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EM 2024 | Die große Vorschau auf die Entscheidungen der Männer

© Jan Papenfuß
Vom 7. bis zum 12. Juni finden in Italiens Hauptstadt Rom die Leichtathletik-Europameisterschaften 2024 statt. In 25 Wettbewerben geht es für die Leichtathleten um EM-Titel und um Rückenwind auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Paris. Wir blicken voraus auf die Wettbewerbe der Männer mit den großen Favoriten und den Chancen der deutschen Starter.
Martin Neumann / Svenja Sapper

EM 2024 Rom

100 Meter

Titelverteidiger Marcell Jacobs trifft auf schnelle Briten und DLV-Trio

Auf dem Olympiasieger und amtierenden Europameister Marcell Jacobs ruhen die Hoffnungen der italienischen Leichtathletik-Fans. Der Top-Star soll am Samstagabend zum prestigeträchtigen 100-Meter-Titel sprinten. So wie Mitte August 2022 im Münchner Olympiastadion. Vor zwei Jahren gewann der Italiener in 9,95 Sekunden. Es war das letzte Mal, dass der 29-Jährige die Zehn-Sekunden-Marke unterbieten konnte. Mit einer Saisonbestzeit von 10,03 Sekunden rangiert der Titelverteidiger „nur“ auf Platz zwei der Meldeliste.

Vor ihm platziert ist der Brite Jeremiah Azu, der bei den #TrueAthletes Classics in Leverkusen erstmals unter zehn Sekunden blieb und mit 9,97 Sekunden die Meldeliste anführt. Dazu schicken die Briten Romell Glave (10,05 sec) ins Medaillenrennen, Berlin-Sieger Zharnel Hughes hat abgesagt. 

Zehn Jahre nach dem Berliner Lucas Jakubczyk könnte es auch wieder ein deutscher 100-Meter-Sprinter in ein EM-Finale schaffen. Der Deutsche Meister Yannick Wolf (LG Stadtwerke München; 10,08 sec), Owen Ansah (Hamburger SV; 10,11 sec) und Robin Ganter (MTG Mannheim; 10,13 sec) sprinteten ebenfalls Ende Mai in Leverkusen (Saison-)Bestzeiten und liegen damit allesamt unter den Top 10 der EM-Meldeliste. Gute Aussichten also, dass der große Sprint-Showdown am Samstagabend mit DLV-Beteiligung stattfindet.

Titelverteidiger: Marcell Lamont Jacobs (Italien; 9,95 sec)
Jahresbester: Jeremiah Azu (Großbritannien; 9,97 sec)
DLV-Starter: Owen Ansah (Hamburger SV), Robin Ganter (MTG Mannheim), Yannick Wolf (LG Stadtwerke München)
 

200 Meter

Schafft es Joshua Hartmann erneut ins Finale?

Auf der halben Stadionrunde wird es einen neuen Titelträger geben. Denn Zharnel Hughes – mit 19,96 Sekunden Europas Schnellster 2024 – verzichtet auf den Start in Rom. So ist die Favoritenrolle nicht klar verteilt. Die Jahresbestenliste wird angeführt von den beiden Franzosen Pablo Meteo (20,03 sec) und Ryan Zeze (20,18 sec). Das Duo erzielte seine Topzeiten allerdings bereits Ende März in Austin (USA) bei optimalem Rückenwind von 2,0 Metern pro Sekunde.

Vor zwei Jahren in München sprintete Joshua Hartmann (ASV Köln) als erster deutscher 200-Meter-Sprinter seit 1986 in ein EM-Finale und wurde Fünfter. Mit 20,36 Sekunden liegt der schnellste Deutsche aller Zeiten auf Platz sechs der Rom-Meldeliste. Damit ist der Kölner am 10. Juni, einen Tag nach seinem 25. Geburtstag, ein Finalanwärter. Dass die Form vor dem ersten internationalen Höhepunkt des Jahres passt, bewies Joshua Hartmann nicht nur über 200 Meter, sondern auch mit 10,12 Sekunden über 100 Meter – nur eine Hundertstel über Bestzeit – im Frühjahrs-Trainingslager in Clermont.

Titelverteidiger: Zharnel Hughes (Großbritannien; 20,07 sec)
Jahresbester: Zharnel Hughes (Großbritannien; 19,96 sec)
DLV-Starter: Joshua Hartmann (ASV Köln)
 

400 Meter

Deutsches Langsprinter-Trio fordert schnelle Konkurrenz

Europas 400-Meter-Aufsteiger macht in der Sommersaison genau da weiter, wo er als Hallen-Weltmeister im Winter aufgehört hat: Vor einer Woche in Ostrava (Tschechien) steigerte sich Alexander Doom auf 44,44 Sekunden. Damit verpasste der Belgier den bis dato gültigen Europarekord nur um 18 Hundertstelsekunden. Den hält seit vergangenem Jahr Matthew Hudson-Smith. Der Brite – Titelverteidiger und bereits viermal Europameister – verbesserte am 30. Mai in Oslo (Norwegen) seinen eigenen Europarekord auf 44,07 Sekunden, hat aber seinen Start in Rom kurzfristig abgesagt. Hinter ihm und Alexander Doom rangiert in der europäischen Jahresbestenliste mit Charles Dobson (44,46 sec) ein zweiter Brite auf Rang drei.

Die deutschen EM-Starter Jean Paul Bredau (SC Potsdam; 45,42 sec), Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund; 45,47 sec) und Marc Koch (LG Nord Berlin; 46,10 sec) reisen mit guten Vorleistungen nach Rom. Die beiden Erstgenannten sind in Tuchfühlung zu den Top 8. Folgt bei der EM eine Steigerung, könnte der erste deutsche 400-Meter-Finalplatz bei Europameisterschaften seit Kamghe Gaba 2014 in Zürich (Schweiz) folgen. Marc Koch möchte seine in Regensburg aufgestellte „frische“ Bestzeit bei der EM bestätigen.

Auf einen überragenden Langsprinter wird das DLV-Trio in Rom nicht treffen: Karsten Warholm (Norwegen), Weltrekordler über 400 Meter Hürden, startet bei der EM über seine Spezialstrecke. Das Finale über 400 Meter und das Langhürden-Halbfinale werden am selben Tag ausgetragen.

