Mit den Weltmeisterschaften im Straßenlauf in Riga sowie den großen Städte-Marathons, bei denen sich der Kampf um die Olympia-Startplätze weiter zuspitzen wird, steht ab Oktober der Laufherbst im Mittelpunkt der Leichtathletik. Den Auftakt macht am Sonntag die DM im 10 Kilometer Straßenlauf, für die es wieder zurück geht nach Bad Liebenzell.
Die Deutschen Meisterschaften im 10 Kilometer Straßenlauf kehren im Jahr 2023 nach Bad Liebenzell zurück. Auf der Strecke, auf der zuletzt 2017 die nationalen Titelträger ermittelt wurden, greifen am Sonntag zahlreiche der besten deutschen Straßenläuferinnen und -läufer nach den Medaillen – und planen zudem nach einer intensiven Trainingsphase eine Standort-Bestimmung auf dem Weg zu den nächsten Auftritten im Halbmarathon und Marathon.
Einer, der schon EM-Gold im Marathon errungen hat und national Titel im Crosslauf, auf der Bahn und auf der Straße, zählt zu den großen Favoriten: Richard Ringer (LC Rehlingen). Der Marathon-Europameister, der im Anschluss an seine Bestzeit (2:08:08 h) beim Hamburg Marathon im April zunächst den Fokus wieder auf seine Arbeit als Controller gelegt hat, war im August für den Formaufbau vier Wochen im Höhentrainingslager in St. Moritz (Schweiz). Er sagt ganz klar: „Es geht nur um den Titel, um sonst nichts, die Zeit ist erstmal egal.“
Über Bad Liebenzell nach Riga
Dass man für den Titel der Männer jedoch auch schnell rennen muss, davon geht Richard Ringer aus. Noch steht sein Hausrekord auf der Straße bei 28:42 Minuten, auf der Bahn war er schon mehr als eine Minute besser. Nur einer seiner Konkurrenten hat wie der 34-Jährige auf der Bahn die 28-Minuten-Marke durchbrochen: Davor Aaron Bienenfeld (SSC Hanau-Rodenbach). Für beide wird der Kampf um die Medaillen zugleich ein Formtest für die WM im Halbmarathon, bei der sie am 1. Oktober in Riga (Lettland) an den Start gehen wollen.
Gefordert werden sie zum Beispiel vom jungen Titelverteidiger Tom Förster (LG Braunschweig), der 2022 überraschend in 28:52 Minuten triumphieren konnte und der in der U23-Altersklasse der Gejagte ist, sowie von den weiteren Marathonläufern Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) und Sebastian Hendel (LG Braunschweig). Ihre Bestzeiten von 28:01 und 28:35 Minuten erzielten sie 2021 im selben Rennen in Berlin, mit Jonathan Dahlke (TSV Bayer 04 Leverkusen; 28:37 min) kam damals ein weiterer DM-Medaillenkandidat nur unwesentlich später ins Ziel.
Frauen-Rennen ohne Titelverteidigerinnen
Im Wettbewerb der Frauen wurden im Jahr 2022 gleich zwei Goldmedaillen vergeben: Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen) und Sara Benfares (LC Rehlingen) überquerten in Saarbrücken nach 32:29 Minuten zeitgleich die Ziellinie. Beide fehlen am kommenden Sonntag jedoch, und so ist es eine andere Athletin, die ihrer Titelsammlung in Bad Liebenzell eine weitere Goldmedaille hinzufügen kann: Miriam Dattke.
Die Regensburgerin war 2019 in Siegburg Deutsche Meisterin über 10 Kilometer geworden, seither hat sie sich zu einer der besten deutschen Marathonläuferinnen entwickelt – und das mit herausragenden Unterdistanz-Leistungen, zum Beispiel in diesem Mai 31:10,21 Minuten über 10.000 Meter auf der Bahn. Tritt die 25-Jährige am Sonntag in ähnlich starker Form an, wird sie schwer zu schlagen sein.
Wiedersehen mit dem Marathon-Team
Der Kampf um die DM-Medaillen wird dabei in Bad Liebenzell auch zu einem Wiedersehen mit der deutschen Marathon-Mannschaft, die im Vorjahr EM-Gold geholt hatte: Neben Dattke sind Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), Deborah und Rabea Schöneborn (SCC Berlin), Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt) und Kristina Hendel (LG Braunschweig) in der Meldeliste zu finden. Dazu gesellt sich die in diesem Jahr schnellste deutsche Marathonläuferin Fabienne Königstein (MTG Mannheim).
Mit Hanna Gröber (LAV Stadtwerke Tübingen), 2021 DM-Dritte im Halbmarathon, hat auch eine der besten deutschen Bergläuferinnen das Potenzial, vorne mitzulaufen. Von den Bahnstrecken kommen wie üblich die Nachwuchsläuferinnen, zum Beispiel die U23-EM-Teilnehmerinnen Lisa Merkel (LG Region Karlsruhe) und Hanna Bruckmayer (LG Telis Finanz Regensburg) sowie die Vize-Europameisterin der U20 über 5.000 Meter Kira Weis (KSG Gerlingen).
Auf die Strecke machen sich am Sonntag neben den Aktiven und den Nachwuchs-Talenten auch die Läuferinnen und Läufer der Masters-Altersklassen. Erwartet werden hohe Temperaturen. Zwar liegen einige der Streckenabschnitte des etwa 2,5 Kilometer langen Rundkurses im Schatten. Dennoch ist die Wasserversorgung an der Strecke aufgrund der Wetterlage noch einmal ausgebaut worden. Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden darüber hinaus darum gebeten, auch eigenverantwortlich Maßnahmen zur Hitze-Anpassung vorzunehmen und für ausreichend Kühlung zu sorgen.