Quasi auf dem Zielstrich wurde Julian Weber die Goldmedaille im Speerwurf-Finale der EM in Rom noch entrissen. Jakub Vadlejch schaffte im sechsten Versuch mit 88,65 Metern den „goldenen Konter“ und drehte damit den Spieß von der EM 2022 in München um. Julian Weber jubelte trotzdem über Silber mit 85,94 Metern.
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Letzter Versuch. Nur noch zwei Konkurrenten konnten Julian Weber (USC Mainz) von der Spitze des Speerwurf-Finals am Mittwochabend bei der EM in Rom verdrängen. Mit 85,94 Metern lag der Europameister von München seit dem ersten Wurf an der Spitze. Und Jakub Vadlejch (Tschechien) packte einen ganz weiten Wurf aus – 88,65 Meter. Es sollte der goldene Wurf sein, wenige Minuten blieb Julian Weber knapp vier Meter unter dieser Marke.
Trotzdem hatte der in Berlin lebende Speerwerfer nach dem Finale ein Lächeln auf den Lippen, ließ die Muskeln spielen und hüllte sich in die schwarz-rot-goldene Fahne. Denn mit Silber sicherte sich der 29-Jährige seine zweite internationale Medaille nach EM-Gold 2022. Bronze ging an Oliver Helander (Finnland) mit 85,75 Metern. Damit tauschten Julian Weber und Jakub Vadlejch die EM-Plätze von 2022. In München hatte der Deutsche mit 87,66 Metern vor dem Tschechen (87,28 m) triumphiert.
Sechs 80-Meter-Versuche von Julian Weber
Julian Weber zeigte im Olympiastadion eine starke Serie. Alle sechs Versuche landeten über der 80-Meter-Marke. Nur der ganz große Ausreißer Richtung 90-Meter-Marke fehlte an diesem Abend. Trotzdem ist der EM-Zweite damit auf einem guten Weg zu den Olympischen Spielen Anfang August in Paris. Zu den ersten Gratulanten in Rom gehörten sein Trainer Burkhard Looks, seine Familie und die deutschen Stabhochspringer Torben Blech und Oleg Zernikel, die gerade selbst ihren Wettkampf bestritten.
Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen) belegte bei seiner Premiere auf der großen Leichtathletik-Bühne mit 76,16 Metern Platz zwölf. Für den Einzug in den Endkampf der besten acht Speerwerfer hätte der erst 19-Jährige 81,38 Meter werfen müssen.
Stimme zum Wettkampf:
Julian Weber (USC Mainz):
„Es ist natürlich ärgerlich, wenn man bis zum letzten Versuch führt. Aber Jakub ist ein Supertyp, er hat es verdient. Es war jetzt seine Revanche für 2022. Er hat mir erzählt, dass er schon sieben internationale Medaillen gewonnen hat. Das ist jetzt seine erste goldene. Ich hätte gern mehr gezeigt, denn ich habe mehr drauf. Aber der Wettkampf hat an den Kräften gezerrt, zumal ich gestern in der Quali drei Würfe benötigt habe. Das Körner gekostet. Darum habe ich alles in den ersten Versuch gelegt. Danach war etwas die Luft raus. Mir hat ein wenig die Power gefehlt, um einen Wurf so umzusetzen, wie ich es gern gehabt hätte. In Paris will ich weit werfen und eine Medaille mitnehmen.“
Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen):
"Erst mal war es cool, dabei zu sein, ich bin ja als Zwölfter noch reingekommen. Leider ist es mir nicht gelungen, besser zu performen als in der Qualifikation, weil ich wieder ein bisschen übersteuert habe. Und technisch hat auch nicht viel zusammengepasst. Das Stemmbein ist ein bisschen durchgesackt, und dann können keine weiten Würfe dabei rauskommen. Ich bin ein bisschen enttäuscht von mir selbst, aber ich denke mal, jeder fängt klein an, und ich bin sicher, die nächste Meisterschaft wird besser. Die Kulisse ist eine ganz andere als bei Nachwuchs-Meisterschaften. Es war vor den Olympischen Spielen wichtig, noch eine andere Meisterschaft mitzumachen mit dem ganzen Trubel. Auch wenn mir von außen jemand einredet, ich müsste jetzt wieder 90 Meter werfen, kann ich das ganz gut ausblenden. Ich trage die blaue Startnummer trotzdem mit Stolz, ich brauche mich nicht zu verstecken. Von Julian kann ich mir noch viel abschauen."