| Interview der Woche

Lia Flotow: „Ich war von Emotionen überflutet“

Mit einem lauten Freudenschrei feierte Hürdensprinterin Lia Flotow am Sonntag ihren Sieg bei der Junioren-Gala in Mannheim. Bereits mit ihrer Vorlaufzeit von 13,32 Sekunden war sie in die Top Fünf Europas vorgerückt. Im Finale folgte dann, bei etwas zu starkem Rückenwind, die Steigerung auf 13,12 Sekunden. Im Interview erzählt die Rostockerin, welche Bedeutung die Junioren-Gala für sie hat und welche Rolle der Mehrkampf bei ihrem Erfolg einnimmt.
Svenja Sapper

Lia Flotow, nachdem du im 100-Meter-Hürden-Finale der Junioren-Gala über die Ziellinie gestürmt bist, hast du einen lauten Freudenschrei ausgestoßen. Was ging dir in diesem Moment durch den Kopf? 

Lia Flotow:
Ich habe die Zeit zuerst gar nicht gesehen. Ich habe geschrien vor Freude, dass ich vorne war. Ich hatte mir so sehr gewünscht und fest vorgenommen, hier zu gewinnen, damit ich vorläufig schon mal mit der U20-EM in Jerusalem planen kann. Jetzt trage ich in Rostock ein bisschen weniger Last auf meinen Schultern und kann in meinem Heim-Stadion einfach noch mal schnell rennen. 

Mit 13,12 Sekunden hast du hier in Mannheim eine Zeit abgeliefert, die in diesem Sommer noch keine andere Hürdensprinterin in Europa gerannt ist – allerdings mit etwas zu viel Rückenwind …

Lia Flotow:
Ich war total überwältigt und von Emotionen überflutet. Ich habe mich mega gefreut, auch wenn es im Endeffekt keine Bestleistung war. Mein Ziel war es, schneller zu rennen als bei meiner Bestleistung, die ich letzte Woche aufgestellt habe: 13,46 Sekunden. Das habe ich deutlich geschafft, im Vorlauf schon. Ich habe jetzt schon viel mehr erreicht, als ich mir als Saisonziel vorgenommen hatte. 

Was war denn das? 

Lia Flotow:
Letztes Jahr bin ich bei der Jugend-DM in Ulm 13,54 Sekunden gelaufen. Dieses Niveau wollte ich bestätigen, und das ist mir ja schon letzte Woche in Hamburg gelungen. Dann hatten wir für Mannheim auf eine Zeit unter 13,40 Sekunden spekuliert. 

Bei der Junioren-Gala treffen sich Talente aus aller Welt, fast wie eine Generalprobe für die U20-EM. Wie hast du diese Erfahrung empfunden? 

Lia Flotow:
Ich finde die Junioren-Gala einen sehr coolen Wettkampf. Im letzten Jahr habe ich hier auch schon mitgemacht und es hat schon damals mega Spaß gemacht. Dass ich bei meiner Rückkehr jetzt hier gewonnen habe, ist natürlich umso besser. Es macht noch mehr Spaß, sich mit internationaler Konkurrenz zu messen und zu sehen, wo man steht. Ich verbinde nur Gutes mit diesem Stadion. 

Dank deines Sieges in Mannheim kannst du jetzt fast sicher mit einem Start bei der U20-EM in Jerusalem planen. Zur endgültigen Nominierung fehlt nur noch der Start bei der Jugend-DM in Rostock. Wie beurteilst du die Chance, dich in Jerusalem erneut mit internationaler Konkurrenz zu messen?

Lia Flotow:
Es wäre mein erster internationaler Start. Dass mir das gelungen ist, damit bin ich schon mehr als zufrieden. Ich denke, mit der Zeit von heute kann man schon ein bisschen weiter vorne mitlaufen, auch wenn der Wind ein bisschen zu stark war. Mit meiner Vorlaufzeit habe ich auch bewiesen, dass ich gut drauf bin. Das Finale bei der U20-EM ist ein Traum, den ich mir gerne erfüllen möchte. 

Deine Stärken liegen nicht nur im Hürdensprint: Letztes Jahr bist du Deutsche U20-Vizemeisterin im Siebenkampf geworden. Siehst du dich eher als Hürdensprinterin oder als Mehrkämpferin? 

Lia Flotow:
Mein Fokus ist schon seit letztem Jahr eher der Hürdensprint. Den Mehrkampf mache ich eher nebenbei, weil ich auch in einer Mehrkampfgruppe in Rostock trainiere. Ich habe am Anfang dieser Saison schon einen Siebenkampf gemacht, der echt gut lief [5.139 Punkte in Papenburg, Anm. d. Red.]. Aber darauf habe ich mich gar nicht speziell vorbereitet und den Wettkampf aus dem Training heraus absolviert. Seither liegt der Fokus eher auf dem Hürdensprint. 

Mit wem trainierst du in der Rostocker Gruppe von Birger Voigt zusammen?

Lia Flotow:
Einige Athleten in der Gruppe haben sich dem Mehrkampf verschrieben, wie zum Beispiel Anna Neubert [Deutsche U20-Meisterin im Siebenkampf, Anm. d. Red.] oder Niklas Tuschling [Deutscher U20-Meister im Zehnkampf von 2021]. Johanna Martin, die gestern die 400 Meter gewonnen hat, ist auch in meiner Gruppe. Sie hat auch den Siebenkampf in Papenburg bestritten, das ist für uns einfach gutes Training. 

Was machst du abseits des Sports?

Lia Flotow:
Ich habe das Glück, meine Schulzeit um ein Jahr strecken zu können, sodass ich erst nächstes Jahr mein Abitur ablegen werde. Den Sport betreibe ich mittlerweile schon seit ein paar Jahren so intensiv, dass er meine komplette Freizeit einnimmt. Ich genieße das aber, man findet ja auch viele Freunde durch den Sport, mit denen man eine ganz besondere Verbindung hat. 

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