| Jugend-Hallen-DM 2024

Dortmund Tag 1 | Die Entscheidungen der weiblichen Jugend

© Dirk Gantenberg
In fünf Wettbewerben wurden am Samstag in der Helmut-Körnig-Halle von Dortmund die neuen Deutsche Jugend-Hallenmeisterinnen des Jahres 2024 gekürt. Hier lesen Sie von Disziplin zu Disziplin, wer sich im Kampf um die Medaillen durchsetzen konnte.
Silke Bernhart

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Dortmund Tag 1 | Die Entscheidungen der männlichen Jugend


60 Meter


Sherin Kimuanga zieht davon

Das Fehlstart-Aus im Finale der Hallen-DM? War am Samstag in Dortmund für Sherin Kimuanga (SC DHfK Leipzig) kein Thema mehr: „Einmal ist keinmal! Ich habe vorher noch nie einen Fehlstart gemacht und versucht, das direkt zu vergessen.“ Die 17-Jährige vertraute auf ihre starke Form, und das zahlte sich aus: Auf den letzten Metern zog sie der starken Konkurrenz davon und konnte im Ziel über eine neue Bestleistung von 7,35 Sekunden jubeln. Mit dieser Steigerung um drei Hundertstel war sie dieses Mal auch schneller als Chelsea Kadiri (SC Magdeburg; 7,38 sec), die in Leipzig Vierte der Hallen-DM geworden war. In 7,46 Sekunden komplettierte Philina Schwartz (SC Berlin) das Podium.

„Ich freue mich sehr, sehr“, strahlte Sherin Kimuanga, die in Leipzig von Knut Iwan trainiert wird, nach ihrem Gold-Coup. „Ich habe mich heute richtig gut gefühlt. Das Rennen war wie im Flow, erst am Ende habe ich ein bisschen gemerkt, dass ich vorne bin.“ Der Titel soll am Abend beim Italiener gefeiert werden, allzu wild dürfte es aber nicht werden. Denn am Sonntag steht Sherin Kimuanga für die 200 Meter und die Staffel wieder auf der Bahn. Co-Trainer Markus Triebert wird das Treiben dann vielleicht mit neuer Frisur verfolgen, denn er hat seinen Schützlingen versprochen: Wenn es eine Medaille gibt, werden die Haare gefärbt.


60 Meter Hürden


Pia Meßing stürmt auf und davon

Die U20-Vize-Europameisterin im Siebenkampf Pia Meßing (TV Gladbeck) hat sich in Dortmund den Hürdentitel geschnappt! Und das dürfte niemanden überraschen, der sie schon in den Vorrunden verfolgt hat: Absolut sicher und mit viel Druck zwischen den Hürden hatte sie bereits dort überzeugende Leistungen abgeliefert und im Halbfinale in 8,40 Sekunden eine neue Bestzeit aufgestellt. Im Finale war sie in 8,44 Sekunden die Schnellste.

„Dass ich diese Zeiten so konstant gerannt bin, überrascht mich schon ein wenig“, sagte sie anschließend. „Die Läufe waren wirklich total rund, da war nichts dran auszusetzen.“ Etwas Wehmut lief jedoch mit, denn: „Den verpassten Mehrkampf-Titel kann das nicht aufwiegen.“ Ende Januar hatte sie nach einer Magenverstimmung die Hallen-DM im Mehrkampf kurzfristig absagen müssen, dort sollte eigentlich die wichtigste Goldmedaille der Hallensaison her. So muss der Doppelstart in Dortmund den Schwung für den Sommer bringen – am Sonntag startet die Gladbeckerin auch noch im Weitsprung.

Tränen flossen dagegen bei Helene Hoffmann (Dresdner SC 1898), mit der zweitschnellsten Meldezeit angereist und mit neuer Bestzeit von 8,46 Sekunden auch als Zweitbeste ins Finale eingezogen war: Nach einem Fehlstart war für die 17-Jährige im Finale vorzeitig Endstation. Dafür konnte im Ziel Samita Schatz (Pulheimer SC) jubeln, die mit einer Steigerung auf 8,49 Sekunden durchaus überraschend Silber holte. Bronze ging an Maria Schnemilich (1. LAV Rostock; 8,53 sec), ebenfalls mit Bestleistung.


3.000 Meter Bahngehen


Titelpremiere mit Bestzeit für Kylie Garreis

Nur zu Beginn konnte die später drittplatzierte Anna Maria Gabriel (Eintracht Frankfurt; 13:45,05 min) mit den beiden Favoritinnen Schritt halten, dann entwickelte sich der erwartete Zweikampf zwischen der Jahresbesten Kylie Garreis (LG Vogtland) und der Deutschen U20-Freiluft-Meisterin Tabea Kiefer (Eintracht Frankfurt). Der Ausgang: völlig offen! Denn während Kylie Garreis schon drei Hallen-Wettkämpfe jeweils mit 3.000-Meter-Bestzeit in den Beinen hatte, zeigte sich Tabea Kiefer in ihrem einzigen Hallen-Auftritt des Jahres über 5.000 Meter.

Schließlich gelang es Kylie Garreis, auf den letzten zwei Runden beim Überrunden der deutlich unterlegenen Konkurrenz ihre Verfolgerin noch recht deutlich abzuschütteln. Der Lohn: ihre erste DM-Goldmedaille und die vierte Bestleistung in Folge: In 13:06,46 Minuten näherte sie sich weiter der 13-Minuten-Barriere, die zuletzt mit Teresa Zurek im Jahr 2017 eine deutsche Jugendliche in der Halle unterbieten konnte. Tabea Kiefer war in 13:18,12 Minuten auf dem Silberrang etwa vier Sekunden schneller als im Vorjahr beim Gewinn des Freiluft-Titels.

