Die DLV-Asse haben beim Rehlinger Pfingstsportfest mit Topleistungen überzeugt. Mittelstreckler Robert Farken verbesserte sich auf Platz vier der ewigen deutschen Bestenliste über 1.500 Meter, während Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye erstmals die 19-Meter-Marke knackte. Überzeugen konnten auch Europameister Julian Weber als Speerwurfsieger und Bo Kanda Lita Baehre mit neuem Meetingrekord im Stabhochsprung.
An internationalen Einsätzen in der Nationalmannschaft kann die 24-jährige Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) bisher nur ihren Start beim diesjährigen Winterwurf-Europacup vorweisen. Dass sich das bald ändern wird, zeigte die Kugelstoßerin am Sonntag eindrucksvoll beim 58. Pfingstsportfest in Rehlingen. Nachdem sie erst vor gut einer Woche in Halle ihre Bestleistung auf 18,53 Meter steigern konnte, gelang ihr im Bungertstadion ein weiterer Leistungssprung. Mit 19,31 Metern knackte sie nicht nur erstmals die 19-Meter-Marke, sondern hakte auch deutlich die Norm für die WM in Budapest (Ungarn, 19. bis 27. August) ab, die bei 18,80 Metern steht.
"Die Leistungssteigerung hat viel mit dem harten Training im Winter und den Umstellungen im Technik- und Krafttraining zu tun", erklärte Yemisi Ogunleye anschließend. "Mein größtes Defizit hatte ich aber in der mentalen Stärke, zu der ich dieses Jahr gefunden habe. Ich bin einfach nur dankbar."
Bereits ihr erster Versuch war gefolgt von einem lauten Jubelschrei bei 19,04 Metern gelandet. Über 19,08 Meter im vierten Versuch steigerte sie sich im fünften Durchgang auf die neue Bestleistung. Mit deutlichem Abstand folgten Julia Ritter (TV Wattenscheid 01, 17,45 m) und Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge, 17,34 m) auf den Plätzen zwei und drei. „Das war ein ganz toller Wettkampf, in dem sie mich positiv überrascht hat“, war auch Bundestrainer Sven Lang voll des Lobes.
Robert Farken kratzt am 43 Jahre alten 1.500-Meter-Rekord
Einen ganz starken Eindruck hinterließ auch Mittelstreckler Robert Farken (SC DHfK Leipzig) als Sieger über 1.500 Meter. In seiner Comebacksaison nach Hüftverletzung holte er sich in 3:32,10 Minuten den Sieg vor dem ebenfalls Bestzeit laufenden Briten George Mills (3:33,16 min). Damit hakte der 25-Jährige souverän die WM-Norm ab und ist nun der viertschnellste Deutsche. Zum 43 Jahre alten deutschen Rekord von Thomas Wessinghage (3:31,58 min) fehlte ihm nur gut eine halbe Sekunde. „Ich bin auf jeden Fall zufrieden, auch wenn es im Nachhinein knapp mit dem Rekord war“, verriet er anschließend. „Ich habe die härtesten eineinhalb Jahre meines Lebens hinter mir und freue mich, dass ich hier gewonnen habe.“
Noch nicht ganz rund lief es bei Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen), der Hallen-Europameisterin über 3.000 Meter. Sie startete in Rehlingen ebenfalls über 1.500 Meter, musste sich am Ende in 4:09,29 Minuten aber mit Rang sieben zufrieden geben. „Am Anfang habe ich mich zwar gut gefühlt, am Ende aber schlecht. Das ist eher ungewohnt für mich“, war sie ein wenig ratlos. In der letzten Woche sei sie aber „ein bisschen angeschlagen gewesen“. Den Sieg holte sich die Hindernis-Olympiasechste Zrimsek Marusa Mismas (Slowenien) in 4:06,15 Minuten. Gleich um sechs Sekunden steigerte sich Nele Weßel (Eintracht Frankfurt) mit 4:08,61 Minuten als Sechste. Rang vier belegte die international für Luxemburg startende Vera Hoffmann mit 4:07,83 Minuten
Julian Weber dominiert im Speerwurf mit 88,37 Metern
Im Speerwurf kam Europameister Julian Weber (USC Mainz) am besten mit den schwierigen Windbedingungen zurecht. Mit starken 88,37 Metern steigerte er seine Saisonbestleistung deutlich und deklassierte die Konkurrenz. „Ich bin unfassbar zufrieden! Das war mega geil. In Rehlingen ist es immer schön zu werfen“, strahlte er. „Wir hatten doch recht starken Gegenwind, und ich musste meinen Anlauf wegen der kurzen Anlaufbahn umstellen. Daher bin ich zuversichtlich, dass es demnächst noch weiter geht.“ Der Belgier Timothy Herman (79,47 m), der in dieser Saison schon über 87 Meter geworfen hat, belegte mit deutlichem Rückstand Rang zwei.
