| Interview

Daryl Ndasi: „Die Zeit ist der Hammer“

© Dirk Gantenberg
Mit einer neuen deutschen U18-Bestzeit von 13,24 Sekunden hat Hürdensprinterin Daryl Ndasi am Wochenende bei der U18-/U23-DM für Furore gesorgt. Im Interview analysiert die Münchnerin, was beim Rekord-Sprint besonders gut gelaufen ist, und verrät, was sie an ihrer Disziplin besonders liebt.
Svenja Sapper

Daryl Ndasi, was für ein glänzender Tag für dich: Du hast erst im Halbfinale mit 13,24 Sekunden eine neue deutsche U18-Bestzeit aufgestellt und dann im Finale mit 13,30 Sekunden gewonnen. Angereist bist du mit 13,58 Sekunden – hast du dich mit deiner Leistung auch selbst überrascht? 

Daryl Ndasi:
Ja, ich dachte nicht, dass so eine Hammer-Zeit dabei rauskommt! Eigentlich hatte ich mir nur vorgenommen, gesund zu bleiben, nicht über die Hürden zu stolpern und gut ins Ziel zu kommen. Das ist jetzt schon eine starke Leistung. Was die deutsche U18-Bestzeit ist, hatte ich vorher gar nicht im Kopf. 

Wie kräfteraubend war der Zeitplan mit drei Rennen an einem Tag? 

Daryl Ndasi:
Das war schon sehr anstrengend. Es sind nur 100 Meter, man muss jede Hürde gut mitnehmen. Deshalb habe ich mir vorgenommen, erst mal locker zu laufen und im Vorlauf zu schauen, was rauskommt. Und dann im Halbfinale mehr Gas zu geben. 

Das Halbfinale war dann dein Rekord-Lauf mit 13,24 Sekunden. Was hast du bei diesem Lauf besonders gut gemacht, sodass die Bestleistung herausgesprungen ist? 

Daryl Ndasi:
Mein Nachziehbein! Das braucht immer ein bisschen, bis es nach vorne kommt. Darauf habe ich mehr geachtet. Im Finale hat das auch ganz gut geklappt, auch wenn es dann keine PB mehr war. Aber ich war davor ja schon zweimal gelaufen. 

Jetzt steht bei der U18-EM dein erster internationaler Start an – bist du schon aufgeregt? Wie blickst du der Premiere im Nationaltrikot entgegen? 

Daryl Ndasi:
Dass ich starten darf, ist schon eine große Ehre und auch eine Herausforderung. Ich habe mir kein konkretes Ziel gesetzt, sondern möchte einfach mein Bestes geben. Natürlich hoffe ich, dass es gut wird und ich noch einen schnellen Lauf zeigen kann. 

Du bist im Mai erst 16 Jahre alt geworden, warst im letzten Jahr noch in der U16 unterwegs. Wie bist du denn zur Leichtathletik gekommen und wann hat sich der Hürdensprint als deine Lieblingsdisziplin herauskristallisiert? 

Daryl Ndasi:
In der Schule hat mich mein damaliger Mathelehrer angesprochen. Ich bin dann in seinen Verein gewechselt und habe Leichtathletik erst mal als Schulsport gemacht. Dann bin ich auf das Sportgymnasium München-Nord gekommen und mache jetzt seit zwei Jahren Hürdenlauf. Auf dem Sportgymnasium kann ich meine Schulzeit strecken und habe jetzt noch vier bis fünf Jahre vor mir. Meine Lieblingsfächer in der Schule sind Englisch und Sport. 

Zurück zum Sportlichen – was liebst du am Hürdensprint? 

Daryl Ndasi:
Dass du etwas vor dir hast, eben die Hürde, und weißt, du kannst immer mehr Gas geben. Das macht mir am meisten Spaß. Was mir am Hürdenlauf gefällt, ist, dass es ein spektakulär und einzigartiger Sprint ist, anders als der normale Sprint. Es ist ein technischer Lauf, der totale Konzentration und Disziplin erfordert, die einen nicht nur als Sportler, sondern auch abseits der Bahn prägen. Hürdenlauf erfordert Problemlösungsfähigkeiten, man muss schnell denken können. Wenn man gegen eine Hürde stößt, muss man überlegen, was man tun muss, um das Gleichgewicht schnell wiederherzustellen und wieder in einen guten Rhythmus zu kommen. 

Du arbeitest in München mit Michael Ehrenreich als Trainer zusammen – wie lange schon was schätzt du besonders an ihm? 

Daryl Ndasi:
Ich bin jetzt schon seit ungefähr eineinhalb Jahren bei meinem Trainer. Was er besonders gut macht: Er fühlt mit den Leichtathleten. Er sieht nicht nur das Gewinnen, er sieht die Entwicklung über die ganzen Jahre. 

Hast du sportliche Vorbilder? 

Daryl Ndasi:
Usain Bolt, Sha’Carri Richardson und Tobi Amusan. Am meisten schätze ich an meinen Vorbildern, dass sie diszipliniert sind, hart arbeiten, sehr konzentriert und respektvoll sind. Sie sind bescheiden und haben diesen Kampfgeist, dass sie ihre Ziele nicht aufgeben.

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