Mit dem zweiten deutschen Rekord innerhalb von fünf Tagen hat Christopher Linke in Budapest sein nächstes Meisterstück abgeliefert. Wie schon über 20 Kilometer gab es dafür über 35 Kilometer bei den Weltmeisterschaften Platz fünf. Spaniens Weltmeister über 20 Kilometer holten sich am Donnerstag auch die Goldmedaille auf der Langstrecke.
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Zwei deutscher Geher behaupteten sich am Donnerstag im WM-Wettbewerb über 35 Kilometer in der Weltspitze – und gingen dabei nicht nur lange in der Spitzengruppe mit, sondern zeigten sich phasenweise auch ganz vorne im Feld: Christopher Linke (SC Potsdam) und Karl Junhannß (LC Top Team Thüringen). Während Junghannß ab etwa Kilometer 20 den Anschluss verlor, konnte Linke seine Spitzenposition in einer achtköpfigen Gruppe lange behaupten. Erst als auf den letzten fünf Kilometern ein Ausscheidungsrennen um die Medaillen begann, musste er vier Athleten ziehen lassen, die noch besser waren.
Im Ziel konnte Christopher Linke dennoch jubeln: Über den zweiten fünften Platz bei der WM von Budapest innerhalb von fünf Tagen. Und über einen neuen deutschen Rekord* in 2:25:25 Stunden – seine vorherige Bestmarke, gleichbedeutend mit dem bisherigen Rekord, unterbot er bei schwül-heißen Temperaturen deutlich um 1:30 Minute. Es war für den Teamkapitän der DLV-Nationalmannschaft bereits der sechste fünfte Platz auf Welt-Ebene. Zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass der 34-Jährige 2013 als Achter erstmals in die Top Ten der Welt vorstoßen konnte.
Karl Junghannß geht in die Top Ten
Karl Junghannß, zwischenzeitlich zurückgefallen auf Rang 14, sammelte gegen Ende des Rennens wieder einen um den anderen Konkurrenten vor ihm ein und feierte auf Platz neun das beste WM-Ergebnis seiner Karriere. 2017 war er WM-Zwölfter über 50 Kilometer geworden. In 2:27:08 Stunden blieb er nur drei Sekunden über dem bisherigen deutschen Rekord. Einen schwarzen Tag erwischte Carl Dohmann (SCL Heel Baden-Baden), der fit und zuversichtlich in den Wettbewerb gestartet war, dann aber feststellen musste, dass gar nichts ging. Nach Kilometer 27 beendete er das Rennen.
Die besten Beine hatte der Mann, der schon die 20 Kilometer gewonnen hatte: Álvaro Martín. Als der Kampf um die Medaillenplätze begann, hielt sich der 29 Jahre alte Spanier zunächst zurück und blieb an den Fersen des jeweils Führenden. Als vorne nur noch der später Zweitplatzierte Brian Daniel Pintado aus Ecuador (2:24:34 h) übriggeblieben war, zog er diesem Schritt um Schritt davon, musste aber geben, um seinen kleinen Vorsprung bis ins Ziel zu bringen. In 2:24:30 Stunden krönte sich Martín zum Doppel-Weltmeister von Budapest. Bronze ging an Masatora Kwano (Japan; 2:25:12 h).
Nicht mehr im Wettbewerb war zu diesem Zeitpunkt der Franzose Aurélien Quinion, der sein Heil in der Flucht gesucht hatte und 29 Kilometer lang einsam in Front war. Mit drei Verwarnungen und einer Zeitstrafe sowie schließlich der Disqualifikation hatte er damit zu viel riskiert.
María Pérez macht spanisches Double-Double perfekt
14 Minuten nach dem ersten Mann kam am Donnerstag die erste Frau ins Ziel. Begleitet von "Venga, venga"-Rufen der zahlreichen spanischen Fans machte María Pérez das Doppel-Gold für Spanien perfekt. Und sorgte dafür, dass nach dem Zweifach-Triumph über 20 Kilometer auch die Titel über 35 Kilometer fest in spanischer Hand waren. Ihrer Tempoverschärfung bei etwa Kilometer 20 konnte niemand folgen, auch nicht Titelverteidigerin Kimberly García León (Peru; 2:40:52 h), die Silber holte. Im Ziel war sie auch ihren Meisterschaftsrekord los, den María Pérez auf 2:38:40 Stunden schraubte.
Für Bianca Maria Dittrich (Droste Running-Team) ging mit dem WM-Start ein Traum in Erfüllung. Sie wollte auf der 35-Kilometer-Strecke, die im kommenden Jahr nicht zum olympischen Programm zählen wird, im besten Fall erstmals unter der 3:00-Stunden-Marke bleiben. In 3:03:05 Stunden gelang das zwar nicht. Doch als Nummer 37 der Meldeliste gestartet, schlug sie sich auf Platz 29 in einem Feld von 47 Athletinnen achtbar.