Im Hochsprung der Männer scheiterte Vize-Europameister Tobias Potye (LG Stadtwerke München) erst an der neuen Bestleistung von 2,31 Metern. Mit 2,27 Metern holte er sich vor Luis Castro Rivera (Puerto Rico, 2,24 m) den Tagessieg. „Das war ein guter Wettkampf heute“, zeigte er sich zufrieden. „Am Freitag werde ich bei der Diamond League in Florenz starten. Das Teilnehmerfeld dort ist wie eine kleine WM und gibt dann hoffentlich den nötigen Push bei der nächsten Höhe auch noch zuzuschlagen.“
Bo Kanda Lita Beahre sichert sich im Stechen den alleinigen Stadionrekord
Bisher hielt Publikumsliebling Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit 5,72 Metern gemeinsam den Stadionrekord im Rehlinger Bungertstadion. Diesen verbesserte der Vize-Europameister im Stabhochsprung am Sonntag zunächst gemeinsam mit dem Polen Piotr Lisek und dem Türken Ersu Sasma auf 5,73 Meter.
Nachdem alle die 5,81 Meter nicht mehr schafften, gingen Lita Baehre und Lisek in ein Stechen. Dabei sicherte sich der Leverkusener mit 5,76 Metern den alleinigen Stadionrekord. „Ich konnte mich in Südafrika gut auf die Saison vorbereiten. Es war gut, dass ich mich am Ende nochmal verbessern konnte“, lautete sein Fazit. Ziel sei es, mit vielen Wettkämpfen optimal vorbereitet zur WM zu fahren.
Dort möchte auch Hochspringerin Imke Onnen (Hannover 96) im Sommer gern dabei sein. In Rehlingen überquerte sie als einzige Springerin 1,91 Meter und hakte immerhin schon einmal die WM-Bestätigungsnorm ab. „Damit bin ich für heute sehr zufrieden“, freute sie sich und will sich nun gut im Weltranking platzieren. Nach einem Sprung über 1,94 Meter verzichtete sie auf weitere Versuche, um allein im Wettkampf nichts mehr zu riskieren. Rang zwei belegte Yuliya Chumachenko (Ukraine) mit 1,88 Metern. Im Speerwurf holte sich nach der Absage von Berlin-Europameisterin Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) die Österreicherin Victoria Hudson mit 61,99 Metern den Sieg.
Joshua Abuaku mit gelungenem Saisoneinstieg
Über 400 Meter Hürden gab es in Rehlingen einen deutschen Doppelsieg. Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt) gewann in 49,22 Sekunden vor Emil Agyekum (SCC Berlin, 49,38 sec). „Für das erste Rennen hat der Rhythmus schon gut gepasst, und die Zeit ist auch gut“, zeigte sich der EM-Fünfte zufrieden mit seinem Saisoneinstieg. Über die 3.000 Meter Hindernis belegte Frederik Ruppert (SC Myhl LA) in 8:26,61 Minuten hinter dem Kenianer Lawrence Kemboi Kipsang (8:22,86 min) als bester Deutscher Rang zwei.
Über 800 Meter feierte Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) in 2:01,04 Minuten ihren bisher besten Saisoneinstieg. Erst zweimal war sie in ihrer Karriere schneller. Den Sieg holte sich die erst 19-jährige U20-Vizeweltmeisterin Audrey Werro (Schweiz) in 1:59,67 Minuten. Im Para-Weitsprung war Weltrekordhalter Markus Rehm (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit 8,33 Metern wie gewohnt ein Klasse für sich.
Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...