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EM 2024 | Die große Vorschau auf die Entscheidungen der Frauen

© Gladys Chai von der Laage
Vom 7. bis zum 12. Juni finden in Italiens Hauptstadt Rom die Leichtathletik-Europameisterschaften 2024 statt. In 25 Wettbewerben geht es für die Leichtathletinnen um EM-Titel und um Rückenwind auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Paris. Wir blicken voraus auf die Wettbewerbe der Frauen mit den großen Favoritinnen und den Chancen der deutschen Starterinnen.
Silke Bernhart / Jan-Henner Reitze

EM 2024 Rom

100 Meter

Gelassene Titelverteidigerin

Erstmals geht Gina Lückenkemper (SCC Berlin) als Titelverteidigerin bei einer großen Meisterschaft an den Start. Eine Rolle, die sie aus guten Gründen nicht beunruhigt. Einerseits konnte sie das zweite Jahr in Folge voll durchtrainieren und ist fit. Anderseits weiß die Titelverteidigerin nur zu gut, dass die Karten in jeder Runde der EM neu gemischt werden. Vor zwei Jahren in München zweifelte sie im Vorlauf noch an sich, nur zwei Stunden später fand die 27-Jährige im Finale voll fokussiert in ihren Tunnel und setzte sich in einer Tausendstel-Entscheidung durch. Was für einen Moment wird Rom bereithalten?

Kandidatinnen für weitere Hauptrollen im Showdown um die Sprintkrone sind von früheren Aufeinandertreffen altbekannt: Die Britin Dina Asher-Smith, Europameisterin von 2018, oder die Polin Ewa Swoboda. Die Drittplatzierte von 2022 Daryll Neita (Großbritannien) konzentriert sich kurzfristig auf die 200 Meter. Verbessert hat sich die 24-jährige Zaynab Dosso, die für Italien startet. Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) legte in diesem Jahr schon fünf ihrer zehn schnellsten 100-Meter-Zeiten hin. Der Einzug ins Finale ist möglich.

Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) steht vor ihrem ersten Einzelstart bei einer internationalen Freiluft-Meisterschaft seit 2016. Sich auf internationaler Bühne zurückmelden zu können, ist schon ein Sieg. Ähnliches gilt auch für die Leverkusenerin Jennifer Montag, die seit der Hallen-EM 2021 nicht mehr international gestartet ist. Die ebenfalls für die 4x100-Meter-Staffel nominierte Sprinterin hat in letzter Sekunde im Nachrückverfahren einen Einzel-Startplatz ergattert. Dank der Wildcard von Titelverteidigerin Gina Lückenkemper darf das deutsche Team vier Athletinnen an den Start schicken. 

Titelverteidigerin: Gina Lückenkemper (SCC Berlin; 10,99 sec)
Jahresbeste: Dina Asher-Smith, Daryll Neita (beide Großbritannien; beide 10,98 sec)
DLV-Starterinnen: Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar), Gina Lückenkemper (SCC Berlin), Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar), Jennifer Montag (TSV Bayer 04 Leverkusen)
 

200 Meter

Zehnte internationale Medaille endlich Einzel-Gold?

Obwohl mit Dina Asher-Smith die Jahresschnellste auf einen Start verzichtet, geht eine Britin als Favoritin an den Start. Daryll Neita hat ihre Saisonbestzeit gerade beim Diamond League-Meeting in Oslo (Norwegen) auf 22,50 Sekunden gesteigert und auch in weiteren Rennen in diesem Sommer überzeugt. Neun internationale Medaillen hat die 27-Jährige in ihrer Karriere schon gewonnen, Einzel-Gold ist noch nicht dabei. Diesmal könnte sie danach greifen, wenn es nicht schon über 100 Meter so weit ist. Titelverteidigerin Mujinga Kambundji (Schweiz; 22,87 sec) ist noch nicht wieder ganz bei ihrer alten Stärke angekommen, möchte in Rom aber einen Schritt in diese Richtung machen.  

Die junge Aufsteigerin Henriette Jæger hat den norwegischen Landesrekord in diesem Sommer auf 22,58 Sekunden gesteigert. Die 20-Jährige ist in Rom allerdings auch über 400 Meter gemeldet, über die sie bei 50,81 Sekunden angelangt ist, ebenfalls Landesrekord. Der Zeitplan schließt eigentlich einen Doppelstart aus, denn das 200-Meter-Halbfinale ist nur 45 Minuten vor dem 400-Meter-Finale angesetzt. Die Medaillenchancen für sie sehen zumindest auf dem Papier über 200 Meter größer aus. Die DLV-Starterinnen Talea Prepens (TV Cloppenburg) und Jessica-Bianca Wessolly (VfL Sindelfingen) wollen in Richtung der 23-Sekunden-Marke laufen. Dieses Niveau könnte die Schwelle zum Finale markieren.

Titelverteidigerin: Mujinga Kambundji (Schweiz; 22,32 sec)
Jahresbeste: Dina Asher-Smith (Großbritannien; 22,29 sec)
DLV-Starterinnen: Talea Prepens (TV Cloppenburg), Jessica-Bianca Wessolly (VfL Sindelfingen)
 

400 Meter

Duell und ein Saisoneinstand

Nicht nur in der Staffel, auch im Einzel feiern Athletinnen aus Polen regelmäßig große Erfolge über die Stadionrunde. Aktuell die stärkste Läuferin über diese Distanz ist Natalia Kaczmarek. Bei der WM im vergangenen Sommer lief die 26-Jährige genauso zu Silber wie vor zwei Jahren bei der EM in München hinter der überragenden Femke Bol (Niederlande), die sich in Rom im Einzel auf die 400 Meter Hürden konzentriert. Die Olympiasiegerin mit der Mixed-Staffel Natalia Kaczmarek könnte also erstmals einen Einzel-Titel gewinnen. Mit Saisonbestzeit von 49,80 Sekunden hat sie zuletzt in Oslo ihre Ansprüche darauf angemeldet.

