Dieser London-Marathon war mal wieder ein Rennen für die Geschichtsbücher. Denn gleich vier Läuferinnen blieben unter dem alten „Women only Weltrekord“. Auch das deutsche Duo Hendrik Pfeiffer und Johannes Motschmann überzeugte mit zwei Top-10-Platzierungen in einem Weltklassefeld. Das gab's noch nie in der Geschichte des Rennens.
Peres Jepchirchir hat den London-Marathon mit einer Weltrekordzeit für reine Frauenrennen gewonnen. Die Olympiasiegerin aus Kenia gewann das Rennen am Sonntag in 2:16:16 Stunden und verbesserte damit die Marke ihrer Landsfrau Mary Keitany um genau 45 Sekunden. Keitany war in London 2017 eine Zeit von 2:17:01 Stunden gelaufen. Der internationale Leichtathletik-Verband World Athletics erkennt seit 2017 zusätzliche „Women only world records“ an. Dabei müssen die Frauen separat von den Männern laufen und es dürfen keine männlichen Tempomacher eingesetzt werden, was in London der Fall ist. Trotz des Weltrekordes reichte es aber nicht zu einem Streckenrekord. Diesen stellte die britische Ausnahmeläuferin Paula Radcliffe 2003 mit 2:15:25 Stunden auf. Damals noch mithilfe männlicher Tempomacher.
Hinter Peres Jepchichir, die nun wohl die Top-Favoritin bei Olympia in Paris ist, wurde die Marathon-Weltrekordlerin Tigst Assefa Zweite. Die Äthiopierin lief in ihrem ersten Rennen seit dem Sensations-Rekordlauf von Berlin im vergangenen September (2:11:53 h) hochklassige 2:16:23 Stunden. Damit war sie nur eine Sekunde vor der drittplatzierten Joyciline Jepkosgei (Kenia; 2:16:24 h) im Ziel. Auch die viertplatzierte Äthiopierin Alemu Megertu blieb mit 2:16:34 Stunden noch unter 2:17:00 Stunden. Nie zuvor liefen in einem Rennen vier Athletinnen schneller als 2:17:00 Stunden.
Kenenisa Bekeke mit Master-Weltrekord zu den Olympischen Spielen?
Auch bei den Männern gab es wenige Monate vor den Olympischen Spielen in Paris einen kenianischen Sieger: Alexander Munyao triumphierte in 2:04:01 Stunden vor dem überraschend starken Äthiopier Kenenisa Bekele. Der 41-Jährige erlebt seinen dritten Frühling und lief mit 2:04:15 Stunden einen weiteren Master-Weltrekord (Altersklasse ab 40). Damit müsste Kenenisa Bekele sich für die Olympischen Spiele qualifiziert haben.
Auch auf Platz drei gab es eine Überraschung: Der Brite Emile Cairess steigerte sich auf 2:06:46 Stunden. Dass er eine derartige Platzierung erreichen konnte, hing auch damit zusammen, dass das Feld in diesem Jahr bei den Männern nicht ganz so stark besetzt war wie in der Vergangenheit und eine Reihe von afrikanischen Favoriten aufgaben. Dazu zählte zum Beispiel der Weltmeister von 2022 und New York-Marathon-Sieger des vergangenen Jahres, Tamirat Tola. Der Äthiopier könnte dadurch eine Nominierung für die Olympischen Spiele verpasst haben.
Erstmals zwei Deutsche unter den Top 10
Diese ungewöhnliche Konstellation im Männerrennen nutzten auch Hendrik Pfeiffer (TK Hannover) und Johannes Motschmann (SCC Berlin). Sie erreichten außerordentlich starke Platzierungen und sorgten dabei sogar für ein Novum: Hendrik Pfeiffer lief auf Rang sieben in 2:10:00 Stunden, Johannes Motschmann folgte als Neunter mit einer persönlichen Bestzeit von 2:10:39 Stunden.
Damit liefen erstmals in der Geschichte des London-Marathons zwei deutsche Männer unter die Top 10. Hendrik Pfeiffer gelang zudem die beste deutsche Männer-Platzierung seit 1988 und die zweitbeste überhaupt in London. 1985 war Christoph Herle in 2:09:23 Stunden Vierter, 1988 lief Herbert Steffny ebenfalls auf Rang sieben mit 2:11:54 Stunden. Der einzige andere deutsche Läufer, der unter die Top 10 kam, war 1997 Stephané Franke als Zehnter mit 2:11:26 Stunden.
Hendrik Pfeiffer macht auf der zweiten Hälfte 14 Plätze gut
Nachdem er sich im Januar in Houston bereits auf 2:07:14 Stunden verbessert hatte, zeigte Hendrik Pfeiffer ein weiteres starkes Marathonrennen. An der Halbmarathon-Marke lag er mit einer Zeit von 63:42 Minuten noch auf Rang 21, doch dann holte der 31-Jährige noch mächtig auf. „Ich bin richtig happy, denn einmal bei einem Major-Marathon unter die Top 10 zu kommen, war ein großes Karriereziel. Das war einer der größten Erfolge meiner Karriere – und das, obwohl ich nicht in absoluter Bestform war“, sagte Hendrik Pfeiffer, der zuletzt gleich drei Halbmarathonrennen absolviert hatte.
Johannes Motschmann lag an der Halbmarathon-Marke mit einer Durchgangszeit von 63:39 Minuten auf Rang 15. Auch er konnte das Tempo bei teilweise windigen Bedingungen nicht halten, doch es reichte zu einer Bestzeit. Im vergangenen Jahr war er in Tokio 2:11:30 Stunden gelaufen, nun gelang ihm in London eine Steigerung auf 2:10:39 Stunden. „Ich habe mich in der ersten Hälfte gut gefühlt, bekam dann aber Seitenstechen“, sagte der 29-Jährige. „Ich hatte auf eine etwas schnellere Zeit gehofft, aber mit der Platzierung bin ich natürlich sehr zufrieden. Ich habe das während des Rennens gar nicht realisieren können, dass ich am Ende unter den Top 10 war.“
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