An den ersten beiden EM-Tagen wird in Rom der Siebenkampf ausgetragen. Vanessa Grimm kämpfte sich bei der Titelverteidigung von Nafissatou Thiam als Elfte ins Ziel. Sophie Weißenberg und Carolin Schäfer mussten den Wettkampf vorzeitig beenden.
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Tag 2
Weitsprung
Kälin überragt, Weißenberg glänzt
Im Weitsprung der Siebenkämpferinnen schlug die große Stunde von Annik Kälin. Die Schweizerin, die vor zwei Jahren bereits EM-Bronze gewonnen hatte, flog auf 6,84 Meter und zu einer neuen EM-Bestleistung im Rahmen eines Siebenkampfes. Die ohnehin exzellente Weitspringerin steigerte ihre Bestleistung aus der Hallensaison um acht Zentimeter und pirscht sich mit nun 4.842 Punkten als Vierte dicht an die Top Drei heran, die ebenfalls starke Leistungen ablieferten. Die Führende, Nafi Thiam, überzeugte mit 6,59 Metern als Zweitbeste, Noor Vidts mit 6,46 Metern als Viertbeste und Auriana Lazraq-Khlass mit 6,35 Metern als siebtbeste Weitspringerin im Feld.
In die Reihe derer, die im Weitsprung glänzen konnten, reihte sich auch Sophie Weißenberg ein. Die Leverkusenerin setzte gleich im ersten Durchgang 6,41 Meter in die Grube, ihre beste je erzielte Weite im Rahmen eines Siebenkampfes und nur acht Zentimeter unter ihrem Hausrekord. Mehr Nervenkitzel gab's bei Vanessa Grimm: Die ersten beiden Sprünge waren ungültig. Im dritten rettete sie sich noch mit einer ordentlichen Weite von 6,13 Metern.
Die Führung nach fünf Disziplinen ist mit 4.991 Punkten weiterhin fest in der Hand von Nafi Thiam, es folgen weiterhin Noor Vidts (4.914 pt) und Auriana Lazraq-Khlass (4.874 pt). Hinter Annik Kälin und der Niederländerin Sofie Dokter (4.715 pt) sortiert sich auf Rang sechs nun Sophie Weißenberg (4.693 pt) ein, die nach dem starken Weitsprung wieder ein Resultat im Bereich von 6.300 bis 6.400 Punkten ins Visier nehmen kann. Mit 4.382 Zählern rangiert Vanessa Grimm auf Platz 17, für sie deutet der Kurs eher auf ein 6.000-Punkte-Ergebnis hin.
Speerwurf
Vanessa Grimm geht als 14. in die letzten Disziplin
Ein Speerwurf reichte Vanessa Grimm, dann packte sie wieder ihre Sachen: 45,56 Meter im ersten Versuch, ein gutes Ergebnis für die Athletin vom Königsteiner LV, und weiter als zuletzt in Götzis, wo sie den Speer auf 45,15 Meter befördert hatte. Leider ist die Hessin mittlerweile Einzelkämpferin, denn Sophie Weißenberg beendete den Siebenkampf aufgrund von Irritationen in der Ferse vor dem Speerwurf, um kein Risiko im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Paris (Frankreich; 1. bis 11. August) einzugehen.
Eine Klasse für sich war wieder einmal Olympiasiegerin Nafissatou Thiam, die als Einzige die 50 Meter übertraf – und das deutlich. Auf exakt 53 Meter segelte ihr Wurfgerät. Mit jetzt 5.909 Zählern auf dem Konto läuft die Belgierin über 800 Meter souverän ihrem dritten EM-Titel entgegen. Auf Platz zwei rangiert mit exakt 5.700 Punkten die Überraschung des Wettkampfes Auriana Lazraq-Khlass, die nach sechs Disziplinen beinahe 400 Punkte mehr gesammelt hat als bei ihrem besten Siebenkampf, ihre Bestleistung steht (noch) bei 6.209 Punkten. Im Speerwurf trumpfte sie mit 48,23 Metern, einer Steigerung um mehr als vier Meter, auf.
Nur acht Punkte trennen auf den Plätzen drei und vier Noor Vidts (5.622 pt) und Annik Kälin (5.614 pt). Ein spannender Showdown über 800 Meter dürfte garantiert sein. Vanessa Grimm geht mit 5.156 Punkten als 14. in die letzte Disziplin, eine Verbesserung um den ein oder anderen Rang ist ebenso in Reichweite wie ein 6.000-Punkte-Resultat.
