| Glasgow 2024

Tag 3 | Hallen-WM endet mit zweitem Weltrekord – Erstes WM-Gold für Dominica

© Torben Flatemersch
Hürdensprinterin Devynne Charlton hat am Sonntag bei der Hallen-WM in Glasgow für den zweiten Weltrekord der Titelkämpfe gesorgt. Der erste war am Tag zuvor von Femke Bol aufgestellt worden, die am Sonntag mit der Staffel zur Doppel-Weltmeisterin aufstieg. Einen emotionalen Triumph für die kleine Karibik-Insel Dominica feierte Dreispringerin Thea LaFond.
Silke Bernhart

Mit ihrem nächsten Weltrekord über 60 Meter Hürden setzte Devynne Charlton (Bahamas) am Sonntag das i-Tüpfelchen auf den letzten Wettkampf-Tag der Hallen-WM: In 7,65 Sekunden war sie in der Emirates Arena von Glasgow noch einmal zwei Hundertstel schneller als drei Wochen zuvor in New York (USA). Auch Cyréna Samba-Mayela (Frankreich; 7,74 sec) und Europameisterin Pia Skrzszowska (Polen; 7,79 sec) blieben noch unter 7,80 Sekunden.

Die Aufs und Abs eines Siebenkampfs spitzten sich am Sonntag über 1.000 Meter zu: Der dominierende Athlet über 60 Meter (6,73 sec), im Weitsprung (8,03 m), über die Hürden (7,62 sec) und im Stabhochsprung (5,20 m) Simon Ehammer (Schweiz) musste trotz eines großen Vorsprungs über 1.000 Meter um jede Sekunden kämpfen. Denn an der Spitze des Feldes rannten seine Verfolger Sander Skotheim (Norwegen; 6.407 pt) und Johannes Erm (Estland; 6.340 pt) einen riesigen Vorsprung heraus. Erst auf der letzten Runde schaltete er noch mal einen Gang hoch und schaffte es, in 2:46,03 Minuten den Rückstand auf Skotheim auf unter 14 Sekunden zu belassen. Dafür gab's Gold mit 6.418 Punkten.

Armand Duplantis von Sam Kendricks gefordert

Mit einem Satz über 6,05 Meter überragte im Stabhochsprung erwartungsgemäß Weltrekordler Armand Duplantis (Schweden). Auf dem Weg dorthin tat er sich jedoch mit zwei Fehlversuchen über 5,85 Meter und einem über 5,95 Meter ungewohnt schwer. Unter Druck gesetzt hatte ihn der zweimalige Weltmeister Sam Kendricks (USA), der bis einschließlich 5,90 Meter ohne Fehlversuch blieb. Bronze ging an Emmanouil Karalis (Griechenland; 5,85 m).

Eine Klasse für sich war im Hochsprung der Neuseeländer Hamish Kerr. In Abwesenheit der zuletzt dominierenden Olympiasieger Mutaz Essa Barshim (Katar) und Gianmarco Tamberi (Italien) marschierte er mit weißer Weste durch bis 2,31 Meter und hatte schon mit seinem Sprung über 2,28 Meter Gold sicher. Dann konnte er sich sogar noch über 2,36 Meter schwingen – und kam damit acht Zentimeter höher hinaus als Shelby McEwen (USA) und Titelverteidiger Sanghyeok Woo (Südkorea), die Silber und Bronze holten.

Zweimal Gold für Neuseeland

Später am Tag konnte Neuseeland gar ein zweites Mal über Gold jubeln, nämlich als Geordie Beamish (3:36,54 min) über 1.500 Meter überraschend auf der Zielgeraden an der Konkurrenz vorbei stürmte und vor Cole Hocker (3:36,69 min) und Hobbs Kessler (3:36,72 min) einen US-Doppelsieg zunichte machte. Der Sieg über 1.500 Meter der Frauen, die letzte Entscheidung der Titelkämpfe, ging dagegen an die Favoritin: Die Nummer eins des Jahres Freweyni Hailu (Äthiopien; 4:01,46 min) kam ebenfalls vor zwei US-Amerikanerinnen ins Ziel, Nikki Hiltz (USA; 4:02,32 min) und Emily Mackay (4:02,69 min).

