| Mehrkampf-Meeting

Ratingen 2024 | Youngster Sandrina Sprengel gelingt Sensationssieg

© Fynn Zenker
24 Athletinnen kämpfen am Wochenende beim Stadtwerke Ratingen Mehrkampf-Meeting um die Siebenkampf-Krone, darunter 16 Mehrkämpferinnen mit Hausrekorden jenseits der 6.000 Punkte. Es geht um Bestleistungen, Top-Platzierungen – und darum, sich noch Last Minute für die Olympischen Spielen 2024 in Paris zu qualifizieren! Wie sich der Mehrkampf von Disziplin zu Diszipin entwickelt lesen Sie hier.
Martin Neumann

Livestreams   Live-Ergebnisse   Mehrkampf-Rechner

Tag 2


WEITSPRUNG

Sandrina Sprengel übernimmt Gesamtführung

Der Weitsprung wurde für Carolin Schäfer am Sonntagmittag bei wechselnden Winden zur Zitterpartie. Nach einem verunglückten ersten Versuch (1,88 m) und einem zweiten ungültigen Sprung musste im letzten Durchgang eine annehmbare Weite her. Und die Vize-Weltmeisterin von 2017 traf das Brett fast perfekt. Allerdings wurden nur 5,66 Meter gemessen. Damit verlor sie viele Punkte. Zum Vergleich: Glatte 6,00 Meter hätten ihr 103 Zähler mehr eingebracht.

Besser lief es für ihre Frankfurter Vereinskameradin Lucie Kienast. Die sehr gute Weitspringerin war mit 6,35 Metern die Nummer eins unter den Siebenkämpferinnen. Nur acht Zentimeter weniger gingen aufs Konto von Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern). Damit übernahm die U20-Europameisterin mit 4.643 Punkten auch die Gesamtführung vor Ninali Zheng (China; 4.534 pt.) vor den zwei abschließenden Disziplinen. Die sehr gute Speerwerferin Carolin Schäfer (4.483 pt.) und Tori West (4.461 pt.) folgen dahinter. Vanessa Grimm (Königsteiner LV) rangiert nach 5,86 Metern im Weitsprung mit 4.436 Punkten auf Rang sieben.


SPEERWURF

Marie Dehning dominiert mit Meetingrekord

Der Speerwurf als vorletzte Disziplin hat schon so manchen Siebenkampf durcheinandergewirbelt. So auch in Ratingen. Gleich in der ersten Gruppe legte Kate O’Connor 52,12 Meter vor. Damit sicherte sich die Irin nicht nur wichtige Punkte, sondern hat damit weiter eine gute Chance, sich über das World Ranking einen Olympia-Startplatz zu sichern. Denn mit 5.345 Punkten liegt sie mittlerweile in der Gesamtwertung auf Platz drei.

Die Top-Weite der Irin sollte allerdings nicht zum Disziplinsieg reichen. Den sicherte sich Marie Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit 56,12 Metern im letzten Durchgang der zweiten Gruppe. Damit steigerte die 21-Jährige ihre Bestleistung nicht nur um drei Meter, sondern auch den mittlerweile 15 Jahre alten Meetingrekord der Olympia-Zweiten Lilli Schwarzkopf um einen Meter.

Über eine neue Bestleistung jubelte auch Sandrina Sprengel. Die U20-Europameisterin steigerte sich im letzten Versuch um anderthalb Meter auf 46,03 Meter. Damit geht der Youngster als Führende auf die finalen 800 Meter. Mit 5.426 Punkten liegt sie 71 Punkte – oder umgerechnet etwa fünf Sekunden – vor Tori West (Australien).

Dahinter rangieren Kate O’Connor (5.345 pt.). Carolin Schäfer, die auf 48,31 Meter kam, mit 5.345 Punkten und die Chinesin Ninali Zheng (5.216 pt.). Die Siegerin der Asien-Games belegt aktuell den 24. und letzten Platz der Olympia-Qualifikation hinter Vanessa Grimm. Beide können sich mit schnellen 800 Metern aber ebenfalls im Ranking weiter nach vorn schieben.


