| Interview der Woche

Sandrina Sprengel: „Nach dem Weitsprung habe ich mit dem Sieg geliebäugelt“

© Fynn Zenker
Sie ist 20 Jahre jung und seit Sonntagnachmittag erstmals Siegerin des Ratinger Mehrkampfmeetings: Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern). Die U20-Europameisterin legte am Wochenende einen begeisternden Siebenkampf hin und steigerte ihre Bestleistung um 245 Zähler auf 6.260 Punkte. Im Interview spricht sie über das besondere Erlebnis bei ihrer Ratingen-Premiere, die harten 800 Meter zum Abschluss und ihre sportlichen Ziele.
Martin Neumann

Sandrina Sprengel, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Siebenkampf-Sieg beim Stadtwerke Ratingen Mehrkampf-Meeting mit neuer Bestleistung von 6.260 Punkten.

Sandrina Sprengel:
Vielen Dank.

Haben Sie vor den beiden Siebenkampf-Tagen überhaupt einmal über einen möglichen Sieg nachgedacht?

Sandrina Sprengel:
Im Vorhinein überhaupt nicht. Erst am zweiten Tag, genauer gesagt nach dem Weitsprung, habe ich erstmals damit geliebäugelt. Mit einem guten Mehrkampf habe ich schon nach dem Hürdenlauf gerechnet. Denn wenn bei mir die erste Disziplin gut klappt, wird es in der Regel auch ein guter Siebenkampf. Aber da habe ich natürlich noch nicht damit gerechnet, dass ich hier am Ende ganz oben auf dem Podest stehen könnte.

Vor den 800 Metern gab’s neben Ihnen mit Tori West (Australien) und Kate O’Connor (Irland) noch zwei weitere Anwärterinnen auf den Sieg. Waren Sie vor dem Rennen nervös?

Sandrina Sprengel:
Die 800 Meter sind ja nicht meine Lieblingsdisziplin. Klar wusste ich, wie viel Vorsprung ich den beiden erlauben kann, um den ersten Platz zu halten. Es waren nicht so viele Sekunden, das macht dich dann natürlich nervös. Zumal die beiden die 800 Meter schneller laufen können als ich.

Aber dann haben Sie das Rennen ja routiniert gemanagt …

Sandrina Sprengel:
… ja am Ende hat es gereicht. Aber eigentlich hatten wir eine andere Taktik (lacht). Aus solchen Rennen lernt man. Ich musste auf der zweiten Runde ordentlich kämpfen und bin nicht so sauber gelaufen, wie ich wollte.

Es war Ihre Ratingen-Premiere. Wie haben Sie das Publikum und die Stimmung an den beiden Tagen erlebt?

Sandrina Sprengel:
Es war supertoll. Es macht einfach Spaß, bei diesen Fans zu starten. Denn das Publikum hatte genauso großen Bock wie ich auf den Wettkampf. Es war megacool!

Nach dem ersten Tag haben Sie gesagt, dass Ihr Saisonziel 6.200 Punkte seien. Diese Marke haben Sie nun schon in Ratingen um 60 Punkte übertroffen und Ihre Bestleistung gleich um 245 Punkte gesteigert. Hat sich dieses Potenzial schon im Training angedeutet?

Sandrina Sprengel:
Wir haben auf die 6.200 Punkte tatsächlich hingearbeitet. Denn Ratingen war der klare Saisonhöhepunkt für mich. Ich bin superglücklich, dass es hier geklappt hat. Sonst hätte es vielleicht beim nächsten Siebenkampf geklappt.

Mit 20 Jahren gehören Sie noch zu den ganz jungen Siebenkämpferinnen. In welchen Disziplinen sehen Sie noch Ihr größtes Potenzial?

Sandrina Sprengel:
Das ist eine schwierige Frage. Aber natürlich kann ich an den 800 Metern noch arbeiten (lacht). Dazu kommen die Wurfdisziplinen. Kugelstoßen und Speerwurf brauchen halt einige Zeit, bis sich das Niveau entwickelt. Klar habe ich hier in Ratingen in beiden Disziplinen neue Bestleistungen aufgestellt. Doch speziell mit der Kugel hätte es gern noch etwas weiter gehen dürfen. Da kann ich noch einiges rausholen.

Wie sehen die nächsten Wochen für Sie aus und welche Starts stehen in diesem Sommer noch auf dem Programm?

Sandrina Sprengel:
Ich denke, dass ich bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften Ende August starten werde. Außerdem steht ja Mitte Juli noch der Thorpe Cup in Wetzlar auf dem Programm. Ob ich beide Siebenkämpfe bestreiten werden, kann ich allerdings noch nicht sagen.

Im August stehen die Olympischen Spiele in Paris auf dem Programm. Danach beginnt ein neuer Olympiazyklus. Wo sehen Sie sich sportlich in vier Jahren?

Sandrina Sprengel:
Auf jeden Fall als Siebenkämpferin in Los Angeles bei den Olympischen Spielen. Das ist das große Ziel, auf das wir hinarbeiten. Dafür habe ich jetzt noch vier Jahre Zeit. Bis dahin muss ich mich in allen Bereichen weiter verbessern, um die Norm zu schaffen. Das ist mein sportliches Lebensziel.

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