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Kaul mit Formtest, Schulze mit Höhenflug und Bechmann mit Comeback

© Iris Hensel
Mit Schwung ins Olympiajahr – so der Plan von Niklas Kaul. Beim 4. Frankfurter Wintercup bestritt der Zehnkampf-Europameister aus dem Training heraus seinen ersten Wettkampf der Saison. Zudem testeten weitere der besten deutschen Mehrkämpferinnen und Mehrkämpfer in ausgewählten Disziplinen ihre aktuelle Form.
Jane Sichting

Richtig in Schwung gekommen ist Niklas Kaul (USC Mainz) am zweiten Januar-Wochenende zwar noch nicht, doch „so ein, zwei Lichtblicke gab es dennoch“, bilanziert der 25-Jährige, nachdem er am Samstag und Sonntag beim Frankfurter Wintercup seine Saison eröffnet hatte. Vor allem im Stabhochsprung herrsche bei ihm aktuell ein wenig Chaos, seit seiner Rückkehr aus dem Trainingslager in Südafrika habe er „ein bisschen Absprungprobleme“. Am Samstag gingen für ihn 4,60 Meter in die Ergebnisliste ein, seine Einstiegshöhe.

Mit den 60 Meter Hürden (8,35 sec) war Kaul bis auf den Start und die ersten beiden Hürden recht zufrieden, die 60 Meter (7,44 sec) ohne Hürden nutzte er vor allem als Training, um Routine zu gewinnen. Eine ernsthafte Hallensaison sieht sein Fahrplan Richtung Paris (Frankreich) im Sommer jedoch nicht vor. Zwar startet er – ebenfalls aus dem Training heraus – noch einmal bei zwei Wettkämpfen, Deutsche Hallen-Meisterschaften sind aber weder im Mehrkampf noch in Leipzig in einer Einzeldisziplin vorgesehen.

Anders sieht das unter anderem bei Jannis Wolff (Eintracht Frankfurt) aus, der an seiner Trainingsstätte eine Generalprobe für die Hallen-DM im Mehrkampf kommendes Wochenende in Leverkusen absolvierte. Nachdem ihm am Samstag im Stabhochsprung mit 4,60 Metern der beste Saisoneinstieg seiner Karriere gelungen war, ging es für ihn am Sonntag in zwei Disziplinen weiter. Mit 13,50 Metern und Platz zwei im Kugelstoßen in den Tag gestartet, sprintete er im Vorlauf über 60 Meter 7,02 Sekunden. Auf eine Finalteilnahme verzichtete er dann ebenso wie auf den Weitsprung.

Glückliches Comeback nach Verletzungsjahr

Ein Wiedersehen gab es im Kugelstoßen mit Andreas Bechmann (Eintracht Frankfurt). Nach einjähriger Verletzungspause meldete sich der einstige U23-Europameister im Zehnkampf mit einem Sieg im Kugelstoßen (14,38 Meter) im Wettkampfgeschehen zurück. Achteinhalb Monate ist es her, dass er sich die Achillessehne gerissen hatte, seither kämpfte er im Reha-Training für das Comeback.

„Uns war es wichtig, so früh wie möglich wieder einen Wettkampf zu machen. Klar ist diese Weite nicht mein Niveau, aber für diese kurze Zeit hier jetzt schmerz- und problemfrei stoßen zu können und zu gewinnen, ist super. Damit bin ich echt happy. Es läuft.“ Eine Teilnahme an der Hallen-DM kommt für den 24-Jährigen hingegen nicht in Frage. Zwar könne er im Training schon wieder alles trainieren, doch mit Fokus auf den an Highlights reichen Sommer werde er nur noch einmal beim Winterwurf in drei Wochen den Diskus werfen.

„Ich bin mir bewusst, dass ich, wenn ich mich für Paris qualifizieren will, im Sommer die Direktnorm machen muss, und das erlaubt dann keine Doppelperiodisierung.“ Umso mehr zähle es, dass er Mitte Mai in herausragender Frühform ist, um sich bei einem Mehrkampf auf Teneriffa (Spanien) die Norm zu schnappen. Auch die früh in der Sommersaison angesetzte EM in Rom (Italien) sowie das Stadtwerke Ratingen Mehrkampf-Meeting hat Andreas Bechmann im Hinterkopf.

Vanessa Grimm mit gemischter Bilanz

Rom und Paris – das sollen auch für Vanessa Grimm die beiden Höhepunkte 2024 werden. Den Weg dahin startete die Olympia-Teilnehmerin vom Königsteiner LV am Wochenende in Frankfurt. Nach überstandener Verletzung konnte sie im Winter gut durchtrainieren, am Sonntag testete sie ihre Form in gleich drei Disziplinen. Zuversichtlich stimmten sie vor allem die 60 Meter Hürden. Mit 8,59 Sekunden stellte sie hier ihre Bestleistung ein und kam auf Platz drei.