800 METER

Sandrina Sprengel macht bei Premiere den Sieg perfekt

Auch die kräftezehrenden 800 Meter zum Abschluss des Siebenkampfes konnten Sandrina Sprengel nicht stoppen. Die U20-Europameisterin lief taktisch klug und ließ den Rückstand zu Kate O’Connor (Irland) und Tori West (Australien) nie zu groß werden. Auf der Zielgeraden mobilisierte sie noch einmal die letzten Kräfte und lief nach 2:19,25 Minuten als Vierte ins Ziel. Das genügte, um einen kleinen Punkte-Vorsprung ins Ziel zu retten.

Mit 6.260 Punkten machte Sandrina Sprengel bei ihrem Ratingen-Debüt den Gesamtsieg perfekt und steigerte ihre Bestleistung aus dem Jahr 2022 gleich um 245 Punkte. Dabei stellte sie in gleich drei von sieben Disziplinen neue Bestleistungen auf. Am ersten Tag über 100 Meter Hürden in 13,50 Sekunden sowie im Kugelstoßen mit 13,26 Metern. Am zweiten Tag warf sie den Speer auf 46,03 Meter und damit weiter als jemals zuvor.

Auch hinter der Überraschungssiegerin war die Freude groß. Denn nach ihrem 800-Meter-Sieg in 2:14,57 Minuten darf Kate O’Connor auf einen Olympia-Startplatz hoffen. Als Gesamtzweite sammelte die Irin 6.244 Punkte. Gleiches gilt für Tori West als Dritte mit 6.235 Punkten. Elisa Pineau (Frankreich) belegte mit exakt 6.000 Punkten Platz vier vor Vanessa Grimm (5.985 pt.), Marie Dehning (5.934 pt.) und Lucie Kienast (5.899 pt.). Durch die hohen Punktzahlen sowie Bonuspunkte für die Plätze zwei und drei von Kate O’Connor und Tori West könnte Vanessa Grimm ihren Olympia-Startplatz über das World Ranking noch verlieren. Aktuell liegt die Hessin auf Platz 23. Carolin Schäfer und Ninali Zheng traten zu den finalen 800 Metern nicht mehr an.


Stimmen zu Tag 2:

Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern):
„Ich bin überglücklich, denn ich habe niemals mit dem Sieg gerechnet. Das hat mich völlig überrascht. Schon nach den 100 Meter Hürden habe ich gespürt, dass eine solche Punktzahl möglich ist. Denn wenn die Hürden gut laufen, läuft bei mir auch der gesamte Siebenkampf meistens gut. Es war tatsächlich mein erster Start in Ratingen, aber ich komme natürlich jederzeit gern wieder.“

Tag 1


100 METER HÜRDEN

Turpin zündet Turbo, starke Zeiten für Schäfer, Sprengel und Grimm

Top-Zeiten in Serie, aber keine Bestzeiten legten die Siebenkämpferinnen in der ersten Disziplin des 27. Stadtwerke Ratingen Mehrkampf-Meetings am Samstagmittag hin. Denn im schnellsten Rennen über 100 Meter Hürden wehte der Wind mit 2,7 Metern pro Sekunde etwas zu stark von hinten. Doch für die Punkterechnung der Mehrkämpferinnen spielt das keine Rolle. Mit 13,25 Sekunden gewann Esther Turpin (Frankreich) vor Ninali Zheng (China; 13,32 sec) und der „Ratinger Rekord-Starterin“ Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt; 13,35 sec). Pech hatte Ivona Dadic. Die vierte Hürde wurde für sie zum Stolperstein. Die Österreicherin stürzte und schied aus.

Anders die Gemütslage bei Sandrina Sprengel. Denn so einen Start in den Siebenkampf hatte sie sich gewünscht. Die U20-Europameisterin von der LG Steinlach-Zollern nahm im dritten Lauf alle zehn Hürden in der Auftaktdisziplin elegant und schnell. Bei leichtem Rückenwind steigerte sie ihre Bestzeit gleich um 16 Hundertstel auf 13,50 Sekunden. Um die Zeit noch besser einzuordnen: Bei ihrem besten Siebenkampf von 6.015 Punkten gingen vor zwei Jahren 13,96 Sekunden in die Wertung ein. Hinter der 20-Jährigen liefen Tori West (Australien; 13,69 sec) und Pauline Bikembo (Frankreich; 13,75 sec) ebenfalls schnelle Zeiten.