Titelverteidiger: Matthew Hudson-Smith (Großbritannien; 44,53 sec)
Jahresbester: Matthew Hudson-Smith (Großbritannien; 44,07 sec)
DLV-Starter: Jean Paul Bredau (SC Potsdam), Marc Koch (LG Nord Berlin), Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund)
 

800 Meter

Azzurri wollen mit Catalin Tecuceanu jubeln

Die Gastgeber schicken über 800 Meter den Top-Favoriten ins Rennen: Catalin Tecuceanu – bis März 2022 für Rumänien startberechtigt – ist mit 1:44,01 Minuten Europas Schnellster in diesem Jahr. Dabei kann der 24-Jährige auf ein stabiles Top-Niveau bauen. Bei allen seinen drei Saisonrennen blieb der Italiener unter 1:45 Minuten. Hinter Catalin Tecuceanu sind die beiden Franzosen Yanis Meziane (1:44, 13 min) und Gabriel Tual (1:44,43 min) die ersten weiteren Medaillenanwärter.

Generell hat sich in diesem Jahr in Europa eine hohe Leistungsdichte über 800 Meter etabliert. Schon 16 Mittelstreckler sind 2024 unter 1:45 Minuten geblieben. Zwölf von ihnen sind für Rom gemeldet. Damit dürften Hundertstel und die richtige Taktik im Medaillenrennen den Ausschlag geben. Gespannt darf man auf den Auftritt des jungen Norwegers Tobias Gronstad sein. Der 21-Jährige steigerte den 600-Meter-Landesrekord Anfang Mai beim Meeting in Pliezhausen auf starke 1:14:56 Minuten und setzte diese Unterdistanzleistung Ende Mai in Oslo in eine neue 800-Meter-Bestzeit (1:44,67 min) um. Ebenfalls über 800 Meter gemeldet ist der niederländische Youngster Niels Laros. Der 19-Jährige – WM-Finalist über 1.500 Meter – hat in dieser Freiluftsaison allerdings noch keine Rennen bestritten, will aber in Rom starten.

Titelverteidiger: Mariano García (Spanien; 1:44,85 min)
Jahresbester: Catalin Tecuceanu (Italien; 1:44,01 min)
DLV-Starter: keiner
 

1.500 Meter

Schnelles Feld will „Großmeister“ Jakob Ingebrigtsen ärgern

Er ist 23 Jahre jung, aber schon seit 2018 ungeschlagen bei Europameisterschaften über 1.500 und 5.000 Meter. Die Rede ist natürlich von Jakob Ingebrigtsen. Und natürlich führt der Norweger auch in diesem Jahr die europäische Bestenliste mit 3:29,74 Minuten an. Dahinter folgen sieben europäische Mittelstreckler mit Saisonbestzeiten unter 3:33 Minuten. Allerdings werden nur vier davon in Rom starten. So verzichtet unter anderem das schnelle britische Quartett Elliot Giles (SB: 3:31,06 min), George Mills (SB: 3:31,57 min) sowie die Weltmeister Josh Kerr (SB Meile: 3:45,34 min) und Jake Wightman (SB Meile: 3:47,83 min) auf einen 1.500-Meter-Start bei der EM.

So steigen die Chancen des deutschen Trios auf eine Top-Platzierung. Mit seiner Ende Mai in Oslo erzielten Saisonbestzeit von 3:32,20 Minuten liegt Robert Farken (SC DHfK Leipzig) in der Meldeliste auf Platz vier. Und damit in einer guten Ausgangsposition, um in sein erstes EM-Finale zu laufen. Geht es im Halbfinale nicht so schnell zur Sache, könnte der spurtstarke Marius Probst (TV Wattenscheid 01; 3:35,28 min) als 20. der Meldeliste für den Finaleinzug gut sein.

Als dritter DLV-Starter ist Amos Bartelsmeyer in der „ewigen Stadt“ dabei. Der Frankfurter qualifizierte sich über das World Ranking für Rom. Er stieg allerdings erst vor wenigen Tagen mit 3:45,62 Minuten in die Freiluftsaison ein. Mit dem niederländischen Teenager Niels Laros, der erst in Rom in die Sommersaison startet, und dem Routiniert Adel Mechaal (Spanien; 3:33,21 min) wird sich ein Duo, das 2024 noch nicht groß in Erscheinung getreten ist, gute Chancen auf eine Top-Platzierung ausrechnen.

Titelverteidiger: Jakob Ingebrigtsen (Norwegen; 3:32,76 min)
Jahresbester: Jakob Ingebrigtsen (Norwegen; 3:29,74 min)
DLV-Starter: Amos Bartelsmeyer (Eintracht Frankfurt), Robert Farken (SC DHfK Leipig), Marius Probst (TV Wattenscheid 01)
 

5.000 Meter

Jakob Ingebrigtsen peilt drittes Gold-Double an

Sowohl bei der EM 2018 in Berlin als auch 2022 in München lief Jakob Ingebrigtsen zum Gold-Double über 1.500 und 5.000 Meter. In Rom könnte der Norweger dieses Kunststück ein drittes Mal schaffen – ein einmaliger Hattrick. Das 5.000-Meter-Finale steht bereits am Samstagabend auf dem Programm und damit anderthalb Tage vor den 1.500-Meter-Vorläufen. Allerdings wird das erste Gold kein Selbstläufer für den 1.500-Meter-Olympiasieger. Denn Jakob Ingebrigtsen, der 2024 noch kein 5.000-Meter-Rennen bestritten hat, trifft auf schnelle Konkurrenz.

Mit dem Spanier Thierry Ndikumwenayo (12:48,10 min), dem seit wenigen Wochen für die Schweiz startberechtigten Dominic Lobalu (12:50,90 min) sowie George Mills (Großbritannien; 12:58,68 min) ist bereits ein Trio in diesem Jahr unter der prestigeträchtigen 13-Minuten-Marke geblieben. Die Bestzeit von Jakob Ingebrigtsen steht bei 12:48,25 Minuten. Er kann allerdings auf seinen harten, langen Spurt setzen.