Trotz des Startverzichts von Femke Bol kommt ihre stärkste Konkurrentin aus den Niederlanden. Lieke Klaver lag in Oslo in 50,62 Sekunden allerdings deutlich hinter der Polin. Die WM-Vierte Rhasidat Adeleke (Irland) ist in diesem Sommer noch gar nicht über die 400 Meter in Erscheinung getreten. Ihre Saisonbestzeit von 22,45 Sekunden über 200 Meter spricht aber dafür, dass die erst 21-Jährige fit ist, um an ihre Zeiten unter 50 Sekunden anzuknüpfen.

Titelverteidigerin: Femke Bol (Niederlande (49,44 sec)
Jahresbeste: Amber Anning (Großbritannien; 49,51 sec)
DLV-Starterinnen: keine
 

800 Meter

Sweep möglich

Die Britinnen dominieren bisher den Sommer auf dieser Distanz. Von den sechs schnellsten Europäerinnen des Jahres kommen fünf aus Großbritannien. Allen voran Keely Hodgkinson, die in einer Tempohatz beim Diamond League-Meeting in Eugene (USA) auch starke globale Konkurrenz hinter sich ließ. Die Titelverteidigerin ist damit wieder erste Kandidatin für den Platz ganz oben auf dem Treppchen.

Ihre Landsfrauen Erin Wallace und Alexandra Bell haben ebenfalls das Potential, aufs Podium zu laufen. Einen britischen Sweep verhindern wollen unter anderem die Slovakin Gabriela Gajanova oder die Finnin Eveliina Määttänen. DLV-Starterin Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) möchte wie schon im vergangenen Jahr in der Halle ins Finale laufen, auch um sich für die Olympia-Qualifikation noch besser in Position zu bringen.

Titelverteidigerin: Keely Hodgkinson (Großbritannien; 1:59,04 min)
Jahresbeste: Keely Hodgkinson (Großbritannien; 1:55,78 min)
DLV-Starterinnen: Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler)
 

1.500 Meter

Eine Irin gegen britisches Trio

Über 1.500 Meter ist die britische Übermacht nicht ganz so groß wie über 800 Meter, auch weil die Titelverteidigerin und Jahresschnellste Laura Muir auf die EM verzichtet. Dennoch reist ein britisches Trio mit Medaillen-Aussichten an: Die WM-Achte Katie Snowden und die Vierte der Hallen-WM Georgia Bell führen die Meldeliste an. Jemma Reekie gewann bei der Hallen-WM Silber über 800 Meter.

Die Irin Ciara Mageean kam schon mehrfach knapp hinter den starken Britinnen ins Ziel. Zum Beispiel holte sie 2022 hinter Laura Muir EM-Silber. Dass die in den vergangenen Jahren auf europäischer Ebene dominierende Britin über 1.500 Meter diesmal fehlt, ist eine Chance, endlich ganz oben zu stehen. Wenn es um Medaillen geht, muss man außerdem mit der Polin Sofia Ennaoui rechnen, obwohl sie sich in diesem Jahr noch nicht so stark präsentiert hat. Nele Weßel (TV Waldstraße Wiesbaden) hat sich an die europäische Spitze herangearbeitet und möchte mit einer guten Vorstellung einen weiteren Karriereschritt machen.

Titelverteidigerin: Laura Muir (Großbritannien; 4:01,08 min)
Jahresbeste: Laura Muir (Großbritannien; 3:56,35 min)
DLV-Starterinnen: Nele Weßel (TV Waldstraße Wiesbaden)
 

5.000 Meter

Ohne Titelverteidigerin "Koko" und mit neuen Namen

Die Spanierin Marta Garcia blieb in diesem Winter in der Halle erstmals deutlich unter 15 Minuten, bei der EM 2022 wurde sie Zwölfte. Der bisher größte Erfolg von Maureen Koster (Niederlande) ist Silber bei der Hallen-EM 2015. Die Britin Hannah Nutall belegte in diesem Winter Rang zwölf bei der Hallen-WM. Die Meldeliste wird von einem bisher weniger bekannten Trio angeführt, auch weil die Jahresschnellste und Europarekordlerin Sifan Hassan (Niederlande) nicht am Start ist.

Schon Gold auf europäischer Ebene gewonnen haben dagegen Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) und Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen). Insbesondere Hanna Klein zeigte zuletzt aufsteigende Form. Die Hallen-Europameisterin hat außerdem Spurtqualitäten. Titelverteidigerin Konstanze Klosterhalfen gab zuletzt in der Höhe von St. Moritz (Schweiz) alles dafür, um nach schwierigen Wochen Monaten, um in Form zu kommen – vergeblich: gesundheitliche Probleme verhindern den Traum von der Titelverteidigung. Zu den bekannten Namen im Feld zählt auch die dreimalige Cross-Europameisterin Karoline Bjerkeli Grøvdal (Norwegen), die auch für den Halbmarathon gemeldet ist.

