| Budapest 2023

WM Tag 3 | Die DLV-Athletinnen und -Athleten in den Vorrunden

Weiter geht's am Montag mit dem dritten Tag der WM in Budapest, und das mit vier mit deutscher Beteiligung. Wie sich die DLV-Athletinnen und -Athleten in diesen Wettbewerben präsentiert haben und wie sie selbst ihre Auftritte einordnen, das lesen Sie hier von Disziplin zu Disziplin.
Silke Bernhart / Svenja Sapper

WM 2023 kompakt   TV-Zeiten & Livestreams Live-Ergebnisse

FRAUEN


100 Meter Halbfinals


Gina Lückenkemper muss sich verabschieden

Die Halbfinals über 100 Meter der Frauen hatten es in sich: Bisher waren in der Geschichte von Weltmeisterschaften nur zwei Sprinterinnen in dieser Runde unter 10,80 Sekunden geblieben – am Montag gelang dies gleich zwei Athletinnen in einem Rennen. Shericka Jackson (Jamaika; 10,79 sec) und Marie-Josée Ta Lou (Elfenbeinküste; 10,79 sec) gaben den Ton an, dahinter musste US-Meisterin ShaCarri Richardson als Dritte in 10,84 Sekunden auf die Zeit hoffen, die sie aber schließlich deutlich ins Finale beförderte.

Der zweite Finalplatz über die Zeit ging für 11,01 Sekunden weg, und zwar an Dina Asher-Smith (Großbritannien) und Ewa Swoboda (Polen), die zeitgleich als Achte und Neunte in den Endlauf einzogen. Es war eine Zeit, die sich auch Gina Lückenkemper (SCC Berlin) für ihren Halbfinal-Auftritt vorgenommen hatte, sogar eigentlich eine Zehn vor dem Komma – die ihr in ihrem Rennen möglichwerweise sogar das große Q in den Top Zwei für den direkten Finaleinzug beschert hätte. Denn Platz zwei hinter Titelverteidigerin Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jamaika; 10,89 sec) ging hier für 10,98 Sekunden an Tamari Davis (USA). Doch dort vorne sprintete die Europameisterin am Montag nicht mit: In 11,18 Sekunden erwischte sie nicht das beste Rennen ihrer Saison und schied als Fünfte im Halbfinale aus.

Stimme zum Wettbewerb:

Gina Lückenkemper (SCC Berlin)
Das war nicht das, was ich mir erhofft und vorgenommen habe. Ich glaube aber, das können viele Athletinnen heute sagen. Das waren die beiden langsamsten Zeiten dieses Jahr. Woran es gelegen hat, kann ich noch nicht genau sagen. Die Probleme, die ich gestern mit dem unteren Rücken hatte, gingen heute wieder. Hintenraus habe ich es noch ein bisschen gemerkt, das würde ich aber nicht als Ursache benennen. Das Rennen war heute vorne bedeutend besser als das, was ich gestern gemacht habe. Dann war ich einfach nicht aktiv und aggressiv genug, ich habe mich zu sehr treiben lassen. Dadurch ist mir die Hüfte nach hinten weggebrochen. Dann trifft man sich einfach nicht gut genug vom Körperschwerpunkt und das spiegelt sich in den Zeiten wider. Ich habe das Rennen für mich jetzt schon abgehakt, jetzt steht noch die Staffel an. 
 


400 Meter Hürden Vorläufe


Zweimal Vollgas, zweimal Halbfinale

Die Auftritte von Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) enttäuschen eigentlich nie: Ab dem ersten Schritt Vollgas, das ist ihre Taktik, und die wandte sie auch in Budapest an. In einem Rennen mit der WM-Dritten von 2019 Rushell Clayton (Jamaika; 53,97 sec) und Ex-Weltrekordlerin Dalilah Muhammad (USA; 54,21 sec) war sie nach 200 Metern deutlich voraus, bevor die Favoritinnen Boden gut machten. Auf der Zielgeraden deutete sich an, dass der vierte Platz für den direkten Einzug ins Halbfinale nicht gefährdet würde. Und so musste die Deutsche Meisterin in 54,53 Sekunden – erst dreimal war sie schneller – noch nicht alles in die Waagschale legen.