Mit dem Düsseldorfer Maximilian Thorwirth (13:10,50 min), Florian Bremm (LSC Höchstadt/Aisch; 13:11,87 min) und Mohamed Abdilaahi (LG Olympia Dortmund; 13:16,43 min) stellt der DLV in Rom ein schnelles Trio. Am Samstagabend geht es gleich im Finale um Medaillen und Top-Platzierungen. Vorläufe gibt es nicht. Maximilian Thorwirth und Florian Bremm rangieren mit ihren Saisonbestzeiten unter den Top 10 der Meldeliste. Können sie oder Mohamed Abdilaahi eine ähnliche Platzierung erreichen, wäre das in diesem schnellen Feld ein großer Erfolg. Maximilian Thorwirth und Florian Bremm zeigten zuletzt mit 3:37-Minuten-Zeiten über 1.500 Meter, dass sie für eine Spurtentscheidung gewappnet sind.

Titelverteidiger: Jakob Ingebrigtsen (Norwegen; 13:21,13 min)
Jahresbester: Thierry Ndikumwenayo (Spanien; 12:48,10 min)
DLV-Starter: Mohamed Abdilaahi (LG Olympia Dortmund), Florian Bremm (LSC Höchstadt/Aisch), Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf Süd)
 

10.000 Meter

Gelingt Yemaneberhan Crippa beim Heimspiel die Titelverteidigung?

Am EM-Schlusstag haben die Gastgeber noch so einige Medaillenkandidaten im Rennen. Einer von ihnen ist Yemaneberhan Crippa. Er geht als Titelverteidiger ins Rennen um die Medaillen auf der 25-Runden-Distanz. Doch der Italiener wird in Top-Form antreten müssen, um erneut Gold zu gewinnen. Zu stark ist die Konkurrenz. Angeführt wird diese vom 2024 deutlich verbesserten Andreas Almgren.

Der Schwede hat sich in den vergangenen Jahren vom Mittel- zum Langstreckler gewandelt – und das mit Erfolg. In diesem Jahr lief er auf den Distanzen zwischen 3.000 Metern und Halbmarathon bereits sechs schwedische Freiluft-Rekorde. Zuletzt am Sonntag bei der Diamond League in Stockholm mit 7:34,28 Minuten über 3.000 Meter. Ein Beleg seiner Klasse-Form. Mit 5.000-Meter-Bestzeiten unter 13 Minuten gehen Thierry Ndikumwenayo (Spanien), Dominic Lobalu (Schweiz), Isaac Kimeli (Belgien) und Jimmy Gressier (Frankreich) ins 10.000-Meter-Rennen. Sie liebäugeln ebenfalls mit Edelmetall.

Das deutsche Trio wird angeführt von Nils Voigt. Der Wattenscheider geht mit einer Saisonbestzeit von 27:41,92 Minuten an den Start. „Die würde ich gern ein bisschen verbessern. Dann kann ich mit einer Top-Acht-Platzierung liebäugeln“, so der EM-Achte von 2022. Nur unwesentlich langsamer war in diesem Jahr der Hanauer Aaron Bienenfeld mit neuer Bestzeit von 27:42,83 Minuten. Tom Förster (LG Braunschweig) hat sich mit 28:12,41 Minuten für die EM qualifiziert. Für den 22-Jährigen wird es der erste Auftritt auf der ganz großen Leichtathletik-Bühne.

Titelverteidiger: Yemaneberhan Crippa (Italien; 27:46,13 min)
Jahresbester: Andreas Almgren (Schweden; 26:52,87 min)
DLV-Starter: Aaron Bienenfeld (SSC Hanau-Rodenbach), Tom Förster (LG Braunschweig), Nils Voigt (TV Wattenscheid 01)

Halbmarathon

DLV-Athleten können vorne mitmischen

Vor zwei Jahren in München gab's für Deutschland den Marathon-Titel durch Richard Ringer (LC Rehlingen) und Silber für die Marathonmannschaft. Diesmal steht die halbe Distanz auf dem Programm. Und der DLV kann wieder auf ein starkes Team bauen, das mit sechs Athleten voll besetzt ist. Mit Richard Ringer, dem Deutschen Rekordler Amanal Petros (SCC Berlin) und Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier) ist das komplette deutsche Marathon-Aufgebot für die Olympischen Spiele in Paris mit dabei, Petros rangiert in Rom auf Platz zwei der Meldeliste. Die Regensburger Filimon Abraham und Simon Boch sowie Hendrik Pfeiffer (TK zu Hannover) ergänzen die deutsche Mannschaft, für die in Einzel- und Teamwertung eine Medaille möglich ist. 

Der schnellste Halbmarathonläufer des Jahres, Andreas Almgren (Schweden), fehlt, er konzentriert sich auf die 10.000 Meter. So führt ein anderer Skandinavier, nämlich Norwegens Sondre Norstad Moen, die Meldeliste an. Unter einer Stunde ist in diesem Jahr noch kein Athlet im Halbmarathonlauf geblieben. Moen hat diese Zeit jedoch ebenso drauf wie der Schweizer Julien Wanders, der Spanier Carlos Mayo und Lokal-Favorit Yemaneberhan Crippa. Der 10.000 Meter-Europameister ist auch für die Halbmarathonstrecke gemeldet und führt ein gut aufgestelltes italienisches Team an. Zum Schweizer Aufgebot gehört neben Julien Wanders auch Matthias Kyburz. Der Orientierungsläufer hat im April mit 2:07:44 Stunden bei seinem Marathon-Debüt für Furore gesorgt. 

Titelverteidiger: 2022 nicht im EM-Programm
Jahresbester: Andreas Almgren (Schweden; 59:23 min)
DLV-Starter: Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg), Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg), Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier), Amanal Petros (SCC Berlin), Hendrik Pfeiffer (TK zu Hannover), Richard Ringer (LC Rehlingen)
 

20 kilometer Gehen

Christopher Linke im Kreise der Favoriten

Bei internationalen Meisterschaften ist Christopher Linke eine Bank. Vor zwei Jahren in München holte der Potsdamer Silber über 35 Kilometer, diese Distanz befindet sich diesmal nicht im EM-Programm. Doch auch auf der kürzeren Geher-Strecke kann sich der 35-Jährige Chancen ausrechnen. Bei der WM in Budapest (Ungarn) wurde er im Vorjahr mit deutschen Rekord (1:18:12 h) Fünfter. Diese Zeit hat in dieser Saison nur einer der gemeldeten Kontrahenten unterboten, der Spanier Paul McGrath (1:17:55 h), der seine Bestzeit bereits im Februar gegangen ist. 

