Am vierten Tag der Masters-EM hat Tatjana Schilling mit ihrem Weltrekord im Siebenkampf für das herausragende deutsche Resultat gesorgt. Währenddessen litten die Wettkämpfe unter starken Regenfällen, die um die Mittagszeit für Unterbrechungen von teilweise fast zwei Stunden und somit massive Zeitplan-Verschiebungen sorgten. Insgesamt konnten die deutschen Masters 14 weitere Titel feiern.
Tatjana Schilling (W50; TSV 1850/09 Korbach) und Jennifer Gartmann (W45; LG Westerwald) dominierten ihre Siebenkampf-Wettbewerbe nach Belieben und ließen sich auch von Regen und Regenpausen nicht von ihrer erfolgreichen Marschroute abbringen. Sie siegten mit knapp 700 (Schilling) bzw. knapp 400 Punkten (Gartmann) Vorsprung.
Tatjana Schilling ließ von der ersten Disziplin an keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie zwar um den Titel, aber eigentlich um den Weltrekord kämpfen wollte. Dieser wurde nunmehr gehalten von Barbara Gähling (LT DSHS Köln), die 2015 in Lyon mit 6.164 Punkten Weltmeisterin geworden war. Tatjana Schilling leistete in Pescara Maßarbeit und landete am Ende mit 6.165 Punkten hauchdünn bei einer neuen Rekordmarke.
Auch Jennifer Gartmann triumphiert
Herausragend auf dem Weg zu Titel und Rekord die 1,54 Meter im Hochsprung, 12,28 Meter mit der Kugel, 27,10 Sekunden über 200 Meter und 5,05 Meter im Weitsprung. Auch stark 12,87 Sekunden über 80 Meter Hürden, 32,25 Meter mit dem Speer und 2:38,54 Minuten im abschließenden 800-Meter-Lauf.
„Seit Oktober habe ich mich auf diesen Weltrekord vorbereitet. Es ist zwischendurch viel passiert, aber ich bin immer bei mir geblieben und habe mich trotz allem nicht von meinem Vorhaben abbringen lassen“, so eine bewegte Tatjana Schilling. Jennifer Gartmann holte sich den Siebenkampf-Titel der W45 mit 5.294 Punkten. Dabei besonders stark ihre 11,94 Sekunden über 80 Meter Hürden, 1,49 im Hoch- und 5,10 Meter im Weitsprung.
Gewichtwurf W70 erst nach Mitternacht
Sinah Hänßler-Hug (SG Walldorf Astoria 1902) rannte in der W40 über 200 Meter in 25,71 Sekunden zu ihrem zweiten Gold nach dem Titel über 100 Meter. Hermann Kemmler (TG Bad Waldsee 1848) lief in der M90 zu Gold in 48,59 Sekunden und setzte sich in einem Feld von vier Teilnehmern durch.
Im Diskuswurf in Francavilla gewannen Ralf Mordhorst (M50; Leichtathletik-Club Lübeck), Helmut Maryniak (M55; LAC Passau) und Norbert Demmel (M60; TSV Unterhaching) nach der langen Regenunterbrechung Gold in ihren Altersklassen. Ralf Mordhorst schaffte mit 52,01 Metern die beste Tagesweite mit dem 1,5-Kilo-Diskus. Helmut Maryniak sicherte sich seinen Titel mit 50,46 Meter, was am Ende mehr als drei Meter Vorsprung bedeutete. Norbert Demmel ließ die 1-Kilo-Scheibe der M60 auf 55,50 Meter segeln.
Der Gewichtwurf der Frauen war noch mehr von den Verschiebungen gebeutelt – zunächst gab es eine örtliche Verlegung von Francavilla nach Pescara, dann eine lange Pause wegen des starken Regens. Letztlich gingen die Gruppen teilweise mit über fünf Stunden Verspätung in den Wettkampf. Davon nicht beeindrucken ließen sich Eva Nohl (W70; TSV Langenzenn) und Margret Klein-Raber (W55; LC Rehlingen). Margret Klein-Raber setzte sich mit 15,59 Metern souverän durch und erzielte damit sogar eine bessere Weite als die W50-Siegerin.