"Ich hatte Respekt vor Tabea, denn ich habe schon ein paarmal gegen sie verloren", gestand Kylie Garreis. "Aber ich wusste, was ich draufhabe. Ich habe saustark trainiert, ich bin die Jahresbeste und ich bin hier selbstbewusst gestartet." Dass die erste Zeit unter 13 Minuten noch nicht fiel, bedauerte sie nur kurz: "Dieser Sieg ist für mich entscheidend." Denn er gibt Selbstvertrauen für den Sommer, bei dem in der Qualifikation für die U20-WM wieder die 10 Kilometer in den Fokus rücken werden. "Man kann die 3.000 Meter schnell gehen und dann die 10 Kilometer nicht, aber ich bin zuversichtlich, dass es klappt", blickte die 18-Jährige voraus.


Stabhochsprung


Anna Hiesinger stellt deutsche U18-Hallen-Bestleistung ein

Sprung um Sprung ging ein Raunen durchs Publikum, sobald sich Anna Hiesinger (LAZ Ludwigsburg) über die Latte schwang. Denn dass die 16-Jährige ein Pfund draufhat, das dokumentierte nicht nur ihre Meldeleistung von 4,11 Metern, sondern auch ein eindrucksvoller Versuch nach dem nächsten. Erfreulich: Sie war nicht alleine in luftigen Höhen, denn auch Tamineh Steinmeier (WGL Schwäbisch Hall; 4,00 m) konnte erstmals die Vier-Meter-Marke überwinden, und dahinter ging Bronze mit eingestellter Bestleistung von 3,90 Metern an die weitere U18-Athletin Lotte Gretzler (USC Mainz).

Anna Hiesinger aber war eine Klasse für sich. Meisterte erst 4,10 Meter und stand damit als Siegerin fest. Sprang dann auch 4,15 Meter. Und ließ anschließend 4,20 Meter auflegen – die deutsche U18-Hallen-Bestleistung, die in ihrer Altersklasse in Deutschland nur Monika Götz (1998), Floe Kühnert (2001) und Silke Spiegelburg (2003) überwinden konnten. Im dritten Versuch blieb die Latte liegen. Und es wurde deutlich: Das muss in dieser Saison noch nicht das letzte Wort gewesen sein. Auf weitere Versuche verzichtete die junge Athletin dann aber.

„Ich habe bei der Höhe noch mal den Stab gewechselt und bin mit einem gesprungen, den ich noch nie genommen hatte“, berichtete Anna Hiesinger, die sich eigentlich gar nicht allzu viel von dem Wettkampf erhofft hatte – denn sie hatte krankheitsbedingt zwei Wochen Trainingsausfall zu verpacken. „Deswegen haben wir dann auch danach aufgehört, auch wenn ich gerne weiter gesprungen wäre.“ Die großen Höhen kann sich der Schützling von Stephan Munz für den Sommer aufheben, wenn in Banska Bystrica (Slowakei) die U18-EM bevorsteht – das große Ziel der Schülerin, die für den Sport fast täglich von Ludwigsburg nach Stuttgart pendelt.


Dreisprung


Josie Krone auch in der Halle erstmals über 13 Meter

Die große Favoritin hat sich eindrucksvoll durchgesetzt: Schon der erste Versuch von U20-EM-Teilnehmerin Josie Krone auf 12,48 Meter hätte den Sieg bedeutet, doch die 18-Jährige konnte sich sogar noch deutlich steigern. Über 12,70 Meter in Runde drei flog sie im fünften Versuch gar auf 13,08 Meter. Damit überbot sie erstmals auch in der Halle die 13-Meter-Marke und um sieben Zentimeter ihren Hausrekord im Freien.

Es war erst ihr zweiter Dreisprung-Wettkampf der Saison, und das nicht ohne Grund: „Ich war verletzt, ich habe mir zwei Bänder angerissen“, berichtet die Hamburgerin, die seit diesem Jahr im Trikot der TSG Bergedorf startet. „Daher konnte ich den Saisonaufbau gar nicht richtig mitmachen. Ich wusste, dass diese Weite drin ist, aber ich war auch unsicher, weil es im Training ein Auf und Ab war und noch die Konstanz gefehlt hat.“ Im neuen Top-Team der TSG Bergedorf, dem sich mehrere norddeutsche Talente angeschlossen haben, fühlt sie sich sehr wohl: „Der Teamgeist ist richtig stark und die Unterstützung im Team sehr groß.“

Der Kampf um die weiteren Medaillen blieb bis zum Schluss spannend. Insgesamt sechs Athletinnen beendeten den Wettkampf mit einer 12 vor dem Komma, Platz zwei und sieben trennten vor dem letzten Versuch nur 22 Zentimeter. Und in der letzten Runde konnten noch einmal drei Dreispringerinnen ihre persönliche Bestleistung steigern. Den größten Satz nach vorne machte Ogechi Nathan (LAZ Ludwigsburg), die sich mit 12,34 Metern Silber erkämpfte. Bronze ging für 12,33 Meter an Carina Beraz (TSV Zirndorf), beide gehören dem jüngeren U20-Jahrgang an.




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