Ohnehin sind die Spanier im Gehen traditionell stark, auf Rang zwei der Meldeliste ist mit Diego Garcia Carrera (1:18:19 h) ebenfalls ein Spanier platziert. Der einstige Weltmeister und 35-Kilometer-Sieger von 2022 Miguel Angel Lopez ist im spanischen Team nur Reserve. Titelverteidiger Álvaro Martin, ebenfalls aus Spanien, ist nicht am Start. Ebenso wenig wie der Jahresbeste aus Italien. Massimo Stano zog sich bei der Team-WM in der Türkei einen Fußbruch zu und muss für die EM passen. Mit Andrea Cosi (1:19:43 h) und Francesco Fortunato (1:20:32 h) schickt Italien dennoch starke Starter. Die besten Chancen, die Spanier herauszufordern, hat aber vielleicht der Schwede Perseus Karlström, der vor zwei Jahren bei der EM und bei der WM Silber holte. 

Mit neuen Bestmarken (1:21:16 h | 1:22:22 h) haben sich auch der Neunte von 2022 Leo Köpp (LG Nord Berlin) und Nathaniel Seiler (TV Bühlertal) für die EM qualifiziert und wollen sich in Rom gut präsentieren. Ob sie in der Hitze der italienischen Hauptstadt an diese Zeiten herankommen werden, ist fraglich. Doch auch eine Verbesserung im Vergleich zur Platzierung in der Meldeliste wäre ein Erfolg. 

Titelverteidiger: Álvaro Martín (Spanien; 1:19:11 h)
Jahresbester: Massimo Stano (Italien; 1:17:26 h)
DLV-Starter: Leo Köpp (LG Nord Berlin), Christopher Linke (SC Potsdam), Nathaniel Seiler (TV Bühlertal)
 

110 Meter Hürden

Manuel Mordi klopft an die Tür zu Europas Elite

Im Hürdensprint kann viel passieren. Schließlich müssen auf 110 Metern zehn 107 Zentimeter hohe Hindernisse überwunden werden. Manuel Mordi (Hamburger SV) gelang das bei den #TrueAthletes Classics Ende Mai in Leverkusen so elegant und schnell wie noch nie. Dort steigerte er sich im Vorlauf und Finale gleich zweimal bis auf 13,36 Sekunden. Damit belegt der Hamburger Platz elf der europäischen Bestenliste. Zu Platz acht fehlen dem Hamburger lediglich sieben Hundertstelsekunden.

Dort rangiert kein Geringerer als Titelverteidiger Asier Martinez. Der Spanier triumphierte 2022 in München mit 13,14 Sekunden, seiner immer noch gültigen Bestzeit. So schnell wie der WM-Dritte von 2022 ist in diesem Jahr noch kein europäischer Hürdenläufer gesprintet. Die Top-Zeiten erzielten Michael Obasuyi (Belgien; 13,20 sec) und Lorenzo Simonelli (Italien; 13,21 sec) mit neuen Landesrekorden. Der Schweizer Jason Joseph (Bestzeit: 13,08 sec) hat erst ein Saisonrennen (13,35 sec) bestritten. Kann sich der Landesrekordler in Rom steigern, ist der Hallen-Europameister ebenfalls ein Medaillenkandidat.

Mit Tim Eikermann (TSV Bayer Leverkusen) ist ein zweiter DLV-Hürdensprinter in Rom dabei. Der 24-Jährige steigerte sich zuletzt auf 13,61 Sekunden. Damit liegt er im Mittelfeld der 36 gemeldeten Starter. Um einen Platz im EM-Halbfinale zu ergattern, muss Tim Eikermann wohl seine Bestzeit bestätigen oder sogar steigern.

Titelverteidiger: Asier Martínez (Spanien; 13,14 sec)
Jahresbester: Michael Obasuyi (Belgien; 13,20 sec)
DLV-Starter: Tim Eikermann (TSV Bayer 04 Leverkusen), Manuel Mordi (Hamburger SV)
 

400 Meter Hürden

Karsten Warholm ist der Konkurrenz zwei Schritte voraus

Ein europäischer Läufer ist über 400 Meter Hürden in diesem Jahr unter 48 Sekunden geblieben: Olympiasieger und Weltrekordler Karsten Warholm. Der Norweger unterbot Ende Mai in Oslo mit 46,70 Sekunden sogar die 47-Sekunden-Barriere deutlich. Damit ist Karsten Warholm natürlich Top-Favorit auf den Gold-Hattrick nach seinen Siegen 2018 in Berlin und 2022 in München. Denn der dreimalige Weltmeister führt die europäische Bestenliste mit anderthalb Sekunden Vorsprung an.

Das schnelle DLV-Trio wird angeführt von Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt). Der WM-Achte belegt mit 48,90 Sekunden Platz acht der europäischen Bestenliste. Er peilt nach Platz fünf 2022 in München sein zweites EM-Finale an. Emil Agyekum (SCC Berlin; 49,24 sec) und Constantin Preis (VfL Sindelfingen; 49,42 sec) sind mit ihren Vorleistungen nicht weit entfernt von den Top 10. Die deutschen Langhürdler träumen davon, es zu dritt ins Finale zu schaffen. 

Titelverteidiger: Karsten Warholm (Norwegen; 47,12 sec)
Jahresbester: Karsten Warholm (Norwegen; 46,70 sec)
DLV-Starter: Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt), Emil Agyekum (SCC Berlin), Constantin Preis (VfL Sindelfingen)
 

3.000 Meter Hindernis

Gute Ausgangslage für deutsches Trio

Die Hindernis-Distanz in Rom ist äußerst ausgeglichen besetzt. Die besten 18 gemeldeten Läufer rangieren innerhalb von zehn Sekunden. Dazu zählt auch das DLV-Trio Karl Bebendorf (Dresdner SC; 8:16,84 min), Frederik Ruppert (LAV Stadtwerke Tübingen; 8;17,41 min) und Velten Schneider (VfL Sindelfingen; 8:20,94 min). Damit starten alle drei mit aussichtsreichen Finalchancen bei der EM. Wie es in einem EM-Finale zu Sache geht, weiß Karl Bebendorf bereits. Der Dresdner verpasste als Fünfter 2022 in München das EM-Podium nur knapp.