Stimmen zum Wettbewerb:
Christopher Linke (SC Potsdam):
Nachdem ich gerade 20 Minuten für das TV-Interview gewartet habe, geht's mir jetzt wieder richtig gut. Aber das Rennen war heute ein ganz schöner Kampf. Auf den letzten sechs, sieben Kilometern haben ich mich so sehr gequält wie schon lange nicht, oder wie noch nie in meiner Karriere. Ich habe am Anfang sehr viel investiert, auch viel Tempoarbeit gemacht. Das war am Anfang genau mein Tempo, da musste ich mich richtig zwingen, mich dann wieder rauszuhalten. Hintenraus war die Kraft dann ein bisschen weg. ich weiß nicht, ob's an den 20 Kilometern lag, die ich schon in den Beinen hatte – oder daran, dass viel mehr als 1:30 Minuten unter dem deutschen Rekord eben grad nicht drin ist. Hintenraus war es ein Ausscheidungsrennen. Mein Ziel war es heute, den Wettbewerb sehr erfolgreich abzuschneiden, Minimalziel Top Acht. Wenn ich gesehen hätte, dass das nicht klappt, weiß ich nicht, ob ich bis zum Ende gegangen wäre. Natürlich habe ich den Medaillentraum noch immer, aber es wäre fatal zu sagen, dass die Top Acht der Welt nicht gut genug sind.
Karl Junghannß (LC Top Team Thüringen):
Heute fand ich mich 30 Kilometer gut. Bei etwa 20 Kilometern habe ich leider etwas den Fokus verloren, als ich auf einmal vorne war in unserer Gruppe. Eigentlich war ich relativ gelassen vorher, ich wusste, ich bin gut drauf, wir sind mein Tempo gegangen. Aber dass ich kurz vorne war, hat mich leicht verunsichert, und dann habe ich zwischen 20 und 25 Kilometern Zeit verloren, obwohl ich körperlich wieder fit war und mich recht schnell wieder gefangen hatte. Das sollte eigentlich nicht passieren. Aber jetzt weiß ich auch: Mein Körper kann da vorne mitgehen! Leider fehlten heute fünf Sekunden auf den achten Platz. Trotzdem ist es für mich ein riesen Ergebnis, mein Ziel war es, dass Christopher seinen deutschen Rekord nicht kampflos behält, jetzt bin ich bis auf drei Sekunden an den alten herangegangen. Ich habe in den letzten ein, zwei Monaten die richtige Einstellung im Training gefunden, mit mehr Gelassenheit und der Konzentration auf das Wesentliche. Ich freue mich darauf, daran jetzt weiter anzuknüpfen.
Carl Dohmann (SCL Heel Baden-Baden):
Am Anfang bin ich taktisch dumm gegangen, da war ich zwischen zwei Gruppen, ich hab erst gedacht, die erste ist zu schnell, aber das wäre sie nicht gewesen. Hintenraus war es letztendlich ein totaler Ausfall, ich habe keine Erklärung dafür und kann mich nur bei all denen entschuldigen, die mich auf dem Weg hierher unterstützt haben. Ich habe bis zuletzt gut trainiert und hatte wirklich was drauf. Klar hatte ich Probleme mit der Schwüle, aber die hatten alle. Ich war nicht krank vorher, es gibt keine Ausrede, es lief einfach gar nicht, und das ist nicht hinnehmbar, zumal ich nicht wie andere einen Doppelstart hatte.
Bianca Maria Dittrich (Droste Running-Team):
Es war von Anfang an sehr, sehr hart. Bei solchen Bedingungen bin ich noch nie gegangen, normalerweise habe ich ja jetzt Saisonpause, wenn es im Sommer heißer wird, ich habe ja noch nie an einer internationalen Meisterschaft teilgenommen. Mein Trainer Robert Ihly war extra hier und hat an der Verpflegungsstation gute Worte für mich gefunden und mich motiviert. Die Hitze und die Nervosität haben wohl bei mir dafür gesorgt, dass es nicht wie erhofft unter 3:00 Stunden gegangen ist. Andere haben ja bewiesen, dass man auch hier schnell gehen kann. Ich wollte zeigen, dass ich zurecht hier dabei bin, ich hoffe, das ist mir gelungen. Für die WM-Vorbereitung musste ich unbezahlten Urlaub nehmen, da war ich drei Wochen im Höhentrainingslager in St. Moritz mit den Teams aus Australien und den USA. Im kommenden Jahr wird es weiter schwierig für mich, die 35 Kilometer sind ja nicht im Olympia-Programm, und ich bin einfach eine Langstrecklerin, die Mixed-Staffel ist nichts für mich. Mein Trainer hat gesagt, er hat schon einen Plan, wie ich vielleicht auf die 20 Kilometer umsteigen kann.
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