Im vierten Vorlauf saß Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg) für ihre erstes WM-Rennen im Startblock, und das eine Bahn vor der großen Favoritin Femke Bol (Niederlande), für die der Vorlauf-Sieg in 53,39 Sekunden kaum mehr als ein lockerer Aufgalopp war. Für Demes dagegen war bereits der Vorlauf das Finale – und sie machte ihre Sache sehr gut: Erst auf der Zielgeraden musste sie sich im Fight um den vierten Platz knapp geschlagen geben, aber das Durchziehen bis zum letzten Meter sollte sich lohnen: In 55,29 Sekunden gab’s eine neue Bestzeit. Und nach ein wenig Zittern schließlich auch die Kirsche auf der Sahnetorte: Als Letzte von vier Zeitschnellsten darf Eileen Demes im Halbfinale noch mal ran.

Stimme zum Wettbewerb:

Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen):
Ich wünschte, es gäbe eine Disziplin wie 200 Meter Hürden (lacht). In der zweiten Kurve bin ich mit dem Rhythmus nicht so zurechtgekommen, die Zielgerade war dann wieder in Ordnung. Da habe ich am Ende taktiert und geschaut, ob ich noch alles geben muss, oder ob es schon reicht. Es war extrem heiß auf dem Aufwärmplatz, das schlaucht wirklich, wir haben deswegen heute auch ein kürzeres Aufwärmprogramm gemacht. In Doha hatten wir bei der WM eine klimatisierte Halle, die haben wir hier nicht, aber damit muss man umgehen können. Morgen ist das Rennen ein bisschen später. Eigentlich ist bei mir der zweite Tag einen Tick besser, wenn ich gut regeneriere. Morgen ist vielleicht eine PB drin, ohne den Fehler und wenn ich bei der zehnten Hürde noch mal Vollgas gebe.

Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg):
Ich bin rundum zufrieden, außer mit der zehnten Hürde, die ärgert mich ein bisschen. Ich glaube, da muss ich mich einfach noch ein bisschen mehr trauen, voll draufzugehen, auch wenn die Kräfte schwinden. Aber die ersten neun Hürden waren so gut wie noch nie. Bei Femke Bol mitzugehen, wäre natürlich Selbstmord gewesen, ich habe mich eher an der Ukrainerin vor mir konzentriert, das hat gut geklappt bis zur Zielgeraden. Für das Halbfinale wünsche ich mir einfach, dass alles noch mal so läuft wie heute und dass dann auch die zehnte Hürde besser ist.


Stabhochsprung Qualifikation


Anjuli Knäsche scheitert knapp an 4,50 Metern 

Einen Angriff auf ihre Saisonbestmarke (4,45 m) hatte sich Anjuli Knäsche (LG Leinfelden-Echterdingen) vorgenommen. Dafür hätte die Deutsche Meisterin 4,50 Meter überwinden müssen – beinahe wäre ihr das am Montag gelungen. Beim dritten Versuch über diese Höhe fiel die Latte erst spät. So blieb es bei 4,35 Metern, die sie im ersten Anlauf gemeistert hatte. 

Dass für ein Finalticket andere Höhen hergemusst hätten, war keine Überraschung. Exakt zwölf Athletinnen überquerten die direkte Qualifikationsmarke von 4,65 Metern. Dazu gehörten Titelverteidigerin Katie Moon, die WM-Zweite Sandi Morris (beide USA) und Europameisterin Wilma Murto aus Finnland. Nicht jedoch die einstige Weltmeisterin und Olympiasiegerin von 2016 Ekaterini Stefanidi (Griechenland) und die Olympia-Dritte von 2016 Eliza McCartney (Neuseeland), die sich zuletzt wieder stark in Form gebracht hatte. Beide blieben ohne einen gültigen Versuch. Auch die Olympia-Dritte aus Großbritannien Holly Bradshaw musste mit 4,35 Metern vorzeitig die Segel streichen. 

Stimme zum Wettbewerb:

Anjuli Knäsche (LG Leinfelden-Echterdingen)
Es hat sich abgezeichnet, dass es ein cooler, spannender Wettkampf wird, und das wollte ich mir gerne bis zum Ende angucken. Es war ein cooles Erlebnis, die Stimmung insgesamt gut, die Anlage ist mega. Ärgerlich, dass der letzte Versuch so knapp war! Ich habe den Sprung noch nicht genau gesehen, vom Gefühl her bin ich irgendwo drangekommen, sodass die Latte gefallen ist. Ich wäre gerne besser gesprungen. Das Ziel war, Saisonbestleistung oder PB zu springen, was dann 4,60 Meter gewesen wäre. Die 50 wäre auf jeden Fall drin gewesen. 
 