Einen Platz vor ihm lief vor zwei Jahren Daniel Arce ins Ziel. Aktuell führt der Spanier mit 8:12,28 Minuten die europäische Bestenliste an. Der 32-Jährige peilt in Rom die erste internationale Medaille seiner Karriere an. Knapp dahinter will auch das französische Duo Djilali Bedrani (8:13,73 min) und Alexis Miellet (8:14,71 min) seine Medaillenchance nutzen. So wie Topi Raitanen 2022 in München. Der Finne wurde dort sensationell Europameister. In diesem Jahr lief er seine Saisonbestzeit von 8:21,00 Minuten Mitte Mai in Karlsruhe. Will er erneut aufs Podium laufen, muss sich der Titelverteidiger in Rom wahrscheinlich deutlich steigern.

Titelverteidiger: Topi Raitanen (Finnland; 8:21,80 min)
Jahresbester: Daniel Arce (Spanien; 8:12,28 min)
DLV-Starter: Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898), Frederik Ruppert (LAV Stadtwerke Tübingen), Velten Schneider (VfL Sindelfingen)
 

Hochsprung

Gianmarco Tamberi will sein Heimspiel krönen

Der Hochsprung der Männer könnte aus Gastgebersicht eines der Highlights der EM werden. Wenn Titelverteidiger und Fan-Liebling Gianmarco Tamberi fit ist. Der amtierende Weltmeister und Olympiasieger (gemeinsam mit dem Katarer Mutaz Essa Barshim) hat in diesem Sommer noch keinen Wettkampf bestritten. Doch auch die Konkurrenz hat bislang noch keine Weltklasse-Höhen angeboten. Der Silbermedaillengewinner von 2022 Tobias Potye (LG Stadtwerke München) musste absagen, er hat einen Eingriff an der Patellasehne hinter sich und konzentriert sich auf die Olympia-Vorbereitung. 

Mit Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Jonas Wagner (Dresdner SC 1898) sind der Europameister von 2018 und der amtierende Deutsche Hallenmeister mit von der Partie. Ihre Saison-Bestmarken im Freien: 2,23 Meter (Przybylko) und 2,25 Meter (Wagner). Damit befindet sich insbesondere der Dresdner auf Augenhöhe mit der Konkurrenz, denn außer dem Ukrainer Vladyslav Lavskyy ist kein gemeldeter Athlet in dieser Freiluftsaison mehr als einen Zentimeter höher gesprungen. Steigerungspotenzial haben allerdings einige von ihnen, beispielsweise Hallen-Europameister Douwe Amels (Niederlande), der ukrainische Hallen-WM-Vierte Oleh Doroshchuk und der Bulgare Tihomir Ivanov. 

Titelverteidiger: Gianmarco Tamberi (Italien; 2,30 m)
Jahresbester: Vladyslav Lavskyy (Ukraine; 2,29 m)
DLV-Starter: Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen), Jonas Wagner (Dresdner SC 1898)

Stabhochsprung

"Mondo" Duplantis – wer sonst? 

Bei der EM in Berlin 2018 ging der Stern von Armand Duplantis auf. Der damals erst 18 Jahre alte Schwede katapultierte sich mit 6,05 Metern auf den Gold-Rang. Vier Jahre später in München steigerte er bei seiner Titelverteidigung den eigenen Meisterschaftsrekord um einen Zentimeter. Und 2024 möchte er den Hattrick perfekt machen. Mit seinem Weltrekord von 6,24 Metern, aufgestellt in Suzhou (China), ist der 24-Jährige eine Klasse für sich. 

Hinter dem Top-Favoriten tummeln sich einige Athleten, die alle in der noch jungen Freiluftsaison 5,82 Meter überquert haben. Einer von ihnen: Torben Blech. Der Leverkusener präsentierte sich bei seinem Heimspiel kurz vor der EM in Top-Form. Allerdings haben noch nicht alle Konkurrenten ihre Karten auf den Tisch gelegt. Viel Erfahrung bringt Piotr Lisek mit, der Pole ist mehrmaliger WM- und EM-Medaillengewinner. Der Grieche Emmanouil Karalis und Dessau-Sieger Ersu Sasma (Türkei) sind ebenfalls hoch einzuschätzen.

Mit Bo Kanda Lita Baehre (ART Düsseldorf; SB: 5,77 m) und Pål Haugen Lillefosse aus Norwegen sind auch die Silber- und Bronzemedaillengewinner von 2022 dabei. Dritter deutscher Starter ist Oleg Zernikel (ASV Landau). Beim Pfälzer ist der berühmte Knoten in dieser Saison noch nicht geplatzt, seine Saisonbestmarke ist mit 5,57 Metern notiert. Die EM wäre eine gute Gelegenheit, ein paar Zentimeter draufzupacken.  

Titelverteidiger: Armand Duplantis (Schweden; 6,06 m)
Jahresbester: Armand Duplantis (6,24 m)
DLV-Starter: Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen), Bo Kanda Lita Baehre (ART Düsseldorf), Oleg Zernikel (ASV Landau)
 

Weitsprung

Miltiadis Tentoglou gefordert

Binnen fünf Tagen setzten Anfang Mai drei Athleten die weitesten Sprünge des Jahres in die Grube. Den Anfang machte am 10. Mai Weltmeister Miltiadis Tentoglou, der mit 8,36 Metern Ansprüche auf die Titelverteidigung angemeldet hat. Doch ein Nachwuchs-Athlet wird es dem Favoriten nicht leicht machen. Mit ebenfalls 8,36 Metern sprang Mattia Furlani, im März bereits Hallen-WM-Zweiter hinter dem Griechen, neuen U20-Weltrekord. Nur einen Zentimeter hinter den beiden Jahresbesten reiht sich der Kroate Filip Pravdica ein, für den die Top-Weite jedoch bislang ein Ausreißer nach oben war. 

In jedem Fall zu beachten ist auch Simon Ehammer – der Schweizer Zehnkämpfer konzentriert sich in Rom auf die Einzeldisziplin, in der er vor zwei Jahren bereits eine WM-Medaille abgesahnt hat. Beim Mehrkampf-Meeting in Götzis (Österreich) flog er auf 8,25 Meter. Zu den Verfolgern, die bereits die acht Meter geknackt haben, zählt Simon Batz. Der Mannheimer, der als Hallen-WM-Vierter in Rom eine Top-Acht-Platzierung anpeilen kann, hat sich in der Hallensaison auf 8,18 Meter verbessert und die Marke auch im Freien schon überboten.