Titelverteidigerin: Konstanze  Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen; 14:50,47 min)
Jahresbeste: Sifan Hassan (Niederlande; 14:34,38 min)
DLV-Starterin: Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen)
 

10.000 Meter

Deutsche Debüts und britische Favoritinnen

Als Jahresbeste reist die Britin Megan Keith an, die sich in diesem Jahr auf 30:36,84 Minuten gesteigert hat. Vielleicht noch höher einzuschätzen ist jedoch ihre erfahrene Landsfrau Jessica Warner-Judd, die in diesem Jahr schon neue Bestzeiten über 10 Kilometer auf der Straße (30:41 min) und im Halbmarathon (1:07:07 h) erzielt hat. Auch die Slowenin Klara Lukan sowie die Italienerin Anna Arnaudo sind zu beachten..

Vor ihrem Debüt bei einer ganz großen Meisterschaft stehen Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen) und Lisa Merkel (LAV Stadtwerke Tübingen), die schon mit Zeiten unter 32 Minuten überzeugt haben. Da im Rahmen der EM auch der 10.000-Meter-Europacup ausgetragen wird, dürften mit Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) und Deborah Schöneborn (SCC Berlin) zwei weitere DLV-Athletinnen an den Start gehen, wobei die Regensburgerin ihren Start nach erfolgter Nominierung aufgrund gesundheitlicher Probleme wieder absagen musste. Ausgetragen werden ein A- und ein B-Lauf.

Titelverteidigerin: Yasemin Can (Türkei; 30:32,57 min)
Jahresbeste: Megan Keith (Großbritannien; 30:36,84 min)
DLV-Starterinnen: Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen), Lisa Merkel (LAV Stadtwerke Tübingen), Deborah Schöneborn (SCC Berlin)
 

Halbmarathon

DLV-Starterinnen aussichtsreich

Bei der EM 2022 in München wurde der Marathon ausgetragen, in Rom geht's auf die Halbmarathon-Strecke, auch hier wird wieder sowohl um Einzel- als auch um Teammedaillen gekämpft. Der DLV kann auf ein ebenso starkes wie erfahrenes Team bauen, mit der einstigen Vize-Weltmeisterin Melat Kejeta (Laufteam Kassel) an der Spitze, die sich Chancen auf eine Einzelmedaille ausrechnen kann. Mit neuen Bestleistungen im Gepäck treten Fabienne Königstein (MTG Mannheim) und Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) die Reise nach Rom an, auch Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) ist in diesem Jahr schon unter 70 Minuten geblieben. Sie alle zählen zu den Top 15 der Meldeliste, nicht weit dahinter hat sich Esther Pfeiffer (Hannover 96) positioniert, die vor ihrer EM-Premiere steht.

Um den Erfolg von München mit Team-Gold zu wiederholen, müssen besonders die Britinnen in Schach gehalten werden, die ebenfalls ein starkes Team schicken. Da Jessica Warner-Judd auf die 10.000 Meter setzt, wird das britische Team von der WM-Siebten im Halbmarathon Calli Hauger-Thackery angeführt. Die Rolle der Favoritin auf Einzel-Gold hat die geborene Kenianerin Joan Chelimo-Jelly inne, die seit 2021 für Rumänien startberechtigt ist. Sie hat Anfang März den Landesrekord auf 1:06:58 Stunden geschraubt und ist damit auch Europas Jahresbeste, ihre Bestzeit aus 2018 steht gar bei 1:05:04 Stunden. Mit ihrem deutschen Rekord von 1:05:28 Stunden muss sich Melat Kejeta hier aber nicht verstecken, sie hat in dieser Saison bisher eine Zeit von 1:07:26 Stunden stehen.

Titelverteidigerin: 2022 nicht im EM-Programm
Jahresbeste: Joan Chelimo Melly (Rumänien; 1:06:58 h)
DLV-Starterinnen: Melat Kejeta (Laufteam Kassel), Fabienne Königstein (MTG Mannheim), Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), Esther Pfeiffer (Hannover 96), Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt)
 

20 kilometer Gehen

(Heim-)Vorteil für Antonella Palmisano

Acht Athletinnen auf der EM-Meldeliste sind in diesem Jahr die 20 Kilometer schon in einer Zeit unter 1:20 Stunden gegangen. Saskia Feige (SC DHfK Leipzig) zählt nicht dazu – noch nicht, möchte man gerne sagen, denn nicht nur bei ihrem Gewinn von EM-Bronze 2022, sondern auch in zwei anderen Wettbewerben ihrer Karriere hat sie diese Marke schon deutlich unterboten. Diese Zeit wird wohl wieder die Schwelle sein, an der es in Rom um die Medaillen geht. Nach Problemen in der Vorbereitung kommt die Leipzigerin immer besser in Schwung und hat in dieser Saison sicher längst noch nicht alle Karten aufgedeckt, sodass sie sich auch bei dieser EM nicht verstecken muss.

Titelverteidigerin Antigoni Ntrimpioti ist in diesem Jahr noch nicht in Erscheinung getreten. Zwei schnelle Russinnen an der Spitze der europäischen Ranglisten sind nicht startberechtigt. Die Doppel-Weltmeisterin von Budapest María Pérez (Spanien) hat nicht gemeldet. Und so hat sich ihre Landsfrau Laura García-Caro mit neuer Bestzeit von 1:27:19 Stunden in die Poleposition für Rom geschoben. Mit dem Schwung des Heimvorteils und ihrer Erfahrung von Olympia-Gold 2021 auf dieser Strecke wird aber wohl Antonella Palmisano (Italien) in diesem Wettbewerb die Gejagte sein, zumal auch sie in 1:27:27 Stunden in diesem Jahr schon gute Form bewiesen hat.