MÄNNER


400 Meter Hürden Halbfinals


Joshua Abuaku erfüllt sich seinen Traum

Er hatte im Vorfeld kein Geheimnis daraus gemacht: Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt) wollte ins WM-Finale über 400 Meter Hürden. Und das als erster Deutscher seit Rekordhalter Harald Schmid im Jahr 1987.

Dass das kein leichtes Unterfangen sein würde, machte schon ein Blick auf die Konkurrenz in seinem Halbfinale deutlich, in dem auch Weltrekordler Karsten Warholm (Norwegen; 47,09 sec) stand und in dem dahinter der Jamaikaner Roshawn Clarke (47,34 sec) seinen eigenen U20-Weltrekord weiter verbesserte. Auf Platz vier kam Joshua Abuaku ein. Seine Zeit: 48,39 Sekunden – dann hieß es Zittern, aber zum Glück nur kurz. Denn der Frankfurter war im dritten von drei Halbfinals unterwegs. Und mit einem Blick auf die Ergebnislisten stand fest, dass er es als einer von zwei Zeitschnellsten ins Finale geschafft hatte! Im Jahr zuvor hatte dafür im Übrigen noch eine Zeit von 49,00 Sekunden gereicht.

In diese Regionen will sich in Zukunft auch Emil Agyekum (SCC Berlin) vorarbeiten. Den ersten Schritt dorthin machte er am Samstag im Halbfinale: In 48,71 Sekunden steigerte der 24-Jährige seine Bestzeit um zwei Hundertstel, was in seinem Lauf Platz fünf bedeutete. Anschließend verfolgte er noch von der Medientribüne aus, wie sein Trainingspartner Abuaku sich den Traum vom Finale erfüllte.

Stimmen zum Wettbewerb:

Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt):
Das hat diesmal echt ein bisschen gedauert, bis ich sicher war. Ich habe noch im Callroom die 48,4 gesehen aus den vorherigen Läufen, aber ich war mir nicht ganz sicher, ob meine Zeit gereicht hat. Als ich es gesehen habe, war ich dann vielleicht nicht ganz so euphorisch, wie ich vorher gedacht hatte. Ich glaube, dafür brauche ich noch ein bisschen. Heute war es ein wesentlich größeres Stück Arbeit als im Vorlauf, der Rhythmus war nicht so stabil und locker. Im Finale wird der Druck wieder weniger sein und ich habe noch zwei Tage Zeit, da mit frischen Beinen zu stehen. Harald Schmid? Ist mir natürlich ein Begriff, und ich weiß auch, dass es noch ein bisschen hin ist bis zu seinem deutschen Rekord. Aber vielleicht komme ich ihm ja im Finale schon ein bisschen näher. Wir haben in Deutschland gerade ein richtig gutes Niveau. Wenn wir alle so weitermachen, können wir vielleicht auch mal mit drei Deutschen ins Finale ziehen, das ist ein großer Traum, aber kein Ding, das unmöglich ist. Bei uns Männern laufen vier Leute 48er Zeiten, die Konkurrenz belebt das Geschäft, da gab’s noch nie in Deutschland.

Emil Agyekum (SCC Berlin):
Ganz zufrieden bin ich noch nicht, aber über eine PB zum Saisonhöhepunkt kann man sich nicht beschweren. Die ersten sechs Hürden habe ich schon besser getroffen als im Vorlauf, auf der Geraden bin ich auch besser durchmarschiert, es sind Kleinigkeiten, die man noch verbessern kann. Es ist auf jeden Fall geil, dass mit Joshua jetzt ein Deutscher im Finale steht. Wir motivieren uns im Training alle gegenseitig, Luke [Campbell] und Eileen [Demes] sind ja auch noch mit dabei. Ich habe jetzt noch ein Rennen vor mir, beim ISTAF, darauf ich mich als Berliner natürlich sehr.
 

WM 2023 kompakt   TV-Zeiten & Livestreams Live-Ergebnisse

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024