| Olympische Spiele

Paris Tag 3 | Alfred und Lafond schreiben olympische Geschichte – Neugebauer erkämpft Silber

© Dan Vernon for World Athletics
Ein spannender olympischer Zehnkampf endete am Samstagabend mit Silber für Leo Neugebauer. Der Stuttgarter musste sich lediglich dem Norweger Markus Rooth geschlagen geben, der eine Bestleistung nach der nächsten aufstellte. Zur 100-Meter-Königin krönte sich Julien Alfred aus St. Lucia, die ebenso Sportgeschichte für ihr Land schrieb wie Dreisprung-Siegerin Thea Lafond.
Svenja Sapper

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Im olympischen 100-Meter-Halbfinale von Paris (Frankreich) hatte Julien Alfred mit der besten Zeit aufhorchen lassen, im Finale machte die Sprinterin aus St. Lucia dann richtig ernst. Wie entfesselt stürmte die gerade einmal 23-Jährige am Samstagabend ihren Kontrahentinnen davon und zu Olympia-Gold. In 10,72 Sekunden verbesserte sie auf regennasser Bahn ihren Landesrekord um sechs Hundertstelsekunden. Es war sportartenübergreifend die erste Medaille und somit auch der erste Olympiasieg für den kleinen Karibik-Inselstaat (180.000 Einwohner).

Silber ging an Weltmeisterin Sha’Carri Richardson (USA; 10,87 sec) vor deren Landsfrau Melissa Jefferson (10,92 sec). Gina Lückenkemper (SCC Berlin) hatte das Finale mit 11,09 Sekunden nur um zwei Hundertstel verpasst, sie belegte insgesamt Rang zehn – ihre bislang beste Platzierung auf Weltniveau. 

Thea Lafond macht Dominica glücklich

Das nächste Kapitel Sportgeschichte schrieb kurz darauf eine weitere Repräsentantin eines kleinen Karibik-Staates: Thea Lafond. Die Hallen-Weltmeisterin im Dreisprung holte die erste Olympia-Medaille für Dominica (ca. 75.000 Einwohner), und diese glänzte golden. Mit 15,02 Metern übertraf sie als erste Dreispringerin in dieser Freiluft-Saison die 15-Meter-Marke, ihre Bestmarke aus der Hallensaison steigerte sie um einen Zentimeter.

Sie hatte damit 15 Zentimeter Vorsprung auf Shanieka Ricketts aus Jamaika, die mit 14,87 Metern Silber errang. Bronze gewann mit 14,67 Metern Jasmine Moore aus den USA. Alle Medaillengewinnerinnen im Dreisprung erzielten ihre beste Weite im zweiten Durchgang.

Markus Rooth neuer Zehnkampf-König vor Leo Neugebauer

Zum neuen "König der Athleten" krönte sich etwas überraschend Markus Rooth. Der Norweger, mit 22 Jahren nun jüngster Zehnkampf-Olympiasieger seit 1980, wuchs am zweiten Wettkampf-Tag über sich heraus. Nach insgesamt sieben neuen Bestleistungen stand ein neuer Landesrekord von 8.796 Punkten. Und somit 48 Zähler mehr als der Deutsche Rekordler Leo Neugebauer (VfB Stuttgart), der mit 8.748 Punkten die erste deutsche Zehnkampf-Medaille bei Olympischen Spielen seit 1996 holte. Damals hatte in Atlanta (USA) Frank Busemann ebenfalls Silber gewonnen. 

Das Podium komplettierte mit 8.711 Punkten der WM-Dritte aus Grenada Lindon Victor. Niklas Kaul (USC Mainz) kämpfte sich dank gewohnt starker Leistungen im Speerwurf und über 1.500 Meter mit 8.445 Punkten noch auf Rang acht nach vorn, Nachrücker Till Steinforth (SV Halle) konnte mit 8.170 Punkten zufrieden sein – Platz 15. Mehrere Mitfavoriten hatten ihre Medaillenchance im Stabhochsprung hergeschenkt, am ärgsten traf es Titelverteidiger Damian Warner (Kanada) und Vize-Europameister Sander Skotheim (Norwegen), die beide keinen gültigen Versuch in die Wertung brachten. 

Hattrick für Ryan Crouser

Seinen dritten Olympiasieg in Folge machte US-Kugelstoßer Ryan Crouser klar. Der Weltrekordler wuchtete sein Arbeitsgerät im dritten Durchgang auf die neue Saison-Bestmarke von 22,90 Metern. Auch mit seinen beiden weiteren gültigen Versuchen, die mit 22,64 und 22,69 Metern gemessen wurden, hätte er Gold gewonnen.

Silber holte – ebenfalls wie 2016 und 2021 – sein Landsmann Joe Kovacs. Der Weltjahresbeste, der in dieser Saison schon über 23 Meter gestoßen hat, katapultierte sich erst im letzten Durchgang mit 22,15 Metern in die Medaillenränge. Mit Bronze überraschte der Jamaikaner Rajindra Campbell, der weitengleich mit 22,15 Metern aufgrund des schwächeren zweiten Versuchs knapp das Nachsehen gegenüber Kovacs hatte.

Italiens Europameister Leonardo Fabbri, der in diesem Jahr bereits an den 23 Metern geschnuppert hatte, musste sich mit Rang fünf (21,70 m) begnügen, dem Drittplatzierten von 2016 und 2021 Tom Walsh (Neuseeland) unterliefen drei ungültige Versuche.

Femke Bol führt Niederlande zu Gold

Im Vorlauf über 4x400 Meter hatte die Mixed-Staffel der USA mit 3:07,41 Minuten einen neuen Weltrekord aufgestellt. Auch im Finale sah es lange so aus, als würde der Sieg nur über die „Stars & Stripes“ gehen. Doch dann übernahm Femke Bol den Staffelstab für die Niederlande. Und die Aufholjagd begann! Die Europarekordlerin über 400 Meter Hürden hatte das Staffelholz als Vierte entgegengenommen. Meter um Meter machte sie Boden gut, bis sie auf der Zielgeraden an der Schlussläuferin der Führenden aus den USA, Kaylyn Brown, vorbeizog.

In 3:07,43 Minuten blieb das niederländische Quartett, bestehend aus Eugene Omalla, Lieke Klaver, Isaya Klein Ikkink und Bol, nur zwei Hundertstel über dem Weltrekord der USA aus dem Vorlauf. Silber wurde für 3:07,74 Minuten an die USA vergeben, Bronze sicherte sich Großbritannien (3:08,01 min) vor den viertplatzierten Belgiern (3:09,36 min). Für beide Teams wurden neue Landesrekorde notiert, wenngleich diese Marke in der noch jungen Disziplin nur bedingt aussagekräftig ist.

Neben den Finals standen noch einige Vorrunden auf dem Programm. Im Hoffnungslauf über 800 Meter begeisterte Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) mit 1:59,08 Minuten und dem Laufsieg. Damit zog die EM-Fünfte ins Halbfinale ein. Für Marius Probst (TV Wattenscheid 01) hingegen war nach der „Repechage“-Runde über 1.500 Meter Endstation. Im Stabhochsprung schaffte es mit Bo Kanda Lita Baehre (ART Düsseldorf) und Oleg Zernikel (ASV Landau) ein deutsches Duo ins Finale, das am Montagabend stattfindet. Im 100-Meter-Halbfinale steht Sprinter Joshua Hartmann (ASV Köln).

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