Am zweiten Tag des Diamond-League-Finals in Eugene gab es erneut ein Feuerwerk an Weltklasse-Leistungen zu bestaunen. Die Glanzpunkte setzten am Sonntag Stabhochsprung-Überflieger Armand Duplantis und 5.000-Meter-Läuferin Gudaf Tsegay: Sie erzielten im Hayward Field neue Weltrekorde.
Am Samstag wackelten die Weltrekorde. Am Sonntag fielen sie: Das Hayward Field in Eugene (USA), Austragungsort der Weltmeisterschaften 2022, war beim Diamond-League-Finale Schauplatz zweier neuer Allzeit-Bestmarken. Die erste davon ging auf das Konto von Gudaf Tsegay: Die 10.000-Meter-Weltmeisterin sorgte mit 14:00,21 Minuten dafür, dass der 5.000-Meter-Weltrekord zum Saisonende wieder in äthiopischer Hand ist. Im Juni hatte Faith Kipyegon (Kenia) der Äthiopierin Letesenbet Gidey in 14:05,20 Minuten die Rekordmarke entrissen.
Tsegay, die bei der WM in Budapest (Ungarn) einen äthiopischen Dreifachsieg über 10.000 Meter angeführt hatte, pulverisierte Kipyegons Bestzeit in Eugene direkt um fünf Sekunden. Ihren Hausrekord schraubte sie um zwölf Sekunden nach unten. Als Zweitplatzierte rannte auch Beatrice Chebet (Kenia) in 14:05,92 Minuten dicht an die alte Weltrekordzeit heran. Das Podium komplettierte mit deutlichem Abstand auf die Top Zwei Ejgayehu Tahe (Äthiopien; 14:21,52 min).
6,23 Meter: "Mondo" Duplantis hebt wieder ab
Im Stabhochsprung schwang sich Armand "Mondo" Duplantis (Schweden) zum Saison-Abschluss in neue Höhen – und das ausgerechnet in jenem Stadion, in dem er im Vorjahr zum ersten Mal Weltmeister geworden war. Damals hatte er 6,21 Meter überquert, bis Sonntagabend die beste Höhe, die im Stabhochsprung je ein Athlet unter freiem Himmel gemeistert hat. Beim Diamond-League-Finale schenkte der schwedisch-amerikanische Doppelstaatsbürger dem Publikum noch einmal eine Flugshow.
Nur vier Sprünge benötigte der 23-Jährige, um seinen Weltrekord von 6,22 Metern aus der Hallensaison aus den Rekordlisten zu löschen. 5,62 Meter, 5,82 Meter, 6,02 Meter und schließlich 6,23 Meter überwand er im jeweils ersten Versuch. Zweiter wurde Asienrekordler Ernest Obiena (Philippinen; 5,82 m) vor dem zweimaligen Weltmeister Sam Kendricks aus den USA, der 5,72 Meter schaffte.
5.000-Meter-Weltmeister Jakob Ingebrigtsen biss sich hingegen am 27 Jahre alten 3.000-Meter-Weltrekord von Daniel Komen (Kenia) die Zähne aus. In 7:23,63 Minuten lief der Norweger wie tags zuvor über die Meile die drittbeste Zeit der Geschichte und knackte damit auch seinen eigenen Europarekord, den er im Juni in Paris (Frankreich) aufgestellt hatte. Es war sein siebter Europarekord in diesem Jahr. Mit der Winzigkeit von einer Hundertstelsekunde Rückstand rannte Yomif Kejelcha als Zweiter neuen äthiopischen Rekord, der drittplatzierte US-Amerikaner Grant Fisher (7:25,47 min) glänzte mit Nordamerika-Rekord.
Pudenz und Vita auf fünf und sechs
Auch Hochsprung-Weltmeisterin Yaroslava Mahuchikh hatte sich ihre beste Leistung bis zum Schluss aufgehoben. Die Ukrainerin lieferte sich mit der Olympia-Zweiten Nicola Olyslagers aus Australien ein spannendes Duell, über dessen Siegerin schließlich die Fehlversuche entscheiden mussten. Mit 2,03 Metern verbesserten beide Athletinnen die Weltjahresbestleistung um einen Zentimeter, Olyslagers steigerte damit auch ihren Kontinentalrekord. Für Rang drei reichte der U20-Europameisterin Angelina Topic (Serbien) 1,95 Meter.
