26 Jahre mussten die Geschichtsbücher auf einen deutschen EM-Medaillengewinner über 3.000 Meter Hindernis warten. Karl Bebendorf beendete diese Durststrecke am Montag eindrucksvoll mit Bronze. Auch Frederik Ruppert schnupperte mit Platz vier am Podium.
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1998 konnte mit Damian Kallabis der letzte Deutsche eine Europameisterschafts-Medaille über 3.000 Meter Hindernis gewinnen, damals war es Gold – nach 26 Jahren war es am Montagabend wieder so weit. Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898) erfüllte sich im Olympiastadion den Traum von seiner ersten internationalen Medaille und lief mit einem beherzten Endspurt zur Bronzemedaille von Rom.
In 8:14,41 Minuten legte der 28-Jährige dabei eine neue Bestzeit hin und musste sich lediglich den beiden Franzosen Alexis Miellet (8:14,01 min) und Djitali Bedrani (8:14,36 min) geschlagen geben. Obendrein hakte er damit die Olympia-Norm (8:15,00 min) ab. Frederik Ruppert (LAV Stadtwerke Tübingen) machte das deutsche Top-Ergebnis mit seinem vierten Rang in ebenfalls neuer Bestzeit von 8:15,08 Minuten perfekt. Velten Schneider (VfL Sindelfingen) hatte dagegen mit Problemen zu kämpfen und belegte Rang 16 in 8:38,73 Minuten.
Zu Beginn des Rennens hielt sich das deutsche Trio zurück und reihte sich in der Mitte des Feldes ein. Nach etwas mehr als einer Runde versuchte der Italiener Osama Zoghlami sein Heil in der Flucht und legte einige Meter zwischen sich und seine Konkurrenten. Doch diese ließen sich davon nicht beeindrucken, zogen ihr Tempo weiter durch und ließen den Italiener zunächst davoneilen.
Bebendorf auf der Zielgerade zu Bronze
Kapp drei Runden vor Schluss musste Velten Schneider von der Verfolgergruppe abreißen lassen. Auch Karl Bebendorf schien zunächst Probleme zu haben, an der Gruppe dranzubleiben, ließ sich letztlich aber nicht abschütteln. Frederik Ruppert positionierte sich hinter dem Spanier Daniel Arce auf Rang drei und hatte damit von den Deutschen die beste Ausgangsposition.
Mit dem Rundengong holte die Verfolgergruppe den enteilten Italiener wieder ein, das Sprintfinish war kurz darauf eröffnet. Ruppert verbesserte sich dadurch auf Rang zwei, büßte diese Position aber knapp 200 Meter vor dem Ziel ein und fiel auf den vierten Rang zurück. Auch Karl Bebendorf zog schließlich am Deutschen vorbei, holte auf den letzten Metern mit einem energischen Sprint gar noch Daniel Arce ein und durfte sich so über die erste deutsche Medaille nach mehr als zwei Jahrzehnten auf dieser Distanz freuen. Fast hätte es sogar noch zu Silber gereicht, doch der Franzose Bedrani rettete seinen zweiten Platz gerade noch so ins Ziel. Frederik Ruppert fing auf der Zielgeraden ebenfalls noch den schwächelnden Spanier Arce ab und belohnte sich damit mit dem vierten Rang.
Stimmen zum Wettkampf
Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898)
Ich hatte erst ein bisschen Bedenken, weil das Rennen recht schnell war. Ich hatte so viel Platz die ganze Zeit und hatte immer damit zu tun, jemanden einzusammeln. Das war meine größte Aufgabe. Ich habe die ganze Zeit daran gedacht, die Beine locker zu halten. Ich habe bei 5:36 Minuten die Uhr gesehen und mir gedacht, dass das eine humane Geschwindigkeit ist. Aber dass ich dann so einen letzten Kilometer laufen kann, hätte ich selbst nicht zu träumen gewagt. Ich bin glücklich, dass ich diese geisteskranke Zeit hingelegt habe. Somit verabschiede ich mich jetzt in den Urlaub und dann sehen wir uns in Paris wieder.
Frederik Ruppert (LAV Stadtwerke Tübingen):
Es ist ein zweischneidiges Schwert für mich. Klar, ich habe einen tollen vierten Platz gemacht, aber habe keine Medaille geholt und die Olympianorm ganz knapp verpasst. Das tut natürlich auch weh, aber mit etwas Abstand wird die Freude wahrscheinlich überwiegen.
Velten Schneider (VfL Sindelfingen):
Ich habe von Anfang an kein Feeling gehabt. Es war nicht annährend wie im Vorlauf. Vielleicht spüre ich da auch die Trainingsausfälle, die ich in der Vorbereitung hatte. Das lief alles andere als rund. Ich komme jetzt aus einem langen Wettkampfblock, aus einer relativ kurzen Grundlagenvorbereitung. Ich freue mich aber für die anderen, da soll es auch für mich hingehen. Das ist ein Fingerzeig, dass wir im Hindernislauf international konkurrenzfähig sein können.