In acht Wettbewerben wurden am Sonntag in der Helmut-Körnig-Halle von Dortmund die neuen Deutsche Jugend-Hallenmeister des Jahres 2024 gekürt. Hier lesen Sie von Disziplin zu Disziplin, wer sich im Kampf um die Medaillen durchsetzen konnte.
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Dortmund Tag 2 | Die Entscheidungen der weiblichen Jugend
200 Meter
Jakob Kemminer macht das Double perfekt
Eingangs der letzten Kurve sah es noch so aus, als könnte Louis Schuster (SG Motor Gohlis-Nord Leipzig e.V.) seine Bronzemedaille über 60 Meter auf der längeren Sprintstrecke vergolden. Doch auf den letzten Metern packte Jakob Kemminer (TSV Ochenbruck) ein Mega-Finish aus. Anders als tags zuvor über die 60 Meter, als die Entscheidung hauchdünn zugunsten des 17-Jährigen ausgefallen war, konnte er es sich diesmal sogar noch leisten, beim Zieleinlauf den Arm triumphierend in die Höhe zu strecken.
Ebenso wie im 60-Meter-Finale rannte er auch diesmal neue Bestzeit: 21,55 Sekunden. Silber holte Louis Schuster mit 21,64 Sekunden, Bronze gewann in Bestzeit (21,68 sec) Justin Rennert (SC Berlin), Knapp leer aus ging Cassian Holland-Moritz (LG Stadtwerke München), der in 21,73 Sekunden ebenfalls das schnellste Rennen seiner jungen Karriere ablieferte.
400 Meter
Max Husemann kratzt an der 48-Sekunden-Marke
Nach seinem Zieleinlauf stieß Max Husemann (Eintracht Hildesheim) einen lauten Freudenschrei aus. Glücklich machte ihn nicht nur sein deutscher Meistertitel. Auch über die Art und Weise, wie dieser zustande gekommen war, war der Hildesheimer sehr erfreut. "Die Saison war bisher nicht so gut. Ich bin vor zwei Wochen eine 49,09 gelaufen. Jetzt eine Sekunde besser." Mit 48,01 Sekunden unterbot er auch seine Freiluftbestleistung von 48,14 Sekunden.
Zunächst hatte der Magdeburger Lucien Berger das Feld angeführt, Max Husemann aber bis zum Schluss nicht abschütteln können. Und auf der Zielgeraden setzte der 18-Jährige dann erfolgreich zum Überholen an. "Ich wusste, dass ich hinten raus stark bin, aber dass ich so stark bin, hätte ich nicht gedacht."
Einziger Wermutstropfen: "Eine 47 vorne hätte schöner ausgesehen." Die nimmt sich Max Husemann nun für die Freiluft-Saison vor, wenn der Weg zu den U20-Weltmeisterschaften nach Lima (Peru) führen soll. Sicherlich wird er im Sommer wieder auf Lucien Berger treffen. Der EYOF-Vierte des Vorjahres geht in sein erstes U20-Jahr und hat mit Silber sowie neuer Bestzeit von 48,26 Sekunden schon einmal ein Ausrufezeichen gesetzt. Bronze sicherte sich Michal Fatyga vom SC Neubrandenburg in 48,76 Sekunden.
800 Meter
Louis Buschbeck führt schnelles Feld an
Lust auf ein langsames Bummelrennen hatten die Finalisten über 800 Meter nicht. Vor allem Robert Rutz (LC Paderborn) machte sich von Anfang an um das schnelle Tempo verdient. Stets an seinen Fersen: der Jahresschnellste Louis Buschbeck (Königsteiner LV), vergangenes Wochenende in Leipzig bereits DM-Fünfter bei den Aktiven. Und die beiden Mittelstreckler, die auch die stärksten Saisonbestmarken nach Dortmund mitgebracht hatten, konnten sich vom restlichen Feld lösen.
