| WM 2023

WM Tag 2 | Die DLV-Athletinnen und Athleten in den Vorrunden

Weiter geht's am Sonntag mit dem zweiten Tag der WM in Budapest, und das mit fünf bis sieben Vorrunden mit deutscher Beteiligung. Wie sich die DLV-Athletinnen und -Athleten in diesen Wettbewerben präsentiert haben und wie sie selbst ihre Auftritte einordnen, das lesen Sie hier von Disziplin zu Disziplin.
Silke Bernhart / Svenja Sapper

WM 2023 kompakt   TV-Zeiten & Livestreams  Live-Ergebnisse

FRAUEN


100 Meter Vorläufe


Gina Lückenkemper macht den ersten Schritt

Das WM-Finale hat sie als großes Ziel auserkoren. Doch dafür muss zunächst die erste Runde überstanden sein. Und diese Pflichtaufgabe bewältigte Europameisterin Gina Lückenkemper (SCC Berlin) am Sonntag – auch wenn sie sich ganz sicher einen lockereren Auftakt erhofft hatte. Aufgrund von Rückenproblemen konnte sie nicht ganz befreit laufen und wurde in ihrem Vorlauf in 11,21 Sekunden Dritte. Das große Q hatte sie damit aber dennoch in der Tasche.

Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) saß im letzten von sieben Vorläufen in den Blöcken und hatte es dort unter anderem mit der fünfmaligen Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jamaika) zu tun. Während diese kaum 70 Meter Gas gab und dann in 11,01 Sekunden als Siegerin austrudeln ließ, musste die DLV-Athletin für den Einzug in die nächste Runde schon alles in das Rennen legen. Schließlich waren aber Platz sechs in 11,43 Sekunden nicht genug.

Drei Athletinnen ließen bereits im Vorlauf mit Zeiten unter elf Sekunden die Muskeln spielen: US-Meisterin ShaCarri Richardson (10,92 sec), Hallen-Vize-Europameisterin Ewa Swoboda (Polen; 10,98 sec) und US-College-Meisterin Julien Alfred (St. Lucia; 10,99 sec).

Stimmen zum Wettbewerb:

Gina Lückenkemper (SCC Berlin)
Der Weg vom Warm-up zum Stadion ist ziemlich lang. Da habe ich mir ein bisschen was in den Rücken reingezogen. Das ist absolut nichts Wildes, die Physios können das in einer Viertelstunde beheben. Trotzdem war das für den Lauf uncool. Wenn sich da hinten etwas nicht zu 100 Prozent gut anfühlt, traust du dich auch nicht, so volle Möhre draufzugehen. Ich habe die Ansage vom Coach bekommen: Top Drei. Das habe ich geschafft. Das Rennen war eher durchwachsen, aber die Generalprobe darf auch durchwachsen sein. Es war gestern schon ersichtlich, dass die Leute Ewigkeiten in der Set-Position sind, bevor der Schuss kommt. Das ist keine angenehme Position und bei diesen Temperaturen verbrennst du dir auch die Finger auf der Bahn. Deshalb gibt es auch so unfassbar viele Fehlstarts.

Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar)
Ich war einfach dankbar, auf der Bahn zu stehen. Ich hätte mir mal eine ruhige Saison gewünscht, habe ich aber nicht bekommen. Daher bin ich unglaublich dankbar für das Team, das mich hier überhaupt auf die Bahn bekommen hat. Natürlich hätte ich mir eine schnellere Zeit gewünscht, das Halbfinale wäre im Bereich des Möglichen gewesen. Aber wenn man sechs Wochen nicht rennen konnte, fehlt der Rhythmus, es fehlt auch der Biss im Wettkampf. Ich hatte dieses Jahr kaum Wettkämpfe, das merkt man dann leider bei einer WM. Mit der Staffel wollen wir ein schönes, sauberes Rennen im Vorlauf zeigen und uns fürs Finale qualifizieren. Im Finale spielen wir dann „Alles ist möglich“. 


Diskuswurf Qualifikation


DLV-Trio zieht ins Finale ein

Auf die deutschen Diskuswerferinnen ist wieder einmal Verlass. Wie schon im zurückliegenden Jahr bei der WM in Eugene (USA) hat ein DLV-Trio geschlossen den Finaleinzug perfekt gemacht, und wie schon damals waren es Claudine Vita (SC Neubrandenburg), Shanice Craft (SV Halle) und Kristin Pudenz (SC Potsdam), die in der Runde der besten Zwölf der Welt um Top-Platzierungen kämpfen werden.