800 Meter
Meisterschaftsrekord durch Thiam, Grimm macht drei Plätze gut
Die 800 Meter zählen eigentlich nicht zu den großen Stärken von Nafissatou Thiam. Doch in dieser Disziplin war am Samstagabend in Rom eine neue Bestzeit fällig! Die Belgierin schraubte ihren Hausrekord von 2:13,00 Minuten auf 2:11,79 Minuten nach unten. Und das, obwohl ihr Sieg keineswegs in Gefahr war. Mit 6.848 Punkten knackte sie zudem den 14 Jahre alten Meisterschaftsrekord von Jessica Ennis-Hill (Großbritannien; 6.823 pt).
Silber ging an die Neuentdeckung des EM-Siebenkampfes. Auriana Lazraq-Khlass, angereist mit einer Bestmarke von 6.209 Punkten, steigerte sich um mehr als 400 auf 6.635 Punkte und hielt die Olympia-Vierte aus Belgien Noor Vidts in Schach, die mit 2:09,35 Minuten die 800 Meter gewann. Die Französin sammelte in 2:12,07 Minuten über 800 Meter die nächste ihrer zahlreichen Bestmarken ein. Auch für die Bronzemedaillengewinnerin gab es mit 6.596 Zählern eine neue Gesamt-Bestleistung. Die EM-Dritte von 2022 Annik Kälin wurde diesmal mit 6.490 Punkten Vierte.
Vanessa Grimm schloss den EM-Siebenkampf mit einer soliden Zeit von 2:15,94 Minuten ab. Damit machte sie in der Gesamt-Abrechnung drei Plätze gut – Rang elf. 6.036 Zähler gingen in die Wertung ein. Sicher hatte sich die Athletin des Königsteiner LV nach ihrem starken Auftritt in Götzis, wo sie 6.307 Punkte erzielt hatte, mehr erhofft.
Tag 1
100 Meter Hürden
Auftakt mit Saison-Bestzeiten
Die drei deutschen Siebenkämpferinnen haben einen gelungenen Einstieg in den Siebenkampf von Rom hingelegt. Die schnellste Zeit des Trios lief dabei die erfahrenste von ihnen: Carolin Schäfer benötigte für die 100 Meter Hürden 13,39 Sekunden und war damit exakt so schnell wie bei ihren besten Hürden-Rennen der beiden vergangenen Jahre. Mit dieser Zeit belegte die Frankfurterin Rang zwei in ihrem Lauf hinter der italienischen Lokalmatadorin Sveva Gerevini, die in 13,35 Sekunden Bestzeit rannte.
Rang vier im selben Lauf gab's für Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen). Sie war in 13,58 Sekunden genauso flink wie bei ihrem besten Siebenkampf, den sie vergangenes Jahr bei der WM in Budapest (Ungarn) absolviert hatte, dort war sie mit 6.438 Punkten Siebte geworden. Für die dritte deutsche Starterin Vanessa Grimm (Königsteiner LV) gingen 14,09 Sekunden in die Ergebnislisten ein, sie blieb damit 14 Hundertstel über ihrer Saisonbestzeit. Im Anschluss wurde die Hessin jedoch wegen Beanstandung der Hürden-Überquerung als disqualifiziert in den Listen geführt, die Disqualifikation wurde kurz vor Beginn des Hochsprungs wieder zurückgenommen.
Die schnellste Zeit ging im dritten und letzten Lauf auf das Konto der Drittplatzierten von 2022 Annik Kälin (Schweiz; 13,14 sec), dahinter sprintete die Olympia-Vierte aus Belgien Noor Vidts in 13,16 Sekunden neue Bestzeit. Deren Landsfrau, Olympiasiegerin Nafissatou Thiam, erzielte in ihrem ersten Siebenkampf seit der EM in München 13,74 Sekunden, Weltmeisterin Katarina Johnson-Thompson (Großbritannien) 13,66 Sekunden, beide waren in ihrer Karriere schon deutlich schneller unterwegs.