Am besten eingeteilt hatte sich das Rennen letztlich Louis Buschbeck. Auf der letzten Gegengerade setzte er die Attacke und überholte den Paderborner. In deutscher Jahresbestzeit von 1:50,45 Minuten machte der Hesse den Sieg perfekt. Robert Rutz belohnte sich für seinen mutigen Lauf mit Silber und Bestzeit von 1:51,74 Minuten. Sechs der acht Finalisten nahmen neue Hausrekorde mit nach Hause, darunter auch Bronzemedaillengewinner Piet Hoyer (LG Offenburg; 1:53,10 min).
1.500 Meter
Tobias Tent hat das beste Finish
Erst im letzten Drittel des Rennens nahmen die Favoriten über 1.500 Meter so richtig die Beine in die Hand. Bis dahin hatten sie aufgereiht wie an einer Perlenschnur ihre Runden durch die Helmut-Körnig-Reihe gedreht. Doch dann machten Jonas Patri (TSV Bayer 04 Leverkusen), Tobias Tent (LG Stadtwerke München) und Tammo Doerner (LG Olympia Dortmund) ernst und zogen der Konkurrenz davon. Einzig der Dresdner Tore Machnow versuchte noch mitzuhalten.
Die Schlussrunde gehörte dann Tobias Tent, der auch mit der schnellsten Meldezeit angereist war. Pünktlich zum Klang der Glocke schob er sich innen an Jonas Patri vorbei und verschärfte das Tempo. Diesmal konnte keiner mehr mitgehen. So hatte der Münchner auf der Zielgeraden sogar noch Zeit, ausgiebig zu jubeln. "Der Rennverlauf kam mir entgegen, weil ich wusste, dass ich gut sprinten kann", erklärte der 18-Jährige, der froh war um die ersten paar Runden "Schongang": "Ich bin am Mittwoch mit Halsschmerzen aufgewacht und wusste nicht, wie fit ich bin."
Die Schlussrunde empfand er als "brutal hart". "Es war ein bisschen blöd gegenüber Jonas, dass ich genau eingangs der letzten Runde versucht habe, innen vorbeizugehen. Aber ich habe mir gedacht, dass die Lücke groß genug ist. Es war auch schön, dass ich auf den letzten Metern ein bisschen jubeln und genießen konnte." Als Siegerzeit wurden 3:55,17 Minuten notiert, Jonas Patri holte in 3:56,51 Minuten Silber. Bronze rettete vor Heimpublikum Tammo Doerner (3:56,81 min) vor dem heraneilenden Tore Machnow (3:57,17 min) ins Ziel.
3.000 Meter
Christopher Arnold überrumpelt Lennart Zehfeld
Der Sieg für Lennart Zehfeld schien bereits gesichert: Unter dem Applaus der Zuschauer ging der Rehlinger auf die Schlussrunde und drehte sich bereits nach hinten um. Eigentlich eine klare Angelegenheit. Bis – ja, bis von hinten Christopher Arnold (LV 90 Erzgebirge) herangesprintet kam und Meter um Meter gutmachte. Auf der Zielgeraden war er dran am Führenden, der dann nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Jubelnd rannte Christopher Arnold als Sieger ins Ziel, wo seine Teamkollegen ihn mit Jubelstürmen in Empfang nahmen. In 8:34,96 Minuten gab's die neue Bestzeit obendrauf. Lennart Sehfeld blieb Silber (8:35,63 min), Elias Kolar (TSG 08 Roth; 8:39,38 min) blieb als Dritter auch noch unter 8:40 Minuten.
"Das ist unglaublich, der Höhepunkt meiner Karriere!", jubelte der Sachse. Bislang hatte er seine guten Trainingsergebnisse im Wettkampf nie auf die Bahn bringen können. Diesmal hatte er in einem ausgeglichenen Feld eine Chance gesehen, ganz vorn mitzurennen. "Ich bin stolz darauf, dass ich den Mut hatte, auf den letzten Metern noch zu attackieren." Da Lennart Sehfeld das Rennen deutlich schneller angegangen war, habe er gedacht: "Vielleicht hat er nicht mehr so viele Körner wie ich." Ein Dankeschön schickte er an Trainer, Teamkollegen und seine Kontrahenten, die er seit Jahren kennt und die ihm von Herzen gratulierten.