Im zweiten Rennen jubelten zwei Hessinnen. Vanessa Grimm (Königsteiner LV) setzte sich mit neuer Saisonbestleistung von 13,90 Sekunden durch. Lucie Kienast (Eintracht Frankfurt) steigerte ihre Saisonbestleistung bei idealem Rückenwind von 2,0 Metern pro Sekunde als Zweite gleich um 25 Hundertstel auf 14,09 Sekunden und verpasste ihre Bestzeit nur um eine Zehntelsekunde. U20-Siebenkämpferin Hilke Thamke (SC Neubrandenburg) lief in 14,14 Sekunden auf Rang drei.

Ratingen bildet für viele Siebenkämpferinnen die finale Qualifikationschance für die Olympischen Spiele. In Paris soll der Mehrkampf mit 24 Athletinnen ausgetragen werden. Nur neun Siebenkämpferinnen haben die direkte Olympia-Norm von 6.480 Punkten übertroffen. 15 weitere Plätze werden aktuell über das World Ranking vergeben. Auf der „Road to Paris“ liegen Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen), die auf einen Ratingen-Start verzichtet, als Elfte und Carolin Schäfer als 17. aussichtsreich ins Rennen. Vanessa Grimm folgt aktuell auf Rang 23 und würde mit einem guten Resultat ihre Chancen auf den Olympia-Start weiter steigern.


HOCHSPRUNG

Jana Koscak meistert 1,81 Meter und übernimmt Führung

Jana Koscak ist eine echte Hochsprung-Spezialistin unter den Siebenkämpferinnen. Die erst 18 Jahre alte Kroatin ist vergangenes Jahr schon über 1,92 Meter gesprungen. Ganz so hoch sollte es am Samstag in Ratingen nicht gehen. Doch mit 1,81 Metern war Jana Koscak der Disziplinsieg nicht zu nehmen. Erst 1,84 Meter waren zu hoch für die Teenagerin. Im Windschatten der Kroatin zeigte auch Sandrina Sprengel eine Top-Leistung. Die 20-Jährige meisterte 1,78 Meter und hat damit endgültig Kurs in Richtung neuer Siebenkampf-Bestleistung eingeschlagen.

Ebenfalls 1,78 Meter überflog Ninali Zheng und damit exakt einen Zentimeter mehr als ihre Großmutter Zheng Fengrong 1957 in Peking. Damit wurde sie vor 67 Jahren zur ersten chinesischen Weltrekordhalterin überhaupt. Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2008 in Tokio zählte sie zu den ehemaligen Top-Sportlern, die die olympische Fahne trugen. Ninali Zheng ist Tochter eines deutschen Vaters und einer chinesischen Mutter und wurde in Kanada geboren. Seit 2021 startet sie international für China und wurde 2021 in Tokio Olympia-Zehnte.

Jeweils 1,75 Meter meisterten im Hochsprung Vanessa Grimm (Königsteiner LV), Anna-Lena Obermaier (LG Telis Finanz Regensburg) und Laura Voß (LAZ Soest). Für das Frankfurter Duo Carolin Schäfer und Lucie Kienast war nach 1,72 Metern Endstation. So übernahm Jana Koscak mit 2.043 Punkten die Gesamtführung vor Ninali Zheng (2.030 pt.) und den punktgleichen Sandrina Sprengel und Esther Turpin (beide 2.003 pt.). Carolin Schäfer folgt auf Platz neun mit 1.951 Zählern.


KUGELSTOSSEN

Vanessa Grimm und Carolin Schäfer fast im Gleichschritt

Nur drei Zentimeter trennten die beiden Top-Kugelstoßerinnen am Samstagnachmittag. Gleich im ersten Versuch legte Carolin Schäfer 14,40 Meter vor. Und das Wichtigste: Nach ihrem „Salto Nullo“ beim EM-Mehrkampf in Rom ging nun ein gültiger Kugelstoß in die Wertung für die Frankfurterin ein. Da konnte sie es auch verkraften, dass die zwei weiteren Stöße ungültig waren.

Drei Zentimeter weiter beförderte Vanessa Grimm die Vier-Kilo-Kugel. Damit machte die Königsteiner den Disziplinsieg perfekt. Auch Elisa Pineau (Frankreich; 14,25 m), Kate O’Connor (Irland; 14,16 m) und die Österreicherin Sarah Lagger (14,15 m) übertrafen die 14-Meter-Marke.

