| Winterwurf-DM Halle/Saale

Shanice Craft und Clemens Prüfer überzeugen im Diskuswerfen

© Iris Hensel
Neben Speerwerfer Max Dehning mit seinem 90-Meter-Wurf hat es am Abschlusstag der Deutschen Winterwurfmeisterschaften in Halle/Saale am Sonntag auch Topleistungen im Diskuswerfen gegeben. Bei den Männern meldete sich Clemens Prüfer zurück, bei den Frauen wiederholte Shanice Craft ihren Vorjahreserfolg vor heimischer Kulisse.
Sandra Arm

Mit seiner überraschenden Steigerung auf 90,20 Meter hat Max Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen) am Sonntag für das Highlight bei den Deutschen Winterwurfmeisterschaften in Halle/Saale gesorgt. Einen ausführlichen Bericht dazu lesen Sie hier.

Die neue Bestmarke kam auch deshalb unerwartet, weil sich der Zweite der U20-EM alles andere als fit fühlte und angeschlagen in die Meisterschaften ging. „Bei uns ist Karneval sehr beliebt. Ich war nicht mitfeiern, aber dann bei der Physiotherapie und dort waren alle erkältet. Wahrscheinlich habe ich mir dort auch eine Erkältung eingefangen. Ich lag vier Tage echt nur im Bett, konnte nicht raus“, berichtete Max Dehning über seine schwierige Vorbereitung. Vereinskollege Nico Rensmann wurde mit 76,56 Metern Zweite vor Jakob Eberler (LG Landkreis Roth; 75,40 m).

Clemens Prüfer meldet sich eindrucksvoll zurück

Einen gewaltigen Urschrei stieß Diskuswerfer Clemens Prüfer (SC Potsdam) nach dem vierten Versuch aus. Soeben hatte er seine 2-Kilo-Scheibe auf 65,45 Meter befördert. „Ich habe es in den vergangenen Wochen gemerkt, dass ich um einiges mehr drauf habe, als in den vergangenen Jahren. Ich habe beim Einwerfen gezeigt, dass ich ganz gut werfen kann. Da waren zwei gute Einwerfer dabei. In den ersten drei Würfen wollte ich vielleicht zu früh zu viel. Da hatte ich ein paar Schwierigkeiten reinzukommen. Mit dem vierten Wurf habe ich gezeigt, was in mir steckt und dann musste alles raus, was sich in den letzten zwei Jahren, die für mich nicht so gut liefen, aufgestaut hatte“, erklärte der 26-Jährige seinen emotionalen Ausbruch.

Dabei sah es bis zu eben jenen vierten Versuch so aus, als ob Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01) seinen Vorjahreserfolg wiederholen könnte. Hatte er doch mit 64,39 Metern stark vorgelegt. Bis Clemens Prüfer in den Ring stieg, 65,45 Meter auspackte und als Bonus die Norm für die EM in Rom (Italien; 7. bis 12. Juni) erfüllte. „Historisch gesehen bin ich nicht so der Winterwerfer. Im Training hatte sich bereits angedeutet, wenn ich im Bereich 62, 63 Meter werfe, dann weiß ich, ich bin gut drauf. Das habe ich die vergangenen Wochen auch gezeigt. Im Winter fehlt noch die Konstanz in den Würfen“, sagte er nach seinem ersten Winterwurf-Meistertitel. Als Nächstes peilt der Potsdamer den Winterwurf-Europacup in Leiria (Portugal; 9./10. März) an. Vorjahressieger Daniel Jasinski holte Silber, auf Rang drei warf sich Steven Richter (LV 90 Erzgebirge) mit Saisonbestleistung von 62,06 Metern.

Am Freitagabend warf Shanice Craft (SV Halle) noch beim ISTAF Indoor in Berlin, zwei Tage später nutzte die Diskuswerferin die stimmungsvolle Heimkulisse für die Titelverteidigung. „Ich war nach dem Wettkampf in Berlin müde, weil wir erst gegen zwei Uhr in der Nacht wieder in Halle waren. Die Bedingungen sind auch andere: Beim ISTAF Indoor waren wir in der Halle, hatten einen schnelleren Ring und es war schön warm. Heute hatten wir auch super Glück mit dem Wetter. Der Ring ist nur ein bisschen rauer und langsamer, aber wir hatten tolles Publikum, das uns angefeuert hat, und mit der Sonne macht das einfach nur Spaß“, sagte die 30-Jährige, die mit ihrer Tagesbestweite von 63,47 Meter etwas haderte. „Die Weite ist in Ordnung, aber ich wollte schon über 65 Meter werfen. Gefehlt hat es an Stabilität in der Technik.“ Auf den weiteren Plätze folgten Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen; 60,96 m) und Antonia Kinzel (MTG Mannheim; 60,87 m).

