Bei besten Bedingungen purzelten bei der Kurpfalz-Gala in Weinheim am Samstag nicht nur eine Reihe persönlicher Bestleistungen, sondern auch etliche Normen für internationale Meisterschaften. Großen Jubel gab es vor allem an der Weitsprunggrube – hier bot sich dem Publikum nicht nur ein Sieben-Meter-Sprung, sondern auch ein Super-Satz auf 6,91 Meter von Youngster Mikaelle Assani.
Was für eine Eröffnung des Weitsprung-Wettbewerbs bei den Frauen! Als erste Athletin im Starterfeld Anlauf genommen, setzte EM-Starterin Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden) direkt im ersten Versuch nicht nur die Konkurrenz bei B&S Kurpfalz Gala am Samstag in Weinheim unter Druck, sondern einen so weiten Sprung in die Grube, wie nie zuvor in ihrer Karriere. Als sie die Weite hörte, war der Jubel umso größer, denn mit 6,91 Metern hat die junge Athletin die Norm für die Weltmeisterschaften in Budapest (Ungarn, 19. bis 27. August) um sechs Zentimeter übertroffen und darf sich Hoffnungen auf einen Platz im DLV-Team machen.
Für den Sieg in Weinheim reichte es für Assani dennoch nicht. Im sechsten und letzten Versuch schob sich noch Agate de Sousa (São Tome & Principe) vorbei. Passend zur Startnummer eins holte sie sich mit 7,03 Metern sowohl den Sieg als auch einen neuen Landesrekord. Sowohl Agate de Sousa als auch Mikaelle Assani steigerten in Weinheim ihre Bestleistungen deutlich. Mikaelle Assani um 21 Zentimeter, Agate de Sousa sogar um 22 Zentimeter.
Der Fuß hält, die Weite passt
„Noch ist es schwer, Worte zu finden“, beschrieb Mikaelle Assani ihre Gefühlslage unmittelbar nach dem Wettkampf. Sie sei geschockt und „super glücklich“ zugleich. „Klar hatte ich durch die Hallensaison eine Bestätigung, dass ich weit springen kann. Aber dass es so schnell so nah an die Sieben-Meter-Marke geht, damit habe ich nicht gerechnet. Ich muss erst einmal meine Gefühle ordnen“, sagte sie.
Und verriet: „Vor allem weil ich diese Woche wieder mit meinem Fuß gekämpft habe – ich habe öfter Fußprobleme – und im Training deshalb auch keine Sprünge gemacht habe, bin ich sehr erleichtert, dass er so gut gehalten hat und ich sehr konstant gesprungen bin. Auch die anderen Versuche waren alle noch sehr weit.“ So landete sie im dritten Versuch noch einmal bei 6,77 Metern.
Platz drei ging an Lea-Jasmin Riecke (Mitteldeutscher Sportclub; 6,60 m) vor Libby Buder (SC Potsdam), die bereits im ersten Versuch (6,42 m) die Qualifikations-Norm für die U20-Europameisterschaften in Jerusalem (Israel, 07. bis 10. August) überbieten und sich im sechsten Versuch nochmals steigern konnte und den Wettkampf mit neuer persönlicher Bestleistung von 6,47 Meter beendete.
Wolf und Askovic über 100 Meter schnell wie nie
Die schnellsten Zeiten über 100 Meter wurden bei den Männern im Vorlauf erzielt. Sowohl der spätere Sieger im Finale, Oliver Bromby aus Großbritannien, als auch Yannick Wolf (LG Stadtwerke München) kamen nach 10,20 Sekunden ins Ziel. Für Wolf bedeutete dies zugleich persönliche Bestleistung, ebenfalls wie 10,21 Sekunden für Aleksandar Askovic (LG Stadtwerke München). Doch beide Athleten verzichteten auf das Finale.
Der Deutsche Hallenmeister über 60 Meter Aleksandar Askovic begründete dies mit einer Vorsichtsmaßnahme: „Mit der Zeit so früh in der Saison bin ich zufrieden. Ich hatte aber die letzten beiden Tage Schnupfen und bin nicht ganz fit. Weil ich morgen noch ein Rennen in Rehlingen laufe, wollten wir auf Nummer sicher gehen. Ich habe das Rennen heute endlich mal durchgezogen und bis zum Ziel die Knie gehoben. Der nächste Schritt ist nun eine Zeit unter 10,20 Sekunden.“
Platz zwei hinter Bromby (10,31 sec) ging an Enrice Güntert (TV Engen; 10,42 sec) vor dem Deutschen Meister von 2021 Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig; 10,44 sec). Meetingrekordhalter Deniz Almas (VfL Wolfsburg) musste nach 10,20 Sekunden im Vorlauf das Finale frühzeitig beenden. Bei den Frauen siegte Dezerea Bryant aus den USA (11,43 sec) vor der Deutschen Hallen-Meisterin über 60 Meter von 2021 Amelie-Sophie Lederer (LG Stadtwerke München; 11,46 sec) und Lisa Nippgen (MTG Mannheim; 11,46 sec).