Titelverteidigerin: Antigoni Ntrimpioti (Griechenland; 1:29:03 h)
Jahresbeste: Laura García-Caro (Spanien; 1:27:19 h)
DLV-Starterinnen: Saskia Feige (SC DHfK Leipzig)
 

100 Meter Hürden

Rasantes Trio

Mehrere Athletinnen haben in diesem Sommer schon rasante Zeiten im Bereich von 12,50 Sekunden hingelegt. Favorisiert ist ein Trio. Gold wird die Hürdensprinterin gewinnen, die im Finale von Rom die wenigsten Fehler macht. Gelungen ist das schon der Jahresschnellsten Ditaji Kambundji, die bei den Meetings in Doha (Katar) und Ostrava (Tschechien) Siege gegen hochklassige Gegnerinnen gefeiert hat. Jeweils hinter der 22-jährigen Schweizerin kam in diesen Rennen Titelverteidigerin Pia Skrzyszowska (Polen) ins Ziel. Das Diamond League-Meeting in Eugene (USA) entschied die Französin Cyrena Samba-Mayela für sich, die in keinem ihrer bisher sieben Saisonrennen langsamer als 12,65 Sekunden war.

Eine internationale Freiluft-Medaille fehlt der Britin Cindy Sember noch. Sie ist in diesem Sommer ebenfalls schon unter 12,60 Sekunden gesprintet. Auch Nadine Visser (Niederlande) hat ihre bisherigen vier internationalen Medaillen alle über 60 Meter Hürden gewonnen.

Die DLV-Starterin Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen) steht vor ihrem Debüt in der A-Nationalmannschaft. Die 22-Jährige möchte ins Halbfinale einziehen sowie Punkte fürs World Ranking und die Olympia-Qualifikation sammeln. Auch eine Zeit unter 13 Sekunden wäre ein nächster Karriereschritt. In letzter Sekunde rückte auch Rosina Schneider (TV Sulz) noch ins Feld der Starterinnen nach. Die U20-Europameisterin steht somit ebenfalls vor ihrer Premiere bei den "Großen", sie hat zuletzt in Leverkusen mit 13,01 Sekunden bereits bewiesen, dass auch sie bereit ist, die 13-Sekunden-Marke anzugreifen. 

Titelverteidigerin: Pia Skrzyszowska (Polen; 12,53 sec)
Jahresbeste: Ditaji Kambundji (Schweiz; 12,49 sec)
DLV-Starterinnen: Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen), Rosina Schneider (TV Sulz)
 

400 Meter Hürden

Auf europäischer Ebene unantastbar

Es ist nicht übertrieben, von einem Klassenunterschied zu sprechen, der zwischen der Favoritin und der übrigen europäischen Elite in dieser Disziplin besteht. Nur ein Rennen hat Femke Bol bisher in dieser Saison bestritten und bei ihrem EM-Test am vergangenen Wochenende beim Diamond League-Meeting in Stockholm (Schweden) in 53,07 Sekunden schon wieder mehr als eine Sekunde zwischen sich und die kontinentale Konkurrenz gelegt. Die Titelverteidigung in Rom dürfte für die Niederländerin nur ein Warmlaufen für die Olympischen Spiele werden, bei denen sie Weltrekordlerin Sydney McLaughlin-Levrone (USA) herausfordern möchte. Im EM-Finale kann sich die Weltmeisterin nur selbst schlagen.

Ansprüche auf eine der weiteren Medaillen hat mit zwei starken Rennen in Brüssel (Belgien; 54,32 sec) und Ostrava (Tschechin; 54,31 sec) mit Cathelijn Peeters eine weitere Niederländerin angemeldet. Unter 54,50 Sekunden ist auch die Französin Louise Maraval schon geblieben. In diesen Bereich ist auch Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) schon gelaufen. Die EM-Achte hatte zuletzt allerdings mit Achillessehnen-Problemen zu kämpfen und musste am Montag aufgrund einer Entzündung im Fuß schließlich absagen. Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg) konnte in diesem Sommer noch kein Rennen komplett nach Wunsch durchziehen. Das Halbfinale wäre ein passender Moment dafür. Wenn das glückt, ist das Finale möglich.

Titelverteidigerin: Femke Bol (Niederlande; 52,67 sec)
Jahresbeste: Femke Bol (Niederlande; 53,07 sec)
DLV-Starterin: Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg)
 

3.000 Meter Hindernis

Zurück im Medaillenrennen

Es ist die nächste außergewöhnliche Leistung ihrer Karriere: Nach der Geburt ihrer Tochter hat Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier) erst ein Rennen über 3.000 Meter Hindernis absolviert und führt damit schon wieder die europäische Bestenliste an. Die Europameisterin der Jahre 2016 und 2018 ist zurück im Kampf um Edelmetall, in Rom allerdings alles andere als konkurrenzlos. Andere Medaillenkandidatinnen sind zwar etwas langsamer in die Saison gestartet, ihnen ist aber eine Steigerung zuzutrauen, allen voran Titelverteidigerin Luiza Gega (Albanien). Wieder an ihre Bestzeiten angeknüpft hat auch die EM-Zweite Lea Meyer (TSV Bayer 04 Leverkusen), die wie Gesa Felicitas Krause zum Saisonauftakt die Olympia-Norm (9:23,00 min) unterboten hat.  

Das starke DLV-Trio in dieser Disziplin komplettiert Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier), die im Vergleich zum Vorjahr schneller in den Sommer eingestiegen ist, aber noch Luft nach oben hat. Ein Fragezeichen steht hinter der Form von Maruša Mišmaš-Zrimsek, die ebenfalls von Wolfgang Heinig betreut wird. Die erfahrene Slowenin hat in diesem Jahr noch gar kein Rennen beendet. Die Französin Alice Finot zeigte immerhin schon über 1.500 Meter, dass sie in Form kommt. Noch ein Stück von ihrer Topform entfernt war bisher die EM-Dritte Elizabeth Bird (Großbritannien).