Die direkte Qualifikationsweite von 64,00 Metern konnten am Sonntagmorgen nur fünf Athletinnen überbieten. Die Beste von ihnen: Olympiasiegerin Valaria Allman (USA; 67,14 m), die nach dem weitesten Wurf des Vormittags direkt nach einem Versuch die Tasche packen konnte. Zweimal musste Claudine Vita ran, dann war mit starken 64,51 Metern, der viertbesten Weite der Qualifikation, ebenfalls das Finalticket perfekt.

Shanice Craft hatte in der ersten Gruppe vorgelegt, mit Platz vier und 63,42 Metern konnte sie da bereits zuversichtlich das Stadion verlassen und sich recht entspannt die Leistungen ihrer weiteren Konkurrentinnen in Gruppe B anschauen. Am Ende wurde es Platz sechs der Qualifikation. Auf Platz zehn sortierte sich Vize-Europameisterin Kristin Pudenz (SC Potsdam) ein, ihr Diskus flog dieses Mal bis auf 62,71 Meter. Für 61,31 Metern ging der letzte Finalplatz weg.

Stimme zum Wettbewerb:

Claudina Vita (SC Neubrandenburg):
Das große Q war mein Ziel, das hat so früh am Morgen gut geklappt, das ist super! Dabei lief das Einwerfen gar nicht gut, beim ersten Wurf bin ich weggerutscht, der zweite ging ins Netz. Daher dachte ich mir im ersten Versuch: Hauptsache raus aus dem Käfig! Jeder Wettkampf ist unterschiedlich, das hat man auch bei den Männern gestern gesehen, wo es gar kein großes Q gab – unser Finale ist am Abend, ich bin mir sicher, dass alle da noch ein paar Meter draufpacken. Ich will mich dort auf mich konzentrieren und auf einem Top-Level abliefern. Im Wettkampf ist man schon für sich, auch wenn es schön ist, dass wir dort zu dritt starten – wenn wir alle in die Top Acht kämen, wäre das super! Mein Ziel ist eine Saison-Bestleistung, 66 Meter wären schon schön. Ich trainiere jetzt noch ein bisschen, und versuche mich frischzuhalten fürs Finale. Die anderen Wettkämpfe werde ich mir bis dahin im klimatisierten Hotel anschauen.

Shanice Craft (SV Halle):
Mit dem frühen Aufstehen habe ich kein Problem, wenn man hier im Stadion ist und die Sonne scheint, macht mir das nichts  aus. Ich war aber froh, dass wir noch im Schatten waren. Der erste ungültige Versuch hat mich nicht aus der Ruhe gebracht, es war nur ein bisschen ärgerlich, ich habe es schon beim Umspringen gemerkt. Aber er war etwa so weit wie die anderen, das hat mir Sicherheit gegeben. Jetzt ist es zwar kein großes Q, aber hoffentlich ein kleines. Im Finale werden die Karten neu gemischt. Ich bin hierher angereist, um eine Medaille zu gewinnen. Die Konkurrenz ist auf Top-Niveau, ich weiß, dass dafür eine Bestleistung her muss, aber die traue ich mir zu. Viele haben Angst, diesen Gedanken auszusprechen, weil sie denken, dass sie dann zerfleischt werden, wenn sie es nicht schaffen. Ich glaube, das ist ein deutsches Ding. Da kann man sich an den Amis ein Beispiel nehmen.

Kristin Pudenz (SC Potsdam):
Der erste Versuch war auf Sicherheit, da dachte ich: Das passt, da kann man was draufpacken. Dann haben aber die Beine nicht so richtig das gemacht, was ich wollte. Im Finale ist es besser, dass wir  nur Zwölf sind und nicht 18. Da würde ich im ersten Versuch gerne wieder eine hohe 62er werfen und dann noch was draufpacken. Auch wenn ich natürlich nichts dagegen hätte, wenn schon der Erste sitzt. Aber erstmal geht’s um die Top Acht, ich denke, dafür braucht man 63,50 Meter, und dann versuche ich, mich von Versuch zu Versuch zu steigern, ich mag es, die anderen von hinten zu überholen.

