Mit einer Steigerung um mehr als drei Meter und der Olympia-Norm für die Spiele in Paris hat Diskuswerfer Mika Sosna (TSG Bergedorf) am Sonntag in Ramona, Oklahoma (USA) für Staunen und Begeisterung gesorgt. Wie es dazu kam, dass er dafür alleine einen Kurztrip in die USA eingelegt hat? Wie er seinen Wurf auf 68,96 Meter erlebte – und wie den neuen Weltrekord von Mykolas Alekna (Litauen)? Das und mehr berichtet er im Interview.
Mika Sosna, Hand aufs Herz: Wie viele Nachrichten haben Sie in den vergangenen Stunden seit dem Meeting erhalten?
Mika Sosna:
Ganz schön viele (lacht). Ich habe ehrlich gesagt erst auf Instagram alles angeschaut, bei WhatsApp warten noch 117 offene Mitteilungen. Da habe ich auf der Rückreise was zu tun!
Die Oklahoma Throws Series ist neu im Wettkampf-Programm – und hat am Wochenende mit jeder Menge herausragender Würfe für Furore gesorgt. Wie kam es, dass Sie dort auf der Meldeliste standen?
Mika Sosna:
Ich wusste davon, auch von den starken Feldern, es war ja ein neues World Athletics Meeting. Und ich habe den Veranstalter kontaktiert und gefragt, ob ich dort starten kann. Er hat gesagt: Ja, aber die Reisekosten musst du selbst tragen. Das waren 1.350 Euro für die Flugtickets. Wir haben davor im Training Tests gemacht und geschaut, ob sich die Reise lohnt. Ich bin dann alleine rübergeflogen. Eigentlich habe ich immer gerne viele Leute mit dabei. Noch jemanden mitzunehmen, wäre aber finanziell nicht zu stemmen gewesen.
Mit einer Bestleistung von 65,57 Meter sind Sie hingeflogen. Mit 68,96 Metern und der Olympia-Norm geht’s jetzt wieder nach Deutschland zurück. Hätten Sie damit gerechnet?
Mika Sosna:
Niemals. Auch weil die Norm so unfassbar hoch ist, im Vergleich zu zurückliegenden Meisterschaften [Anm. d. Red: 67,20 m]. Außerdem ist April, ich komme gerade aus dem Aufbau. Ich habe im Training noch mit schwereren Geräten geworfen, da ist auch die Gesamtbewegung langsamer. Jetzt sind wir in der „Translate“-Phase und versuchen eigentlich gerade erst, die Schnelligkeit in die Abläufe zu bekommen. Es ist irgendwie strange, verrückt – ich kann es noch gar nicht so richtig glauben.
Gleich der erste Versuch saß. Schwer, sich dann noch weiter zu motivieren?
Mika Sosna:
Ja, es war schwer, sich dann wieder zu fangen, ich war danach so happy und so zufrieden. Der zweite ging dann noch auf 65 Meter, aber danach war die Luft raus.
Wie haben Sie insgesamt das Meeting erlebt? Die Rahmenbedingungen müssen für die Diskuswerfer optimal gewesen sein, schon am Tag zuvor gab es bei den Frauen mit den 73,09 Metern von Yaime Pérez eine absolute Ausnahme-Leistung…
Mika Sosna:
Es war ein unfassbar tolles, schönes Meeting, auf einer reinen Wurfanlage, mit tollem Kraftraum und allem Drum und Dran. Beim Wettbewerb der Frauen am Samstag und beim Wurf von Yaime war ich auch live dabei. Da waren noch bessere Bedingungen als bei uns Männern. Bei uns hat leichter Wind geweht, bei den Frauen waren wirklich teils heftige Windböen mit dabei. Ich glaube, viele Werfer haben am Wochenende den „American Dream“ gelebt. Es war eine gute Anlage. Und die Zuschauer haben beim Anfeuern Vollgas gegeben.
Am Sonntag fiel dann sogar ein Weltrekord: Europameister Mykolas Alekna aus Litauen konnte sich auf 74,35 Meter steigern. Sie kennen ihn vermutlich gut, er ist 21 und nur ein Jahr älter als Sie…
Mika Sosna:
Wir waren sogar auf einem Zimmer! Ich hatte bei mir ein freies Bett und habe ihn gefragt, ob er nicht dazu kommen will. Das, was er da im Wettkampf gemacht hat, war echt krass. Und ich war auch noch dabei! Der Wettkampf hat sich extrem hochgeschaukelt.
Auch Sie selbst haben schon einmal einen Weltrekord gebrochen: den der U20 mit dem 1,75-Kilo-Diskus, mit 71,37 Metern. Das war 2022 in Schönebeck. Seitdem lief es allerdings nicht so rund….
Mika Sosna:
Ich hatte letztes Jahr extrem viel Pech. Ich bin umgeknickt und habe mir einen Bänderriss zugezogen, das hat mich psychisch ziemlich nach hinten geworfen. Dann hat sich eine Motivationswelle angestaut. Und ich habe versucht, die Frustration in Energie umzuwandeln.
Mehr:
Weltrekord für Mykolas Alekna, Olympia-Norm für Mika Sosna