Über 800 Meter der Männer rannte dafür der US-Amerikaner Bryce Hoppel (1:44,92 min) mit neuer Weltjahresbestleistung auf den Goldrang und ließ dabei fünf Europäer hinter sich. Silber und Bronze gingen an Andreas Kramer (Schweden; 1:45,27 min) und Eliott Crestan (Belgien; 1:45,32 min). Im Frauen-Rennen trug sich eine neue äthiopische Läuferin in die Erfolgslisten der Läufernation ein: Tsige Duguma (2:01,90 min) vereitelte den erhofften Heimsieg von Jemma Reekie (Großbritannien; 2:02,72 min), Bronze holte sich Noélie Yarigo (Benin; 2:03,15 min).

Thea LaFond schreibt Geschichte für Dominica

Im Dreisprung der Frauen fehlte mit Yulimar Rojas (Venezuela) die zuletzt dominierende Olympiasiegerin. Mit dem einzigen Sprung der Konkurrenz über die 15-Meter-Marke sprang Thea LaFond in die Bresche: Die 29-Jährige gewann mit neuer Bestleistung von 15,01 Metern nicht nur ihre erste internationale Medaille, sondern die erste Hallen-WM-Medaille überhaupt für die 70.000 Einwohner kleine Karibik-Insel Dominica. Dahinter ging Silber an Leyanis Pérez Hernández aus Kuba (14,90 m). Mit Bronze meldete sich Ana Peleteiro-Compaoré (Spanien; 14,75 m) etwa ein Jahr nach der Geburt ihres erstes Kindes wieder in der Weltspitze zurück.

Zwei weitere Stars der Titelkämpfe waren in den 4x400 Meter Staffeln im Einsatz, mehr oder weniger erfolgreich: Der Zweitplatzierte über 60 Meter und dreimalige Weltmeister von Budapest Noah Lyles stellte sich auf Position drei in den Dienst des US-Teams, das jedoch auf der Zielgeraden noch von den Belgiern mit Hallen-Weltmeister Alexander Doom (3:02,54 min) abgefangen wurde. Femke Bol (Niederlande), Hallen-Weltmeisterin über 400 Meter mit Hallen-Weltrekord, übernahm im Frauen-Rennen den Stab als Schlussläuferin an Position eins und ließ sich die Führung nicht mehr nehmen: In 3:25,07 Minuten gab's für sie das zweite Gold der WM.

Positives deutsches Fazit

Zu diesem Zeitpunkt hatte die einzige deutsche Starterin am Wettkampf-Tag Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden) gerade die Halle verlassen: In einem hochspannenden Weitsprung-Finale mischte sie munter im Kampf um die Medaillen mit, musste aber schließlich mit 6,77 Metern mit Platz vier vorlieb nehmen, ein Zentimeter hinter dem Bronzerang (wir berichteten). Die neue Hallen-Weltmeisterin heißt Tara Davis-Woodhall (USA; 7,07 m).

Es war der dritte vierte Platz des kleinen DLV-Teams nach Simon Batz (MTG Mannheim; Weitsprung) und Christina Honsel (TV Wattenscheid 01; Hochsprung). Für das Highlight hatte aus deutscher Sicht Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim; 20,19 m) mit Silber im Kugelstoßen gesorgt. Angesichts von vier Top-Vier-Platzierungen bei sieben deutschen Starter:innen erklärte DLV-Vorstand Sport Dr. Jörg Bügner: "Mein Fazit fällt positiv aus, auch wenn wir natürlich gehofft hatten, dass heute vielleicht noch eine Medaille hinzukommt. Aber angesichts der Leistungen des Teams gibt es nichts zu bejammern."

Hallen-WM 2024 Glasgow

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