Im Diskuswurf der Frauen drehten Valarie Allman und Laulauga Tausaga (beide USA) das WM-Ergebnis um. Allman, die konstanteste Werferin der Saison, holte sich mit 68,66 Metern aus dem ersten Durchgang den Diamanten ab. Tausaga gelang mit 68,36 Metern ebenfalls eine Top-Weite. Als Drittplatzierte ließ die zweimalige Olympiasiegerin Sandra Perkovic (Kroatien) ihre Scheibe auf 66,85 Meter fliegen. Die DLV-Athletinnen Kristin Pudenz (SC Potsdam; 62,96 m) und Claudine Vita (61,51 m) belegten die Plätze fünf und sechs.
Bei den Männern mussten sich Weltmeister Daniel Ståhl (Schweden) und der Weltjahresbeste Kristjan Ceh (Slowenien) überraschend dem Australier Matthew Denny geschlagen geben, der sich im letzten Versuch mit Landesrekord (68,43 m) noch am bis dahin führenden Slowenen (67,64 m) vorbeischob. Daniel Ståhl kam als Dritter auf 67,36 Meter. Einen weiteren Favoritensturz gab es im Kugelstoßen, wo Joe Kovacs (USA) seinen Landsmann, Weltrekordler Ryan Crouser, mit 22,93 Metern und zwei Zentimetern Vorsprung besiegte.
Athing Mu zurück in Rekordform
Über 800 Meter unterlag Kanadas Überraschungsweltmeister Marco Arop trotz eines neuen Landesrekordes von 1:42,85 Minuten dem fünf Hundertstel schnelleren Emmanuel Wanyonyi aus Kenia, der seine eigene Weltjahresbestzeit um vier Zehntelsekunden verbesserte. 110-Meter-Hürden-Olympiasieger Hansle Parchment gelang bei seinem Sieg über Weltmeister Grant Holloway (USA; 13,06 sec) in 12,93 Sekunden ebenfalls die schnellste Zeit des Jahres. Bei den Frauen triumphierte 100-Meter-Hürden-Weltrekordlerin Tobi Amusan (Nigeria) mit Saisonbestzeit (12,33 sec).
Einen US-Sieg bejubelten die Zuschauerinnen und Zuschauer dafür über 800 Meter der Frauen. Bislang hatte sich Olympiasiegerin Athing Mu in dieser Saison nicht in absoluter Top-Form präsentiert. Doch pünktlich zum Diamond-League-Finale zauberte sie das schnellste Rennen ihrer Karriere auf die Bahn: 1:54,97 Minuten brachten ihr einen neuen US-Rekord ein, jedoch nicht die Diamond-League-Trophäe, da sie für das Finale eine Wildcard des Veranstalters erhalten hatte.
Dahinter stürmten auch Vize-Weltmeisterin Keely Hodgkinson (Großbritannien; 1:55,19 min) und die Jamaikanerin Natoya Goule-Toppin (1:55,96 min) zu neuen Landesrekorden. Weltmeisterin Mary Moraa (Kenia) blieb in 1:57,42 Minuten nur Rang vier.
Shericka Jackson & Co. lassen die Laufbahn brennen
Unangefochten waren die Favoritinnen über 400 Meter flach und mit Hürden. 400-Meter-Hürden-Weltmeisterin Femke Bol (Niederlande) ließ in 51,98 Sekunden Shamier Little (USA; 53,45 sec) keine Chance. Auf der Stadionrunde setzte sich Weltmeisterin Marileidy Paulino (Dominikanische Republik; 49,58 sec) deutlich von der Polin Natalia Kaczmarek (50,38 sec) ab. Über die halbe Distanz dominierte mit Shericka Jackson, die in 21,57 Sekunden Meeting-Rekord sprintete, ebenfalls die Weltmeisterin. Mit Respektabstand folgten Marie-Josée Ta Lou (Elfenbeinküste; 22,10 sec) und Antonique Strachan (Bahamas; 22,16 sec).
