadtwerke München) und Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV) vorgenommen. Doch sie erwischten nicht ihren besten Lauf, und so erreichten die EM-Dritten weder eine Top-Drei-Platzierung in ihrem Vorlauf noch reichte die Zeit von 38,53 Sekunden für eines der zwei kleinen qs.
Bereits vor dem letzten Wechsel waren einige Nationen vorbeigezogen. Obwohl Lucas Ansah-Peprah am Jamaikaner Kishane Thompson, Silbermedaillengewinner über 100 Meter, dranbleiben konnte, reichte es nur zu Platz fünf. Mit 38,45 Sekunden schied auch Jamaika aus.
Besser machten es China (38,24 sec), Frankreich (38,34 sec) und Kanada (38,39 sec), die sich die drei großen Qs holten. Noch schneller waren gleich sieben Staffeln des ersten Vorlaufes, angeführt von den USA in 37,47 Sekunden. Südafrika (37,94 sec) und Großbritannien (38,04 sec) meldeten ebenfalls Medaillen-Ambitionen an, Japan (38,06 sec) und die Titelverteidiger aus Italien (38,07 sec) kamen über die Zeitregel ins Finale. Pech bei der Laufeinteilung hatte Australien: Mit Ozeanien-Rekord von 38,12 Sekunden ereilte das Quartett trotz der sechstbesten Vorlaufzeit das Aus.
Stimmen zum Wettbewerb
Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar):
Ich hatte das Gefühl, dass es gut losgegangen ist. Ich hatte einen guten Start und auch das Gefühl, dass es recht schnell war, dass mein Hintermann super krass an mich rangelaufen ist. Die Übergabe auf Owen war nicht perfekt, aber besser als in den letzten Rennen.
Owen Ansah (Hamburger SV):
Mitte des Rennens habe ich ein Zwicken im Oberschenkel gemerkt, dadurch ist der Wechsel zu Yannick nicht so gut geworden wie in den Trainings davor. Ich hoffe natürlich, dass das nur ein Krampf ist und dass die Ärzte das absegnen, dass ich schnell wieder auf die Bahn kann.
Yannick Wolf (LG Stadtwerke München):
Die Kurve war für mich echt gut. Ich bin ganz gut losgelaufen und hab irgendwann einfach den Arm rausgestreckt, weil ich kein „Hep“ gehört habe, es war so laut. Kurz habe ich gedacht, dass ich ein bisschen zu früh los bin, ich hab dann auch ein bisschen rausgenommen, damit der Wechsel klappt. Aber es lag wohl eher daran, dass Owen nicht voll drauflaufen konnte. Der Wechsel auf Lucas war gut und sicher und Lucas hat den Rest dann auch gut nach Hause gebracht.
Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV):
Zuerst dachte ich mir: Oh, die Jamaikaner sind noch mit dabei. Ich habe auch versucht, an Kishane Thompson ranzulaufen. Im Endeffekt ist er mir ein bisschen weggelaufen, aber das kann passieren bei einem Olympia-Silbermedaillengewinner! Die Zeit ist das, was wir die ganze Zeit in der Saison gelaufen sind. Unsere Wechsel sind immer noch ausbaufähig. Von der individuellen Qualität her hätten wir es auf jeden Fall ins Finale geschafft. Aber erstmal bin ich froh, dass wir überhaupt durchgekommen sind, das hat in den letzten Jahren nicht immer geklappt. Wir nehmen mit, dass wir mit den Zuschauern noch besser umgehen müssen. Beim Wechsel mit Yannick habe ich ein bisschen antizipiert, weil ich ihn einfach nicht verstanden habe, ich habe einfach den Arm rausgeholt. Die sind hier geisteskrank laut, damit muss man auf jeden Fall noch besser umgehen. Aber ich denke, wir haben es gut gelöst.