Titelverteidigerin: Luiza Gega (Albanien; 9:11,31 min)
Jahresbeste: Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier; 9:16,24 min)
DLV-Starterinnen: Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier), Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier), Lea Meyer (TSV Bayer 04 Leverkusen)
 

Hochsprung

DLV-Duo mit Chancen und Ambitionen

Zunächst war es in dieser Freiluft-Saison eine 18-Jährige, die den Ton angab: U20-Europameisterin Angelina Topić (Serbien) führte bis zum Wochenende mit 1,98 Meter die Jahres-Bestenliste an. Dass die Tochter des einstigen Weltklasse-Springers Dragutin Topić auch bei den Frauen vorne mitspringen kann, hat sie bereits 2022 als EM-Dritte unter Beweis gestellt. Damals kam Yaroslava Mahuchikh (Ukraine) mit 1,95 Meter am höchsten. Die Hallen- und Freiluft-Weltmeisterin von 2022 springt seit Jahren in jedem Wettbewerb, in dem sie mit dabei ist, um die Goldmedaille. Zum Saison-Einstieg am Sonntag in Stockholm (Schweden) schnappte sie sich direkt mit 2,00 Metern die Weltjahresbestleistung.

Mehr Wettkampf-Routine bringen die beiden DLV-Starterinnen mit, die zuletzt schon mit guten Sprüngen in Serie überzeugen konnten. Besonders Imke Onnen (Hannover 96), die nach zwei Wettkämpfen über 1,92 Meter in Stockholm gar über 1,94 Meter flog – eine Basis, die es ihr ermöglicht, in Rom vorne mitzuspringen, denn im Freien ist in diesem Jahr neben Mahuchikh und Topić nur die Ukrainerin Iryna Gerashchenko (1,95 m) höher hinaus gekommen. Mit 1,91 Metern hat sich bisher die Vierte der Hallen-WM Christina Honsel (TV Wattenscheid 01) zu Wort gemeldet. 1,95 Meter ist sie in der Hallensaison gesprungen. In diesen Höhen dürften die Medaillen vergeben werden.

Titelverteidigerin: Yaroslava Mahuchikh (Ukraine; 1,95 m)
Jahresbeste: Angelina Topić (Serbien; 1,98 m)
DLV-Starterinnen: Christina Honsel (TV Wattenscheid 01), Imke Onnen (Hannover 96)
 

Stabhochsprung

Molly Caudery im Höhenflug

Die Britin Molly Caudery hat die internationale Stabhochsprung-Szene im Sturm erobert: 2022 noch mit einer Bestleistung von 4,60 Metern unterwegs und Siebte der EM in München, steigerte sie sich 2023 als WM-Fünfte auf 4,75 Meter und holte schließlich in diesem Winter mit 4,86 Metern WM-Gold in der Halle. Nach ihren 4,84 Metern von Ostrava (Tschechien) ist die 24-Jährige in Rom erstmals in der Rolle der Favoritin. Gefolgt von der Schweizerin Angelica Moser (4,74 m), die in diesem Sommer als einzige weitere Athletin zweimal die 4,70-Meter-Marke überwinden konnte. Zu beachten sein werden nach ihrem Saison-Einstieg mit 4,60 Metern aber sicher auch Titelverteidigerin Wilma Murto (Finnland) sowie nach wie vor die 35-jährige Slowenin Tina Sutej, die noch immer auf den ersten großen Titel ihrer Karriere wartet.

Die beiden deutschen Starterinnen Anjuli Knäsche (VfB Stuttgart) und Jacqueline Otchere (MTG Mannheim) sind bisher noch nicht in diesen Dimensionen unterwegs gewesen und in dieser Freiluft-Saison auch noch ohne Sprung über die 4,50-Meter-Marke. Die EM in Rom wäre der rechte Zeitpunkt, hier noch eine Schippe draufzupacken, das vorderste Ziel ist zunächst das Überstehen der Qualifikation. Dass sie dort nervenstark auftreten kann, hat Jacqueline Otchere 2022 bei der WM in Eugene (USA) bewiesen: Mit weißer Weste bis einschließlich 4,50 Meter hatte sie dort als Nachrückerin im Feld das Finale klargemacht.

Titelverteidigerin: Wilma Murto (Finnland; 4,85 m)
Jahresbeste: Molly Caudery (Großbritannien; 4,84 m)
DLV-Starterinnen: Anjuli Knäsche (VfB Stuttgart), Jacqueline Otchere (MTG Mannheim)
 

Weitsprung

Drei DLV-Asse wollen vorne mitmischen

An der Spitze Europas Weitsprung-Queen Malaika Mihambo (LG Kurpfalz). Und dahinter: Jede Menge Talente, die der überragenden Athletin der zurückliegenden Jahre das Leben schwer machen werden. Zwar hat die Olympiasiegerin längst den Kampf gegen Medaillen gegen das Streben nach Perfektion ausgetauscht, mit Europameisterschaften hat sie aber noch eine Rechnung offen, nachdem sie sich beim Heimspiel in München geschwächt durch eine Corona-Infektion ihrer Dauer-Konkurrentin Ivana Spanovic (Serbien) geschlagen geben musste.