Blitzstart und U23-EM-Norm für Manuel Mordi
Als Sieger im Männerrennen über 110 Meter Hürden mit der Norm für die U23-EM im finnischen Espoo (13. bis 16. Juli) ging Manuel Mordi (Hamburger SV) hervor. Direkt nach dem Startschuss konnte er sich an die Spitze setzen und verwies die internationale Konkurrenz in 13,66 Sekunden auf die Ränge. Bereits im Vorlauf hatte er starke 13,64 Sekunden auf die Bahn gebracht.
„In Weinheim heute waren deutlich bessere Bedingungen als zuletzt in Wetzlar. Schon der Vorlauf war super und ich hatte mich bereits im Warm-Up gut gefühlt und bin locker in das Rennen gegangen. Im Finale bin ich vorn mega gut raus gekommen – so einen guten Start hatte ich lange nicht mehr. Doch dann wollte ich zu viel, bin ein bisschen gierig geworden und habe zwei Hürden mitgenommen. Zum Glück konnte ich mich aber wieder fangen und dann noch diese schnelle Zeit ins Ziel bringen“, sagte Manuel Mordi im Anschluss. Sein nächster Wettkampf ist bereits in einer Woche die Sparkassen Gala in Regensburg.
Einen starken Auftritt über die Stadionrunde präsentierte die EM-Achte von München über 400 Meter Hürden Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen). In 52,06 Sekunden lief sie auf wenige Hundertstel an ihre persönliche Bestleistung heran und verwies Hannah Mergenthaler (MTG Mannheim; 53, 28 sec) und Elisa Lechleitner Elisa (LAZ Ludwigsburg; 53,31) auf die Ränge zwei und drei. Über 200 Meter ging der Sieg an die Deutsche Hallenmeisterin Louise Wieland (Hamburger SV; 23,17 sec) vor Lisa Nippgen (23,34 sec). Die 200 Meter der Männer dominierte die internationale Konkurrenz, beim Sieg von Amlan Borgohain (Indien; 20,66 sec) bester Deutscher war Jakob Bruns (LG Brillux Münster; 21,01 sec) auf Rang vier.
Windspiel im Weitsprung der Männer
Den Weitsprung gewann Simon Batz (MTG Mannheim) mit 7,86 Metern. Damit lag der Deutsche Hallenmeister zwar 16 Zentimeter über der Norm für die U23-EM, hatte allerdings zu viel Rückenwind (+2,4). Ebenso wie der Zweitplatzierte Mohammad Alsalami (Syrien; 7,81 m). Als Dritter aufs Treppchen sprang unter regulären Windbedingungen mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 7,79 Metern Luka Herden von der LG Brillux Münster. U20-Europameister Oliver Koletzko (VfB Stuttgart) kam im zweiten Wettkampf nach seiner Fußverletzung im Winter mit 7,65 Metern auf Rang vier.
Bereits am Vormittag wussten zahlreiche Athletinnen und Athleten der Altersklasse U20 die optimalen Bedingungen im Sepp-Herberger-Stadion für sich zu nutzen. Im spannenden Weitsprung-Wettbewerb der männlichen U20 war es am Ende Noah Fischer (TV Herbolzheim), der mit 7,52 Metern nicht nur zum Sieg sprang, sondern auch die Qualifikationsnorm für die U20-EM um sieben Zentimeter übertraf. Mit neuer Bestleistung von 7,44 Metern nur einen Zentimeter daran vorbei schrammte hingegen Julian Holuschek (Eintracht Frankfurt) vor Steven Freund (LAC Erdgas Chemnitz), der sich mit Bestleistung (7,28 m) Platz drei sicherte.
Schnelle Hürdensprints in der U20
Ebenfalls mit persönlicher Bestleistung sprang auch Finja Köchling (Eintracht Frankfurt) zum Sieg. Ihr dritter Versuch wurde bei 6,23 Meter gemessen – drei Zentimeter über der geforderten Qualifikationsnorm für die U20-EM. Rang zwei mit persönlicher Bestleistung (6,04 m) ging an Nelly Sohn (LG Staufen).
Nicht weniger erfolgreich zeigten sich auch die Sprinterinnen und Sprinter über die Hürden. Bereits gut aus dem Startblock gekommen, setze sich Rosina Schneider (TV Sulz) direkt an die Spitze des Feldes und lief in 13,42 Sekunden und damit deutlich unter U20-EM-Norm (13,80 sec) als Siegerin über die Ziellinie. Zudem blieb sie auch in 23,72 Sekunden über 200 Meter unter der geforderten Norm (23,95 sec) für Jerusalem.
Bei der männlichen U20-Konkurrenz siegte über 110 Meter Hürden der Österreicher Enzo Diessl (13,32 sec; Vorlauf: 13,22 sec) vor Bruno Betz (SSV Ulm 1846), der in 13,91 Sekunden ebenfalls unter U20-EM-Norm geblieben ist. Der Fürther Nils Leifert verzichtete nach 13,64 Sekunden im Vorlauf auf einen Start im Finale.
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