Während sich im Kugelstoßen die zweitplatzierte Lucie Kienast (Eintracht Frankfurt; 13,94 m) über eine neue Hallen-Bestleistung freute, haderte Vanessa Grimm in dieser Disziplin trotz des Sieges über ihre 14,24 Meter: „Kugel war ärgerlich, da geht gerade jeder Wurf im Training weiter. Das wollte ich heute unbedingt zeigen, und dann hat das Timing einfach nicht gestimmt.“ Gar als „Katastrophe“ bezeichnete sie selbstkritisch ihren Auftritt im Weitsprung (5,89 m): „Der Anlauf hat überhaupt nicht gepasst. Wir haben noch nicht viele Anlaufkontrollen im Training gemacht, und da muss ich jetzt wohl die nächsten drei Wochen nochmal ran, damit das wieder passt“.

Hallen-WM mit Fragezeichen

Da Vanessa Grimm im Training erst spät in die Technik eingestiegen ist, kommen die Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften unter dem Hallendach am 20./21. Januar für sie noch zu früh. Stattdessen werde sie am 4. Februar in Tallinn (Estland) bei einem internationalen Fünfkampf starten.

Wenn sie dort einen „perfekten Tag" erwischt, wäre für sie bei entsprechender Qualifikation auch die Teilnahme an der Hallen-WM in Glasgow (Großbritannien; 1. bis 3. März) denkbar. Der Weg dorthin könnte sie dann auch über die Hallen-DM in Leipzig (17./18. Februar) führen, bevor es direkt ins Trainingslager nach Südafrika in die Sommervorbereitung geht. Für die EM qualifizieren will sich Grimm beim Mehrkampf-Meeting in Götzis (Österreich).

Höhenflug von Friedrich Schulze

Dass er ein wahrer Mehrkämpfer ist, bewies beim Frankfurter Wintercup vor allem U20-Athlet Friedrich Schulze (Eintracht Frankfurt). Der Fünfte der U20-EM im Zehnkampf absolvierte gleich vier Disziplinen – und erreichte den für ihn am wenigsten zu erwartenden Erfolg ausgerechnet in seinem letzten Wettbewerb.

Zwei Jahre lang hatte sich der große, sprungstarke Athlet in seiner Paradedisziplin, dem Hochsprung, vergeblich an 2,10 Metern versucht. Am Sonntag schließlich floppte er souverän darüber. Damit verbesserte er nicht nur seine Hallenbestleistung (2,07 m), sondern sprang auch höher als je zuvor im Freien (2,09 m). „Damit hätte ich jetzt gar nicht gerechnet. Im Training bin ich erst einmal aus vollem Anlauf gesprungen, und jetzt 2,10 Meter, das ist echt gut“, sagte er.

Hoch hinaus war es für den talentierten Nachwuchsathleten auch schon am Tag zuvor gegangen: Im Stabhochsprung stellte er mit 4,70 Metern seine persönliche Bestleistung ein. Über 60 Meter Hürden (8,17 sec) konnte er sie sogar um vier Hundertstel unterbieten. Einzig im Kugelstoßen (14,75 m) lief es aus seiner Sicht nicht optimal – gern hätte Schulze hier die 15 vor dem Komma gesehen.

U20-WM als Höhepunkt im Sommer

Neu angreifen kann Friedrich Schulze diese Marke bereits in einer Woche, wenn bei der Hallen-DM im Mehrkampf das U20-Duell mit Europameister Amadeus Gräber (SV Leonardo-da-Vinci Nauen) zu einem echten Highlight werden könnte. Gleichermaßen wird dies sein letzter Wettkampf unter dem Hallendach sein, bevor die Vorbereitung auf den Sommer und zwei Trainingslager im Warmen auf dem Plan stehen. Seinen ersten Zehnkampf wird der 18-Jährige Anfang Juni in Bernhausen bestreiten, das große Ziel ist die U20-WM in Lima (Peru).
 
Zwei bekannte Namen vergangener Meisterschaftsrennen fanden sich mit Robin Erewa (TV Wattenscheid 01) und Steven Müller (LG OVAG Friedberg-Feuerbach) über die Sprintdistanzen wieder. Während es über die kurze Gerade über 60 Meter für Erewa beim Sieg von Nils Keßler (Eintracht Frankfurt; 6,90 sec) zu Platz drei (6,94 sec) reichte, gewann Müller das B-Finale (6,95 sec). Über 200 Meter setzte sich Müller in 21,72 Sekunden knapp vor Erewa (21,74 sec) durch.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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