Das ist Luka Herden (LG Brillux Münster) in diesem Jahr noch nicht gelungen, Maximilian Entholzner (LG Stadtwerke München) lediglich mit zu viel Rückenwind. Für den Münsteraner wird es in Rom darum gehen, seine Saisonbestmarke (7,75 m) zu steigern und in der Qualifikation einen guten Eindruck zu hinterlassen. Maximilian Entholzner, dessen Formkurve zuletzt deutlich nach oben zeigte, kann mit knapp acht Metern eher mit dem Finaleinzug liebäugeln. 

Titelverteidiger: Miltiadis Tentoglou (Griechenland; 8,52 m)
Jahresbester: Miltiadis Tentoglou (Griechenland), Mattia Furlani (Italien; beide 8,36 m)
DLV-Starter: Simon Batz (MTG Mannheim), Maximilian Entholzner (LG Stadtwerke München), Luka Herden (LG Brillux Münster)
 

Dreisprung

Spanisch-portugiesisches Duell um Gold? 

Der Kampf um Gold könnte in Rom zwischen zwei gebürtigen Kubanern ausgefochten werden. Titelverteidiger Pedro Pichardo startet mittlerweile für Portugal, Jordan Alejandro Diaz Fortun für Spanien. Die beiden haben als einzige Europäer in diesem Sommer die 17,50 Meter übertroffen. Ansonsten hat keiner der Starter bislang auch nur die 17 Meter geknackt, wenngleich dies zahlreichen von ihnen in vergangenen Jahren schon gelungen ist. 

Dieser Marke hat sich Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz), der Europameister von 2016, bis auf drei Zentimeter genähert. 2018 und 2022 wurde er jeweils von Verletzungen ausgebremst, nun brennt der 27-Jährige darauf, sich wieder gegen die europäische Konkurrenz zu behaupten. Bei Hallen-Europameisterschaften hat er in den vergangenen Jahren viermal Bronze geholt. 

Unter dem Hallendach überzeugte auch Tiago Pereia, der Portugiese gewann Bronze bei der diesjährigen Hallen-WM. Wenn er in Rom wieder über 17 Meter fliegt, ist ein erneuter Coup in Reichweite. Doch der Italiener Emmanuel Ihemeje hat ebenfalls großes Potenzial und zudem den Heimvorteil auf seiner Seite. 

Titelverteidiger: Pedro Pichardo (Portugal; 17,50 m)
Jahresbester: Jordan Alejandro Diaz Fortun (Spanien; 17,55 m)
DLV-Starter: Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz)
 

Kugelstoßen

Kampf der Giganten für Gastgeber von besonderem Interesse

Das Kugelstoßen könnte zur großen Leonardo-Fabbri-Show werden. Der Vize-Weltmeister hat sich in diesem Jahr um 61 Zentimeter auf 22,95 Meter gesteigert und damit auf den fünften Rang der ewigen Welt-Bestenliste katapultiert. Ein ganzer Meter trennt ihn in der Meldeliste von seinem ersten Verfolger – der ebenfalls aus Italien kommt: Hallen-Europameister Zane Weir weist zurzeit eine Saison-Bestmarke von 21,93 Metern auf, hat in Bestform aber auch schon die 22-Meter-Marke durchbrochen. 

Zu den weiteren Medaillen-Aspiranten zählen Titelverteidiger Filip Mihaljevic aus Kroatien, der Brite Scott Lincoln, der Norweger Marcus Thomsen und möglicherweise auch der Rumäne Andrei Toader, der bereits eine dreijährige Dopingsperre hinter sich hat. Sie bringen geschlossen Freiluft-Saisonmarken jenseits der 21 Meter mit. Unter dem Hallendach gelang das auch dem Luxemburger Bob Bertemes, der in Mannheim trainiert. 

Der einzige deutsche Starter Silas Ristl (LAC Essingen) ist noch nicht in diese Bereiche vorgestoßen. Sein erster 20-Meter-Stoß bescherte dem Deutschen Hallenmeister das Ticket nach Rom. Sollte auf großer Bühne der zweite gelingen, wäre das für den Schützling von Artur Hoppe sicher ein Erfolg. Ansonsten kann er den ersten Start im Nationaltrikot als wertvolle Erfahrung verbuchen. 

Titelverteidiger: Filip Mihaljevic (Kroatien; 21,88 m)
Jahresbester: Leonardo Fabbri (Italien; 22,95 m)
DLV-Starter: Silas Ristl (LAC Essingen)
 

Diskuswurf

Titelkampf mit absoluter Weltklasse

Alle Titelträger der zurückliegenden fünf Jahre auf europäischem und Weltniveau sind am Start. Der jüngste von ihnen, Titelverteidiger Mykolas Alekna (Litauen), hat im April den Uralt-Weltrekord von Jürgen Schult gebrochen. Zweiter 70-Meter-Werfer in diesem Jahr ist der Weltmeister von 2022 und EM-Zweite desselben Jahres Kristjan Çeh (Slowenien; 70,48 m). Hinzu kommen Olympiasieger und Weltmeister Daniel Ståhl (Schweden) sowie der österreichische Olympia-Dritte Lukas Weißhaidinger, der ebenfalls schon mehr als 69 Meter erzielt hat. Mit einer Saison-Bestleistung von knapp mehr als 65 Metern ist der Europameister von 2018 Andrius Gudzius in diesem Feld fast schon Außenseiter – und hinter Mykolas Alekna und dessen Bruder Martynas in diesem Jahr nur der drittbeste Litauer. 

Inmitten der geballten Weltelite prangt an Position drei der Meldeliste der Name von Clemens Prüfer. Der Potsdamer beförderte seine Scheibe im Mai in Neubrandenburg 69,09 Meter, die beste Weite eines deutschen Diskuswerfers seit 2013. Diese Weite in einem Stadion statt auf der Wurfwiese zu wiederholen, wird jedoch eine große Herausforderung sein. Selbiges gilt auch für Mika Sosna, der kurz nach der EM erst seinen 21. Geburtstag feiert. Er hat im April mit 68,96 Metern geglänzt.