In der B-Gruppe hatte ein junges deutsches Trio allen Grund zur Freude. Lara Siemer (13,71 m) und Marie Dehning (beide TSV Bayer 04 Leverkusen; 13,70 m) stellten eine Saisonbestleistung bzw. sogar eine persönliche Bestleistung auf. Das gelang auch Sandrina Sprengel. Die U20-Europameisterin steigerte im letzten Versuch ihren Hausrekord um zehn Zentimeter auf 13,26 Meter und bleibt damit auf Kurs Siebenkampf-Bestleistung.

Damit schob sich der Siebenkampf-Youngster mit 2.748 Punkten auf Platz zwei der Gesamtwertung nach vorn. Auf 24 Zähler mehr kommt die nun erstmals in der Gesamtwertung führende Carolin Schäfer. Damit katapultierte sie sich nach dem Kugelstoßen gleich um sechs Plätze nach vorn. Vanessa Grimm belegt nach ihrem Disziplinsieg mit 2.732 Punkten Rang fünf.


200 METER

Carolin Schäfer geht als Führende in Tag zwei

Zum Abschluss des ersten Siebenkampf-Tags zeigte Carolin Schäfer noch einmal ihre ganze Klasse. Sie trotzte dem spürbaren Gegenwind von 1,8 Metern pro Sekunde auf der Zielgeraden und setzte sich im vierten von fünf 200-Meter-Rennen mit 24,17 Sekunden deutlich durch. Das reichte in der Endabrechnung zu Rang zwei: Denn im fünften Rennen war lediglich die Australierin Tori West bei 1,3 Metern pro Sekunde Gegenwind zwei Hundertstel schneller.

Sandrina Sprengel folgte kurz hinter der Australierin mit 24,21 Sekunden. Damit verpasste die U20-Europameisterin zwar die angepeilte 23er-Zeit. Trotzdem war sie zwei Zehntel schneller als bei ihrer Zehnkampf-Bestleistung. Die viertbeste Zeit erzielte Lara Siemer mit 24,49 Sekunden. Marie Dehning (24,84 sec) und Vanessa Grimm (24,89 sec) belegten die Plätze neun und zehn.

In der Gesamtwertung hat Carolin Schäfer nach dem ersten Siebenkampf-Tag ihre Spitzenposition verteidigt. Mit 3.736 Punkten hat die dreimalige Götzis-Siegerin 27 Zähler Vorsprung auf Youngster Sandrina Sprengel. Rang drei belegt die Chinesin Ninali Zheng (3.651 pt.). Vanessa Grimm rangiert bei Halbzeit mit 3.629 Punkte auf Platz sechs.


Stimmen zu Tag 1:

Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt):
„Bis auf den Hochsprung kann ich mit dem ersten Tag zufrieden sein. Da bin ich mit 1,72 Metern mit einem blauen Auge davongekommen. Über die Hürden wäre eine bessere Zeit möglich gewesen, da bin ich gegen drei Hürden gerannt. Beim Kugelstoßen war natürlich Druck da. Aber mit 14,40 Metern gleich im ersten Versuch habe ich gezeigt, was im Training immer klappt. Leider hatten wir bei den 200 Metern ziemlich heftigen Gegenwind. Trotzdem bin ich happy mit dem ersten Tag. Morgen kommt mit dem Speerwurf meine „Schokoladendisziplin“. Auch der Weitsprung und die Läufe haben zuletzt gut geklappt. So kann ich schon eine Leistung von mehr als 6.300 Punkten anpeilen und mit einem guten Gefühl in die Olympia-Vorbereitung starten.“

Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern):
„Über die Hürdenzeit von 13,50 Sekunden bin ich schon stolz. Klar war auch das Kugelstoß-Ergebnis eine neue Bestleistung. Aber da wäre mehr möglich gewesen. Das habe ich zuletzt im Training gezeigt. Auch im Hochsprung wäre mehr möglich gewesen. Aber insgesamt bin ich natürlich zufrieden. Mal schauen, was morgen möglich ist. Mein Saisonziel sind 6.200 Punkte. Das kann schon in Ratingen klappen, aber vielleicht auch erst später in der Saison.“

Vanessa Grimm (Königsteiner LV):
„Das war jetzt mein dritter Siebenkampf innerhalb von fünf Wochen. Dafür waren es insgesamt solide Leistungen für den ersten Tag. Auch im Vergleich zu den Leistungen in Götzis. Ziel ist natürlich eine möglichst hohe Punktzahl zu machen, um den Paris-Startplatz über das World Ranking zu sichern.“

 

Livestreams   Live-Ergebnisse   Mehrkampf-Rechner

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024