„Es war mein letzter Wettkampf mit dem 7,26-Kilo-Gewicht, das war ein schöner Abschluss, bevor ich nächstes Jahr in der W60 mit dem 5-Kilo-Gewicht starte. Die Wettkampfbedingungen mit Verschiebungen und langen Verzögerungen waren nicht optimal, aber ein großes Lob an die Kampfrichter, die bis zum Ende um halb zwei Uhr nachts durchgehalten haben“, so Margret Klein-Raber. Eben in dieser letzten Gruppe, erkämpfte sich Eva Nohl weit nach Mitternacht (!!) ihren Europameistertitel mit im vierten Versuch erzielten 13,35 Metern. Wichtig war hier der bessere zweite Versuch, weil die Finnin auf Platz zwei ebenfalls 13,35 Meter geworfen hatte.
Fünf Titel im Crosslauf
Mit sehr unterschiedlichen Bedingungen hatten die Starterinnen und Starter bei den Crossläufen zu tun. Während am Vormittag noch optimale Laufbedingungen herrschten, verwandelten die einsetzenden starken Regenfälle die Strecke ab dem Mittag in eine teils überschwemmte und nur noch schwer zu laufende Strecke. Dies betraf allem die noch anstehenden Männer-Rennen übe 8 km.
Den Anfang im deutschen Medaillenreigen machten die Masters-Frauen der W70. Hier bewies Margret Göttnauer (LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain) nach ihrem Erfolg über 10.000 Meter auch im Crosslauf ihre Klasse und erlief sich eine weiter Goldmedaille. Da in der selben Altersklasse Marion Sarasa (SCC Berlin) zu Silber laufen konnte und Lilo Hartenberger (LAZ Birkenfeld) einen starken vierten Platz erreichte, ging das Team-Gold in der W70 souverän an das Team Germany.
Im Rennen der M55 führte kein Weg an Miguel Molero-Eichwein (Spiridon Schleswig) vorbei. Wenige Tage nach seinem WM-Titel im Trail-Lauf auf Madeira (Portugal) gewann er den EM-Crosslauf souverän und fügte seiner starken internationalen Bilanz eine weitere Goldmedaille hinzu. Team-Gold ging an die W35 in der Besetzung Patricia Grewatta (LG Hamm), Claudia Seel (LC Rehlingen) und Sonja Deiß (TSG Eisenberg) sowie an die W75 mit Brigitte Nittel (SV Kirchzarten), Gabriele Rost-Brasholz (LG Bremen-Nord) und Elisabeth Springer (TV 1867 Bad Sobernheim).
Die weiteren deutschen Medaillen:
Silber
Heike Martin (W50; LAC Erdgas Chemnitz), 200 m (27,20 sec)
Ulrich Becker (M75; ESV Lok Potsdam), 200 m (30,04 sec)
Erika Fändrich (W60; TSG Mutterstadt), Gewichtwurf (16,69 m)
Ute Schweitzer (W70; SV GO! Saar 05), Siebenkampf (4075 Pkt.)
Andreas Janker (M40; LG Röthenbach a.d.Pegnitz), 5000 m Bahngehen (22:53,14 min)
Brigitte Nittel (W75, (SV Kirchzarten), Crosslauf
Cross-Mannschaft M65 (Hertel, Hörmann, Olejniczak)
Bronze
Iris Opitz (W55; LAV Elstertal Bad Köstritz), 200 m (27,76 sec)
Gerhard Klauder (M85; LG LKr Aschaffenburg), 200 m (46,02 sec)
Alexander Sommer (M45; 1. SV Leichtathletik-Hoyerswerda e.V.), Diskuswurf (40,24 m)
Brunhilde Ponzelar (W80; Crefelder SV), Gewichtwurf (9,77 m)
Reiner Görtz (M80; ASV Süchteln), Zehnkampf (2851 Pkt.)
Sigute Brönnecke (W55; Eintracht Hildesheim), 5000 m Bahngehen (27:24,11 min)
Gabriele Rost-Brasholz (W75, LG Bremen-Nord), Crosslauf
Siegfried Kalweit (M80, TSV Viktoria Mülheim), Crosslauf
Cross-Mannschaft M55 (Molero-Eichwein, Stecker, Bockelmann)
Cross-Mannschaft M75 (Fröde, Hermes, Kalweit)
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