Die Europameisterin und Weltmeisterin ist in Rom nicht am Start. Auch Hallen-Europameisterin Jazmin Sawyers (Großbritannien) fällt nach einem Achillessehnen-Riss aus. Und so rücken andere Athletinnen stärker in den Fokus. Natürlich allen voran Lokalmatadorin Larissa Iapichino, Vize-Europameisterin in der Halle, sowie die Portugiesin Agate de Sousa, die in diesem Sommer schon bis auf 6,88 Meter geflogen ist. Und mit Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden) und Laura Raquel Müller (Unterländer LG) nach ihren Sprüngen auf 6,91 und 6,81 Meter der Hallensaison auch zwei große DLV-Talente. Drei deutsche Weitspringerinnen im EM-Finale – das erste große Ziel. Und dann ist alles möglich!

Titelverteidigerin: Ivana Spanovic (Serbien; 7,06 m)
Jahresbeste: Agate de Sousa (Portugal; 6,88 m)
DLV-Starterinnen: Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden), Malaika Mihambo (LG Kurpfalz), Laura Raquel Müller (Unterländer LG)
 

Dreisprung

Ana Peleteiro greift nach dem ersten Freiluft-Titel

Sechs internationale Medaillen hat Ana Peleteiro-Comaporé (Spanien) schon in der Frauenklasse errungen, ein Freiluft-Titel ist noch nicht dabei. In Rom liegt er in der Luft, denn nach der Geburt ihrer Tochter im Dezember 2022 ist die 28-Jährige zurück in Top-Form, das hat sie mit Silber bei der Hallen-WM zuletzt untermauert. Bis auf 14,75 Meter ist sie in Glasgow geflogen, mit 14,28 Metern ist sie im Freien bisher hinter Hallen-Europameisterin Tuğba Danişmaz (Türkei; 14,32 m) die Nummer zwei Europas.

Diese Zahlen deuten an, dass für einen Sprung aufs Treppchen bei diesen Europameisterschaften nicht die absoluten Top-Weiten gefordert sein dürften. Zu schade, dass sich diese Chance nur einer der zuletzt besten deutschen Dreispringerinnen bietet: Kristin Gierisch (TSV Bayer 04 Leverkusen) ist die einzige qualifizierte DLV-Athletin im von Verletzungen gebeutelten Dreisprung-Team. Und auch über ihrer Form steht nach zuletzt durchwachsenen Jahren ein Fragezeichen.

Titelverteidigerin: Maryna Bekh-Romanchuk (Ukraine; 15,02 m)
Jahresbeste: Tuğba Danişmaz (Türkei; 14,32 m)
DLV-Starterinnen: Kristin Gierisch (TSV Bayer 04 Leverkusen)
 

Kugelstoßen

Yemisi Ogunleye: Von der Jägerin zur Gejagten

Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) hat in den zurückliegenden zwölf Monaten das Herz und die Anerkennung der Leichtathletik-Fans im Sturm erobert. Mit Weltklasse-Leistungen und einer Persönlichkeit, die Zuversicht und Stärke ausstrahlt. Diese Eigenschaften werden ihr in Rom sicher auch dabei helfen, eine neue Rolle einzunehmen, nämlich die der Gejagten: Nach 20,19 Metern und WM-Silber in der Halle sowie als Beste der bisherigen Freiluft-Saison mit 19,40 Metern zählt die 25-Jährige zu Deutschlands großen Medaillenkandidatinnen. Mehr Erfahrung in dieser Rolle und mit EM-Gold von 2022 auch schon einen großen Titel hat Titelverteidigerin Jessica Schilder (Niederlande).

Mit Fanny Roos (Schweden), Jessica Inchude (Portugal) und Jorinde van Klinken (Niederlanden) sind bereits die weiteren 19-Meter-Stoßerinnen und -Medaillenkandidatinnen benannt. In diese Dimensionen möchten sich auch Alina Kenzel (VfB Stuttgart) und Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) nach vorne arbeiten. Mit Saison-Bestleistungen von 18,56 und 18,45 Metern zählen sie zu Europas Top Acht der bisherigen Freiluft-Saison und wollen mit diesem Leistungsniveau zunächst das Finale klarmachen, bevor sie dort durchaus die Chance haben, die Favoritinnen zu ärgern.

Titelverteidigerin: Jessica Schilder (Niederlande; 20,24 m)
Jahresbeste: Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim; 19,40 m)
DLV-Starterinnen: Alina Kenzel (VfB Stuttgart), Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim), Julia Ritter (TV Wattenscheid 01)
 

Diskuswurf

DLV-Trio inmitten der Besten

Die deutschen Diskuswerferinnen zählen seit Jahrzehnten zu Europas Besten, in München standen zuletzt Kristin Pudenz (SC Potsdam) und Claudine Vita (SC Neubrandenburg) auf dem Podium, zuvor war es dreimal Shanice Craft (SV Halle) gewesen. In dieser Saison hat sich mit Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen) eine weitere deutsche Athletin im Kampf um die heiß begehrten deutschen EM-Tickets ins Rampenlicht geschoben. Mit neuer Bestleistung von 67,31 Metern führt sie gar Europas Saisonlisten an, weitere 66- und 64-Meter-Wettkämpfe untermauern ihr derzeit starkes Niveau.

Um das gleich bei der EM-Premiere in einen Platz auf dem Podium zu münzen, sind Nervenstärke und Selbstvertrauen gefragt. Eigenschaften, die Favoritin und Titelverteidigerin Sandra Elkasević (Kroatien) seit Jahren mit in den Ring bringt, sodass der Sieg erneut nur über sie gehen wird. Ihr  Überraschungserfolg mit Landesrekord (66,60 m) beim Werfer-Europacup in Portugal dürfte auch Irina Rodrigues (Portugal) Rückenwind verleihen. Die Routine und Erfahrung von mehr als zehn Jahren in Europas Spitze macht auch Shanice Craft und Claudine Vita in jedem Wettkampf auf europäischer Ebene zu Anwärterinnen aufs Podest, auch wenn zuletzt bei den großen Weiten noch die Konstanz fehlte.