 

MÄNNER


400 Meter Vorläufe


Manuel Sanders trotz starker Leistung ausgeschieden

Manuel Sanders ist in diesem Jahr in neue Dimensionen vorgestoßen. Mit einer Bestzeit von 45,74 Sekunden war er in die Saison gestartet, bei 45,07 Sekunden steht sein Hausrekord mittlerweile. Sein neues Niveau stellte der Dortmunder auch im 400-Meter-Vorlauf unter Beweis: 45,34 Sekunden waren gleichbedeutend mit der viertschnellsten Zeit seiner Karriere – und das im dritten 400-Meter-Rennen innerhalb eines Tages. Am Samstag hatte Manuel Sanders als Startläufer seinen Teil zum Finaleinzug und siebten Rang der 4x400-Meter-Mixed-Staffel beigetragen, 

Für ein Ticket in die nächste Runde reichte die Zeit leider nicht aus – zum erst zweiten Mal in der 40-jährigen WM-Geschichte nach Peking (China) 2015. Um einen Platz und eine Zehntelsekunde verfehlte der 25-Jährige das letzte kleine q. 17 Athleten unterboten am Sonntagmittag bereits in der Vorrunde die 45 Sekunden. Besonders beeindrucken konnte der Norweger Havard Bentdal Ingvaldsen mit 44,39 Sekunden. Er blieb nur sechs Hundertstel über dem 36 Jahre alten Europarekord von Thomas Schönlebe.  

Stimme zum Wettbewerb

Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund)
Ich fühle mich ausgelaugt. Es war sehr heiß heute. Mir ist die Enttäuschung wohl ins Gesicht geschrieben, das Halbfinale um einen Platz zu verpassen. Ich wollte gerne zeigen, dass das geht mit der Doppelbelastung, und es war ja auch echt eine knappe Geschichte. Über einen Tag Pause hätte ich mich gefreut. Die Zeit ist in Ordnung. Der siebte Platz gestern war schon ein guter Erfolg für uns. Ich weiß, dass wir in Deutschland gerade eine positive Entwicklung über 400 Meter durchmachen. Da sind noch ein, zwei andere Jungs, die auch was draufhaben. Insofern hat mein Ausscheiden auch etwas Gutes: Ich kann mich auf die klassische 4x400-Meter-Staffel vorbereiten und da greifen wir dann noch mal richtig an. Beim ISTAF soll dann im Einzel die 45,00 fallen.


400 Meter Hürden Vorläufe


Joshua Abuaku überzeugt mit Bestzeit und Vorlauf-Sieg

Es war ein ungewohntes Bild, das sich da im vierten Vorlauf über 400 Meter Hürden bot. Und eines, das von der wiederkehrenden Konkurrenzfähigkeit der DLV-Athleten in dieser Disziplin zeugt: Joshua Abukau (Eintracht Frankfurt) kontrollierte auf der Außenbahn acht das Feld, rannte gleichauf mit der Spitze auf die Zielgerade und konnte auf den letzten Metern sogar mit lockeren Schritten der Konkurrenz ein paar Zehntel abnehmen. Mit einem Blick nach links auf die Mitstreiter dokumentierte er seine Stärke, die auch die Anzeigetafel wiedergab: 48,34 Sekunden – Bestzeit! Und der direkte Einzug ins Halbfinale.

Dort darf auch Emil Agyekum (SCC Berlin) noch mal ran. Auf der ungünstigen Bahn eins gestartet, reichte es für ihn im letzten Vorlauf zwar nicht für das große Q und die Top Vier. Seine Zeit von 49,00 Sekunden aber war stark genug, um einen Halbfinal-Platz unter den vier Zeitschnellsten zu ergattern. Auf diesen musste auch Constantin Preis (Vfl Sindelfingen) nach seinem Vorlauf hoffen, den er als Sechster in 49,45 Sekunden beendet hatte. Bald aber stand fest, dass er im Halbfinale nur Zuschauer sein wird. Eine bittere Erfahrung für den Deutschen Vizemeister, der sich in dieser Saison auf 48,45 Sekunden steigern konnte und zuletzt in starker Form war – bis im Abschlusstraining der Rücken zumachte und auf einmal gar nichts mehr ging.

