| Ramona, USA

Weltrekord für Mykolas Alekna, Olympia-Norm für Mika Sosna

© Kai Peters
Ramona in Oklahoma ist am Sonntag Schauplatz des hochklassigsten Diskuswurf-Wettbewerbs der Geschichte geworden: Mit 74,35 Metern überbot dort der Litauer Mykolas Alekna den Weltrekord von Jürgen Schult um 27 Zentimeter*. Auf Platz drei steigerte sich auch der junge Hamburger Mika Sosna gewaltig und hakte mit 68,96 Metern die Olympia-Norm ab.
Silke Bernhart

Ramona in Oklahoma (USA) hat sich auch am Sonntag als gutes Pflaster für die Diskuswerfer erwiesen: Nachdem Yaime Peréz (Kuba) dort am Samstag den weitesten Wurf einer Frau seit 1989 gezeigt hatte (wir berichteten), schrieb am Tag drauf Mykolas Alekna Geschichte: Der 21-jährige Litauer überbot in allen seiner sechs Würfe die 70-Meter-Marke und stellte dabei schon im ersten Versuch mit 72,21 Metern eine neue Bestmarke auf – seine bis dato beste Weite war gerade neun Tage alt und lag bei 71,39 Metern. Doch das sollte es noch nicht gewesen sein: Im fünften Versuch flog seine Zwei-Kilo-Scheibe gar bis auf 74,35 Meter. Nach Angaben von World Athletics wurden zunächst sogar 74,41 Meter gemessen, die Weite wurde dann um sechs Zentimeter nach unten korrigiert.

Mykolas Alekna überbot mit diesem Wurf den ältesten Weltrekord in der Männer-Leichtathletik*. Am 6. Juni 1986 hatte Jürgen Schult in Neubrandenburg 74,08 Meter erreicht. Derjenige, der Jürgen Schult bisher am nächsten gekommen war, war Mykolas Aleknas Vater Virgilijus. Dieser hatte im Jahr 2000 mit 73,88 Metern den bisher zweitbesten Wurf in der Historie des Männer-Diskuswurfs gezeigt. Nun also hat sein Sohn Mykolas ihn in dieser Hinsicht überholt. Nach WM-Silber 2022, EM-Gold 2022 sowie WM-Bronze im zurückliegenden Jahr fehlen Mykolas Alekna nun noch die großen Titel, von denen Virgilijus Alekna in seiner Karriere sogar vier erringen konnte: zweimal Olympia-Gold und zweimal WM-Gold.

"38 Jahre Zeit, mich darauf vorzubereiten"

Jürgen Schult erfuhr von der Leistung Aleknas noch in der Nacht, zuerst vom ehemaligen deutschen Diskuswerfer Markus Münch. Seitdem steht sein Telefon nicht mehr still. "Ich habe heute Morgen meine Frau geweckt mit den Worten: Du hast jetzt einen Ex-Weltrekordler zuhause", berichtet der 63-Jährige, der die Sache gelassen und auch mit einer Portion Humor sieht: "Ich hatte 38 Jahre Zeit, mich darauf vorzubereiten. Es gab einige, die es hätten schaffen können, Virgilijus Alekna, Gerd Kanter oder auch Robert Harting. Da stimmten teils die Bedingungen nicht, jetzt hat alles zusammengepasst."

Sein Respekt gilt dem neuen Weltrekordler: "Ich habe Mykolas Alekna gleich gratuliert, das war eine saustarke Leistung, das muss man anerkennen, auch die Serie mit sechs 70-Meter-Würfen. Das ist mir im Wettkampf nie gelungen. Im Video sieht der Wurf gar nicht so spektakulär aus, aber das sind dann meist die besten Versuche. Da kann man gut mitfühlen, wenn man selbst in 26 Jahren 300.000 Würfe gemacht hat. Ich gönne es ihm, jetzt gebührt ihm die Ehre."

Mika Sosna steigert sich um dreieinhalb Meter

Die weiteren Resultate in der Ergebnisliste unterstreichen die optimalen Bedingungen von Ramona: Insgesamt acht Athleten übertrafen am Sonntag die 66-Meter-Marke, sechs blieben über der Olympia-Norm von 67,20 Metern. Unter ihnen: der 20 Jahre junge Mika Sosna. Der U20-Weltrekordler von der TSG Bergedorf schleuderte seinen Diskus schon im ersten Versuch bis auf 68,96 Meter und damit auf eine Weite, die ihn direkt hinter Robert Harting (70,66 m) auf Platz fünf der ewigen deutschen Bestenliste nach vorne katapultierte. Auf seine bisherige Bestleistung, erzielt 2023 bei den Halleschen Werfertagen, packte er 3,39 Meter drauf – gleichbedeutend auch mit einer neuen deutschen U23-Bestleistung.

"Die Ergebnisse sprechen für sich", ordnet Diskuswurf-Bundestrainer Jörg Schulte die Leistungen ein, "in Ramona wird mitten auf dem Feld geworfen, es herrschte dauerhaft Wind von rechts. Wenn man den Diskus da gut reinstellt, dann segelt er auch gut. Aber die Jungs haben ohne Frage alle was drauf! Mykolas Alekna hat zuletzt auch ohne Wind 71 Meter geworfen. Und Mika Sosna ist in guter Form, er hat letzte Woche in der Leistungsdiagnostik gute Werte erzielt und im Kampf um die deutschen Olympia-Tickets ein riesiges Pfund vorgelegt."

Mit seiner Weite von Ramona ist Mika Sosna bisher der einzige DLV-Diskuswerfer, der im Nominierungszeitraum die Olympia-Norm überboten hat. Gleich eine Reihe weiterer DLV-Athleten will sie in den kommenden Wochen ins Visier nehmen, wenn am 20. April in Xiamen (China) mit der Diamond League sowie am 11. Mai mit der Neu-Auflage eines Werfer-Meetings in Wiesbaden die ersten nationalen und internationalen Bewährungsproben auf dem Programm stehen. Noch bis zum 30. Juni läuft der Zeitraum, der zur Normerfüllung und Olympia-Qualifikation herangezogen werden kann.

Zu den Ergebnissen

* vorbehaltlich Ratifizierung

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