Hochsprung
Fehlversuche entscheiden zugunsten von U18-Athlet Theo Hellwig
Im Hochsprung versammelte sich in Dortmund ein sehr junges Starterfeld: Von zehn Athleten gehörten sechs noch der U18 an. So auch zwei, die am Sonntag den Medaillenkampf bis zum Schluss mit ausfochten. Der eine, Theo Hellwig (Schweriner SC) kämpfte mit Marlon Gräfe (Sportvg Feuerbach) um Gold. Der andere, Johannes Böcher (USC Mainz), Ende Januar bereits zum Deutschen U18-Meister im Hallen-Siebenkampf gekürt, bestritt mit Jason Lee Hoppe (LC Hansa Stuhr) das Duell um Bronze – jeweils mit dem besseren Ende für die Jüngeren.
Als Einzige überwanden Hellwig und Gräfe die 2,04 Meter, beide im zweiten Versuch. Die Fehlversuche bei den niedrigen Höhen gaben schließlich den Ausschlag zugunsten von Theo Hellwig. Als Dritt- und Viertplatzierte überquerten Böcher und Hoppe 2,01 Meter. Johannes Böcher, der sich zuvor nur einen gerissenen Versuch erlaubt hatte, durfte sich über Bronze freuen.
Weitsprung
Simon Plitzko beschenkt sich mit "Schnapszahl"-Bestleistung
Mit 7,74 Metern war Simon Plitzko (TSG Bergedorf) als klarer Favorit auf den Weitsprung-Sieg nach Dortmund gereist – wenngleich Dreisprung-Spezialist Steven Freund (LAC Erdgas Chemnitz) am Vortag angekündigt hatte, dem Hamburger mächtig einheizen zu wollen. Und er hielt Wort: Im zweiten Versuch bot der Chemnitzer 7,57 Meter an und verdrängte zunächst Simon Plitzko, der mit 7,55 Metern in den Wettkampf gestartet war.
Doch dann spielte Plitzko, der am Sonntag überdies seinen 19. Geburtstag feierte, seine ganze Stärke aus: 7,77 Meter im dritten Durchgang. 7,59 Meter im vierten. Und 7,66 Meter im fünften. "Das war ein sehr konstanter Wettkampf, fast jeder Versuch über 50", sagte er anschließend und bilanzierte: "Ich bin sehr zufrieden und gespannt auf den Sommer." Das ganz große Ziel: die Qualifikation für die U20-WM in Lima (Peru; 26. bis 31. August).
Seine starke Entwicklung führt der 19-Jährige, der seit diesem Jahr das Trikot der TSG Bergedorf trägt, vor allem auf gutes Training bei seinem Hamburger Coach Mario Kral zurück. "Ich habe besser trainiert und den Sport ein bisschen ernster genommen."
Silber ging an Steven Freund, der nach Dreisprung-Gold die zweite Medaille am Wochenende einheimste, vor dem Frankfurter Julian Holuschek (7,37 m).
4x200 Meter Staffel
Cologne Athletics mit souveräner Titelverteidigung
In vier Läufen ermittelten zum Abschluss die 4x200-Meter-Staffeln ihre Deutschen Jugendmeister. Und am Ende teilten sich drei siegreiche Quartette das Podest. Am schnellsten war wie im Vorjahr das Team von Cologne Athletics, das bereits vor einem Jahr, ebenfalls in der Helmut-Körnig-Halle, triumphiert hatte. Bereits damals Teil der Meistermannschaft: Noah Meier, Noah Müller und Timon Dethloff. Die beiden Hürden-Finalisten (Meier, Dethloff) und der Deutsche Jugend-Vizemeister über 60 Meter (Müller) meisterten ihre Aufgabe auch in diesem Jahr, gemeinsam mit Startläufer Luis Gonzalez-Diaz, souverän.
In 1:27,31 Minute waren sie fast eine Sekunde schneller als die Startgemeinschaft Sachsen-Anhalt (1:28,28 min), die mit Lucien Berger und Kimi Genning zwei 400-Meter-Finalisten aufbieten konnte. Auf Platz drei rannte die erste Mannschaft des TSV Bayer Leverkusen (1:29,01 min) mit dem Vierten und Sechsten im Weitsprung Bastian Piwonski und Ernest Schulze.