Mehrmals stark präsentiert hat sich Henrik Janssen (SC Magdeburg), der mit 67,43 Metern anreist und zuletzt auch auf der Diamond-League-Bühne überzeugte. Erstes Ziel für das Trio dürfte der Finaleinzug sein. Ist das geschafft, gelingt es vielleicht auch einem der drei, die Favoriten ein wenig zu ärgern. 

Titelverteidiger: Mykolas Alekna (Litauen; 69,78 m)
Jahresbester: Mykolas Alekna (74,35 m)
DLV-Starter: Henrik Janssen (SC Magdeburg), Clemens Prüfer (SC Potsdam), Mika Sosna (TSG Bergedorf)
 

Hammerwurf

Wachablösung im Ring? 

Dreimal in Folge ging der EM-Titel im Hammerwurf zuletzt an einen Polen. 2016 an den viermaligen Weltmeister Pawel Fajdek, bei den beiden folgenden Europameisterschaften an dessen Landsmann Wojciech Nowicki. Der Olympiasieger zählt mit einer Saison-Bestweite von 79,14 Metern auch diesmal zu den Favoriten, die Nummer eins im Ring ist er aber auf dem Papier nicht. Der 23-jährige Ukrainer Mykhaylo Kokhan hat sein Wurfgerät als bislang einziger startberechtigter Werfer in diesem Jahr auf eine Weite jenseits der 80 Meter befördert. Auch der Franzose Yann Chaussinand (79,88 m) und der Niederländer Denzel Comenentia (79,09 m) können im Medaillenkampf ein Wörtchen mitreden. 

Auf Rang fünf der Meldeliste folgt dann schon Merlin Hummel (UAC Kulmbach), der sich im Saisonverlauf bis auf 78,11 Meter gesteigert hat. Erstmals seit 2012 findet der Hammerwurf bei der EM wieder mit deutscher Beteiligung statt, erstmals seit 2006, als noch Markus Esser und der einstige Weltmeister Karsten Kobs im Ring standen, ist der DLV mit zwei Werfern vertreten. Sören Klose (Eintracht Frankfurt), in diesem Jahr auf 77,49 Meter verbessert, kann ebenso wie Merlin Hummel mit dem Finaleinzug liebäugeln.

Der WM-Dritte Bence Halasz (Ungarn) und Pawel Fajdek, die bislang Weiten um 77 Meter angeboten haben, können jedoch sicher noch eine Schippe drauflegen, wenn es um die Medaillen geht. Und möglicherweise wird auch der Olympia-Zweite Eivind Henriksen (Norwegen) nach einem kuriosen Haushaltsunfall, der ihn im Frühjahr ausbremste, wieder zu alter Stärke zurückfinden. 

Titelverteidiger: Wojciech Nowicki (Polen; 82,00 m)
Jahresbester: Mykhaylo Kokhan (Ukraine; 80,76 m)
DLV-Starter: Merlin Hummel (UAC Kulmbach), Sören Klose (Eintracht Frankfurt)
 

Speerwurf

Erfahrener Weltklasse-Athlet und 90-Meter-Wunder

Der eine: seit Jahren in der Weltklasse dabei. Titelverteidiger, zahlreiche Top-Acht-Platzierungen auf Weltniveau. Und mit 88,37 Metern die Nummer drei der Meldeliste. Der andere: eben erst der U20 entwachsen und mit 90,20 Metern die Sensation des bisherigen Speerwurf-Jahres. Die Rede ist von Julian Weber und Max Dehning, den beiden deutschen Athleten, die in Rom zum Speer greifen werden. Der erst 19-jährige Leverkusener hat Ende Februar mit einer Steigerung von 79 auf 90 Metern die Speerwurf-Welt auf den Kopf gestellt. Seither pendelte er sich stabil in Regionen knapp oberhalb der 80-Meter-Grenze ein und wird wohl auch bei seiner ersten EM zunächst diese Marke ins Visier nehmen. Wie der Sensations-Wurf von Halle gezeigt hat, ist an einem guten Tag jedoch mehr drin. 

Zwischen den beiden Deutschen liegt in der Meldeliste mit einem Zentimeter Vorsprung auf Julian Weber der Zweite von 2022, Jakub Vadlejch. Bei seinem Heimspiel in Ostrava zog der Tscheche kürzlich gegen Julian Weber den Kürzeren, wie schon vor zwei Jahren in München. Gelingt dem erfahrenen Athleten in Rom die doppelte Revanche? 

Dicht an die 90-Meter-Marke herangeworfen haben in ihrer Karriere auch Oliver Helander (Finnland), Edis Matusevicius (Litauen) und Marcin Krukowski (Polen), in diesem Jahr ist ihnen der große Wurf jedoch noch nicht gelungen. Dafür überraschte der Franzose Teuraiterai Tupaia mit Landesrekord (86,11 m). Eine ähnliche Weite ist in Bestform auch für Lassi Etelätalo, den Dritten von München, in Reichweite. 

Titelverteidiger: Julian Weber (USC Mainz; 87,66 m)
Jahresbester: Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen; 90,20 m)
DLV-Starter: Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen), Julian Weber (USC Mainz)
 

Zehnkampf

Rechnung mit vielen Unbekannten

Rund die Hälfte des Starterfeldes hat in diesem Jahr noch keinen Zehnkampf bestritten. So auch die beiden deutschen Zehnkämpfer Niklas Kaul (USC Mainz) und Manuel Eitel (SSV Ulm 1846). Der Mainzer tritt als Titelverteidiger an und hat zuletzt in Mannheim mit Bestzeit über 110 Meter Hürden (14,17 sec) einen guten Eindruck hinterlassen. Auch im Speerwurf ist er mit 75,42 Metern schon fast ebenso stark wie vor zwei Jahren, als er mit 76,05 Metern den Weg zu Gold ebnete. 

In Rom könnte ein altes Duell wieder aufleben, denn mit der besten Punktzahl in diesem Jahr reist der Este Johannes Erm an, Dauerrivale von Niklas Kaul in den Jugend-Altersklassen. In der europäischen Rangliste liegen zwei Athleten vor ihm, die jedoch nicht bei der EM starten. Darunter auch der Deutsche Rekordler Leo Neugebauer (VfB Stuttgart), der parallel zur EM seinen Zehnkampf bei den NCAA-Meisterschaften in den USA absolviert. In Person von Felix Wolter (TSV Gräfelfing) und Tim Nowak (SSV Ulm 1846), von denen letzterer beim Meeting in Götzis (Österreich) seine Bestmarke auf 8.282 Punkte steigerte, ist der DLV dennoch vierfach vertreten. 