Hochsprung
Deutsche Siebenkämpferinnen lassen Punkte liegen
Für die drei deutschen Siebenkämpferinnen wurde am Freitag dieselbe Höhe in den Ergebnissen notiert: 1,71 Meter. Ein Resultat, das wohl keine von ihnen restlos zufriedenstellen dürfte, denn eigentlich können alle drei deutlich höher springen. Besonders groß war der Punkteverlust bei Sophie Weißenberg, die bei ihrem besten Siebenkampf in Budapest 1,86 Meter überquert hatte und sich auch in ihren beiden bisherigen Hochsprung-Wettkämpfen in dieser Freiluftsaison besser präsentierte. Dabei hatte die Leverkusenerin sogar noch Glück im Unglück, denn die 1,71 Meter – ihre Einstiegshöhe – meisterte sie erst im dritten Anlauf.
Vanessa Grimm verlor sechs Zentimeter auf ihr Ergebnis vom Mehrkampf-Meeting in Götzis (Österreich) Mitte Mai. Carolin Schäfer, die nur knapp an 1,74 Metern scheiterte, hatte sich bis zur Höhe von 1,71 Metern eine weiße Weste bewahrt, die nächste Etage war dann jedoch zu hoch.
Allerdings ging es am Freitag nur für eine Siebenkämpferin richtig hoch hinaus: Olympiasiegerin Nafissatou Thiam. Die Belgierin, die eine Bestmarke von 2,02 Metern hat, drückte dem Hochsprung mit 1,95 Metern ihren Stempel auf und hat sich mit 2.186 Punkten nach zwei Disziplinen bereits einen Vorsprung von mehr als 100 Zählern erarbeitet. Dahinter reihen sich ihre Landsfrau Noor Vidts (2.078 pt) und die Italienerin Sveva Gerevini (2.050 pt) ein, die beide 1,80 Meter überwanden.
Es folgen punktgleich Weltmeisterin Katarina Johnson-Thompson (Großbritannien; 1,83 m im Hochsprung) und U20-Talent Jana Koscak (Kroatien) mit jeweils 2.043 Punkten. Nur sieben Athletinnen im 24-köpfigen Feld übersprangen 1,80 Meter oder mehr. Für die deutschen Siebenkämpferinnen geht es auf Rang 13 (Schäfer; 1.933 pt), 14 (Weißenberg; 1.906 pt) und 23 (1.833 pt) in die Mittagspause.
Kugelstoßen
Weißenberg strahlt wieder, Nuller für Schäfer
Beginnen wir mit den positiven Nachrichten: Sophie Weißenberg gelang es, den Rückschlag vom Hochsprung wegzustecken und eine gute Weite in die Wertung zu bringen. Dabei machte sie es zunächst spannend: Der erste Stoß war ungültig, der zweite flog nur auf 12,96 Meter. Zu wenig für die Leverkusenerin, wenngleich das Kugelstoßen ohnehin eher zu ihren Wackeldisziplinen zählt. Glücklicherweise konnte sie im dritten Durchgang noch einmal zulegen: 13,84 Meter, der viertbeste Stoß ihrer Karriere! Damit war die 26-Jährige überraschend beste deutsche Siebenkämpferin im Kugelstoßen.
Denn Vanessa Grimm, die eigentlich stabil über 14 Meter stoßen kann, musste sich diesmal mit 13,59 Metern begnügen. Noch bitterer verlief die dritte Siebenkampf-Disziplin für Carolin Schäfer, die bis dahin beste Deutsche gewesen war. Sie brachte keinen gültigen Versuch in die Wertung und muss ihren Traum von einer Top-Platzierung leider aufgeben.
Spitze Jubelschreie stieß dagegen die Französin Auriana Lazraq-Khlass aus, ihre Kugel schlug erst nach 15,27 Metern ein. Neue Bestleistung und der Disziplinsieg. Zweite 15-Meter-Stoßerin im Feld war Olympiasiegerin Nafissatou Thiam mit 15,06 Metern. Sie marschiert weiter der Titelverteidigung entgegen und hat ihren Vorsprung auf Landsfrau Noor Vidts (2.925 pt) mit 3.051 Punkten weiter ausgebaut, obwohl diese mit 14,79 Metern eine neue Bestmarke aufstellte. In die Top Drei vorgestoßen ist nun Auriana Lazraq-Khlass mit 2.892 Punkten. Sophie Weißenberg liegt als beste Deutsche mit 2.689 Zählern auf Rang zwölf, Vanessa Grimm folgt als 16. mit exakt 2.600 Punkten.