Bei den Männern bezwang 200-Meter-Olympiasieger Andre de Grasse in Saisonbestzeit von 19,76 Sekunden das US-Duo Kenneth Bednarek (19,95 sec) und Erriyon Knighton (19,97 sec). Im Weitsprung fiel die Entscheidung bei Männern wie Frauen aufgrund des besseren Fehlversuchs. Den Diamanten und das Preisgeld nahmen schließlich Weltmeisterin Ivana Vuleta (6,85 m) sowie Zehnkämpfer und Weitspringer Simon Ehammer (8,22 m) entgegen. Der Schweizer hielt den WM-Dritten aus Jamaika Tajay Gayle knapp in Schach.
Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...
DIAMOND-LEAGUE-GESAMTSIEGERINNEN UND -SIEGER 2023
MÄNNER
Disziplin | Athlet (Nation) | Leistung |
---|---|---|
100 Meter | Christian Coleman (USA) | 9,83 sec (WJB eg.) |
200 Meter | Andre de Grasse (Kanada) | 19,76 sec |
400 Meter | Kirani James (Grenada) | 44,30 sec |
800 Meter | Emmanuel Wanyonyi (Kenia) | 1:42,80 min (WJB) |
Meile | Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) | 3:43,73 min (AR, DLR, WJB) |
3.000 Meter | Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) | 7:23,63 min (AR, DLR, WJB) |
110 Meter Hürden | Hansle Parchment (Jamaika) | 12,93 sec (WJB) |
400 Meter Hürden | Rai Benjamin (USA) | 46,39 sec (DLR, AR, WJB) |
3.000 Meter Hindernis | Simon Koech (Kenia) | 8:06,26 min |
Hochsprung | Sanghyeok Woo (Südkorea) | 2,35 m (NR eg.) |
Stabhochsprung | Armand Duplantis (Schweden) | 6,23 m (WR) |
Weitsprung | Simon Ehammer (Schweiz) | 8,22 m |
Dreisprung | Andy Diaz (Italien) | 17,43 m |
Kugelstoßen | Joe Kovacs (USA) | 22,93 m |
Diskuswurf | Matthew Denny (Australien) | 68,43 m (NR) |
Speerwurf | Jakub Vadlejch (Tschechien) | 84,24 m |
FRAUEN
Disziplin | Athletin (Nation) | Leistung |
---|---|---|
100 Meter | Shericka Jackson (Jamaika) | 10,70 sec |
200 Meter | Shericka Jackson (Jamaika) | 21,57 sec (MR) |
400 Meter | Marileidy Paulino (Dominikanische Republik) | 49,58 sec |
800 Meter | Keely Hodgkinson (Großbritannien) | 1:55,19 min (NR)* |
1.500 Meter | Faith Kipyegon (Kenia) | 3:50,72 min |
5.000 Meter | Gudaf Tsegay (Äthiopien) | 14:00,21 min (WR) |
100 Meter Hürden | Tobi Amusan (Nigeria) | 12,33 sec |
400 Meter Hürden | Femke Bol (Niederlande) | 51,98 sec (MR) |
3.000 Meter Hindernis | Winfred Yavi (Bahrain) | 8:50,66 min (AR, WJB) |
Hochsprung | Yaroslava Mahuchikh (Ukraine) | 2,03 m (WJB) |
Stabhochsprung | Katie Moon (USA) | 4,86 m |
Weitsprung | Ivana Vuleta (Serbien) | 6,85 m |
Dreisprung | Yulimar Rojas (Venezuela) | 15,35 m (WJB) |
Kugelstoß | Chase Ealey (USA) | 20,76 m (NR, WJB) |
Diskuswurf | Valarie Allman (USA) | 68,66 m |
Speerwurf | Haruka Kitaguchi (Japan) | 63,78 m |
* 800-Meter-Siegerin Athing Mu erhielt eine "National Wild Card" und ist daher nicht die Gesamtsiegerin der Wettkampfserie.
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