Der ganz große Unbekannte kommt aus Frankreich: Weltrekordler Kevin Mayer hat seit fast zwei Jahren keinen Zehnkampf mehr beendet und darf nur aufgrund einer vom Europaverband vergebenen Wildcard starten. Er will die EM nutzen, um sich für die Olympischen Spiele in Paris zu qualifizieren. In Top-Form ist der Franzose nahezu unschlagbar, sein Körper verkraftet die Strapazen des Zehnkampfes allerdings nur schwer, sodass er bereits mehrmals bei Großereignissen vorzeitig aufgeben musste. 

Ansonsten noch ohne Zehnkampf-Resultat in diesem Jahr, aber sicher zu beachten: der Dritte von München Janek Oiglane (Estland), die starken Norweger Markus Rooth und Sander Skotheim sowie Kevin Mayers Teamkollege Makenson Gletty. Ein weiterer ehemaliger Titelträger der EM ist ebenfalls mit von der Partie: Der Belgier Thomas van der Plaetsen siegte 2016. 

Titelverteidiger: Niklas Kaul (USC Mainz; 8.545 pt)
Jahresbester: Leo Neugebauer (VfB Stuttgart; 8.708 pt)
DLV-Starter: Manuel Eitel (SSV Ulm 1846), Tim Nowak (SSV Ulm 1846), Niklas Kaul (USC Mainz), Felix Wolter (TSV Gräfelfing)
 

4x100 Meter

Die üblichen Verdächtigen

"Staffelrennen haben ihre eigenen Gesetze." Diese gern bemühte Phrase wird vor allem vor Meisterschaften häufig verwendet. Denn längst nicht immer formen die schnellsten Sprinter auch das beste Team. Bei den World Relays haben die DLV-Athleten in der Besetzung Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar), Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV), Robin Ganter (MTG Mannheim) und Yannick Wolf (LG Stadtwerke München) die Olympia-Qualifikation klargemacht. Alle vier zählen auch zum deutschen Aufgebot für die EM.

Das deutsche Team hat mit Europameisterschaften noch eine Rechnung offen, vor zwei Jahren kamen sie nach deutschem Rekord (37,97 sec) im Vorlauf im Finale nicht ins Ziel. Mit einer ähnlichen Zeit im Endlauf wäre das DLV-Quartett in jedem Fall im Medaillenbereich zu erwarten. 

Die beste Zeit einer europäischen Auswahl erreichte im Vorlauf der World Relays Italien. Im Finale ging dem Quartett um Olympiasieger Lamont Marcell Jacobs jedoch der Stab verloren, das darf bei der EM nicht passieren. Titelverteidiger Großbritannien muss kurzfristig auf den amtierenden 200-Meter-Europameister Zharnel Hughes verzichten, zählt aber immer noch zu den Top-Favoriten. Die Franzosen, vor zwei Jahren Vize-Europameister, und die Niederländer sind, wie häufig bei Europameisterschaften, ebenfalls hoch einzuschätzen.  

Titelverteidiger: Großbritannien (37,67 sec)
Jahresbester: Italien (38,14 sec)
DLV-Starter: Deniz Almas (VfL Wolfsburg), Owen Ansah (Hamburger SV), Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV), Robin Ganter (MTG Mannheim), Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar), Yannick Wolf (LG Stadtwerke München)
 

4x400 Meter

DLV-Auswahl vor dem nächsten Schritt

Vor zwei Jahren landete die deutsche 4x400-Meter-Staffel bei der EM in München auf Platz sieben. Seither sind die deutschen Langsprinter allerdings um einiges schneller geworden, allen voran der Deutsche Meister Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund) und Jean Paul Bredau (SC Potsdam), der in diesem Jahr die deutsche Bestenliste anführt. Spätestens seit die DLV-Auswahl bei den World Relays das direkte Olympia-Ticket klarmachte, steht fest: Da geht noch mehr! Die Platzierung von 2022 ist für die 400-Meter-Asse von 2024 definitiv ausbaufähig. 

Nur Belgien, unter anderem mit Hallen-Weltmeister Alexander Doom, war mit 3:00,09 Minuten auf den Bahamas schneller als die deutsche Staffel (3:01,25 min). Frankreich und Großbritannien, Medaillengewinner bei der WM in Budapest (Ungarn) im vergangenen Sommer, können ebenfalls aufs Treppchen laufen. Spanien baut auf den früheren Hallen-Europameister Oscar Husillos, die Niederländer auf drei Langsprinter aus ihrem Olympia-Silber-Quartett. 

Titelverteidiger: Großbritannien (2:59,35 min)
Jahresbester: Belgien (3:00,09 min)
DLV-Starter: Jean Paul Bredau (SC Potsdam), Marc Koch (LG Nord Berlin), Lukas Krappe (SCC Berlin), Tyrel Prenz (SC Potsdam), Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund), Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz)
 

4x400 Meter Mixed

Vorteil Niederlande

Acht Mixed-Staffeln starten in Rom direkt im Finale. Eine deutsches Quartett ist nicht dabei, da der achte Startplatz von Gastgeber Italien in Anspruch genommen wird, der sich noch für die Olympischen Spiele qualifizieren will. Die besten Zeiten der World Relays bringen die Auswahl der Niederlande, Irland und Belgien mit, die auch bei den Europameisterschaften vorne zu erwarten sind. Für Femke Bol und Lieke Klaver könnte es nach den 400 Meter Hürden bzw. 400 Metern sowie der Frauen-Staffel die dritte Chance auf EM-Gold werden. Auch Irlands Aufsteigerin Rhadisat Adeleke ist für drei Wettbewerbe angekündigt. Bei den Belgiern ist der Star stets die Mannschaft, in dieser fehlen allerdings im Mixed-Aufgebot einige der Leistungsträger der zurückliegenden Jahre. Zu beachten sind wie immer auf der Stadionrunde auch die Langsprinter aus Polen.

Titelverteidiger: 2022 nicht im EM-Programm
Jahresbester: Niederlande (3:11,45 min)
DLV-Starter: keine

EM 2024 Rom

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