Die "Lange Laufnacht" hat längst einen festen Platz im Terminkalender vieler Läuferinnen und Läufer und packt auch im Jahr 2023 wieder eine Schippe drauf: Für etwa 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden viele stark besetzte Rennen von internationaler Klasse gestrickt, die nicht nur als erste wichtige Standort-Bestimmung dienen, sondern auch für Weltranglistenpunkte sorgen sollen. Auf YouTube ist die Veranstaltung am Samstag ab 12:00 Uhr im Livestream zu sehen.
Nach Meldeschluss staunen die Macher der „Langen Laufnacht“ in Karlsruhe über fast 1.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus insgesamt 39 Nationen, die am 20. Mai das Carl-Kaufmann-Stadion in ein fast ganztägiges Lauf-Festival mit mehr als 45 Rennen verwandeln werden.
Über 800 Meter steht ganz sicher das Comeback des 1.500-Meter-Spezialisten Robert Farken (SC DHfK Leipzig) im Mittelpunkt: Seit März 2022 und dem Finale der Hallen-WM hat der fünfmalige Deutsche Meister aufgrund von Hüftproblemen keinen Wettkampf mehr bestritten. Jetzt soll's auf der Unterdistanz losgehen, bevor am 28. Mai in Rehlingen auch das erste 1.500-Meter-Rennen seit mehr als einem Jahr bevorsteht.
"Robert ist fit und selbstbewusst", sagt sein Trainer Thomas Dreißigacker, "er trainiert ja mit guten Jungs und weiß: Wenn er da mithalten kann, dann muss er auch selbst was draufhaben." Die Reise nach Karlsruhe: ein Abstecher aus dem Trainingslager in St. Moritz (Schweiz), in das der 25-Jährige auch direkt nach dem Rennen wieder zurückreisen wird.
Katharina Trost zurück auf den 800 Metern
In Karlsruhe steht Farken gegen sehenswerte nationale und internationale Konkurrenz an der Startlinie. Darunter der Aufsteiger der Hallensaison Luis Oberbeck (LG Göttingen) und der Deutsche Meister Tim Holzapfel (Unterländer LG) sowie der Australier Joseph Deng und Yevhen Hutsol aus der Ukraine. Insgesamt 130 Mittelstreckler sind angekündigt.
Bei den Damen ragt auf den zwei Stadionrunden aus deutscher Sicht Katharina Trost (LG Stadtwerke München) heraus. Für die Deutsche Hallenmeisterin über 1.500 Meter, die eigentlich von den 800 Metern kommt, sich zuletzt aber der längeren MIttelstrecke verschrieben hatte, ist es das erste 800-Meter-Rennen seit Juli des vergangenen Jahres. Sie muss sich unter anderen gegen die Deutsche U23-Meisterin Lucia Sturm (TSV Moselfeuer Lehmen) behaupten, auch Vorjahressiegerin Rani Baillevier (Belgien) ist am Start.
Heimspiel für Christoph Kessler
Auch die lange Mittelstrecke ist exzellent besetzt: Lokalmatador Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe) muss sich nicht nur der vielen deutschen Konkurrenten erwehren, sondern trifft im Kampf um Weltranglistenpunkte auf U23-Europameister Ruben Verheyden (Belgien) und eine sehr hohe Qualität: Insgesamt haben zwölf der 160 gemeldeten 1.500-Meter-Läufer Bestzeiten unter 3:37 Minuten. Auch Hindernis-Europameister Topi Raitanen (Finnland) möchte das Meeting für ein Unterdistanzrennen nutzen.
Bei den Frauen versuchen zum Beispiel Universiade-Gewinnerin Caterina Granz (LG Nord Berlin) und die Deutsche Vizemeisterin der U23 Fabiane Meyer (TV Westfalia Epe), hinter der Tempomacherin gemeinsam mit Giulia Aprile (Italien), Joceline Wind (Schweiz) und der WM-Siebten über die Hindernisse Aimee Pratt (Großbritannien) möglichst schnelle Zeiten zu erzielen.
Die 3.000 Meter Hindernis sind in diesem Jahr so gefragt, dass sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern erstmals jeweils zwei hochkarätige Rennen angeboten werden. Im Feld der Frauen befindet sich auch die 20 Jahre junge EM-Teilnehmerin Olivia Gürth (Diezer TSK Oranien), die sich im letzten Jahr auf 9:47,76 Minuten verbesserte. Bei den Männern könnte der neu in die U23 aufgerückte Kurt Lauer (LAZ Ludwigsburg) den DM-Fünften Brian Weisheit (LSC Höchstadt/Aisch) im Kampf um die deutsche Poleposition herausfordern.
5.000 Meter als Highlight zum Abschluss
Im Scheinwerferlicht der hoffentlich trockenen Karlsruher Nacht werden die 5.000-Meter-Läufe abschließend zum Großereignis. Bei den Frauen ist die Dichte so groß, dass mehr als 20 Athletinnen mit Bestzeiten schneller als 16:00 Minuten gemeldet sind. Darunter ist wenige Tage nach ihrer Nominierung für den Europacup auch die Deutsche Vizemeisterin über 10.000 Meter Eva Dietrich (LAV Stadtwerke Tübingen).
Im A-Lauf der Männer dürfte der Sieg unter anderem über den Briten Tom Mortimer gehen, der eine Bestzeit von 13:28,12 Minuten mitbringt. Im Sog der internationalen Konkurrenz werden auch Tom Förster (LG Braunschweig), Nick Jäger (LSC Höchstadt/Aisch), Markus Görger (LG Region Karlsruhe) oder Jonathan Dahlke (TSV Bayer 04 Leverkusen) versuchen, ihre Bestzeiten zu unterbieten.
Neben Weltranglistenpunkten geht es vor allem für viele U23-, U20- und U18-Athletinnen und Athleten auch um die Normerfüllung für zahlreiche internationale Ereignisse im Jahr 2023. Dass die „Lange Laufnacht“ dafür ein gutes Pflaster ist, scheint sich herumgesprochen zu haben.
Die Veranstalter bieten ab 12:00 Uhr auf YouTube einen Livestream von der "7. Langen Laufnacht" an.