Titelverteidigerin: Sandra Elkasević, geb. Perkovic (Kroatien; 67,95 m)
Jahresbeste: Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen; 67,31 m)
DLV-Starterinnen: Shanice Craft (SV Halle), Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen), Claudine Vita (SC Neubrandenburg)
 

Hammerwurf

Neue Namen im Fokus

Die viermalige Europameisterin und Weltrekordlerin Anita Włodarczyk (Polen) konnte nach Verletzungsproblemen zuletzt noch nicht wieder mit Spitzenweiten glänzen. 72,09 Meter bei den Halleschen Werfertagen zeigen dennoch, dass man die 38-Jährige nicht abschreiben sollte, zumal das Feld an Europas Spitze dicht beisammen ist: Die Top Zwölf des Jahres trennen etwa 3,5 Meter. Unter ihnen ist auch Titelverteidigerin Bianca Florentina Ghelber (Rumänien; 74,06 m). Der bisher weiteste Wurf der Saison auf 75,95 Meter gelang Zalina Marghieva. Die 36-Jährige, die vor zehn Jahren bereits eine zweijährige Dopingsperre absitzen musste, stellte damit einen neuen Landesrekord für Moldau auf.

Mit 74,63 Metern den Landesrekord von Finnland weiter steigern konnte Krista Tervo, die in Rom nach ihrer ersten internationalen Medaille greift, mit der 21-jährigen Silja Kosonen (73,97 m) aber auch im eigenen Team starke Konkurrenz hat. Im deutschen Team haben zuletzt einige Talente zur dreimaligen Deutschen Meisterin Samantha Borutta (TSV Bayer 04 Leverkusen) aufgeschlossen, noch ist sie aber erneut die deutsche Hammerwerferin im DLV-Aufgebot. Zwei Jahre liegt ihr letzter 70-Meter-Wurf zurück. In Rom muss es wohl wieder so weit gehen, um einen Platz im Finale zu ergattern.

Titelverteidigerin: Bianca Florentina Ghelber (Rumänien; 72,72 m)
Jahresbeste: Zalina Marghieva (Moldau; 75,95 m)
DLV-Starterinnen: Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt)
 

Speerwurf

Österreich hofft auf den großen Wurf

Victoria Hudson verzückte Ende Mai ganz Österreich: Mit 66,06 Metern stellte sie in Eisenstadt einen neuen Landesrekord für die Alpenrepublik auf und eroberte mit einem mächtigen Vorsprung von zweieinhalb Metern die Spitze der europäischen Bestenliste. Ob diese Leistung für den EM-Start Fluch oder Segen bedeutet, werden die Würfe von Rom zeigen. Ein Ausrutscher war es aber keinesweges, denn die 28-Jährige hat schon im Vorjahr fünf Wettkämpfe zwischen 62,92 und 64,68 Metern gezeigt. Weiter auf dem Vormarsch ist die 20 Jahre junge Vize-Europameisterin Adriana Vilagoš (63,58 m) als Europas Nummer zwei des Jahres.

In einem Jahr, in dem die großen Weiten bisher rar gesät waren, dürften Athletinnen wie Titelverteidigerin Elina Tzengko (Griechenland; SB 60,43 m) und die Olympia-Vierte Eda Tuğsuz (Türkei; SB 60,51 m) ihre Karten so richtig erst in Rom aufdecken. Bei 59,63 Metern liegt die Saison-Bestmarke der Europameisterin von 2018 Christin Hussong (LAZ Zweibrücken). Ihr bleibt zu wünschen, dass sie in Rom die Probleme der zurückliegenden zwei Jahre vergessen machen kann. Dass endlich der Knoten platzt und sie mit einer Portion Lockerheit und Selbstvertrauen den Speer wieder so trifft, wie es ihr viele Jahre lang fast selbstverständlich gelungen war – denn dann kann ihr kaum jemand das Wasser reichen.

Titelverteidigerin: Elina Tzengko (Griechenland; 65,81 m)
Jahresbeste: Victoria Hudson (Österreich; 66,06 m)
DLV-Starterinnen: Christin Hussong (LAZ Zweibrücken), Jana Marie Lowka (Eintracht Frankfurt)
 

Siebenkampf

Duell um die Krone?

Nafissatou Thiam (Belgien) gegen Katarina Johnson-Thompson (Großbritannien). Die Olympiasiegerin und Titelverteidigerin gegen die Weltmeisterin. Alles andere als ein Duell der beiden Ausnahme-Athletinnen an der Spitze des Siebenkampfs von Rom wäre eine Überraschung, mit Bestleistungen von 7.013 und 6.981 Punkten überragen sie das Feld, zumal mit Europas aktueller Nummer eins Anouk Vetter und Emma Oosterwegel (beide Niederlande) die Zweit- und Drittplatzierten der Olympischen Spiele auf die EM verzichten.

Das vergrößert vielen Athletinnen hinter dem Spitzen-Duo die Chance auf Edelmetall. Auf diese Chance lauern unter anderem die Schweizerin Annik Kälin, Zweite von Götzis, die zweimalige Hallen-Weltmeisterin Noor Vidts (Belgien), Europas wohl größte Talente Saga Vanninen (Finnland) und Jana Koščak (Kroatien) – und vielleicht auch eine der DLV-Athletinnen. Die größten Chancen hat die WM-Siebte Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen), die trotz einer Fuß-OP und des Hürden-Aus' von Götzis ihr gesteigertes Leistungsniveau andeuten konnte. Doch auch Vanessa Grimm (Königsteiner LV) ist nach dem dritten 6.300er ihrer Karriere gut in Form. Und die einstige Vize-Weltmeisterin Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt)? Ist mit all ihrer Klasse und Erfahrung immer eine Athletin, die man auf der Rechnung haben sollte.

