Wimpernschlag-Entscheidungen, historische Leistungen und ein Außenseitersieg: Die 70.000 Zuschauer erlebten bei den Olympischen Spielen am Mittwoch einen ganz besonderen Leichatathletik-Tag. So blieben im 400-Meter-Finale gleich fünf Läufer unter 44 Sekunden. Das gab es bisher noch nie.
Paris 2024 TV-Zeiten & Livestreams Live-Ergebnisse
Nie aufgeben, alles in die letzten Meter legen. Selbst wenn der Sieg nicht mehr möglich scheint. So ging Quincy Hall (USA) die Zielgerade des schnellen 400-Meter-Finals bei den Olympischen Spielen am Mittwochabend an. Und belohnte sich am Ende mit der Goldmedaille. Denn eigentlich schien Europarekordler Matthew Hudson-Smith (Großbritannien) schon enteilt. Doch mit den letzten drei Schritten fing der US-Langsprinter seinen Konkurrenten noch ab. Mit 43,40 Sekunden rannte er zum Olympiasieg und auf Platz vier der ewigen Weltbestenliste.
Auch Matthew Hudson-Smith lief so schnell wie noch nie. Mit 43,44 Sekunden steigerte er seinen eigenen Europarekord um drei Zehntelsekunden und schob sich auf Rang fünf der ewigen Weltbestenliste. Der drittplatzierte Muzala Samukonga (Sambia) veredelte die Bronzemedaille mit einem neuen Landesrekord von 43,74 Sekunden. Dahinter blieben ebenfalls Jereem Richards (Landesrekord für Trinidad und Tobago; 43,78 sec) und London-Olympiasieger Kirani James (Grenada; 43,87 sec) unter 44 Sekunden. Das gab es noch nie, bisher hatten höchstens drei 400-Meter-Läufer in einem Rennen diese Marke unterboten.
Clemens Prüfer starker Sechster mit 67,41 Metern
Einen Wettbewerb für die Geschichtsbücher erlebten die rund 70.000 Zuschauer in Paris beim Diskuswurf-Finale. Zunächst steigerte Mykolos Alekna (Litauen) den olympischen Rekord seines Vaters Virgilijus um acht Zentimeter auf 69,97 Meter. Doch zum Sieg reichte das nicht. Denn der absolute Außenseiter Roje Stona sorgte für eine Sensation. Der Jamaikaner verbesserte sich um einen Meter und wurde mit glatten 70,00 Metern und olympischem Rekord zum ersten Wurf-Olympiasieger des Karibik-Staats.
Über Bronze jubelte Matthew Denny. Der Australier kam mit 69,31 Metern dicht an seine Bestleistung heran und hielt den Weltmeister Kristjan Ceh (Slowenien; 68,41 m) auf Distanz. Als Sechster zeigte Clemens Prüfer (SC Potsdam) mit 67,41 Metern als starker Sechster den besten internationalen Wettkampf seiner bisherigen Karriere.
Lamecha Girma stürzt schwer, Soufiane El Bakkali holt erneut Gold
Die 3.000 Hindernis Meter der Männer wurden erst auf der Schlussrunde entschieden. Weltrekordler und Gold-Kandidat Lamecha Girma (Äthiopien) hatte eine Medaille im Blick, blieb aber 200 Meter vor Schluss am drittletzten Hindernis mit dem Nachziehbein hängen, stürzte schwer und prallte mit dem Kopf auf die Bahn. Er musste nach dem Sturz mit einer Trage aus dem Stadion gebracht werden. Sein Kopf wurde dabei mit einer Halskrause gestützt.
So war der wohl stärkste Konkurrent von Soufiane El Bakkali aus dem Rennen. Der Marokkaner hatte auf den finalen 100 Metern den schnellsten Spurt und wiederholte mit 8:06,05 Minuten seinen Olympiasieg von Tokio. Dahinter jubelte Außenseiter Kenneth Rooks (USA; 8:06,41 min) über Silber. Mit Bronze in 8:06,47 Minuten rettete Abraham Kibiwot die Ehre der kenianischen Hindernisläufer.
Nina Kennedy nun auch Olympiasiegerin
Einen Mammut-Wettkampf absolvierten die Stabhochspringerinnen im Stade de France. Denn gleich 19 Athletinnen hatten sich für das Finale qualifiziert. Dementsprechend lange zog sich der Wettkampf. Die Olympiasiegerin stand erst nach dreieinhalb Stunden fest. Die meiste Ausdauer bewies dabei Nina Kennedy. Die Weltmeisterin aus Australien meisterte als einzige Springerin 4,90 Meter und jubelte ausgelassen über ihren Gold-Coup.
Katie Moon (USA) und Alysha Newman (Kanada) nahmen beide 4,85 Meter und gewannen damit Silber und Bronze. Anjuli Knäsche (VfL Sindelfingen) landete im Olympia-Finale auf Rang 14. Die Deutsche Meisterin benötigte für die Einstiegshöhe von 4,40 Metern nur einen Anlauf. Danach wurden direkt 4,60 Meter aufgelegt. Doch die neue Bestleistung war an diesem Abend zu hoch für Anjuli Knäsche.
Christopher Linke und Saskia Feige gehen auf Platz zehn
Die erste Entscheidung in der Leichtathletik fiel bereits am Mittwochvormittag. Dort wurde im Schatten des Eiffelturms die Premiere der Marathon-Mixed-Staffel der Geher ausgetragen. Christopher Linke (SC Potsdam) und Saskia Feige (SC DHfK Leipzig) bewältigten die 42,195 Kilometer in 2:56:14 Stunden auf Platz zehn. Zu Gold gingen die favorisierten spanischen Weltmeister Maria Perez und Alvaro Martin mit 2:50:31 Stunden. Das entspricht fast einem Schnitt von 4:00 Minuten pro Kilometer. Silber ging an Ecuador (2:51:22 h) mit 20-Kilometer-Olympiasieger Brian Daniel Pintado und Glenda Morejon. Bronze schnappte sich Australien mit Rhydian Cowley und der Olympia-Dritten Jemima Montag (2:51:38 h).
In den Vorläufen und Qualifikationen überzeugte am Mittwoch Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz). Der Deutsche Dreisprung-Meister qualifizierte sich mit 16,98 Metern als Gesamt-Siebter für das Finale am Freitagabend. 200-Meter-Rekordler Joshua Hartmann (ASV Köln) verpasste als Fünfter seines Halbfinals mit 20,47 Sekunden den Einzug in den Endlauf. Das letzte Final-Ticket ging mit 20,31 Sekunden weg. Insgesamt belegte Joshua Hartmann Rang zwölf. Alle Infos zu den Vorläufen und Qualifikationen.