Kelson De Carvalho mit „halbem“ Wettkampf zum Meistertitel

Als einziger Diskuswerferin der weiblichen Jugend U20 gelang Curly Brown (Eintracht Frankfurt) eine Weite über der 50-Meter-Marke. Fünf ihrer sechs Versuche waren gültig, davon landete ihr Diskus gleich zweimal über der Marke von 50 Metern. Ihre Tagesbestweite erreichte sie in der zweiten Runde mit 50,82 Metern und setzte sich an die Spitze der deutschen U20-Jahresbestenliste. Dahinter entwickelte sich ein Dreikampf zwischen Frieda Echterhoff (TV Wattenscheid 01), Soraya Sprenger (SCC Berlin) und Jolina Lange (LV 90 Erzgebirge) um Silber und Bronze. Sie drehten in der sechsten und letzten Runde nochmal richtig auf und warfen ihre Tagesbestweiten. Mit einem Wurf auf 46,53 Meter schob sich Frieda Echterhoff auf Rang zwei nach vorn und verdrängte Soraya Sprenger. Sie konnte nicht mehr kontern und belegte mit 45,39 Metern den dritten Rang.

Zwei U20-Speerwerfer erzielten mehr als 69 Meter: Zuerst hatte Florian Schmid (LG Stadtwerke München) im zweiten Versuch mit 69,50 Metern vorgelegt. Oskar Jänicke (SC Magdeburg) zog in der dritte Runde mit 69,01 Metern nach. Nur einen Meter dahinter landete der Speer von Elias Fischer (TV Haslach; 68,02 m), dem Drittplatzierten. Für Florian Schmid war es eine Titel-Premiere. „Erstmal bin ich froh, es ist mein erster Meistertitel. Er fühlt sich ziemlich toll an. Mit dem Wettkampf bin ich halbwegs zufrieden, ich habe Bestleistung geworfen. Ein bisschen ärgerlich, dass ich die guten Würfe übertreten habe.“

Im Eiltempo zur Siegerehrung ging es für Kelson de Carvalho (LG Steinlach-Zollern). Er kam gerade noch rechtzeitig von der Dopingkontrolle, um seine Goldmedaille mit den anderen Diskuswerfern der männlichen Jugend U20 vom Leitenden Bundestrainer Wurf/Stoß Sven Lang in Empfang zu nehmen. Hinter  Kelson De Carvalho lag nur ein halber Wettkampf,  er musste ihn nach drei Durchgängen abbrechen. „Ich hatte in den letzten Wochen mit Hüftbeugerproblemen zu kämpfen und musste auch immer wieder die Trainingseinheiten abbrechen. Deswegen hatte ich keine optimale Vorbereitung auf den Wettkampf. Dafür waren die Ergebnisse sehr gut mit 18,12 Metern im Kugelstoßen und 58 Metern im Diskuswerfen“, sagte der neue Titelträger, der mit persönlicher Bestleistung von 58,46 Metern in die Konkurrenz einstieg und siegte. Auf den weiteren Plätzen folgen Ole Mehlberg (SC Neubrandenburg; 52,74 m) und Nuka Driver (MTV Heide; 50,47 m).

Zeno-Rafael Musso überrascht mit starker Bestweite

Einen starken wie spannenden Wettkampf sahen die Zuschauer im Speerwurf der männlichen Jugend U18: Oskar Nauck (LV 90 Erzgebirge) hatte mit 68,29 Metern stark vorgelegt. Ehe Zeno-Rafael Musso (Eisenacher LV) kam und sich sensationell vom ersten bis zum fünften Versuch von 59,11 auf 69,25 Meter steigerte. Mit der neuen Bestmarke sicherte sich der Thüringer Nachwuchs-Werfer erstmals den Meistertitel. „Das habe ich so nicht erwartet. Ich hatte es schon im Gefühl, weil die Bedingungen super waren,  dass ein guter Versuch herausspringen kann. Eine solche Weite habe ich nicht erwartet“, sagte er sichtlich überrascht. Dritter wurde Anton Steffen (1. LAV Rostock; 67,14 m).

In den Bereich seiner bisherigen Bestleistung warf Max Baier (TV Fränkisch-Crumbach). Der U18-Hammerwerfer überzeugte mit einer tollen Serie, aus der zwei 70-Meter-Würfe herausragten. Aus dem zweiten Versuch standen 71,02 Meter zu Buche, die Steigerung folgte in der fünften Runde auf 71,35 Meter. An diese Topweiten sollte die Konkurrenz nicht herankommen. André Rommel (SC Berlin) näherte sich den 70 Metern bis auf 19 Zentimeter an. Er wurde mit 69,81 Metern Zweiter. Mit Matti Hummel (UAC Kulmbach) war einer der Medaillenkandidaten nicht angetreten. Diese Chance nutzte Alexander Brehm (Erfurter LAC), der mit persönlicher Bestleistung von 56,64 Metern Dritter wurde.

Nah an die 70-Meter-Marke hatte Clara Hegemann (LG Stadtwerke München) in dieser Saison schon den Drei-Kilo-Hammer der weiblichen Jugend U18 geworfen. In Halle/Saale bestätigte sie ihre starke Form und deklassierte die Konkurrenz mit vier gültigen Versuchen, die alle mit Weiten jenseits der 60 Meter vermessen wurden. Ihr Weitester gelang ihr gleich im ersten Versuch, wo sie mit 67,87 Metern erneut aufhorchen ließ. Dahinter klaffte schon eine größere Lücke - Maria Gröper (LV 90 Erzgebirge; 58,09 m) und Fabienne Schäfer (LG Nord Berlin; 55,26 m) kamen auf die Plätze zwei und drei. Eine der Titelhoffnungen, Nova Kienast (SV Preußen Berlin), brachte keinen gültigen Versuch in die Ergebnisliste ein.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024