Titelverteidigerin: Nafissatou Thiam (Belgien; 6.628 pt)
Jahresbeste: Anouk Vetter (Niederlande; 6.642 pt)
DLV-Starterinnen: Vanessa Grimm (Königsteiner LV), Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt), Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen)
 

4x100 Meter

Mission Titelverteidigung

Die deutsche Sprintstaffel der Frauen ist seit vielen Jahren ein Leistungsgarant – auch weil bewährte Leistungsträgerinnen für Konstanz sorgen. In München gab's vielumjubelt die Goldmedaille, aus diesem Quartett sind Gina Lückenkemper, Rebekka Haase und Lisa Mayer erneut mit dabei sowie die im EM-Vorlauf eingesetzte Jessica Bianca-Wessolly (VfL Sindelfingen). Alexandra Burghardt hofft auf eine Rückkehr in die Nationalstaffel bei den Olympischen Spielen.

Dass hinter den Stammkräften keine große Lücke klafft, zeigen die Ergebnisse der World Relays, bei denen die Staffel mit Louise Wieland (Hamburger SV) als Startläuferin im Vorlauf in 42,72 Sekunden das Olympia-Ticket klarmachen konnte. Es war die drittschnellste Zeit einer europäischen Sprintstaffel bei den Meisterschaften. In welcher Besetzung das DLV-Team auch immer in Rom aufläuft: Es heißt hellwach sein und Gas geben, denn Europas Konkurrenz ist stark: Dauerrivale Großbritannien (42,33 sec) sogar ohne Dina Asher-Smith, Italien (42,60 sec) mit Aufsteigerin Zaynab Dosso und Frankreich (42,75 sec) haben in Nassau schon einen Vorgeschmack geliefert.

Titelverteidigerinnen: Deutschland (42,34 sec)
Jahresbeste: Großbritannien (42,33 sec)
DLV-Starterinnen: Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar), Nele Jaworski (VfL Wolfsburg), Sophia Junk (LG Rhein-Wied), Gina Lückenkemper (SCC Berlin), Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar), Jennifer Montag (TSV Bayer 04 Leverkusen)
 

4x400 Meter

"All in" für Paris

Bei den World Relays haben die deutschen 400-Meter-Sprinterinnen zunächst ihre Kräfte für die Olympia-Qualifikation mit der Mixed Staffel gebündelt. Jetzt wollen sie mit der Frauen-Staffel über 4x400 Meter nachziehen. Und dafür muss eine schnelle Zeit her, die neben den 14 qualifizierten Staffeln von Nassau noch einen der letzten zwei Olympia-Startplätze sichert. Mit 3:26,08 und 3:27,29 Minuten haben zurzeit Kuba und Nigeria diese zwei Quotenplätze inne. Es muss in Rom also deutlich schneller werden als noch auf den Bahamas (3:32,04 min).

Zuversicht gibt die Tatsache, dass die DLV-Sprinterinnen um die Jahresbeste Skadi Schier (SCC Berlin; 52,44 sec) zuletzt immer besser in Schwung gekommen sind und in ähnlicher Besetzung 2023 in Budapest (3:27,74 min) nicht weit von der geforderten Zeit entfernt waren. Wofür das dann in Rom gut ist? Die Tatsache, dass zehn der 14 bereits für Olympia qualifizierten Staffeln aus Europa kommen, unterstreicht das Niveau auf dem Kontinent. So soll mit der erhofften Steigerung zunächst ein Platz im Finale her und damit die zweite Chance auf eine schnelle Zeit, die im besten Fall für das Ticket nach Paris und auch eine vordere EM-Platzierung gut ist.

Titelverteidigerinnen: Niederlande (3:20,87 min)
Jahresbeste: Irland (3:24,38 min)
DLV-Starterinnen: Luna Bulmahn (VfL Wolfsburg), Karolina Pahlitzsch (LG Nord Berlin), Johanna Martin (1. LAV Rostock), Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), Skadi Schier (SCC Berlin), Alica Schmidt (SCC Berlin)
 


4x400 Meter Mixed

Vorteil Niederlande

Acht Mixed-Staffeln starten in Rom direkt im Finale. Eine deutsches Quartett ist nicht dabei, da der achte Startplatz von Gastgeber Italien in Anspruch genommen wird, der sich noch für die Olympischen Spiele qualifizieren will. Die besten Zeiten der World Relays bringen die Auswahl der Niederlande, Irland und Belgien mit, die auch bei den Europameisterschaften vorne zu erwarten sind. Für Femke Bol und Lieke Klaver könnte es nach den 400 Meter Hürden bzw. 400 Metern sowie der Frauen-Staffel die dritte Chance auf EM-Gold werden. Auch Irlands Aufsteigerin Rhadisat Adeleke ist für drei Wettbewerbe angekündigt. Bei den Belgiern ist der Star stets die Mannschaft, in dieser fehlen allerdings im Mixed-Aufgebot einige der Leistungsträger der zurückliegenden Jahre. Zu beachten sind wie immer auf der Stadionrunde auch die Langsprinter aus Polen.

Titelverteidiger: 2022 nicht im EM-Programm
Jahresbeste: Niederlande (3:11,45 min)
DLV-Starterinnen: keine
 

EM 2024 Rom

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