200 Meter
Sophie Weißenberg mit Disziplinsieg zum Tagesabschluss
In der letzten Disziplin des ersten Tages konnte Sophie Weißenberg richtig glänzen. Wie schon vor drei Wochen beim Mehrkampf-Meeting in Götzis (Österreich) setzte sich die Leverkusenerin über 200 Meter durch. Ihre Zeit: 23,53 Sekunden, nicht ganz so schnell wie in Götzis, aber 35 Hundertstel schneller als im besten Siebenkampf. Die nächste Bestleistung nach dem Kugelstoßen feierte die Französin Auriana Lazraq-Khlass (23,56 sec). Vanessa Grimm blieb in ihrem Lauf mit 24,94 Sekunden knapp unter der 25-Sekunden-Marke, auch sie war in Götzis einige Zehntel schneller gewesen (24,22 sec).
Nach einem Wechselbad der Gefühle hat sich Sophie Weißenberg nun als Siebte (3.715 pt) in die Top Acht vorgeschoben, einzig im Hochsprung ließ sie am ersten Tag ordentlich Punkte liegen. Vanessa Grimm liegt als 16. (3.492 pt) schon recht deutlich hinter dem Zwischenresultat des 6.300-Punkte-Wettkampfes von Götzis zurück. Carolin Schäfer trat zu den 200 Metern nicht mehr an und strebt stattdessen einen Start beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen (22./23. Juni) an.
Auf Kurs für ein Resultat im Bereich von 6.800 bis 6.900 Punkten liegt Nafissatou Thiam, die Olympiasiegerin brachte die 200 Meter in 24,81 Sekunden zu Ende. Sie steht bei 3.955 Zählern, Noor Vidts hat jedoch nach 23,85 Sekunden über 200 Meter den Rückstand auf 35 Punkte verkürzt. Auf Platz drei übernachtet dahinter Auriana Lazraq-Khlass, die nur fünf Punkte weniger gesammelt hat. Weltmeisterin Katarina Johnson-Thompson ist bereits ausgestiegen.
Stimmen zum ersten Tag:
Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt)
"Das hätte jetzt hier keinen Sinn gemacht. Ich möchte schon gerne mit einem kompletten Siebenkampf in Richtung Paris gehen."
Vanessa Grimm (Königsteiner LV):
"Es war ein sehr turbulenter Tag. Ich bin total k.o., es war sehr hart zwischendurch und auch sehr emotional. Ich habe vor den 200 Metern aber entschieden: Ich möchte weiterkämpfen, ich will nicht aufgeben. Ich weiß, die Form ist da. Wenn man vor drei Wochen 6.300 Punkte gemacht hat, hat man die Form auch drei Wochen später. Deswegen will ich jede Disziplin nutzen, um noch ein gutes Ergebnis zu zeigen, es kommen ja noch drei. Direkt nach dem Hürdensprint saß ich gedanklich schon im Flieger zurück, um in Ratingen noch ein gutes Ergebnis für die Liste zu erzielen. Dann hieß es plötzlich, wir haben doch eine Chance, ab zum Hochsprung! Es war wild, das Einspringen war ganz gut, im Wettkampf hat mir die Spannung gefehlt. Ich hatte bis dahin schon alle Emotionen durchgemacht, die man eigentlich erst am Ende von Tag zwei hat."
Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Das war wirklich eine Achterbahnfahrt! Nach den Hürden ist wegen der Erfahrung von Götzis eine Riesenlast von mir abgefallen, als ich durchgekommen bin. Und dann auch noch mit 13,58 Sekunden. Ich will schon schneller laufen, aber das ist in Ordnung. Ich bin froh, dass ich im Hochsprung den ogV verhindert habe. Der linke Fuß wollte heute einfach nicht, da konnte ich nicht viel machen. Es ist, wie es ist, heute war nicht der Tag zum Hochspringen. Kugelstoßen war nervenaufreibend: Super eingestoßen, erster Stoß im Wettkampf – alles weg. Der zweite war ein Sicherheitsstoß, im letzten habe ich es dann noch gerettet. Vor dem 200er hat der Körper Faxen gemacht, der Magen, Fußschmerzen, ein bisschen schwindelig, Halsschmerzen, da war irgendwie alles. Das ist aber auch Aufregung, der Körper ist durch. Ich musste das irgendwie durchziehen und bin sehr froh, dass das geklappt hat. Die Französin kam hinterher zu mir und meinte: "Geiles Rennen, wir haben uns richtig schön gezogen."
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