Stimmen zum Wettbewerb:

Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt):
Das war nice! Ich habe gemerkt, bis zur achten Hürde bin ich gut dabei, auf der Höhe des Amis. Und die Beine haben sich noch sehr gut angefühlt. Ich konnte das Tempo relativ entspannt mitgehen. Die letzten schnellen Schritte und der kleine Seitenblick am Ende gehören dann auch ein bisschen dazu (lacht) – zu zeigen, dass man noch mehr draufhat. Ich habe heute mit meinem Trainer [Volker Beck] darüber gesprochen, dass eine hohe 48 okay wäre, jetzt ist es eine tiefe geworden. Es ist cool zu wissen, dass wir hier zu dritt am Start sind und alle mitlaufen können. Ich habe vorher gesagt, dass ich mit einer 47,99 ins Finale will, ich denke, den ersten Schritt habe ich heute gemacht.

Emil Agyekum (SCC Berlin):
Ich wäre schon gerne schneller gelaufen, mein Ziel waren die Top Vier in meinem Vorlauf. Aber ich bin trotzdem zufrieden mit dem kleinen q. Über die Bahn eins habe ich mir vorher gar keine Gedanken gemacht, ich nehme es, wie es kommt, das ist mir relativ egal. Im Halbfinale ich will ich aber noch mal schneller laufen und auch ins Finale kommen – auch wenn es schwer wird. Als ich aus dem Callroom rauskam, habe ich noch die letzten 100 Meter von Joshua gesehen und mir gedacht: Okay, nicht schlecht, da hat er gut vorgelegt. Aber ich wusste schon: Josh ist richtig gut drauf.

Constantin Preis (VfL Sindelfingen):
An sich war ich ready. Bis am Donnerstag in der letzten Einheit die Verletzung mit dem Rücken kam. Ich konnte meine Beine nicht mehr bewegen, nicht mehr aufrecht gehen. Das medizinische Team hat mich in der letzten Minute wieder auf die Beine gebracht, aber ich wusste nicht, ob ich hier überhaupt an den Start gehen kann und hatte auch vorher Gedanken, ob ich die erste Hürde überhaupt nehme. Ich habe versucht alles zu geben. Bei dieser WM hat eine 49,4 nicht fürs Halbfinale gereicht, bei den Olympischen Spielen bin ich noch mit einer 49,7 weitergekommen.


Hochsprung Qualifikation


Tobias Potye macht es spannend

Bis einschließlich 2,25 Meter nahm Tobias Potye (LG Stadtwerke München) alle Höhen im ersten Versuch. Dann wurde es eng: Zwei Fehlversuche bei 2,28 Meter sorgten dafür, dass der Vize-Europameister am Ende der Qualifikation doch noch ein wenig zittern musste, denn gleich mehrere Kontrahenten meisterten diese Höhe. Schließlich nahm er sein Schicksal jedoch in die eigene Hand und floppte im dritten Anlauf über 2,28 Meter. 

Dies gelang insgesamt exakt zwölf Athleten, sodass die direkte Qualifikationshöhe von 2,30 Meter gar nicht mehr aufgelegt werden musste. Zu den Qualifikanten für das Finale am Dienstag zählten erwartungsgemäß auch Titelverteidiger Mutaz Essa Barshim (Katar), der ohne Fehlversuch blieb, dessen Co-Olympiasieger Gianmarco Tamberi aus Italien, und Hallen-Weltmeister Sanghyeok Woo (Südkorea). Verabschieden mussten sich dagegen der Dritte der Hallen-WM Hamish Kerr (Australien), Hallen-Europameister Douwe Amels (Niederlande) und auch Altmeister Donald Thomas (Bahamas), Weltmeister von 2007, bei seiner sage und schreibe neunten WM.

Stimme zum Wettbewerb:

Tobias Potye (LG Stadtwerke München):
Das hat heute wirklich lange gedauert. Damit habe ich zu kämpfen gehabt – eine halbe Stunde zwischen jedem Sprung… Daher ist auch der 2,25-Meter-Sprung schon etwas wacklig ausgefallen, am Ende hat auch mein Oberschenkel etwas zugemacht. Der Boden hier ist schnell, aber ich konnte die Geschwindigkeit heute nicht so gut nutzen. Ich habe einfach draufgehalten und gehofft, dass mich der Boden nach oben katapultiert. Mich hat hier das eine oder andere Ausscheiden überrascht, andere haben sich dagegen nicht so schwer getan. Ich werde jetzt erstmal beim Physio mein Bein auflockern lassen, später treffe ich vielleicht noch meine Familie und Freunde. Mit einer Prognose für das Finale tue ich mich gerade schwer. Ich denke, der dritte Platz wird hart umkämpft sein.

WM 2023 KOMPAKT  TV-ZEITEN & LIVESTREAMS  LIVE-ERGEBNISSE

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024